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“The Wild Party” - da geht was ab an der Konservatorium Wien Privatuniversität

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An der Konservatorium Wien Privatuniversität scheinen in der Abteilung Musikalisches Unterhaltungstheater derzeit spannende Umstellungen im Gang zu sein. Nehmen wir als Beispiel die Aufführungen der Musicalabteilung. Lange Zeit gab es die Möglichkeit, den ersten Jahrgang der Ausbildungsstätte im Laufe der ersten Monate eines Jahres im Rahmen einer kleinen Show zu erleben. Diese Shows, meistens Revuen, waren ohne Ausnahme sehenswert. Manches Mal wurde etwas prominenter auf die Aufführungen verwiesen, manchmal eher zurückhaltender, aber man wusste fast immer Bescheid und konnte so einen Jahrgang vom ersten öffentlichen Auftreten innerhalb des Studiums bis zur Diplomshow vier Jahre später im Auge behalten. 2010 ist man von diesem Prinzip abgegangen und hat eine “geheime” Aufführungssession in den institutseigenen Proberäumen abgehalten. Keine Ankündigung, kein Newsletter. Schade, ist doch das Vermitteln von Aufführungspraxis unter möglichst realitätsnahen Bedingungen ein blendend gewähltes Ziel des Konservatoriums. Die Show des ersten Jahrgangs intern abzuhalten, kommt ein wenig so rüber als wären a) die Neuen so schlecht, dass man sie extern nicht zeigen kann b) die finanziellen Mittel so knapp, dass man sie streichen musste, wobei da auch c) die Streichung der Show des 4. Jahrgangs mit ins Spiel kommt. Denn ab 2010 gibt es am Konservatorium zwar eine sogenannte Bachelor-Show, die entweder die klassische Revue ist, die man bisher gewohnt war, dann aber die Einzelperformances, die für die Abschlussprüfungen immer einstudiert und von den Studenten individuell gestaltet werden konnten, ersatzlos ablöst. Natürlich könnte sich auch d) die Meinung des einen oder anderen durchgesetzt haben, dass man ja ohnedies nur im ersten Jahr am Kons genügend Zeit “zum Lernen” zur Verfügung hat und es nur gut sei, dass es nicht durch Aufführungen gestört wird - was aber andererseits kein Argument ist, weil es ohnedies eine Aufführung gegeben hat, nur eben unter Ausschluss der Öffentlichkeit, daher also doch eher a) bis b). Wie auch immer, es scheint sich also was zu tun am Konservatorium, und es scheint darauf hinauszulaufen, dass die neuen Studenten im Rahmen ihrer Ausbildung zwei Shows weniger die Möglichkeit haben, sich - nach außen - zu präsentieren. Aber vielleicht kommt auch alles anders - oder mehr Zeit “zum Lernen”?

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Blendend präsentieren konnte sich die Abteilung Musikalisches Unterhaltungstheater jedenfalls vom 26. Mai bis 1. Juni 2010 mit der Aufführung von Andrew Lippas Musical “The Wild Party” (zum Inhalt der Show siehe –> hier). Im Vorfeld wurde in einer Kulturpostille Lippas Werk als für das Genre “nicht unbedingt typisch” bezeichnet: Man würde in dieser Show, die am 24. Februar 2000 ihre Off-Broadway-Premiere gefeiert hat, Gewalt, Sex, physische und psychische Härte zu sehen bekommen. Oh Gott oh Gott, ob man das dem typischen Musicalfan, der sich nur “berieseln” lassen möchte, vorsetzen darf, so die ungefähr ableitbare Frage? Man konnte beim Lesen des Artikels fast den Eindruck bekommen, Musical sei die Löwingerbühnenfraktion des Musikalischen Unterhaltungstheaters, Andrà© Rieu wäre dagegen fast schon ein Goth der Unterhaltungsmusik. Was waren gleich noch mal die Themen von Shows wie “Rudolf”, “Rebecca”, “Jekyll & Hyde”, “West Side Story” und wie sie alle heißen? Verwechseln wir den Begriff Thema mit der Umsetzung? Aber nehmen wir das alles nicht so ernst, die Autorin zitiert ja auch Alexandra Frankmann-Koepp mit dem Satz: “”The Wild party” ist kein Mainstream-Musical, aber es ist toll.” - was für eine “fast” gefährlich verwirrende oder verwirrte Aussage. Am Off-Broadway war die Party im Manhattan Theatre Club übrigens nach 54 Vorstellungen am 9. April 2000 wieder vorbei. So viel zum Thema Reality-Check. So viel man nämlich auch von Lippas Show halten mag, könnte man sie auch als Musical bezeichnen, in dem sich eifersüchtige Männer prügeln und besaufen beziehungsweise diesen Eindruck erwecken, während sie tatsächlich singen und tanzen. So ganz war sich da die Kritik, was die Beurteilung der Show betrifft, nicht einig. Letzten Endes vielleicht doch nur eine Art Mainstream mit etwas besserer Musik?

