Martin Bruny am Montag, den
17. Mai 2010 · Filed under Musical, Deutschland
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen der Fachpresse,
nach nun einer sehr erfolgreichen Spielserie der “West Side Story” am Opernhaus Magdeburg, nach fulminanten Kritiken in der regionalen, überregionalen sowie Fachpresse, möchte ich Ihnen - auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen - mitteilen, dass wir sechs Gäste, die für diese Produktion engagiert waren, für die geplante Wiederaufnahme in der kommenden Spielzeit 2010/11 nicht verlängert wurden und somit mit der gestrigen Vorstellung unser aller Engagement beendet wurde.
In der kommenden Spielzeit werden wir alle durch Mitglieder des Opernhauses, des Ballets und/oder des Schauspielensembles des Theater Magdeburgs ersetzt. Eine neue Besetzungsliste wird Ihnen auf Anfrage durch das Theater Magdeburg sicherlich gesendet.
Ich denke, ich spreche auch im Namen des Regie- und Kreativteams um Christian Struppeck & Andreas Gergen, dass diese Nichtverlängerung nach einem so großen Erfolg uns allen bitter aufstößt, denn wir waren fast alle bereit für eine Wiederaufnahme und zeitlich nicht eingeschränkt.
Als Grund wurde uns mitgeteilt, dass die “West Side Story” zu teuer sei und - obwohl ausverkauft - keinen Gewinn abwirft und das Theater “draufzahlt”.
Unser aller Frage ist dann folgende: Bei der Planung zu einem Spielplan sollte sich ein subventioniertes Theater sehr genau ausrechnen können, was eine Produktionen kosten wird, inkl. Gäste, Dirigent, Bühnenbild, Kostüm, Choreographie & Regie: Warum hat man von vornherein Gäste engagiert, wo doch abzusehen war, dass selbst bei komplett ausverkauftem Hause rote Zahlen geschrieben werden? Oder liegt es einfach nur daran, das Intendantin Frau Karen Stone, von vornherein - aus Geschmacksgründen - (Zitat) “nur Opernsänger für diese Produktion haben wollte” und nun ihr eigentliches Vorhaben durchsetzen möchte. Auch sie war bei den Vorsingen von uns allen dabei und hat uns engagiert!
Die Leidtragenden sind nun wieder mal die Darsteller: Wir haben uns wochenlang bei den Proben “ins Zeug” gelegt und in größter Kraftanstrengung versucht, diese “West Side Story” zu etwas Besonderem für die Stadt Magdeburg zu machen. Und als “Dank” für diesen wahrlich großen Erfolg werden wir nicht verlängert.
Aber auch die Kolleginnen und Kollegen des Ensembles des Theater Magdeburgs haben nun keinen leichten Stand. Sie werden nun in einer Art “Hau-Ruck-”Verfahren, in der kommenden Spielzeit einstudiert. Ohne Original Regie-Team, Original-Choreographin etc. In Ihrer Haut möchte keiner von uns stecken. Denn die “West Side Story” ist ein unglaublich komplexes Werk und verlangt genügend Zeit zum Aufbau eines Charakters.
Diese wird ihnen, lt. eingesehener und jetziger Planung, nicht gegeben.
Desweiteren fragen wir uns: Wird es die neue “Masche” eines Stadttheaterbetriebes, dass man in aufwendigen (und für uns Darsteller, wg. Anreise und Hotelkosten sehr teuren) Auditions eine, so lt. Theater Magdeburg, (Zitat Anfang) “Starbesetzung” (Zitat Ende) lockt, diese dann engagiert, mit ihrem Konterfei in diversen Zeitungen, Magazinen und der vor Ort ansässigen Presse sowie im Internet wirbt und dann nach eingeheimsten Erfolg alle Hauptdarsteller und Gäste in der kommenden Spielzeit mit Mitgliedern des Hauses besetzt, um somit Kosten zu sparen, um dadurch die West Side Story lukrativer zu machen? Wir sind “mal wieder” an dem Punkt, dass der künstlerische Aspekt des Genres Musical nicht ernstgenommen wird. Es geht nur um volle Häuser, um volle Kassen.
Wir fragen uns, warum im speziellen Falle das Opernhaus Magdeburg unter der genannten Leiterin und der künstlerischen Betriebsdirektorin Frau Waltraut Parisot, nur von Donnerstag bis Sonntag bespielt wird, obwohl es an der Kasse eine Warteliste für Zuschauer gibt, die versuchen, noch ein Ticket für unsere oder eine der anderen Erfolgsproduktion zu ergattern. Das Haus fällt von Montag bis Mittwoch in den Dornröschenschlaf, das Haus könnte einen wesentlich lukrativeren Spielplan für die Bewohner ihrer Stadt erstellen - denn dafür wird doch Theater gemacht! So etwas hat es unter den letzten Intendanzen, lt. Aussage vieler MitarbeiterInnen, nicht gegeben. Wo bleiben die Verantwortlichen des Kulturbetriebes und der Politik einer Landeshauptstadt?
In unser aller längjährigen Laufbahn im Bereich Musiktheater ist uns ein solches Vorgehen noch nicht vorgekommen und wir hoffen, das es für uns alle ein Einzelfall bleibt. Dennoch wollten wir Ihnen mitteilen, warum - und zwar aus unserer Sicht - eine Verlängerung der “West Side Story” für uns von Seiten des Theater Magdeburgs nicht zustande kam.
Das “Mekka des deutschen Musicals” (”Volksstimme”, Magdeburg) ist also nur augenscheinlich eines. Es mag sein, dass großartige Produktionen über die Bühne gehen, große Premieren gefeiert werden - aber diese Medaille hat zwei Seiten, und das SUBVENTIONIERTE Theater schöpft zum Schluss das Fett von der Suppe, während der künstlerische Aspekt einer Produktion zur Seite geschoben wird.
Wir alle sind trotzdem stolz auf die zurückgelegten Vorstellungen der “West Side Story” und freuen uns auf andere Aufgaben. In diesem Sinne wünsche wir der kommenden NEUEN Besetzung des Theater Magdeburgs eine gute Übernahme “unserer” “West Side Story”.
