Martin Bruny am Samstag, den
15. Oktober 2011 · Filed under Skurriles
Ein wenig überraschend präsentierte der Intendant des Theaters an der Wien, Roland Geyer, Bespielungspläne für die Wiener Kammeroper, ein Haus, das nicht in seine Kompetenz fällt.
In einem Interview mit dem KURIER steht zu lesen:
“Es gibt ein Konzept von mir, die Kammeroper zu retten und ganzjährig im Geiste ihres Gründers Hans Gabor zu bespielen”, verrät Geyer. “Man könnte dieses wunderbare kleine Haus durch die Produktionskraft des Theaters an der Wien in eine neue Erfolgsära bringen.” Konkret denkt er an ein eigenes Ensemble, das jeden Monat ein spezielles Projekt für die Kammeroper erarbeitet. “So bliebe die Kammeroper am Leben und auch der Hans Gabor Gesangswettbewerb.”
Nicht vergessen sollte man, dass an der Wiener Kammeroper bis vor ein paar Jahren auch jährlich eine Musicalproduktion über die Bühne ging. Vielleicht haben ja außer Herrn Geyer auch noch andere Damen und Herren “Konzepte”, wie man das Haus leiten könnte. Denn die “Produktionskraft” des von Geyer geleiteten Theaters an der Wien ist eine hoch subventionierte, die darauf baut, dass man das Theater einfach an 300 Tagen im Jahr zusperrt.
Link
KURIER: Roland Geyers Pläne bis zum 100er
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Andrea wrote @ Oktober 20th, 2011 at 17:38
Es ist ja immer wieder erstaunlich wie Kulturpolitik in Wien funktioniert. Dass die Wiener Kammeroper seit über 60 Jahren ein, vor allem international, hoch angesehenes Haus ist, vergessen viele. Das liegt aber an der kontinuierlichen Leitung. Sich quasi in ein gemachtes Nest zu setzen, da ja der Name für Qualität bürgt, ist leicht. Besonders zynisch finde ich den Satz »Man könnte dieses wunderbare kleine Haus durch die Produktionskraft des Theaters an der Wien in eine neue Erfolgsära bringen.†Die Kammeroper leidet unter den Subventionskürzungen - und sollte Herr Geyer das Haus tatsächlich übernehmen, dann bin ich sicher, dass sich dann wieder Gelder auftreiben lassen. Und dann gibt es sicher auch wieder Subventionen … Und: Das unterstelle ich ihm mal, kommt dann der Satz “Wir brauchen für den Betrieb dieses zusätzlichen Hauses, mehr Geld!” Schade, dass Kultur in Wien so mit Füßen getreten wird. Übrigens nicht nur die, mittlerweile geht’s ja auch dem Sport schlecht. Sollte jemand einen Sponsor für die “Hot Volleys” kennen, die brauchen auch Geld - der Verein hat auch kaum mehr etwas und darunter leidern vor allem die spielenden Kinder und Jugendlichen, die erfolgreich spielen.
Klaus wrote @ Oktober 17th, 2011 at 12:30
Das ist so typisch. Parteibedingte Postenschacherei in hochsubventionierten Kulturbetrieben wissen es besser.
Der Herr Geyer hat das Rezept, die Kammeroper zu retten, in dem er ein eigenes Ensemble vorschlägt. Wie soll das funktionieren? Es ist doch wohl bekannt, dass ein fixes Ensemble mehr kostet wie ein individuelles Ensemble. Aber man kann es auch ihm nicht verübeln, ein Rezept zu kreiren. Bei den paar Spieltagen im Jahr müsste ja Langeweile aufkommen. So hat er dann auch 2015 Zeit, die Bregenzer Festspiele parallel zum Theater an der Wien zu betreuen bis seine Intendanz 2016 im Theater an der Wien ausläuft.
Markus wrote @ Oktober 16th, 2011 at 11:15
Beim erstaunten Lesen des Wortes “Produktionskraft” kamen mir sofort die gleichen Gedanken wie die, die hier am Ende zu lesen sind. Offensichtlich war für die Besetzung des Postens des Theater-an-der-Wien-Intendanten seinerzeit nicht maßgeblich, dass es sich um eine reflektierte Persönlichkeit mit der Fähigkeit zum Denken handeln muss.
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