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Du sollst Kunst nicht mundtot machen

Foto: © Martin Bruny
Angesichts der jüngsten Debatte um ein Kunstprojekt von “euroPart” (genauer gesagt um zwei von 150 Plakatmotiven im Rahmen der Aktion 25 Peaces, auf denen drei nackte Darsteller mit Masken von George W. Bush, der britischen Queen Elizabeth und Jacques Chirac in eindeutigen Posen bzw. der Unterleib einer nur mit einem blauen Slip mit den EU-Sternen bekleideten Frau zu sehen sind) muss man fast die Frage stellen, ob der Skandal, der sich in einer Wiener Konditorei bis gestern abgespielt hat, ohne Konsequenzen bleiben sollte.
Foto: © Martin Bruny
Marzipanschweinderl mit EU-Flagge im A…. und im Wangerl, kann das vereinbar sein mit Österreichs EU-Ratspräsidentschaft? Wäre es da nicht an der Zeit, dass der Schweige-Kanzler seine Stimme erhebt und diesen Verstoß gegen jegliche Political Correctness noch im Nachhinein rügt?
Freilich, seit dem 1.1. gibts die Schweinderl nicht mehr, und Frau Merkel wurde nicht das schreckliche Erlebnis zuteil, nach ihrem Besuch des Neujahrskonzerts beim eventuellen Strolling durch die City möglicherweise Zeugin dieser abscheulichen Konditorskunst zu werden, die nun entweder in Privatbesitz gelangt ist oder sonstwie wiederverwertet wurde; aber muss man nicht präventiv dafür sorgen, dass nicht etwa jemand auf die Idee kommt, demnächst Osterhasen eine EU-Flagge in den Schwanz zu stochern?
Mit der Kunst, Kultur und deren Zensur ist das so eine Sache unter der derzeitigen Regierung. Während es für Projekte, die sich 2006 mit dem Popper unter den Klassikern, Mozart, auseinandersetzen, unvorstellbare Summen an Subventionen regnet, wird auf der anderen Seite der Werteskala der Regierung eisern gespart, so stehen diverse Kleinsttheater unmittelbar vor der Schließung. Und konnte dereinst Eminem noch ohne Staatsbürgerschaftsentzug seine Anti-Bush-Statements in seinem Video Mosh verarbeiten, scheint es hierzulande immer schwieriger, als Künstler einen Diskurs in Bewegung zu setzen. So gesehen bekommt das Wort des Jahres 2005, “Schweige-Kanzler”, eine neue Dimension. Hier ist nicht mehr von nobler oder taktischer Zurückhaltung die Rede - die Kunst mundtot zu machen, sie über Nacht entfernen zu lassen, das hätte man sich gerade im vergangenen Gedankenjahr doch lieber besser überlegen sollen.

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