Wir danken für eine Veröffentlichung in Ihrer Publikation und freuen uns von Ihnen zu hören.
Mit den besten Grüßen
i. A. des Ensembles WEST SIDE STORY
Carsten Lepper
Gäste waren:
Jochen Schmidtke (Riff),
Nico Gaik (Action),
Vasiliki Roussi (Anita),
Janko Danailow (Arab),
Serkan Kaya (Bernardo),
(und in der kommenden Spielzeit nach sieben Jahren nicht mehr im festen Ensemble des Theater Magdeburg: Evmorfia Metaxaki - Maria)
Links
- thatsMusical: Gastsolisten monieren Besetzungspolitik Magdeburgs
- musicalzentrale: Lepper kritisiert Besetzungspolitik in Magdeburg
- Starlight Express Fanclub: Offener Brief an das Theater Magdeburg von Carsten Lepper
- toheselue.blogspot.com: Offener Brief von Musicaldarsteller Carsten Lepper
- musicalfriends.de: Magdeburg
- musicals-unlimited.net: Offener Brief von Carsten Lepper zur Situation am Opernhaus Magdeburg
- musicalzentrale: Kommentar zum Streit um Gästeverträge in Magdeburg
Permalink
Daggi wrote @ Juni 13th, 2010 at 12:32
Ich finde, so darf sich eine Person des öffentlichen Lebens nicht ungestraft äußern. Dieser Zeitungsartikel beschreibt eine sehr arrogante, eingebildete Person, die sich für etwas Besonderes hält.
Hoffentlich zieht der Polizeibeamte die Anzeige nicht zurück und zieht der Oberbürgermeister Konsequenzen.
[…] einer Meldung auf “volksstimme.de” kommt Magdeburgs Theaterintendantin Karen Stone nach dem jüngsten “Evita”-Eklat wieder ins Blickfeld. Magdeburg. Die Magdeburger Theaterintendantin Karen Stone hat in den […]
[…] Leppers offener Brief an die Intendantin des Magdeburger Opernhauses aufgewirbelt (siehe –> hier). Nun ist die Antwort da, via volksstimme.de. Die betreffende Passage liest sich wie folgt: […]
Daggi wrote @ Mai 22nd, 2010 at 21:39
Hier spricht die andere Seite: das Publikum.
Die Aufführungen waren hervorragend. Es waren nur sieben, glaube ich, und nur dafür so einen Aufwand mit monatelangem Proben zu betreiben ist schon seltsam. Ich meine, wenn schon so viel Arbeit reinstecken, dann auch ein längeres Engagment. Dass die Gastdarsteller etwas mehr kosten, war ja wohl vorher klar. Für das Stück muss es doch eine Kosten-Nutzen-Rechnung gegeben haben. Für mich klingt das alles sehr unlogisch und verwirrend.
Ich habe das Stück 3x gesehen und war jedesmal hellauf begeistert. Ich weiß auch, wie hart die Sänger und Tänzer geprobt haben. Die vielen Wochen kosteten Schweiß, Kraft und viel Zeit. So wäre es nur fair, das über einen längeren Zeitraum zu honorieren. Ein Betrieb bildet doch auch nicht kostenintensiv Lehrlinge aus, um sie danach nach sieben Tagen zu entlassen. Nun müssen alle wichtigen Hauptrollen neu besetzt und damit viel geprobt werden. Wer übernimmt denn diesmal die Regie?
Ich wünsche den entlassenen Darstellern viel Erfolg an anderen Spielstätten und hoffe, sie einmal wiederzusehen.
Andererseits ist es aber auch möglich, dass unser Theater gute Darsteller hat, die diese Rollen ausfüllen können. Vielleicht ist das möglich. Vielleicht schlummern dort verborgenen Talente. Eine Produktion nur auf Gastdarstellern aufzubauen, heißt ja, die eigenen bringen es nicht. Das hat einen sehr negativen Aspekt.
Zwar bin ich nun durch meine besuchten Vorstellungen sehr verwöhnt, aber ich werde mir im Herbst auf jedem Fall eine neue Aufführung ansehen, um mir eine Meinung bilden zu können.
Es wäre schade, wenn der Ruf Magdeburgs unter dem Konflikt leidet, denn bisher waren alle Musicals am Opernhaus hervorragend.
Bartek wrote @ Mai 19th, 2010 at 21:03
Liebe Freunde!
Es ist wirklich ermutigend, wenn sich Leute zu Wort melden und die Künstler unterstützen. Danke! Zur Beruhigung: ich stehe nicht alleine da!!!
Bevor wir uns darüber beschweren, wie andere mit uns umgehen, sollten wir uns vielleicht überlegen, wie WIR miteinander umgehen! Mein Weg nach Magdeburg war wesentlich länger, als manche denken und die Modalitäten meines Arbeitsvertrages tun hier gar nichts zur Sache. Es stimmt aber doch, dass alle »fest« engagierten Künstler am Theater befristete Verträge haben.
In einem Punkt – zugegeben! - steht JEDER Künstler alleine da: wenn er sich mit der Bürokratie anlegt. Als Mitglied des Theaters kann man sich aber keine Offenen Briefe leisten. Man kämpft um seine Sache ohne Öffentlichkeit. Man bleibt aber dabei ein Teil des Theaters! Als Angestellten, dürfen wir keine Entscheidungen der Theaterleitung öffentlich infrage stellen. Ich habe schon erlebt, wie gute Leute sogar mit Hausverbot belegt wurden für die eine oder andere Äußerung, die ihnen in der Öffentlichkeit ausgerutscht war.