Geht man davon aus, um wieder zum Anfangsstatement zurückzukommen, dass man an der Konservatorium Wien Privatuniversität Musicals unter anderem deshalb aufführt, um die Studenten an eine gewisse Realitätsnähe (hier allerdings, was die Arbeit am Theater betrifft) zu gewöhnen, dann, müsste man meinen, ist wohl eines der wichtigsten Ziele, auch den “Castingprozess” für eben diese Shows nicht so zu gestalten, als würde man sich in einer Märchenwelt à  la Alice’s Wonderland befinden. Das Casting als kleiner Reality-Check, damit wird man im Alltag draußen, außerhalb der Schule, rasch konfrontiert, und wenn man vier Jahre lang in all den Schulproduktionen nur die kleinsten Rollen bekommen hat, dann stellt man sich mit Sicherheit schon lange vorher Fragen.

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Natürlich ist man an einer Musicalschule etwas limitiert. Man hat all jene Studenten mit Rollen zu versorgen, die gerade eingeschrieben sind. Entscheidet man sich dafür, dass es wichtiger ist, ein bestimmtes Musical aufzuführen, als ein Musical zu finden, das man mit dem vorhandenen Potential aufführen kann, dann ist ein solcher Castingprozess etwas tricky (dafür die Wahl der Show unkomplizierter) - mitunter kann es vorkommen, dass man Rollen zu besetzen hat, die von den abteilungseigenen Studenten unmöglich alle abgedeckt werden können. Interessanterweise setzt das Konservatorium in letzer Zeit auf recht tanzbetonte Stücke. Ein Ruf als tanzorientierte Ausbildungsstätte indes wäre neu, auch wenn es vor ein paar Jahren Ansätze gab mit der kurzfristigen Verpflichtung eines Choreographen, der einen irren Kick in einen der Jahrgänge brachte. Doch in diesem Jahr greift ein anderer Ansatz verstärkt: das abteilungsverbindende Element, wir lieben ja alle das Schlagwort Vernetzung. Auf der Bühne sehen wir nicht nur die Studenten der Abteilung Musikalisches Unterhaltungstheater, sondern auch Kollegen aus der Abteilung Ballett: Yi Yi Wang (mit einem fantastischen Tanzsolo im 2. Akt: “Jackies letzter Tanz”), Anna Schumacher, Kyra Chlebowski, Yue Yating und Manaho Shimokawa durchmischen sich mit dem Musical-Ensemble, und tatsächlich ist ihre virtuose Körperbeherrschung stellenweise so fesselnd, dass sie von den dagegen teilweise und fallweise abfallenden guten Movern der Musicalabteilung ablenken. Nur ein Problem gibts, oder zwei. Es ist nicht immer ganz der Rhythmus, den die Balletttänzer gewohnt sind, und: ist das Musicalgenre nicht jene Disziplin, die auf drei Fundamenten aufbaut: Gesang, Schauspiel … und Tanz? Wie auch immer, besser, man erkennt Defizite im eigenen Potential und versucht diese mit Talenten aus anderen Abteilungen bühnenwirksam zu kaschieren, als man blamiert sich auf offener Bühne. Die Tanzszenen bleiben allerdings vergleichsweise der Schwachpunkt der Aufführung. Gerade Glanznummern wie der Titelsong “Die wilde Party” leben von mehreren parallel ablaufenden Tanzeinheiten. Da matchen sich normalerweise mehrere Formationen, da liefert das Ensemble dazu eine perfekt auszuckende Tanzeinheit, das alles kann man nicht machen, wenn das Potential der einzelnen Studenten dafür (jetzt noch) nicht ausreicht. Die Lösung ist das rasche Übergehen in eine immer noch sehr wirksame Gruppenchoreographie, in der wieder die Kollegen aus der Ballettabteilung abtanzen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her, während einige andere vergleichsweise spazierentanzen. Insgesamt gesehen aber kommen Szenen wie “Der Juggernaut” gut rüber.

