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Theater Längenfeldgasse: Maya Hakvoort - In My Life

Maya Hakvoort 2007; Foto: Martin Bruny
Am Silvestertag des Jahres 2004 startete Maya Hakvoort im Theater an der Wien, im Anschluss an eine umjubelte “Elisabeth”-Vorstellung, ihre Solo-Karriere. “Maya Goes Solo” hieß ihr erstes Programm, mit dem die Sängerin fast drei Jahre durch die Lande reiste. Am 12. Oktober 2007 feierte die Künstlerin mit ihrem zweiten Soloprogramm “In My Life” im Theater Längenfeldgasse Premiere.

Wieder erzählt Maya Hakvoort allerlei Biographisches, diesmal bei ihrer Kindheit beginnend. Teils sind es lustige Anekdoten, teils Berührendes.

Maya Hakvoort 2007; Foto: Martin Bruny

Wie schon bei “Maya Goes Solo” ist der Einstieg in die Show nicht wirklich gelungen. Während Aaron Wonesch als Pianist eine fabelhafte Performance hinlegt, ist er als Confà©rencier eher suboptimal und als Sänger, wenn wir mal ehrlich sind, nicht wirklich gut. Das klingt dann schon eher wie Brummen nach Noten als nach Gesang. Das Intro in die Show läuft folgendermaßen ab:

[Aaron Wonesch spielt ein paar Takte Klavier. Ein Handy läutet.]
Aaron Wonesch (ans Publikum gerichtet): “Ah, Handys bitte ausschalten.”
[Ein Telefon läutet. Maya Hakvoort ist dran.]
Aaron Wonesch: Hallo? Ja Maya. Ja, es sind schon alle da. Längenfeldgasse 13-15, wenn du von der Ubahn links - genau.”
[Aaron Wonesch spielt ein paar Takte Klavier, dann nach 5 Sekunden:]
Aaron Wonesch: “Meine Damen und Herren, heute Abend exklusiv für Sie: Maya Hakvoort.”

Das, mit Verlaub, ist kein wirklich showmäßiges Glamour-Intro - besser als bei der ersten Show, aber nicht wirklich optimal. Im Programmheft als erster Song angekündigt: “Jada” von den Pointer Sisters. Dass Maya Hakvoort dieses Lied gar nicht singt, dürfte nicht wirklich jemandem aufgefallen sein, ist “Jada” doch ein Song, der nicht gerade auf jedem iPod zu finden ist. Maya singt stattdessen ein Lied, das “Isn’t it just a beautiful day” heißen könnte [was den genauen Titel und den Originalinterpreten betrifft, muss ich passen].

Maya Hakvoort 2007; Foto: Martin Bruny

Maya Hakvoort startet in den Abend also mit ein paar Patzern, sie setzt ihn fort mit einer berührenden Geschichte aus ihren Kindheitstagen und einem ganz und gar unbekannten Lied: “Schau die an” [”Gut kijk haar”, im Original von Jenny Arean, gesungen in einer deutschen Übersetzung von Thomas Strobl]. Sie macht damit etwas, wovor beispielsweise amerikanische Entertainer immer warnen: Sie singt zu viele Songs, die das Publikum nicht kennt, nicht nur das, sie beginnt ihre Show mit Songs, die nur wenige kennen. Barry Manilow brachte das einmal überspitzt für seine Shows in Las Vegas so auf den Punkt:

Gib den Leuten Lieder, die sie nicht kennen, und sie rennen aufs Klo und kommen nie mehr wieder.

Maya Hakvoort-Fans machen das natürlich nicht, aber die Stimmung am Anfang ist eher flau. Und so ist es überaus spannend, mitzuerleben, ab wann sich das Publikum im Theater Längenfeldgasse auf Maya Hakvoort eintuned. Das als “Kirchenmedley” angekündigte Set aus Liedern von Elton John, Cat Stevens und Stevie Wonder schafft die Basis, und als Hakvoort dann Lieder singt, die tatsächlich jeder kennt, nämlich ein Medley mit Songcontest-Evergreens, ist das Eis, kein Wunder, tatsächlich gebrochen. Ab da hat sie das Publikum in der Hand und kann den Rest des Abends auch großteils wenig bekannte, aber sehr sehr clever gewählte Songs interpretieren.