Zurück zum Meritum: es ist in der Oper eine gängige Praxis, dass man Stars zu den Produktionen einlädt, dass man mit ihnen wirbt und es ist auch die Tatsache, dass diese Stars nicht im Stande sind, jeden Abend gleichzeitig in Mailand, Zürich, New York, London oder Berlin (geschweige Magdeburg) gleichzeitig zu sein. Es ist selbstverständlich, dass »hauseigene« Leute die Partien übernehmen. Dazu sind die Leute auch da. Oft springt man sogar rein und übernimmt die eine oder andere Partie, ohne Probe, manchmal nach 8 Stunden »Crash-Einstudierung«. Dabei leidet weder die Kunst, noch die Qualität. Es ist einfach unmöglich, dass alle Solisten Superstars sind. Natürlich kann man solche Vorgänge mit einer Massenumbesetzung in WSS nicht vergleichen! Ich BITTE aber, unterschätzen Sie das Magdeburger Ensemble nicht! Wir brauchen kein Mitleid, wir sind ein Team und lasst es uns einfach in Ruhe machen, dann sehen wir, was daraus kommt. Die Theater hier haben schon genug Probleme. Gerade aus Magdeburg muss man ja nicht so lange fahren, um sich darüber zu überzeugen. Da sollte die Politik ran!
Anmerkung:
Ich habe in meinen Beiträgen vergessen, die HAIR Inszenierung zu erwähnen. Entschuldigung!
48 Stunden nach Carstens Eintrag gibt es immer noch keine offizielle Meldung, weder seitens Regie-Team, noch TMD.
24 Stunden nach meiner Fragestellung gibt es immer noch keine Antworten, nur Einschüchterungen. – Danke! Das bedeutet, dass meine Fragen etwas unbequem sind. Ich lege also nach: Braucht ein anständiger Mensch, sich hinter einem Nicknamen zu verstecken?
Ohne den Advocatus Diaboli spielen zu wollen: das Niveau des Theaters Magdeburg ist keinesfalls gesunken. Es ist einfach eine Frechheit so etwas zu behaupten. Wenn Jemand Frau Stone nicht mag, dann soll er ihr das in die Augen sagen. Lasst aber das Theater im Dorfe!
Damit beende ich meine Aktivitäten zu diesem Thema, die hier langsam den Rahmen zu sprengen scheinen. Gute Nacht!
[…] In Magdeburg kann man bekanntlich auf bekannte Namen verzichten, am Broadway wohl nicht. Am 20. Juni laufen die Verträge von Angela Lansbury und Catherine Zeta-Jones für das Broadway-Revival von Stephen Sondheims “A Litte Night Music” aus, und das wars. Die Leading Ladies verlängern nicht, daher fällt im Walter Kerr Theatre der letzte Vorhang - da helfen auch nicht die 4 Nominierungen für die begehrten Tony Awards. […]
Andreas wrote @ Mai 19th, 2010 at 07:22
@ ist doch egal!
Du kannst mir glauben, ich finde es schrecklich, wie heutzutage mit den Menschen umgegangen wird. Egal ob in der Privatwirtschaft oder im Theater oder sonst wo.
Ich finde es NATÜRLICH nicht “gut” und ich wünsche mir, dass irgendwann die Menschen wieder zur Besinnung kommen.
Natürlich soll man sich zu Wort melden, egal ob hier oder dort, dennoch glaube ich persönlich, dass gerade in diesem Bereich (Theater) solche “Briefe” eine etwas “missglückte” Form der Kritik sind. Die wahrscheinlich eher schaden als nützen.
Und so wie ich zwar “Recht auf Arbeit” habe, heisst das aber leider noch lange nicht, dass ich auch Arbeit bekomme bzw. wenn ich Arbeit habe, dass ich auch “Recht habe”, sie zu behalten. Und nicht viel anderes ist es bei den Theaterleuten auch.
@Bartek:
Ein paar wenige letzte Worte an - wenn ich mich nicht täusche - eines der Chormitglieder des Hauses, so meine Recherche. Seien Sie mir nicht böse wenn ich falsch liege.
Ich glaube SIE stehen sehr alleine da.
Sowohl das Ensemble, der künstlerische Apparat der Produktion stehen sehr hinter den geschriebenen Worten von Herrn Lepper. Diese habe ich persönlich (90% davon) befragt. Diese finden es grossartig das hier mal die Karten auf den Tisch gelegt werden.
Und Sie liegen völlig falsch: Keiner der Gäste wird wiederkommen, da kein Angebot vorlag, so wie es meinen aktuellen Informationen aus dem Hause zu entnehmen ist.
Und es tut mir leid: Ich sehe in Herrn Leppers Schreiben keinerlei Anzeichen von dem Wort Arbeitslosengeld, Hartz 4 und Co… - ich denke Sie sprechen eher von dem Eintrag des Herrn Martin Harbergers! Fakten, Herr Bartek, Fakten!
Ich entnehme allerdings Ihren Worten, sowohl im ersten auch zweiten Kommentar ein Gefühl von Bitterkeit oder um es besser auszudrücken, so wie es auch schon ein Kommentator hier getan hat: «Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten!â€
Nehmen Sie es mit Humor. So wie ich es tu. Dennoch möchte ich Ihnen sagen, das auch ich es sehr mutig finde, wie Sie als Mitglied des Chores des Opernhauses, sich hier zu diesem Aspekt zu Wort melden. Man spürt eine Kampfeshaltung. Warum auch immer. Für mich heisst es, dass es viele Missstände im Opernhaus Magdeburg zu beklagen gibt und dieser Brief der West Side-Gäste doch nur mal alles ans Tageslicht gebracht hat.
und zu “G”:
Sie sprechen mir aus der Seele:
“Da beantwortet sich dann die dramatisch gestellte Frage, wieso man denn bei so großem Andrang nicht mehr Vorstellungen plant doch von alleine… Wenn man bei einer Vorstellung draufzahlt, wird man bei zehn Vorstellungen das zehnfache draufzahlen… Irgendwie logisch, oder?”
Wie wahr!
Ich weiss durch interne Infos, das alle Gäste bereit waren für eine Verlängerung - ausnahmslos. Da aber nun das Theater sich seit der Premiere nicht mehr äusserte, auch wohl nicht auf Nachfrage der beteiligten Künstler, haben diese natürlich schon neue Angebote bekommen. Eine Verlängerung der Verträge wurde - lt. Aussagen einiger Gäste - mündlich und sicher in Aussicht gestellt, sofern die Produktion ein Erfolg wird. Nur dann passierte wohl nix mehr. Das finde ich rechtlich sehr bedenklich. Denn auch ein mündlicher Vertrag ist ein Vertrag.
