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Warum die Sexession in der Secession keine Kunst ist

Zusammenfassend, aus Beobachtungen und Schilderungen, könnte man als Argumente, warum die Sex-Aktion in der Secession mit Kunst nichts zu tun hat, und sei es auch nur durch die sie begleitenden, aber geduldeten Umstände, anführen: Kunst ist nicht per se diskriminierend. Bei keiner Form der Kunst muss man darauf achten, dass ja sechs Mal mehr Frauen als Männer “eingelassen” werden, um das Happening zu einem solchen werden zu lassen. Wenn sich Frauen in diesem Sinne instrumentalisieren lassen wollen, ist das eine Sache, das im Rahmen eines Kunstprojekts zu fördern, ist wieder eine andere. Diskriminierend soll das Projekt auch auf eine andere Art und Weise sein: Ältere Menschen scheinen ausgeschlossen zu sein, zumindest berichtet das Ulrich Weinzierl in der WELT (nachzulesen –> hier).

Auf eine ganz schiefe Ebene begeben sich übrigens die Befürworter der Aktion, wenn sie den Gegnern eine gewisse “Rechtslastigkeit” unterstellen. Das sind Totschlagargumente, die mit Kultur nichts mehr zu tun haben. Fassen wir also zusammen: In der Secession wurde ein Puff “installiert”, das untertags besichtigt werden kann, mit viel Glück findet man vielleicht gebrauchte Kondome, wenn sie nicht in den, Zitat, “silbernen Mülleimern” gelandet sind, nächtens treiben es Männer bis zu einem gewissen Alterslimit im geforderten erotischen Outfit mit willigen Frauen im Namen der Kunst. Wunderbar. Nichts für ungut, aber die 90.000 Euro Förderung wären in Haiti besser angelegt, um auch mal untergriffig zu werden.

11 Kommentare »

  Silur wrote @ März 9th, 2010 at 11:22

Liebe(r) Larifari,
ich denke wie Sie.
Schade, dass diese durchaus hochwertige Diskussion keinen breiteren Rahmen gefunden hat.
Es grüßt Sie herzlichst
Silur

  Larifari Cerebralis wrote @ März 8th, 2010 at 22:06

Wir warten…..
Sind Herrn Bruny die Argumente ausgegangen?
Dabei gäbe es doch noch so viel zu sagen.

Ich gestehe ein dass ich Herrn Bruny voreilig Unwissenheit unterstellt habe. Es kann ja sein dass er den Unterschied zwischen einem Puff und einem Swingerclub kennt. Dass er weiß dass es sich weder um ein Bordell, ein Eros-Center, ein Freudenhaus, ein Etablissement, noch um ein Hurenhaus handelt, aber dass er diese Unwahrheit vorsätzlich verbreitet hat. Sorry, mea culpa. Ich weiß es nicht, maße mir daher kein Urteil an.

Zur Frage “Welche Komplexe…?” (siehe unten):
Die BesucherInnen des Swingerclubs bezeichnen ihr Verhalten ja nicht als Kunst, aber das nur nebenbei.
Nett von Ihnen dass Sie sich um deren psychische Gesundheit sorgen. Hier ein Versuch einer Antwort:
Die Swinger leiden an weniger Komplexen als die, die mit Unwahrheiten und Pauschalunterstellungen dagegen zu Felde ziehen.

Das hat mit dem “inneren Kritiker” zu tun. Den habe ich natürlich nicht erfunden, es gibt ausgezeichnete Literatur dazu.
Nehmen wir an es gäbe etwas das man gerne täte und sich nicht traut. Aber, um Gottes Willen, das kann man nicht zugeben, vor allem nicht vor sich selbst. Also sucht man ein äußeres Feindbild auf den man seine uneingestandenen Wünsche projiziert. Dieses bekämpft man mit Inbrunst und moralischer Entrüstung. Als solches Feindbild stellen sich der Künstler und der Swingerclub freiwillig zur Verfügung. Das ist auch wieder nett.
Das klingt jetzt wie ein Vorwurf oder eine Belehrung, ist aber ohne Wertung gemeint. Kann jedem passieren, first hands experience. Selber merkt man es nicht, denn der innere Kritiker ist mächtig und raffiniert.

