Als gestern Abend das Orchester der VBW unter der Leitung von Herbert Pichler den ABBA-Song »Mamma Mia!« spielte, war das nicht etwa eine Machtdemonstration. Die Vorgehensweise des Geschäftsführers des Unternehmens, Nichtverlängerungen vorzunehmen, ohne vorab die Steuerzahler zu informieren, demonstriert eindeutig, wer die Macht im Hause VBW hat. Nein, es war eine Demonstration, was dieses Orchester könnte.
Um diese Demonstration zu verstehen, muss man wissen, dass die ABBA-Show »Mamma Mia!« 2014 im Wiener Raimund Theater in einer Version zu sehen sein wird, für die sieben Musiker gebraucht werden, die wohl großteils Maschinen bedienen und Einspielungen starten. Nun wollen wir nicht weiter darüber nachdenken, dass diese Version so existiert und es auch eine für neun Musiker geben soll. Der Ausgangspunkt gestern war: ABBA-Songs können auch wirklich fantastisch klingen, wenn echte Instrumente eingesetzt werden. Hinweise wie, dass es vertragsrechtlich nicht möglich ist, eine anders instrumentierte Version zu spielen, sind keine Argumente, denn dann fragen wir uns doch, wieso »Mamma Mia!« überhaupt nach Wien kommt.
Gegeben ist in Wien ein hochsubventioniertes Haus, das die Aufgabe hat, Musicals zu schaffen, die sich weltweit verkaufen lassen, gegeben ist ein Orchester (und keine Band), und dafür gilt es, Stücke entweder zu beauftragen oder einzukaufen, man kann natürlich nicht immer Neues schaffen. Das Orchester ist essenzieller Teil der Produkte der Musicalmarke VBW, wer immer das Orchester kannibalisiert, sägt den Ast, auf dem er sitzt, ab. Ziel muss es demnach sein, Stücke zu wählen, die die Kapazitäten des Orchesters nutzen. Und ein Geigerl mehr bei einem Nichts wie »Sister Act« ist kein Beispiel dafür, wie man Kapazitäten nutzt.
Werden also Stücke wie »Mamma Mia!« gewählt, so wird es sich die Geschäftsführung der VBW gefallen lassen müssen, dass man die Auswahl so für sich begründet: Erstens ist eine Kooperation mit Stage Entertainment gegeben, zweitens braucht man kein Orchester dafür (außer man definiert sieben Musiker als Orchester). Ansonsten ist »Mamma Mia!« nicht weiter relevant, fast schon Jahrzehnte nach der Uraufführung, nach Dutzenden Möglichkeiten, die Show in Wien und Deutschland zu sehen. Was kommt als Nächstes? Nur mehr Kooperationen? Etwa Gergens »Sound of Music« oder die Stage-Show »Mary Poppins«? Nein, derart abstruse Ideen würden wohl nicht mal der VBW-Intendanz kommen.
Wollen wir also hoffen, dass sich die VBW-Obersten den gestrigen Abend zumindest via Webcam angesehen haben, sie hätten da zumindest ein Mal gehört, wozu ihre »Angestellten«, von denen sieben wohl genau rechtzeitig zum Weihnachtsfest ihre Nichtverlängerung zugestellt bekommen (fünf haben sie schon), fähig sind.
»A Tribute to Hans Salomon« – oder: Säge nicht den Ast ab, auf dem du sitzt
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