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Archiv - Oktober, 2014

Thomas Schumacher (Disney) erklärt, was subventioniertes Theater leisten sollte

Am 2. Oktober brachte die »Tiroler Tageszeitung« anlässlich der Premiere von »Mary Poppins« im Wiener Ronacher ein Interview mit Thomas Schumacher, dem Präsidenten der Disney Theatrical Group, neben Cameron Mackintosh Rechteinhaber an der Show.
Eine interessante Passage aus diesem Interview:

Die Aufgabe des öffentlichen Theaters ist es, neue und anspruchsvolle Arbeiten herauszubringen, die Unterstützung brauchen, damit sie verwirklicht werden können. Der Broadway braucht den Erfolg beim Publikum. Wenn Sie 15 Mio. Dollar benötigen, um eine neue Broadway-Show herauszubringen, dann verwenden Sie Geld von Investoren, nicht öffentliches Geld. Es gibt zwar auch drei öffentlich unterstützte Broadway-Theater, aber dort große, kommerzielle Shows zu zeigen, wäre problematisch. Aber ich möchte in keiner Weise Ihr System hier kommentieren. Ich bin Amerikaner, und wir haben genug eigene Probleme.

Der Kern dieses Statements: Die Aufgabe des öffentlichen, subventionierten Theaters ist es, neue und anspruchsvolle Arbeiten herauszubringen.

Anders könnte man es so formulieren: »Mary Poppins« in Wien auf die Bühne zu bringen, ist so ungefähr das Letzte, was man als Kernaufgabe eines subventionierten Theaters bezeichnen würde.

Blenden wir kurz zurück. 24. September 1983: Im Theater an der Wien beginnt unter Peter Weck eine neue Ära des Musicals. Man steigt auf »Long-run-Produktionen« um. Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung von »Cats«. Positiver Aspekt dabei: Es ist die Geburt eine Musicalbooms in Wien. Negativer Aspekt: Es ist das erste von vielen Nachspielmusicals, das aktuellste: eben »Mary Poppins«. Die Wiener Produktion hat so zu sein, wie sich das die Rechteinhaber vorstellen.
19. Dezember 1990: Erstaufführung von »Freudiana«. Der Beginn der relevanten Eigenproduktionen der VBW. Es folgen zum Beispiel »Elisabeth« und heute, vor 17 Jahren, am 4. Oktober 1997 »Tanz der Vampire«. Das sollte eigentlich der Königsweg sein. Eigenproduktionen, die den VBW ermöglichen, selbst zu Produzenten von Shows zu werden, die man weltweit vermarkten kann.

Doch wann haben wir in einem der VBW-Häuser die letzte Eigenproduktion in diesem Sinn gesehen. Vergessen wir »anspruchsvoll«, aber geht wenigstens »neu«? Sehen wir mal wieder eine Uraufführung? Wenn ja, wann?

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