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Realitätsnähe scheint allerdings auch bei der Besetzung einer der Hauptrollen nicht ganz oben auf der Liste gestanden zu haben. Martina Lechner (3. Jahrgang) für die Rolle der Queenie zu besetzen, ist eine etwas eigenwillige Interpretation von Realitätsnähe. Da geht es nicht einfach darum, wie gut oder schlecht sich die Studentin macht, denn sie macht ihre Sache gut, sie passt einfach nicht in die Rolle. Weder Stimme noch Optik, und auch nicht die Art, wie sie sich zu bewegen imstande ist. Ist das für Martina Lechner eine große Belastung, sieht sie das anders? Man weiß es nicht. Man kann aber definitiv sagen, dass sie ihr Bestes gibt - und kann im Übrigen jegliche weitere Kritik unterlassen. Ihre Alternativbesetzung Miriam Mayr dagegen ist eine Queenie, vom ersten Moment an. Sie muss sich da nicht erst viel erarbeiten, sie hat das gewisse Etwas, das man sich nicht anschminken kann. Es hat auch etwas mit Körperhaltung, Körpersprache zu tun, das reicht bis hin zu Maske und Kostüm, das bei der einen Darstellerin ein harmonisches Ganzes ergibt und bei der anderen nicht. Mayr hat jetzt vielleicht (noch) nicht die Mörderstimme, aber ihre Interpretation der Queenie ist vielschichtig, sie hat eine ausdrucksstarke Mimik und kann der von ihr dargestellten Figur eine gewisse Tiefe verleihen, wobei es noch ein bisschen intensiver hätte sein können beispielsweise bei “Maybe I like it that way”, dessen zweideutige Eindeutigkeit ein wenig verloren geht.

Wunderbar Lena Brandt, die als Kate auf der Bühne steht. Spielt sie mit Martina Lechner ist ihr erstes Erscheinen auf der Bühne wie ein Bombeneinschlag, so als wäre der Broadway mitten im Leonie-Rysanek-Saal eingefahren, so verschieden wirken die Welten, die hier aufeinanderprallen. Im Zusammenspiel mit Miriam Mayr ist das ein vorzügliches Theatererlebnis. Lena Brandt ist vortrefflich bei Stimme, ihr “Juggernaut” ist sicher eines der Highlights des Abends.

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Sie ist aber nicht der einzige Volltreffer. Laura Hempel beispielsweise, die als Mae die durchgeknallte Freundin von Eddie, dem Boxer, gibt, entspricht in ihrem Auftreten genau dem, was sie laut Rollenbeschreibung sein soll: klein, beknackt und süß. Bei ihr passt alles, Schauspiel, Gesang, Tanz, eine perfekte Rolle, ein Glücksfall. Auch Konstantin Zander als Boxer Eddie ist vom Typ her gut besetzt und schauspielerisch übezeugend, nur mit einer noch sehr belegten Stimme mit dabei. Als Lesbe Madelaine True verkauft Petra Straussova ihre große Solonummer “Eine altmodische Love-Story” schauspielerisch blendend, stimmlich okay.

