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Archiv - Wien

Wiener Volksoper: “La Cage aux Folles” - die letzten Vorstellungen

Kurt Schreibmayer & Karlheinz Hackl; Foto: Martin Bruny

Fünf Mal noch ist Jerry Hermans Musical “La Cage aux Folles” in der Wiener Volksoper zu sehen. Am 22. und 23. Mai 2007 gibt Karlheinz Hackl seine letzten beiden Vorstellungen als Dragqueen Zaza, am 30. und 31. Mai sowie am 10. Juni 2007 wird Erwin Windegger diese Rolle spielen.
“La Cage aux Folles” steht seit 1991 am Spielplan der Wiener Volksoper, von der ersten Vorstellung an war diese Inszenierung ein Triumph, wie gewöhnlich viel mehr noch bei den Musicalbegeisterten als bei den Kritikern. Bald schon waren die Fans bei jeder Vorstellung Legende. Seit 16 Jahren, mit einer längeren krankheitsbedingten Unterbrechung, spielt Burgschauspieler Karlheinz Hackl die schrille, zickige, und doch unheimlich sympathische Zaza so authentisch und glaubhaft, dass er nach jeder Vorstellung mit Standing Ovations abgefeiert wird. Er mag nicht der beste Sänger auf der Welt sein, aber das ist für diese Rolle auch kein Muss. Es schadet nicht, wenn man eine ausgebildeter Musicalsänger ist, keine Frage, aber man kann diese Rolle (vor allem diese) eben auch anders anlegen. Wenn Hackl bei “Ich bin, was ich bin” voller Inbrunst am richtigen Ton vorbeischrammt, tut er es voller Kraft und Stolz. Es mag ein bisserl wehtun im Ohr, aber es ist doch in diesem Moment das Glaubwürdigste, was man im Musicalbereich derzeit in Wien erleben kann.
Zaza kann man sicher auch noch mit 70 spielen, keine Frage, aber vermutlich wird Hackl (Jahrgang 1949) am 23. Mai zum letzten Mal den Fummel von Zaza anhaben. Eine Wiederaufnahme ist zumindest in der nächsten Spielsaison nicht geplant. Karten sind noch erhältlich, man sollte diese Vorstellung nicht versäumen.

La Cage aux Folles - Leading Team
Musical in zwei Akten von Jerry Herman
Gesangstexte von Jerry Herman
Buch von Harvey Fierstein
nach dem Bühnenstück “La Cage aux Folles” von Jean Poiret
Deutsch von Erika Gesell und Christian Severin
Musikalische Leitung: Michael Tomaschek
Inszenierung: Heinz Ehrenfreud, Dennis Callahan, David Scala
Choreographie: Dennis Callahan nach Scott Salmon

Cast
Albin/Zaza: Karlheinz Hackl
Georges: Kurt Schreibmayer
Bitelle: Vesna Orlic
Jacqueline: Guggi Löwinger
Marie Dindon: Sigrid Martikke
Anne: Johanna Arrouas
Jean Michel: Sascha Oskar Weis
Edouard Dindon: Klaus Ofczarek
Francesco: Ferdinando Chefalo
Jacob: Norman Stehr
Odette: Natalie Salazar
Angelique: Erika Kovà¡covà¡
Mercedes: Samuel Colombet
Chantal: Patrik Hullman
Hanna: Eduard Burnaev
Yvette: Una Zubovic
Monique: Vladimir Snà­zek
Nicole: Edgar Nikolyan
Phaedra: Florian Hurler
Clo-Clo: Adrian Cunescu
Lo-Singh: Alexej Khludov
Dermah: Bernhard Bläuel

Orchester und Chor der Volksoper Wien
Das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper

Kai Peterson-Henry swings

Kai Peterson-HenryKai Peterson-Henry, derzeit gleich in mehreren Rollen (D.A. Nathaniel Horridge, Jack Favell, Oberst/Col. Julyan) abwechselnd im Levay/Kunze-Musical “Rebecca” im Wiener Raimund Theater auf der Bühne, hat ein neues CD-Projekt am Start. Unter dem Titel “A little bit of hope” kommt demnächst seine erste Jazz-CD auf den Markt, die er mit dem bekannten Jazz-Gitarristen Rens Newland eingespielt hat und gattungsmäßig als “NuSwing” bezeichnet.

“A little bit of hope” erscheint bei Jivemusic, Kostproben daraus kann man auf der Homepage der Plattenfirma hören oder aber auf der mySpace-Site des “Kai Peterson & the Rens Newland Mixtet”.

Live sind Peterson und Rens Newland am 26. Juni im Cenario zu sehen, am 10. Juli 2007 findet die CD-Präsentation im Birdland statt.