Das Theater will sich scheinbar nicht äussern zu diesem Vorfall. Bisher habe ich keine Stellungnahme gelesen.
Eines darf man allerdings nicht vergessen:
Ein solches Vorgehen in der West Side Story bringt nur eines mit sich:
Einen starken künstlerischen Eingriff.
Ich frage mich einfach bis heute: Warum haben die hohen Herren von Anfang an Gäste engagiert? Obwohl es sich nicht lohnt?
Selbst wenn die Herren Regisseure das so wollten, es aber nicht möglich ist, dann muss sich der künstlerische mit dem finanziellen Apparat des Theaters einigen. Warum hat man Herrn Lepper und Co. engagiert, wenn in Aussicht gestellt ist, das abszusehen ist (selbst bei ausverkauftem Haus), das keine schwarzen Zahlen geschrieben werden können? Was ist das für eine Fehlwirtschaft? Für mich schliesst sich nur eines darauf:
Das Theater hat sich bekannte Gäste aus dem Musicalbereich engagiert, wirbt mit diesen, die Gäste geben Interviews in der diversen Presse, wirbt mit diesen auf der hauseigenen Seite als neue “STARBESETZUNG” - dann: Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten (Gratulation an das Theater!), ausverkaufte Häuser, Standing Ovations, sehr gute Kritiken in der überregionalen und regionalen Presse, und dann “spart” man sich die West Side Story zurecht, damit man auch in der nächsten Spielzeit mit den Bildern und Namen werben kann (denn diese Bilder und das restliche Material liegen ja nun vor) und dann wirft man die Starbesetzung an die Luft, so nach dem Motto: Ach, das Publikum merkt eh nix. Hauptsache wir verkaufen Tickets und schreiben ein paar schwarze Zahlen.
Dann ist Herr Bürgermeister und Herr Kultusminister zufrieden. Denn wir machen ja Theater für die Politik und nicht für die Menschen der Stadt.
Keine Frage - das ist wichtig das ein Theater schwarze Zahlen schreiben sollte. Aber ich denke der Grundsatzfehler liegt ganz woanders: In der Fehlwirtschaftung des Theaters. Warum hat man nicht von Anfang an die Gäste rausgelassen und so wie es Frau Stone wollte, nur Damen und Herren des Ensembles des Theaters auf die Rollen besetzt? Ich mag mich wiederholen aber dennoch finde ich diese Frage immer noch die entscheidenste aller Fragen.
Wenn ich ein Haus baue, kalkuliere ich vorher!
In diesem Sinne möchte ich Herrn Lepper und den Gästen des Hauses nochmals Mut zusprechen. Sie stehen weder alleine da, noch haben Sie das falsche getan. Ganz im Gegenteil: Sie haben durch Ihr Tun endlich mal auf die Missstände in einem öffentlichen Apparat hingewiesen. Ob es ihre Intention war ist an dieser Stelle erstmal egal.
Sie alle, liebe Gäste der West Side Story, können gehobenen Hauptes hinter ihren Worten stehen. Wir, die Zuschauer des Theater Magdeburg, werden Sie nicht vergessen und wünschen Ihnen alles erdenklich Gute und hoffe Sie in einer der nächsten West Side Storys, wo auch immer, auf der Bühne zu erleben.
Danke für die wunderbaren Stunden die ich mit meiner Familie im Theater verbringe durfte.
Alles Gute
Martin
G wrote @ Mai 19th, 2010 at 00:17
Eine kleine Erklärung meiner Aussage: “wer ist auf die Schnapsidee gekommen, sich alle diese Namen für eine «West Side Story†in einer ostdeutschen, nicht gerade Großstadt, zu engagieren?”, die vielleicht etwas mißverständlich rübergekommen ist (zumindest habe ich das Gefühl, dass Bartek es anders verstanden hat, als ich es meinte):
Es geht mir nicht darum, die Stadt, das Theater oder gar den Osten auf irgendeine Art und Weise abzuwerten. Es geht mir einfach darum, dass es sicher ein Fakt ist, dass ein Theater in einer ostdeutschen Stadt mittlerer Größe sicher nicht gerade in Geld schwimmt, was mich persönlich zu der Frage bringt, wieso man sich nun Gäste vom Kaliber eines Carsten Lepper etc. erst engagiert, welche nach vorsichtiger Schätzung Abendgagen bekommen dürften, die mit einem halben Monatsgehalt eines festangestellten Künstlers vergleichbar sein dürften.
Da beantwortet sich dann die dramatisch gestellte Frage, wieso man denn bei so großem Andrang nicht mehr Vorstellungen plant doch von alleine… Wenn man bei einer Vorstellung draufzahlt, wird man bei zehn Vorstellungen das zehnfache draufzahlen… Irgendwie logisch, oder?
Man sollte vielleicht fragen, ob die Gäste nun bei ihren Vertragsabschlüssen die Möglichkeit einer Verlängerung mit ihrem weiteren Einsatz in Aussicht gestellt bekamen. Wenn ja, wäre das eine tatsächliche Schweinerei. Wenn aber der Vertrag über die einzelne Spielzeit lief und auch keine weiteren Zusicherungen mündlich gemacht wurden, sollte man sich auch nicht brüskieren. Es ist ja nicht so, dass jemand von einem Tag auf den anderen den Job verliert. So wie ich das verstehe, geht alles erst um die nächste Spielzeit, also um den Zeitraum ab September.
Und wenn Carsten nun selber schreibt, die Gäste wären “fast alle” bereit für die Verlängerung, heißt es doch, es gibt auch Ausnahmen. Also können sie sich für andere Angebote entscheiden. Da ist doch naheliegend, dass es andersrum auch möglich ist, oder?
Bartek wrote @ Mai 18th, 2010 at 21:34
Liebe Freunde,
kurz zur Aufklärung:
1. »ellen« hat einiges völlig durcheinander gebracht, ist ja aber auch OK!
2. Weder habe ich Carsten Vorwürfe gemacht, noch seinen guten Job oder seine Professionalität angezweifelt!
3. Carsten hat Hartz IV angesprochen, deshalb meine Frage nach dem Arbeitslosengeld. Ich glaube nicht, dass er sowas braucht.