Sind viele der Charaktere vom Buch her gut herausgeabeitet, so gibts dann auch noch die kleineren und ganz kleinen Partien wie Phil und Oscar, gespielt von Timo Verse und Sebastian Brandner. Timo Verse punktet mit guter Stimme, wo er die Chance bekommt, aber im Gegensatz zu den meisten “Typen” in “The Wild Party” sind Phil und Oscar fast statistenhafte Rollen, dasselbe trifft auf Max zu, gespielt von Johannes Sorgner. Er steht als “Partygast” als einziger Student des 1. Jahrgangs der Abteilung Musikalisches Unterhaltungstheater auf der Bühne, hat eine kleine Gesangseinlage im Titelsong “Die wilde Party” und zeigt dabei, dass er Stimme mit Potential und eine natürliche, sympathische Bühnenpräsenz hat, vermutlich gut tanzen kann und ein kleiner großer vielversprechender Strahler ist - und das ist ja letztlich für eine Show, in der der 1. Jahrgang normalerweise gar nicht antritt, sehr viel.

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In den männlichen Hauptrollen sind Oliver Liebl als Black und Christoph Messner als Burrs zu sehen. Messner ist in der Rolle eine Wucht, da steht jemand auf der Bühne, dem man gerne zusieht und in den man auch Vertrauen hat, dass er imstande ist, alles richtig zu machen. Da muss man nicht mitzittern, ob ein Ton richtig sitzt, sondern man freut sich am Variantenreichtum des Ausdrucks in jeder Beziehung, da versteht man vor allem auch jedes Wort, da sieht so gut wie nichts aufgesetzt aus, ein irrer Körpereinsatz fasziniert, das passt - mit Sicherheit die überragende Leistung im Rahmen der Show. Mit Oliver Liebl ist die Rolle einerseits nicht wirklich vom Konzept her ideal besetzt, aber die Gründe, warum Black so besetzt ist, und nicht anders, liegen auf der Hand. Schauspielerisch war Liebl auf einem guten, aber nicht beeindruckenden Niveau, stimmlich ebenso. Was er ausstrahlt, ist eine gewisse Selbstsicherheit, und am Rest arbeitet er noch.

Interessant das Bühnenbild, das einerseits aus eher leichten Elementen wie Tisch, Bett, Couch besteht und auf der anderen Seite ein schweres Hebe-Element aufweist, das eine andere Ebene der Handlung auf die Bühne trägt und dessen Heben und Senken an zwei wesentlichen Punkten des Musicals stehen. So spiegeln sich die Schwere der Themen und die manchmal vorhandene Leichtigkeit des Scores im Bühnenbild. Schön gemacht, wenn das die Idee dahinter war. Verantwortlich für das Bühnenbild ist Timo Verse, Student des 2. Jahrgangs (und in der Rolle des Phil auf der Bühne).

Die Inszenierung (Alexandra Frankmann-Koepp), die auf der Amstettener Fassung der Show von Hannes Muik und Werner Sobotka beruht, bietet an die zwei Stunden Top-Unterhaltung ohne jegliche Länge, nur ein Punkt stört: die Crux mit der Statisterie. Viele der Studenten haben, wenn sie nicht gerade ein Solo zu singen haben, die Aufgabe, Partygäste zu mimen. Sie tun das mitunter wie Karpfen, mit weit aufgerissenen Mündern - und hemmungslos übertriebener Gestik. Das ist ein Schwachpunkt, denn das lenkt vom Geschehen ab, zerreißt die Schärfentiefe, die eigentlich aufgebaut werden sollte, mit dem Fokus auf den Solisten und dem unscharfen Bereich der Statisterie.