Trotz des suboptimalen Beginns ist “In My Life” ein ganz hervorragendes Solopogramm geworden und übertrifft “Maya Goes Solo” bei weitem. Was Maya Hakvoort beispielsweise damit schafft, ist das Augenmerk der Konzertbesucher auf einige Küstler zu lenken, die vielleicht nicht jeder kennt, wie zum Beispiel auf Marco Borsato und seine Coverversion der Riccardo Cocciante-Ballade “Margherita”. Cocciante, Borsato und Hakvoort machen sich den Song auf ganz verschiedene Art und Weise zu eigen. Maya Hakvoort liefert in ihrer Show eine geradezu atemberaubende Version. Am Ende des Songs entschließt sich das Publikum - zumindest am Premierenabend - nicht zu klatschen, und vielleicht ist genau diese ohrenbetäubende Stille der lauteste Applaus des Abends. Ein Publikum so betroffen zu machen, dass es im entscheidenden Augenblick geradezu unfähig ist zu klatschen - das kommt ganz selten vor:

Maya Hakvoort 2007; Foto: Martin Bruny

Stellen Sie sich vor: Sie sitzen zu Hause, ganz gemütlich. Die Tür geht auf, Ihr Partner kommt herein und sagt: Wir müssen reden.

Wie von fern spricht eine Stimme
so vertraut von unseren Streiten
und zerstörten Illusionen und den vielen Kleinigkeiten
und ich hör die harte Kälte deiner unterdrückten Wut
doch was kann ich mehr als heulen
denn das hab ich nie vermutet

Wie im Nebel hör ich dir sagen
du willst alles das aufgeben
du willst alles mir verjagen
was ich lieb in diesem Leben

und ich höre wie deine Rede sich langsam zu Sätzen ballt
die mich treffen wie ein Blitz
mit vernichtender Gewalt

Diese Kälte macht mich rasend
und das Gefühl ist angsteinjagend
doch deine Sätze tönen weiter
und meine Augen schauen fragend
warum sagtest du nicht früher
dass du du dich von mir entfernt hast
warum sprachst du je von Liebe
wenn du mich doch nie geliebt hast

ich verlier mich in Verzweiflung
ich fühle meine Tränen brennen
und ich wünsche mir nichts lieber
als den Kopf in deinen Händen

doch was bis vor einer Stunde
noch so heil und sicher schien
ist nur eine große Lüge
und ein Kartenhaus im Wind

Es ist mir, als ob ein anderer
sich in deinen Körper schlich
und ich hab nicht mal bemerkt
dass er da reingeschlichen ist
deine Liebe fortzuwischen
und meine Welt mir zu zerstören
kann denn niemand mir versichern
ich hätt alles nur geträumt
[Margherita: Riccardo Cocciante; Übersetzung: Heidi Klinger]

Ob Maya Hakvoort mit einer solchen Reaktion gerechnet hat, kann man nicht wirklich beantworten. Es sind aber solche Momente, die noch lange in Erinnerung bleiben und Konzerte zu etwas Besonderem machen.

Maya Hakvoort 2007; Foto: Martin Bruny

“In My Life” ist vor allem ein Abend, der melancholischen, veträumten Balladen gewidmet ist. Wunderbar beispielsweise das von Aaron Wonesch und Thomas Strobel geschriebene Lied “Sie atmet schon” oder “This love” von Angela Aki in einer deutschen Übersetzung von Maya Hakvoort. Daneben macht Hakvoort auch wieder einige Abstecher Richtung Jazz, beispielsweise mit “Spain” (Al Jarreau), “Birdland” (Joe Zawinul) oder “Dass du fliegen kannst” (Tuck & Patti). “In My Life” ist eine Show, die man sich durchaus öfter ansehen kann. Die nächsten Termine:

22.11.2007 in Waidhofen a.d. Ybbs / Schloss Center
24.11.2007 Neunkirchen / VAZ
27.01.2008 Orpheum Wien (noch kein Kartenvorverkauf!)
Infos zum Kartenverkauf auf der Website des Maya Hakvoort-Fanclubs.