4. Ich habe es nicht nötig und halte nicht für richtig, über alles, was hinter den Kulissen passiert, hier zu berichten. Es gibt aber viel Stoff…
5. Die Fragen soll man nicht interpretiertieren, sondern beantworten. - Meine Fragen wurden hauptsächlich von Kommentaren und Reaktionen provoziert, die »rasermartin« und »ellen« anscheinend übersehen oder sogar nicht mitbekommen haben. Eins ist nämlich sicher: es wird darüber geredet und spekuliert, oft ohne Sachkenntnisse, was manche meine Fragen noch berechtigter macht.
6. Es ist in unserem Beruf leider so, dass man den Arschtritt meistens aus einer unerwarteten Richtung, ganz unerwartet und oft unverdient bekommt. Egal ob fest engagiert oder Gast.
Ich betone nochmals: Carsten zeigt viel Mut und Engagement und – symptomatisch – steht damit alleine da. Mein Beileid! Ich möchte nicht in SEINER Haut stecken.
Nun, es wird sich zeigen: entweder kommt WSS mit neuer Besetzung gut an, oder es wird ein Fiasko. Die dritte Möglichkeit ist, dass WSS ganz vom Spielplan verschwindet, was ich aber nicht hoffe und die vierte: einige Gäste kommen doch wieder, haben schon ihre Veträge und halten den Mund. Liege ich falsch?
Einen schönen Abend!
Teresita wrote @ Mai 18th, 2010 at 21:30
Das halbe Ballettensemble Magdeburgs wird für die Wiederaufnahme der West Side Story auch nicht da sein! z.b. Teresita, Tiger, Mouthpiece, Indio, Luis, Gaziella und Clarice, also ich wünsche den neuen Ensemble Mitgliedern viel erfolg bei der Umstudierung! Wir hätten uns gewünscht dass es anders gekommen währe!
Ellen wrote @ Mai 18th, 2010 at 19:15
Hallo!
Ich finde es mutig das Herr Lepper sich in der Art und Weise, öffentlich einsehbar, äußert und denke das das richtig ist. Wenn jmd da Probleme mit hat, dann soll er diese auch äußern! Allerdings gibt es einen schönen Satz, bei dem ich finde das er auf “Bartek” passt: “Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten!” in diesem Sinne.
@bartek
Lieber Herr Bartek!
Ich finde es erst einmal von Ihnen - genauso wie von Herrn Lepper und den Ensemble-Mitglieder - unglaublich mutig sich zu dieser Angelegenheit öffentlich zu äussern.
Dennoch muss ich zu Ihrem Eintrag einiges hinzufügen, bzw. meiner Ansicht nach anders verstanden werden:
Weder Herr Lepper, noch ein anderes Ensemble-Mitglied, beschwert sich über die Qualität der hauseigenen besetzten Ensemblemitglieder.
Zu Dem Absatz “Aber auch die Kolleginnen und Kollegen des Ensembles des Theater Magdeburgs haben nun keinen leichten Stand. Sie werden nun in einer Art «Hau-Ruck-â€Verfahren, in der kommenden Spielzeit einstudiert. Ohne Original Regie-Team, Original-Choreographin etc. In Ihrer Haut möchte keiner von uns stecken. Denn die «West Side Story†ist ein unglaublich komplexes Werk und verlangt genügend Zeit zum Aufbau eines Charakters.”
Das verstehe ich so:
Herr Lepper sagt dadurch weder das Sie es nicht besser, noch schlechter können als die “geschassten” Gäste. Er pflichtet Ihnen sogar bei, er unterstützt die Darsteller des Hauses, in dem er sagt, das sie viel zu wenig Zeit bekommen eine Partie einzustudieren. Ich glaube, lieber Herr Bartek, Sie haben da etwas einfach missverstanden. Ich kenne Herrn Lepper seit Jahren als extrem hochprofessionellen Darsteller auf der Schauspiel- und Musiktheaterbühne.
Ich begleite sein Tun schon seit Jahren und beobachte seine stetige Entwicklung- im Background. Einen Tony zu singen ist wahrlich kein leichtes Unterfangen. Dennoch bin ich sicher das Herr Lepper es nur gut mit Ihnen und Ihren Kollegen meint. Darum verstehe ich Ihre Beschwerde nicht.
Dann Ihre Anmerkung zum Arbeitslosengeld - was soll das? Was hat das damit zu tun? Ich verstehe Ihre Aufregung nicht.
Ihre Produktionen von Jekyll & Hyde, sowie Titanic durfte ich selber sehen und fand diese grossartig. Auch das stellt Herr Lepper nicht einmal in Frage.
Ich denke, Herr Lepper und die Kollegen fühlen sich einfach “im Stich” gelassen. Fahren von Audition zu Audition um dann endlich mal in so eine schwierigen Zeit einen Job zu bekommen. Wenn Herr Lepper “sich zu gut für Magdeburg gefühlt hat” (das entnehme ich ihren Worte - aber nicht in den Worten von Herrn Lepper) warum ist er dann nach Magdeburg ans Theater gegangen? Ich glaube er spielt jede Rolle an jedem Haus mit dem gehörigen Respekt und versucht sich diese einzuverleiben. Ob es ihm immer gelingt sei dahingestellt - da soll sich jeder ein Bild machen. Aber für mich gilt absolut für die Magdeburger Inszenierung:
Herr Lepper war ein mit Abstand grossartiger und hervorstechender Tony. Ich habe weder in einer der letzten Freilichtaufführungen in Deutschland, der Schweiz, noch in einer anderen gleichwertigen Stadttheater-Produktion einen vergleichbaren Tony gesehen. (Ja ich liebe dieses Stück und fahre gerne mal auch etwas weiter um mir verschiedene Inszenierungen anzuschauen) Das ist und bleibt meine Meinung. Ob sein Platz genauso wieder aufgefüllt wird in der nächsten Spielzeit mag ich bezweifeln - aber ich gebe auch dem Kollegen vom Opernensemble die Chance dieses zu beweisen. Das ist doch wohl Ehrensache und als Liebhaber der West Side Story eine Selbstverständlichkeit.