Andrew Lippa verwendet für die Kompositionen in seiner Show zeitgenössische Stile, zitiert gleich mit dem ersten Ton des Scores Duke Ellingtons Jungle-Style mit seinem typischen Growling, und auch Kurt Weill ist ihm ein Begriff, andererseits bleibt er diesen Stilen nicht treu, sondern durchmischt Elemente der 1920er- bis 1990er-Jahre kunterbunt, bringt zum Jazz auch den Rock, R&B und Pop. Das spiegelt sich beispielsweise auch bei den Arrangements der Cast-CD aus dem Jahre 2000, wenn da im Opener “Queenie Was A Blonde” auf einmal E-Gitarren Verwendung finden. In der Version des Konservatoriums (Musikalische Leitung, Arrangements: Peter Uwira) sind keine E-Gitarren zu hören, den Bruch hat man sich erspart, und das ist gut so. Die Band hat ein Alt- und Tenorsaxophon sowie Klarinette und Querflöte (alle: Lisi Steiger) zur Verfügung, weiters am Klavier Peter Uwira, am Kontrabass Sebastian Küberl und am Schlagwerk Gerfried Krainer. Einziges Manko beim Schlagwerk, wofür der Schlagwerker nichts kann: In den Momenten, in denen die E-Drums auch tatsächlich wie kleine Plastikdöschen klingen, weil sie nunmal manchmal, nicht immer, so klingen, hinterlassen sie einen schlechten Eindruck. Aber ökonomische- und Platzgründe … ok. Die Band spielt um ihr Leben und bringt den aufregenden Vibe der Musik, die sexuelle Spannung bis hin zum dramaturgischen Höhepunkt großartig auf den Punkt.

Fazit: Zwei Stunden beste Unterhaltung auf für eine Schulproduktion sehr hohem Niveau mit einem beeindruckenden Christof Messner, und einer wunderbar spielenden Lena Brandt.

Leading Team
Buch, Musik und Liedtexte: Andrew Lippa
Original-Arrangements: Michael Gibson
Deutsche Übersetzung: Wolfgang Adenberg
Bearbeitung: Hannes Muik, Werner Sobotka
Musikalische Leitung, Arrangement: Peter Uwira
Regie, Produktionsleitung: Alexandra Frankmann-Koepp
Choreographie: Marcus Tesch
Dancecaptain: Astrid Nowak
Stage Combat: Mel Stein
Bühne: Timo Verse
Lichtdesign: Dulcinea Jan
Kostümdesign, Inspizienz, Requisite: Doris Richter
Kostüme: Kostümhaus Lippitsch
Konsultantin: Alexandra Fitzinger
Maske: Wilhelm Galli, Regina Tichy
Technische Koordination: Ernst Wilfinger
Bühnenmeister: Harald Lindermann
Bühnenbildbau: Stefan Michelfeit
Ton: Markus Urban, Florian Bogner
Verfolger: Vera Ledel
Garderobe: Heike Portisch

Band
Alt-, Tenorsaxophon, Klarinette, Querflöte: Lisi Stiger
Klavier: Peter Uwira
Kontrabass: Sebastian Küberl
E-Drums, Percussion: Gerfried Krainer

Cast
Queenie: Martina Lechner (3)* 27.05./29.05./01.06./Miriam Mayr (3) 26.05./28.05./31.05.
Burrs: Christof Messner (3)
Kate: Lena Brandt (3)
Black: Oliver Liebl (2)
Madelaine: Petra Straussova (3)
Oscar: Sebastian Brandmeir (2)
Phil: Timo Verse (2)
Eddie: Konstantin Zander (2)
Mae: Laura Hempel (2)
Nadine: Andreja Zidaric (2)
Dolores: Caroline Zins (2)
Sam: Florian Stanek (2)
Max: Johannes Sorgner (1)
Jackie: Yi Yi Wang (als Gast)**
Rose: Anna Schumacher (als Gast)**
Peggy: Kyra Chlebowski (als Gast)**
Babe: Yue Yating (als Gast)**
Ellie: Manaho Shimokawa (als Gast)**
Chor: Tanja Petrasek (1)(Franziska Kemna (1)/Salka Weber (1)/Alixa Klemm (1)/Dieter Hörmann (1)/Manuel Heuser (1)/Manuel Walcherberger (1)
* (3): Jahrgang, in dem sich der/die Studierende befindet
** Studierende(r) der Abteilung Ballett