Maya Hakvoort 2007; Foto: Martin Bruny

Setlist
01) Isn’t it just a beautiful day (?)
02) Schau die an (Original: “Gut kijk haar” von Jenny Arean; Übersetzung: Thomas Strobl)
03) Kirchenmedley:
- Border Song (Elton John)
- Morning has broken (Cat Stevens)
- You and I (Stevie Wonder)
04) Michel Fugain-Medley
- Attention Mesdames & Messieurs
- Belle Histoire
05) Song Contest-Medley
- Dinge-Dong: (Teach-In)
- All kinds of everything (Dana Rosemary Scallon)
- Save all your kisses for me (Brotherhood of man)
- Hallelujah (Milk & Honey)
- Diggi-loo, Diggi-ley (Herreys)
06) Ich bin die Frau (Original: “I am the girl” von Roberta Flack; Übersetzung: Thomas Strobl)
07) Dass du fliegen kannst (Tuck & Patti; Übersetzung: Thomas Strobl)
08) It’s oh so quiet (Björk)
09) Tre Uomini (Ornella Vanoni)
10) Sie atmet schon (Thomas Strobl/Aaron Wonesch)
11) Roots and Wings (Thomas Strobl/Aaron Wonesch)
12) Margherita (Marco Borsato; Riccardo Coccianto; Übersetzung: Heidi Klinger)
13) Warum ich so fröhlich bin (Herman van Veen; Übersetzung: T. Woitkewitsch)
14) Spain (Al Jarreau/Chick Corea/A. Maren)
15) This love (Angela Aki)
16) Birdland (Joe Zawinul)

Kreativteam
Übersetzung: Thomas Strobl, Heidi Klinger
Choreographie: Annette Wimmer
Fashion-Design: Thang de Hoo
Lichtdesign: Gerhard Landauer
Ton: Klaus Gruber
Video, Photo: Gerald Berthold
Ausstattung, Merchandising: Andrea Berthold, Regina Huszar

3 Kommentare »

  Martin wrote @ Januar 31st, 2008 at 00:01

Es soll hier jeder schreiben, was er möchte, aber man sollte bei der Wahrheit bleiben beziehungsweise nicht etwas beurteilen, was man nicht selbst gesehen hat. Wenn Aaron Wonesch nun weniger singt als bei den ersten Shows, dann mag das sein. Bei der ersten Show war es anders. Ich würde auch ersuchen, mir nicht etwas zu unterstellen. Ich habe Aaron Wonesch als Pianist ausdrücklich erwähnt.

  Anita wrote @ Januar 30th, 2008 at 02:45

Ich habe das Programm am zweiten Abend und im Orpheum gesehen und war begeistert!
Ich kann nur jedem empfehlen zu dem Zusatztermin am 30. April zu gehen - es ist jeden Cent wert!
Der Einstieg, der im Artikel bemängelt wurde, ist offenbar gestrichen worden, denn im Orpheum begann die Vorstellung direkt mit der Ankündigung von Frau Hakvoort.
Sie hatte hier das Publikum eindeutig schon im zweiten Lied in der Hand, nicht wie bei der zweiten Vorstellung in der Längenfeldgasse, erst nach dem Kirchenmedley. Wahrscheinlich, weil sie ruhiger war und sicherer - das Haus war komplett ausverkauft! Als ich das neue Programm zum ersten Mal sah, gebe ich zu, dass der Anfang noch etwas unsicher und steif wirkte - das hat sich aber mitlerweile geändert.
Abgesehen von meinem großen Lob an Maya Hakvoort, die eine herausragende Sängerin ist und einen hervorragenden Abend beschert hat, möchte ich auch Aaron Wonesch in den höchsten Tönen loben! Er ist ein unheimlich virtuoser Pianist und absoluter Vollblutmusiker.
Dass er kein ausgebildeter Sänger ist, stimmt wohl, aber er summt auch nur in einem Lied im Refrain ein paar vereinzelte Töne mit - und das auch nur als leise Untermalung für Maya! Ihn nach diesen wenigen Tönen dafür zu kritisieren und nicht eher zu loben, so offen und freundlich zu sein, auch das zu übernehmen, halte ich für sehr kleinlich.
Abgesehen davon moderiert Maya zu 95% ihre Show selbst. Herr Wonesch übernimmt nur kurze Teile (z.B. das Ankündigen von Frau Hakvoorts Erscheinen, was sie ja schlecht selbst tun kann), zumeist gerade einmal Stichworte die Maya in ihrer Moderation weiter helfen.
Das als ersten Punkt im Artikel zu behandeln, scheint mir etwas nebensächlich, besonders wenn man so viele grandiose Momente hätte, von denen man nach diesem Abend berichten könnte…
“Sie atmet schon” war hervorragend und ich freue mich schon darauf, diesen und die anderen Titel auf Mayas neuer CD zu hören.

Nun denn - meine einzige Kritik im Zusammenhang mit diesem Abend ist die seltsame Komposition des Artikels darüber.

  Anna Sommer wrote @ Oktober 16th, 2007 at 17:32

Ich habe innerhalb von 2 Minuten Recherche herausgefunden, dass das 1. Lied “River Boulevard” von den Pointer Sisters war.

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