Dennoch: Die Zuschauer die eine der wenigen (viel zu wenigen!!! WARUM NUR SO WENIGE????) Vorstellungen der West Side Story an Ihrem Hause sehen konnten, waren überzeugt von der hochklassigen Besetzung - vor allen Dingen im Bezug der Hauptdarsteller. Schade, das diese nun nicht mehr dabei sind.
Für Carsten Lepper und Co. geht es bei dieser ganzen Sache sicherlich nicht um “Medienwirbel” oder entgangenen Lohn - das hat er bestimmt nicht gewollt und sicherlich nicht nötig.
Nein - es geht hier nur um eines: RESPEKT - ob vor festen Ensemblemitgliedern oder freischaffenden Künstlern - das ist wohl völlig egal!!!!
Und den nötigen Respekt hat man den Gästen (und auch den Künstlern die jetzt schnell schnell übernehmen müssen - ob fest oder nicht fest) der West Side Story mit dieser Aktion sicherlich nicht geschenkt - sondern - nach erfolgreicher Werbung und guten Verkäufen - einen TRITT IN DEN HINTERN, nach dem Motto: Friss oder stirb! Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.
Auch ich finde es schade, das die anderen Gäste sich nicht zu Worte melden. Aber vielleicht sollte über das Ganze jetzt die Hülle des Schweigens gelegt werden und wir denken an die West Side Story als eine Gute zurück und erfreuen uns über die Dinge die noch kommen werden.
In diesem Sinne: Ich wünsche mir natürlich das alle Gäste wieder in der West Side Story in Magdeburg auftauchen aber sehe es als sinnloses Unterfangen Herrn Lepper und seine Kollegen zu beschimpfen oder zu bevormunden oder das Wort im Munde umzudrehen.
Ich verstehe diesen Brief als Wachrütteln in die oberen Etagen der Politik und ich hoffe, das diese Verantwortlichen das auch lesen.
Es geht hier nicht um Eitelkeiten weniger Darsteller, sondern um mehr. Viel mehr!
Ein Theater ist für die Bewohner einer Stadt gemacht - da stimme ich dem Schreiben völlig zu. Und mit der neuen Spielpan-Politik des Opernhauses unter der neuen Intendantin macht es keinen Spass mehr ins Theater zu gehen. Man verpasst zu viel. Wir als Zuschauer haben fast nie eine Chance alle Stücke zu sehen. Weil es einfach zu wenig Aufführungen gibt. Mein Abo habe ich letztes Jahre gekündigt. Genau deswegen. Da muss die Politik ran!
Darum, Herr Lepper - sofern Sie dieses lesen: ICH ZIEHE DEN HUT VOR IHREM TONY UND IHREM ENGAGEMENT WAS DIESE AKTUELLE SITUATION ANGEHT!
Ein nicht nur guter, sondern auch extrem mutiger Sänger, der sich zu Wort meldet! Danke dafür - Sie sprechen sicherlich vielen Magdeburger aus der Seele
Ich hoffe Sie inständig weiter auf deutschen Bühnen zu erleben!
Bartek wrote @ Mai 18th, 2010 at 14:14
Als Mitglied des Theaters Magdeburg und einer der Darsteller in der inzwischen seit 24 Stunden berühmt gewordenen Inszenierung »West Side Story« am Magdeburger Opernhaus, sehe ich mich gezwungen auf diesen Offenen Brief zu reagieren. Ich tue es ungern, aber irgendwann läuft es einem über…
Der liebe Carsten hat den Mut, sich zu beschweren und über einige Sachen zu schreiben, die er für nicht OK findet – Bravo! Er stellt die Fragen, die er oft eigentlich selbst beantwortet. Ich habe aber auch in den Kommentaren zu diesem Brief einige Sätze gelesen, die ich für überheblich finde, und welche auf eine ungeheure Arroganz und Ignoranz derjenigen hindeuten, die sie geschrieben haben. Manche freischaffenden Künstler hatten schon vor Jahren ein völlig falsches Bild, was das Theaterleben betrifft. Das Bild haben sie sich nämlich erschaffen, ohne selbst eine einzige Minute an einem Theater fest angestellt gewesen zu sein. Seit langer Zeit laufen sie herum und streuen ihren Blödsinn. Aber eigentlich sind sie selbst an der ihren und der Theatermisere mitschuldig. Am liebsten hätten sie auch die Gewerkschaften abgeschafft… Diese Äußerungen provozieren mich zur Fragestellung.
Am Rande noch eine Bemerkung zu WSS: es ist kein Geheimnis, dass dieses Werk den Darstellern sehr viel abverlangt. Oft stehen die Macher vor dem Dilema: entweder nimmt man junge Leute, die zu den Charakteren passen, mit der musikalischen Seite aber nicht zurecht kommen, oder man nimmt gut ausgebildete Sänger, die von Definition zu alt sind und noch dazu ungern tanzen. Manchmal hat man aber Glück und engagiert gute UND junge Gesangdarsteller.
Und nun stelle ich einige Fragen, weil mich das nach über 20 Bühnenjahren einfach ärgert:
Warum meldet sich hier nur Carsten zu Wort?
Haben die anderen »Stargäste« den Carsten beauftragt oder ermächtigt für sie zu sprechen?
Haben die Starkollegen 24 Stunden nach der Veröffentlichung dieses Briefes immer noch nichts zu sagen?
Sind die Agenten und Berater überrascht und überlegen nun, was zu tun ist?
Wann hat Carsten das Arbeitslosengeld bezogen und in welcher Höhe?
Was erlaubt einen Gast zu urteilenl, dass die Ensemblemitglieder mit ihren Aufgaben überfordert sind / wären oder würden?
Wie alt sind eigentlich die Kollegen Schmidtke (Riff), Gaik (Action), Roussi (Anita), Danailow (Arab), Kaya (Bernardo) und Lepper (Tony)?
Wie soll jemand Dialoge sprechen, wenn er schon mit dem einfachen »Guten Tag« überfordert ist?
Wer im Theater Magdeburg hat behauptet, Musical sei eine Kunst der 2. Kategorie?
Hat hier jemand eine Ahnung, wie viel Körpereinsatz so manche Opern- oder Operettenpartie verlangen kann?