Eine andere Meinung zur Show gibts –> hier, und eine nochmals andere, geschrieben von Sascha Sautner, wird in der nächsten Ausgabe von “musicals” erscheinen (August/September 2010).

4 Kommentare »

  markus wrote @ Juni 9th, 2010 at 00:38

Als ehemaliger Student des Konservatoriums der Stadt Wien (so hieß es zu meiner Zeit noch) kann ich die Entwicklungen an der Musicalabteilung teilweise nur mit größter Skepsis und Bedauern beobachten. Ich selber habe meine Weg immer zwischen den Genres Musiktheater und Schauspiel beschritten, sehe meinen Platz im aktuellen Musicalgeschehen sehr realistisch (als nicht gegeben) und arbeite in letzter Zeit zugegebernmaßen mehr im Sprechtheaterbereich. Das Exklusive und Besondere an der Ausbildung in der Johannesgasse (alter Standort der Abteilung Musikalisches Unterhaltungstheater) bestand aber immer darin, dass einem neben guten Handwerk und der Möglichkeit sich wirklich auszuprobieren (und das kann nur geschehen, wenn man auch scheitern darf) auch eine gewisse Theaterethik, ein gesundes Mass an Skepsis und Gespür für subtile Töne und Stimmungen auf der Bühne vermittelt wurden. Da waren immer Lehrpersonen am Werk, die sich in den Dienst der Sache gestellt haben, denen das Lernerlebnis, das Eingehen eines Risikos zugunsten einer Entwicklung immer vor ihrem Renomee standen. Nur das zur Erklärung, warum ich nicht so viel von Typecast an Schulinstitutionen halte. Die Aufführungen sind zum Großteil eine Werkschau, eine Reflexion des bisher Erreichten,die sich meiner Meinung nach nicht als Visitenkarte einer Institution sehen sollten, sondern als Möglichkeit für junge Studierende ihre ersten Schritte auf der Bühne zu machen. Und das mit dem Bewusstsein sich einem wohlwollenden Publikum zu stellen, das zum Großteil aus Angehörigen, Freunden und Kollegen besteht. Ich hätte meine größten Entwicklungsschritte, ja überhaupt essentielle Aha-Erlebnisse in der gesamten Ausbildung nie machen/haben können, wenn man mir nicht Rollen “zugemutet” (in diesem Fall mit Betonung auf MUT)hätte, mit denen ich zu der damaligen Zeit sicherlich nie besetzt worden wäre. Nur so kann ein Lernprozess überhaupt in Gang gesetzt werden. Umgekehrt ist es genauso wichtig für jemanden, der über große Qualitäten verfügt und gewohnt ist diese “tripple threats” in Hauptrollen quasi als Joker auszuspielen in zurückhaltendem und unterstützendem “Ensemblespiel” oder der nuancierten Erarbeitung einer kleinen Nebenrolle gefordert zu werden. Beides begegnet uns im Alltag des Musicalbetriebes: Heute Ensemble, morg ein ein Cover der Hauptrolle. Und wir wissen, die wichtig beide Gruppen, die leading und die supporting parts (viel sinniger und bezeichnender als Nebenrolle) in einer geglückten Aufführung eines Stückes sind. Deswegen fand ich es auch beunruhigend zu hören, dass man sich vor ein paar Semestern dazu entschlossen hatte, mit der alten Tradtition der Mehrfachbesetzungen zu brechen. Meines Wissen handelt es sich bei dieser Arbeitsweise an Musicalschulen um ein Novum, die alleinig am Konservatorium praktiziert wurde und die ich, trotz der damit verbundenen enormen Belastung für Lehrapparat, Gewerke und Studenten, für extrem effizient und künstlerisch inspirierend halte. Wo sonst hat der schlaksige Unscheinbare die Chance die große Titelpartie zu proben und an ihr zu wachsen, das pummelige Comedytalent die Möglichkeit unter Beweis zu stellen dass sie auch berühren kann, gerade vielleicht weil sie nicht den Idealmassen unserer pervertierten Gesellschaft entspricht. Wo stehen Kollegen mehrerer Jahrgänge (der erste Jahrgang hat übrigens immer wieder bei Personalmangel bei Produktionen mitgewirkt; u.a. gesamter 1.Jahrgang bei “Me and my girl oder der mittlerweile über die Lande bekannte Mark Seibert in “Assasins”) gemeinsam als Rivalen und Verbündete auf einer Probebühne und lernen die Grundregeln des gepflegten Ensemblespiels, die vielen Möglichkeiten der Rollengestaltung (beim reinen Beobachten, wie es die andere Besetzung macht) und wo ergibt es Sinn sich als “Statist” für seinen Jahrgangskollegen genauso ins Zeug zu legen, weil man morgen in seiner Rolle auf der Bühne steht und weiß wie wichtig jeder Handgriff im Hintergrund, jedes “Herstellen” von Atmosphäre im Kleine für den Kollegen vorne an der Rampe im Großen ist.
Gut dass man sich auf die Wurzeln derer besinnt hat, die diese wunderbare Idee hatten und das System wieder anzuwenden, anstatt dass zu tun, was viele andere Schulen machen: nämlich auf Nummer sicher zu gehen und in einem Jahr eine “Show” zusammenzubasteln, die vor allem den Ruf der Schule in die Presse und das Fanquieken in Stadthallen bringt und das am Besten gleichzeitig noch mit den Klischees und Mitteln dergroßen Musicalbühnen allerorts arbeitet, inklusive Fleischbeschau, Kulissenwahnsinn und Stücken, die die Kassen voll machen. Eine staatliche subventionierte Institution und mag sie sich auch Privatuniversität nennen, hat andere Aufgaben als mit irgendwelchen Besetzungsstrategien und aktuellen Rollenbildern zu kokettieren.