Würde der innere Kritiker öfter durchschaut, sähe die Welt anders aus.

  Larifari Cerebralis wrote @ März 6th, 2010 at 14:31

Lieber anonymer Kommentator, der meinen Beitrag sehr interessant findet!

Ihre Antwort lässt einige Fragen offen.

Könnten Sie erläutern was Sie mit “erwischen” meinen und von wem der Club erwischt wird? Man kann nur jemanden bei etwas erwischen das dieser heimlich tut.
Könnten Sie erläutern was Sie mit dem blinden Fleck gemeint haben?
Könnten Sie erläutern wovon ich Ihrer Meinung nach wenig Ahnung habe?
Könnten Sie erläutern welche Worte ich Ihrer Meinung nach auf eine einzige Bedeutung eingrenze?
Könnten Sie erläutern was Sie unter “Instrumentalisierung der Frau” verstehen und wieso das in der Secession stattfinden soll?

Wenn ich den letzten Absatz mit dem gewerblichen Betrieb und mit dem Ausschluss weiter Bevölkerungsteile richtig verstehe, wären Sie also dafür, wenn alle hinein dürften, und das gratis.

Übrigens wäre es nett gewesen, wenn Sie sich in Ihrer Antwort auf das bezogen hätten was ich geschrieben habe, und Pauschalunterstellungen unterlassen hätten.

Ich grüße Sie freundlich und bitte um Beantwortung meiner Fragen.

  Larifari Cerebralis wrote @ März 6th, 2010 at 13:57

@Klaus:
Das Salzfass von Cellini dient nur dem Essen, das ist ein menschliches Bedürfnis, also ist es auch keine Kunst für Sie. Stimmt’s? Essen Sie nur von Papptellern, trinken Sie nur aus Plastikbechern?

Wahrscheinlich haben Sie nicht Sexualität gemeint sondern Sex. Wollten Sie nämlich Sexualität aus der Kunst verbannen, gäbe es, pointiert formuliert, keine einzige Oper, die Kunstmuseen wären obsolet und die Weltliteratur wäre auf einem Bierdeckel unterzubringen. Das würde noch viel mehr Steuergeld sparen.

Ihre Definition von Kunst ist sicher nicht allgemeingültig, ich finde sie nicht einmal sinnvoll. Begabung allein (gibt es eine andere Begabung als eine “überdurchschnittliche”?) bringt gar nichts hervor.

  klaus wrote @ März 4th, 2010 at 09:38

Kunst definiere ich einmal als eine überdurchschnittliche Menschliche Begabung. Sexualität ist ein menschliches Bedürftnis und ist für mich daher keine Kunst und hat somit in der Secession nichts verloren.

  Larifari Cerebralis wrote @ März 3rd, 2010 at 22:43

Gute Kommentare von Silur!

Hier meine Reflexionen:

Ich finde das Projekt sehr interessant, und Reaktionen wie diesen Artikel noch mehr.
Gerade das ist ja das Interessante: Wie reagiert ein System, z.B.unsere Gesellschaft auf eine “kleine Störung” wie z.B. diese? Es kann Sinn von Kunst sein, so eine kleine Störung zu verursachen.

Der Schreiber des Artikels unterstellt dass alle wüssten was Kunst sei, zumindest dass er es selbst wüsste. Ich interessiere mich für Kunst, bezeichne mich selbst als Künstler,aber eine allgemein gültige Definition des Begriffs kenne ich nicht. Das führt ganz zwanglos zum zweiten Punkt:

Es ist allerorten zu beobachten, dass man um so leichter urteilt je weniger man von versteht worüber man urteilt. Selten sieht man das so deutlich wie hier. Wer ein Puff mit einem Swingerclub verwechselt ist offensichtlich völlig frei von störendem Wissen. Ganz abgesehen davon, dass man wissen sollte was in einem Swingerclub wirklich vorgeht, wenn man sich ein Urteil darüber anmaßt.