Hat irgendjemand hier im Publikum nachgefragt, wie es gefallen hat – und damit meine ich nicht nur die minderjährigen Fans, sondern auch langjährige Theatergänger?
Glaubt heute tatsächlich jemand, dass die »Ossis«, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, noch nie im Leben eine Musical-Produktion irgendwo im Westen gesehen haben? Und das in der Ära der modernen Medien und Billigflüge?
Was muss das für ein ewig Gestriger sein, der immer noch nach Ost- und Westdeutschland unterscheidet?
Was muss das für ein ewig Gestriger sein, der immer noch in den Kategorien Provinz- oder Großstadt denkt?
Liegt Magdeburg wirklich irgendwo weit im Osten, oder genau zwischen Berlin und Hannover?
Haben die Experten hier die Magdeburger Produktionen »Jesus Christ Superstar«, »Cabaret«, »Jekyll & Hyde«, »Titanic«, oder »My Fair Lady« überhaupt gesehen?
Wisst ihr, dass nach JCS in MD immer 15 Minuten stehenden Beifall gab?
Wisst ihr, dass von der »Titanic« kein Zuschauer vorzeitig runter gegangen ist, trotz realistische Wetterverhältnisse auf dem Magdeburger Domplatz?
Warum sollten die fest engagierten Künstler schlechter sein als die Freischaffenden?
Weiß man immer wirklich gut Bescheid, warum einer freischaffend (geworden) ist?
Unterschreiben die Kollegen immer alles, ohne es gelesen zu haben, oder wussten sie genau, was sie unterschreiben und haben es trotzdem getan?
Geht es hier tatsächlich um entgangene Honorare (die Sache ist rechtlich aussichtslos!), oder einfach um Medienwirbel?
Lieber Carsten, bei allem Respekt, aber schließt Du dir nicht zufällig selbst ins Bein?
Was meint ihr, kommen jetzt mehr oder weniger Zuschauer nach Magdeburg angereist?
Und nun 2 letzte Fragen, wobei ich keinen in Schutz nehmen möchte (!), aber die muss ich stellen:
Wie führt man denn heute eigentlich richtig ein Dreispartentheater, bei ständig schrumpfenden Mitteln einerseits und wachsenden Erwartungen des Publikums andererseits?
Hat jemand eine Ahnung, wie hätten die öffentlichen Theater aussehen können, wenn man sie so modern finanzieren dürfte, wie die privaten Musicals: mit Werbung und Sponsorengeldern? Wäre die Hälfte bereits tot? Sicher? Oder Tot-sicher?
@ Andreas
Nur weil es mittlerweile üblich scheint, so mit Mitarbeitern oder Angestellten umzugehen, bedeutet dies noch lange nicht, daß es gut ist. Immer wieder hört man von neuen Grusel-Geschichten am Theater oder in Musical-Betrieben. Ich finde es gut, richtig und wichtig, daß sich die Leute zu Wort melden. Es geht einzig um ein respektvolles Miteinander und davon entfernen wir uns immer mehr.
Heidy wrote @ Mai 18th, 2010 at 09:14
Hi
Also hier spricht/schreibt mal die andere Seite, nämlich ein Teil des Publikums.
Auch ich finde den Umgang mit Darstellern in diesem Fall absolut unprofessionell diesen und dem Publikum gegenüber.
Allerdings stimmt es auch, daß die Meinung des Publikums nicht interessiert, muß sie ja auch nicht, da das Haus nicht allein überleben muß.
Ich hatte schon immer so das Gefühl, daß “große” Kunst für die Künstler und diejenigen, die sich für etwas besseres halten, gemacht wird.
“Das Volk”, zu dem ich mich auch zähle, hat zu allen Zeiten gut unterhalten werden wollen. Zwar mit Tiefgang, ich bin ABSOLUT kein Fan dieser “Spaßmusicals”, aber auch mit einer Prise Humor, Tränen, eingängiger Melodien und Texte gewürzt….. Musical eben!
Ich hoffe, die Gastdarsteller um Herrn Lepper bekommen rasch ein neues Engagement - In einer Produktion, die sie zu würdigen weiß!!!
Andreas wrote @ Mai 18th, 2010 at 07:01
Ich verstehe die Aufregung nicht. ÜBERALL gibt es das, von heute auf morgen bist du eben deinen Job los. Selbst wenn du ihn gut machst. Entweder du stehst irgendeinem nicht zu Gesicht und bist weg oder irgendeine Auslagerung findet (wiedermal) statt.
Ob oder wie man weiterkommt, ob Arbeitslosengeld oder man auf der Straße landet interessiert niemanden wirklich. Das Leben muß weitergehen.
So oder so …
G wrote @ Mai 17th, 2010 at 22:22
So traurig es im Allgemeinen ist, wenn Darsteller “auf die Straße ausgesetzt” werden, ist diese Situation ein wenig grotesk.
Wir haben einen Herzzerreißenden “offenen Brief” eines der Darsteller, die im deutschsprachigen Raum als “Stars” bezeichnet werden. Egal, was man nun darüber meint, die Liste der Engagements scheint diese Bezeichnung zu bestätigen. Wenn man sich nun die anderen Namen der Hauptrollen durchliest, dann ist das Kaliber änlich.
Wenn man sich eben diese Liste anschaut, kommt mir die Frage - wer ist auf die Schnapsidee gekommen, sich alle diese Namen für eine “West Side Story” in einer ostdeutschen, nicht gerade Großstadt, zu engagieren? Und vor allem - wozu?? Um eine überteuerte “Altersheim WSS” auf die Bühne zu bringen?
Es sieht für mich falsch aus. Gerade solche Häuser sollten doch auch Mal den Mut haben, Leute zu engagieren, die vielleicht keine “Namen” haben, dafür aber halbwegs dem Rollenprofil entsprechen. Wenn ich in der letzten “Musicals” - Ausgabe ein Bild von Darius Merstein McLoed als Tony sehe, dann kommt mir einfach das Grauen.