Eine weitere schöne Tradition scheint jetzt mit dem Streichen der Einzelpräsentationen der Studenten zur Bachelorprüfung sein Ende zu finden. Möglich dass ich, von Erinnerungen (und meine Güte, was für Sternstunden habe ich da vor Augen) emotional beinflusst, so klinge als wollte ich dass alles beim Alten bliebe und gegen Veränderung bin aber in diesem Punkt werden mir die meisten meiner Absolventen-Kollegen recht geben: dieser Abschluss war mehr als eine Prüfung.
Sie war die Möglichkeit, sich auf eigene Faust auf die Suche nach Themen zu machen, Ideen und Talenten Raum zu geben, die bisher unbeachtet blieben und vor allem, und das ist etwas, das immer mehr verloren geht: eigenständig und selbstverantwortlich an Szenen, Liedern, Texten und Choreographien zu arbeiten.
Autor, Requisiteur, Regisseur und Darsteller in Personalunion zu sein und sich, für viele zum ersten Mal, autonom und ohne vorgegebene Stile, Sichtweisen und Geschmäcker mit Stoffen und deren Erarbeitung und Umsetzung zu befassen. Heutzutage ist der Darsteller Marionette mehr denn je. Geh da hin, schau ins Publikum, zuck mit den Schultern und bitte frag nicht warum. Ach ja: und paß auf dass Du nicht von Bühnenbild überfahren wirst. Und wie oft hat man es, als anderes Extrem, mit Regisseuren zu tun, die einem nicht helfen können, weil sie mehr mit Licht und Drehbühne beschäftigt sind. Viele Darsteller sind großartige Künstler, können aber ohne oder schlechte Regie so gut wie nichts dagegen tun, mies aus einer Produktion auszusteigen. Auch darin bestand der Sinn dieser “Übung”.
Diese Abschlussarbeit war, neben der Tatsache, dass sie ureigenstes und inimstes Herzstück seiner selbst war, eine wunderschöne Art “Adieu” zu sagen. Eine einzigartige Möglichkeit sich neu, anders, unerhört und zutiefst persönlich zu präsentieren. Man kann sagen, dass man an so einem Prüfungstag 8 kurze Stücke, schillernde Kleinode an Musicalhandwerk und Schauspielkunst zu sehen bekam und nicht selten begannen damit große Karrieren. Die Theaterlandschaft verändert sich, es gibt mittlerweile Intendantenvorsprechen, neuerdings auch für Musicaldarsteller, was ja begrüßenswert ist und da arbeitet man dem Spielbetrieb zu und macht halt eine nette Revue. Die läßt sich auch leichter in die anderen Programme der anderen Schulen integrieren und fällt nicht so raus. Schade. Und das meine ich keineswegs bösartig, denn ich werde dem Konsveratorium und meinen Lehrern immer mit den besten Wünschen verbunden bleiben. Das zeigt hoffentlich schon meine leidenschaftliche brennende Agitationsrede für die personalisierte Diplomprüfung. Grrrr!