Ich stelle mir die Frage wie eine Gesellschaft mit Sexualität umgehen soll. Ich glaube wir sind alle (mit Ausnahme etwaiger anachronistischer, radikal-christlicher Fundamentalisten) einig dass die Unterdrückung der Sexualität, die vorangegangene Generationen erleiden mussten, nicht wünschenswert ist. Freie Sexualität, wie es sich die Hippies vorstellten, führt zum Phänomen der Asexualität, das tatsächlich heutzutage zu beobachten ist.

Die Aufregung die dieses Projekt hervorruft zeigt dass wir auf dem richtigen Weg, nämlich dem Mittelweg liegen.

Ich finde diesen Kommentar sehr interessant: Wie reagiert ein Schmuddelclub auf Promotiontour, wenn er dabei erwischt wird, das Ausüben von Sexualpraktiken als “Kunst” zu definieren. Denn darum geht es eigentlich. Um die Vergewaltigung des Kunstbegriffs durch einen Betrieb, der Räumlichkeiten zur Ausübung bestimmter Sexualpraktiken zur Verfügung stellt.

Kunst mag in der Secession natürlich auch derzeit stattfinden, die Installation eines Sexclubs, kein Problem, wer soll daran Anstoß nehmen. Im Museumsquartier sind derzeit Plastiken zu besichtigen, wer würde da mit Überzeugung abstreiten, dass die Intention eine künstlerische war. Wie man dann über das Resultat urteilt, ist eine andere Frage.

Es ist allerorten zu beobachten, dass man umso leichter anderen unterstellt, keine Ahnung zu haben, wenn man selbst recht wenig davon versteht oder beispielsweise auf dem Gebiet der Sprache, derer man sich bedient, blinde Flecken hat. Wer sich anmaßt, Worte auf eine einzige Bedeutung einzugrenzen, nur weils ihm nun einmal in den Kram passt, wird sich in einer ernstzunehmenden Diskussion nur schwer behaupten können.

Ich stelle mir die Frage, welche Komplexe Personen haben müssen, die ihr Sexualverhalten zur Kunst erklären müssen, um Befriedigung zu erlangen.

Wie auch immer. Installationen mit der Intention Kunst zu “machen”, ja, ein gewerblicher Betrieb, der eine Runde Rudelbumsen in einem Museum organisiert, für mich jedenfalls ohne künstlerischen Anspruch, mit den zusätzlichen Problemaktiken der Instrumentalisierung der Frau und dem Ausschluss weiter Bevölkerungsteile.

  Silur wrote @ März 2nd, 2010 at 14:27

Tja, was soll man dazu noch sagen?
Sie kennen ja die “Tatsachen” zumindest aus zweiter bis dritter Hand.
Dagegen ist die eigene Anschauung “… alles nur Chimäre, aber mich unterhalt’s…”

Damit verabschiede ich mich nun endgültig aus diesem Privat-Chat.
Liebe Grüße noch, und weiterhin sauber recherchiert!

  Martin Bruny wrote @ Februar 28th, 2010 at 17:15

Vielen Dank für Ihre Beobachtungen. Ändern wird das allerdings nichts an den Tatsachen. Die von mir beschriebenen Rahmenbedingungen existieren, auch wenn sie entweder tageweise, stundenweise oder auch gar nicht mehr praktiziert werden. Das hat wenig mit journalistischer Vorsicht zu tun, denn jede Feststellung ist eine Feststellung für den Moment, und zwar für einen Moment, in dem es diese Rahmenbedingungen gab, und es gab sie. Aber wenn es ohnedies nicht die Zeit wert ist …

  Silur wrote @ Februar 28th, 2010 at 14:54

Sg. Herr Bruny!
Nachdem wir (M+F, 48+42 Jahre) gestern am Abend erfolgreich den Hort der Erregung betreten und erleben durften, kann ich Ihnen und den Lesern dieser Seiten berichten:
- Keine Altersbeschränkung
- Kein Frauenüberschuß (da fast nur Paare anwesend waren)
- Keine Prostitution

Ich hoffe, dass sie anerkennen können, dass ich hiermit keine “Tatsachen mit der Behauptung des Gegenteils” vom Tisch wische , sondern Behauptungen Ihrerseits mit unseren eigenen realen Beobachtungen widerlegen kann.
Auch wenn Sie dreimal mit der “FAKT”-Faust auf den virtuellen Wirtshaustisch knallen, werden Ihre Behauptungen dadurch nicht glaubwürdiger.