Wenn man sich nun alles durch den Kopf gehen lässt, ist die Anmerkung “Jerome’s” ja vielleicht gar nicht so falsch - das Haus will eine ordentliche Inszenierung - engagiert ein erprobtes Produktionsteam - kriegt von diesem die Darsteller aufgezwungen und will dann, um rentabel die Vorstellung weiterspielen zu können, Leute besetzen, die man sich in Magdeburg eher leisten kann. Alles andere ist eine rechtliche Sache.
Zu einem “Boykott” eines Hauses aufzurufen, weil einige verwöhnte Diven (das soll kein Urteil über die absolut unbestreitbaren künstlerischen Qualitäten der betroffenen Kollegen) einen, sicherlich für sie verschmerzbaren Rückschlag erlitten und mit solchen Floskeln, wie “Hartz IV” um sich zu werfen, ist eigentlich peinlich. Irgendwie sehe ich nicht, wie man Carsten Lepper oder Serkan Kayah und “Hartz IV” in einen Beitrag unterbringen kann, ohne sich unglaubwürdig zu machen.
Würde das ganze “normalsterbliche” Darsteller betreffen, wäre es was anderes, Bei den Gagen der “Normallos” würde aber wahrscheinlich kein Bedarf bestehen, sie loszuwerden, um eine Produktion rentabel zu machen.
Ich kann jedenfalls nicht viel Mitgefühl finden…
Astrid wrote @ Mai 17th, 2010 at 20:27
@Martin:
Super Beitrag! Kann ich auch aus der “anderen Seite der Bühne” bestätigen. Musical wird immer als künstlerisch minderwertig betrachtet, teilweise negiert. Grauenhaft. Aber “künstlerisch Hochwertiges” - was man darunter auch immer verstehen mag - wird finanziert ohne Ende, denn das hat ja Wert, selbst wenn es eigentlich keiner sehen will. Schade schade. Wann wird sich das ändern? Es wird uns alle Schweiß und Arbeit kosten, aber die ist es - zumindest mir - wert. Auch die teilweise wirklich vernichtenden Kommentare, die man zu hören bekommt, setzt man sich für dieses Genre ein sind zu ertragen. Denn am Ende entscheidet doch immer das Publikum - und das steht auf unserer Seite.
Jerome wrote @ Mai 17th, 2010 at 19:26
btw: Zufall, dass unter den Darstellern wieder “friends” von Gergen&Struppeck sind - ?
Da ist auch mit “eigener Verantwortung” nichts zu machen.
Lieber Carsten,
leider ist mir dieses Verhalten von den künstlerisch Verantworlichen eines Stadt- oder Staatstheaters nicht fremd. Oft genug habe auch ich Entscheidungen erleben und als Ensemblemitglied letzendlich auch umsetzen müssen, bei denen ich mir die Haare gerauft habe.
Es ist immer das alte Machtprinzip, dass uns Darsteller am Ende dieser Pyramide angstvoll um das nächste Engagement zittern läßt. Es gibt keine adäquate Interessenvertretung für Darsteller (insbesonders hier die freischaffenden Musicaldarsteller und Schauspieler) Wir netzwerken uns von einer Panik in die nächste, um dann am Ende doch kurz vor Hartz 4 vor einem existentiellen Supergau zu stehen.
Den Verantwortlichen in Magdeburg wird es am Ende des Tages herzlich egal sein, sie wissen: Die West Side Story geht immer!!!
Was die Theater, vor allem die subventionierten Theater lernen müssen ist Professionalität im Umgang mit ihren Gästen, eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass für Gäste im Musical und Schauspiel die gleichen Regeln gelten wie in der Oper, aber leider ist dem nicht so. Warum? Nun weil mit Musical kein Dramaturg wirklich reussieren kann, es ist die “leichte Muse”; sie muss am Ende der Spielzeit dafür sorgen, dass irgendwie die Zahlen stimmen.
Die öffentlichen Theater sind sich noch lange nicht im Klaren darüber, dass sie in Konkurrenz zu den privaten Unternehmern wie Stageentertainment, BB und anderen stehen; sie müssen sich die Frage gefallen lassen, warum Zuschauer bereit sind mehr als 100 € für ein Ticket zu zahlen, für etwas, dass in der vom Feuillton bestimmten also “wichtigen” Welt der darstellenden Künste sehr abschätzend als kulturell minderwertig angesehen wird. Was ist schon das Publikum? Die von den Steuerzahlern alimentierten Theatermacher haben andere Sorgen: wie komme ich am schnellsten nach Berlin? Und wenn schon nicht Berlin dann wenigstens nach Hamburg!!
Am Ende wird auch hier die Zeit das Urteil über eine ziemlich belanglose Epoche des Deutschen Theaters fällen. Das ist aber alles bloss eine Randbemerkung zu eurem aktuellen Problem.
In Magdeburg sind auch die Kreative gefordert, auch die ZAV und auch wir selber als Darsteller: es gibte eine schwarze Liste für uns Darsteller?? Wie wäre es mit einer für Intendanten und Opern- Schauspieldirektoren?
Schließen möchte ich mit einer persönlichen Bitte an alle Darsteller, die dieses lesen werden: wir sind selber verantwortlich, für die Art und Weise wie mit uns umgegangen wird; bei Verhandlungen oder Auditions machen wir uns so viele Gedanken über das, was die Theater denken, dass wir uns selbst dabei völlig aus den Augen verlieren. wir sollten uns trauen können, nein zu sagen, zu lächerlichen Angeboten, mittelmässigen Inszenierungen, kleinkarierten Dramaturgen und Spielleitern. Es ist unser kreatives Input, dass die meisten der Inszenierungen, die ich in letzter Zeit so gesehen habe, dass so manche WSS oder JCS oder, um eine kleine suffisante Nebenbemerkung los zu werden, My Fair Lady als Höhepunkt Spielplan gestalterischer Phantasie, im wahrsten Sinne des Wortes gerettet hat.
Aber solange das Publikum nicht mit Tomaten wirft (und zwar nicht um einen wildgewordenen modernen Schauspielregisseur in seiner Publikumsverachtung zu bestätigen) oder fernbleibt, besteht für die Verantwortlichen auch in der Politik kein Handlungsbedarf!!
HTML-Tags:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>