Zu dem Artikel kann ich nur sagen: schön wieviel Fachwissen Du immer wieder in Deine Kritiken einbringst. Ob es angebracht ist eine Studentenaufführung derart zu zerlegen und die Zweifachbesetzungen in einer derart genüsslichen Weise gegeneinander auszuspielen ist wohl eine Frage des Geschmackes und des Feingefühls. Manche werden sich sicher freuen. Andere weniger. Aber wie Du schon richtig bemerktest: so ist das Geschäft, vielleicht gut dass auch sie das früh genug zu spüren bekommen. Für mich bleiben Schulen immer geschützte Orte, an denen, auch bei Aufführungen für die Öffentlichkeit andere Gesetze gelten als in der harten Branche draußen. Ich kann die Studenten der Musicalabteilung, egal ob Statist, Hauptrolle oder Nebenpart nur dazu ermutigen sich nie in Schubladen stecken zu lassen und an sich zu glauben. Für diesen Beruf braucht es mehr als Leading-qualities und gute Karten beim Lehrer und wir alle sind ohnehin viel mehr als wir selber und auch andere in uns sehen. Es gibt ein Leben nach der Schule und dort gelten neue Regeln. Oftmals ganz andere als man je gedacht hätte.

  Martin wrote @ Juni 8th, 2010 at 21:24

Soweit ich gehört habe, hätten die Studenten lieber eine Einzelshow gehabt. Dies hätte ich als Außenstehender auch viel lieber gesehen, da so Studenten die Möglichkeit haben, was Eigenes zu entwickeln und sich individueller zu präsentieren.

Ein sehr spannender Artikel!!!

  Anna wrote @ Juni 6th, 2010 at 19:34

Ich habe heuer eine Show des 4. Jahrgangs gesehen: Karneval ist überall, am 26.1.2010 im Musikverein.
Infos sind noch hier zu finden:http://ko000228.host.inode.at/index.php?PHPSESSID=76ef31270&event=2901&sub1=1&sub2=3

Es entsprach ungefähr dem Programm, das bei der Abolventenpräsentation im Jänner 2010 im Konservatorium zu sehen war.

Soweit ich es gehört habe, war es ein Wunsch der Studenten den Abschluß als gemeinsame Show zu konzipieren.

  denise wrote @ Juni 6th, 2010 at 15:21

Dieser Bericht könnte von mir sein.. ;o)

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