All das ist eigentlich nicht der Zeit wert, die ich hier einbringe.
Was aber wirklich verärgert, ist Ihre kritiklose und unreflektierte Vermischung von einerseits Prostitution (aus welchen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Zwängen auch immer) und andererseits selbstbestimmter Sexualität!

Vielleicht können Sie ja bei derart kontroversiellen Themen in Hinkunft etwas mehr journalistische Vorsicht walten lassen.

Vielen Dank jedenfalls für die nette Konversation!

  Martin Bruny wrote @ Februar 27th, 2010 at 13:32

Das ist ja wunderbar, dass Sie das E6 aus eigener Erfahrung kennen und sich auch in der Sexession der aktiven Kunstausübung hingeben werden. Es macht allerdings wenig Sinn, wenn Sie Tatsachen einfach mit der Behauptung des Gegenteils vom Tisch zu wischen versuchen. Ältere Menschen werden abgewiesen, Fakt. Es wird versucht, sechs Mal mehr Frauen wie Männer reinzulotsen, Fakt.

Zum Thema “Puff”. Man versteht unter einem Puff: Bordell, Eros-Center, Freudenhaus; (verhüll.): Etablissement; (abwertend): Hurenhaus. Fakt.

Als aufgeklärter Mensch kann ich allerdings sehr wohl auch die salopp formuierte Umschreibung Rudelbumser-Anstalt verwenden, denn genau das ist es auch.

Womit wirs hier zu tun haben, ist Betrug. Denn selbstverständlich gibt es in der Secession derzeit ein Kunstprojekt, und das ist untertags zu besuchen. Abends jedoch hat sich ein Swingerclub eingemietet, und das hat mit Kunst nichts zu tun und findet außerhalb der regulären Öffnungszeiten statt. Wenn Sie dennoch der Meinung sind, mit Ihren Aktivitäten Kunst zu fabrizieren, dann freut mich das für Sie.

Gegener im Namen der “Kunst” als rechtslastig zu diffamieren, ist nur bezeichnend für die Klientel, die hier versucht, ein Puff als Kunst darzustellen.

  Silur wrote @ Februar 27th, 2010 at 11:53

Also, wenn man schon einen Artikel hier schreibt, und sich der Autor als einzige Quelle offenbar nur wiederum einen anderen Artikel aus dem Web hernimmt (nämlich von U.Weinzierl in der WELT), dann sollte nämlicher Autor zumindest diese (ebenfalls spärliche) Quelle aufmerksamer lesen.
In keinster Weise werden “sechs Mal mehr Frauen als Männer” eingelassen.
Vielmehr ist der Eintrittspreis für Männer sechs Mal höher. Wo da die Instrumentalisierung der Frauen liegen soll bleibt in diesem Licht betrachtet ein Rätsel. (als “Instrument” wofür überhaupt??)
Ältere Menschen (was immer das heutzutage bedeutet) werden mit Sicherheit nicht ausgeschlossen. Jede Disco ist da sicher restriktiver.

Der Hinweis auf die Rechtslastigkeit der wütendsten Angriffe muss dennoch gestattet sein, ohne als “Totschlagargument” vom Tisch gewischt zu werden.

Und zuletzt sollte ein aufgeklärter Mensch den elementaren Unterschied zwischen einem “Puff” und einem “Swingerclub” kennen und auch intellektuell würdigen, genauso wie er/sie den elementaren Unterschied zwischen männlicher und weiblicher “Beschneidung” verinnerlicht haben sollte!

Ja, wir (m+f) kennen das E6 von einigen Besuchen und sind dennoch keine Rudelbumser oder “Swinger”, sondern Menschen, die ihren erotischen Horizont selektiv und mit gemeinsamer Vor- und Umsicht erweitern.

Jedenfalls werden wir uns einen Eindruck aus eigener Anschauung machen!

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