Max Reinhardt Seminar: Little Shop of Horrors

Schlosstheater Schönbrunn; Foto: Martin Bruny

Das Institut für Schauspiel und Schauspielregie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien trägt den Namen Max Reinhardts, unter dessen Leitung ein staatliches Hochschulseminar für Schauspiel und Regie im Schlosstheater Schönbrunn eingerichtet wurde. Angestrebt wird – wie von Max Reinhardt in seiner Eröffnungsrede von 1929 bereits programmatisch gefordert – eine möglichst umfassende Erarbeitung sprachlicher, theoretischer, körperlicher und musikalischer Fähigkeiten, die sich in der zentralen Arbeit an Rolle und Stück realisieren sollen. Ziel des vierjährigen Studiums ist eine Ausbildung, die den angehenden SchauspielerInnen und RegisseurInnen handwerkliches Können, künstlerische Handlungsfähigkeit und intellektuelle Kompetenz verleiht. Die Verbindung von Praxis und Theorie soll eine Persönlichkeit des Studierenden befördern, die sich im Theaterbetrieb mit Selbstbewusstsein und Intellektualität zu behaupten weiß. Ein Spezifikum am Max Reinhardt Seminar ist die gemeinsame Ausbildung von Schauspiel- und Regiestudenten, die der Vorbereitung auf die realen Theaterverhältnisse entspricht.

Soweit das Programm, die Parole, das Ziel. Überprüfen kann man die Erfolge bei der “umfassenden Erarbeitung sprachlicher, theoretischer, körperlicher und musikalischer Fähigkeiten” derzeit im Schlosstheater Schönbrunn, wo noch bis zum 24. Mai eine Reinhardt-Seminar-Produktion des Musicals “Little Shop Of Horrors” (Alan Menken/Howard Ashman) gegeben wird - ausschließlich und exklusiv für das Theater der Jugend.
Gemischte Gefühle sind es, die man, vielleicht auch nur als Erwachsener, hat, wenn man das Theater nach der Vorstellung wieder verlässt. Zum einen hat man eine Show gesehen, die ganz sicher dazu geeignet ist, die Phantasie der Kinder anzusprechen. Kaum je schien ein junges Publikum in einer Aufführung des Theaters der Jugend so fokussiert aufs Geschehen zu sein wie bei »Little Shop of Horrors«. Kein Wunder, geht es doch um Mord, (Sado-)Masochismus, Liebe, Eifersucht - alles schön verpackt, aber doch auch so deutlich, dass man die eine oder andere Mutter am Ende der Vorstellung etwas irritiert zu einer Freundin sagen hörte: »Also ob das wirklich für Kinder geeignet ist?« Ist es natürlich, die Show sollte aber auch als Anlass genutzt werden, sich mit dem Musical näher auseinanderzusetzen, unter anderem dafür sind ja die Produktionen des Theaters der Jugend gedacht - als Anlass, sich mit dem Theater allgemein zu beschäftigen - auch im Unterricht davor und danach.
Das Bühnenbild ist recht karg, aber bunt, verspielt und pfiffig. Das Budget der Produktion wurde nun nicht gerade dafür aufgebraucht, eine High-Tech-Kulisse zu gestalten, aber es ist effektiv und auch liebevoll gestaltet.
Die Band, ja, also die Band gibt es nicht. Auf der Bühne steht ein Klavier/Keyboard und der Pianist greift mitunter auch zur Gitarre. Das ist dann schon ein wenig wenig, gerade bei einer Show wie “Little Shop of Horrors”. Man sollte doch annehmen, dass es nicht allzu schwer ist, eine zumindest kleine Band für eine Musicalproduktion aufzustellen. Positiv dagegen ist wiederum, dass man sich nicht darauf eingelassen hat, zusätzlichen Sound vom Band einzuspielen. Es wirkt tatsächlich alles live, und das ist auch gut so.
Was ich ja gar nicht mag, ist, nicht zu wissen, wer gerade auf der Bühne spielt. Bei den Darstellern handelt es sich ja nicht gerade um die Hintertupfinger Laienschauspieltruppe, sondern um Studenten am Max Reinhardt Seminar, und das ist nach wie vor eine der bedeutendsten Kaderschmieden auf dem Gebiet des Schauspiels - von hier erwartet man sich Schauspieler, die in einer Liga mit Brandauer und Co. spielen. Da kann man sich als Publikum erwarten, einen Programmzettel vorzufinden, auf dem man auch Porträts der Studenten sieht, dem man entnehmen kann, wer gerade spielt. Das ist ohne großen finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen, das schaffen die meisten anderen Schauspielschulen. Aber vielleicht ist das Studium am Max Reinhardt Seminar mit Absicht wie eine Art Verpuppungsstadium aufgebaut. Erst am Ende, wenn der Schmetterling schlüpft (oder wie man sich das vorstellen mag), wandert ein Porträt der “fertigen” Schauspieler in die Galerie der “Absolventen”. Bis dahin sind die Studenten No-Faces.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Es gibt Kollegen von der Presse, die es tatsächlich lobenswert finden, wenn Schauspieler keine Homepages haben, wenn sie Pages ins Internet stellen, die außer einem Porträt nichts außer einem Hinweis auf jene Agentur zeigen, von der sie vertreten werden. Ich halte das Sich-dem-Web-Verweigern nun nicht gerade für eine Tugend, aber ein Porträt und der Hinweis auf die Agentur ist immerhin etwas. Es sollte der Mindeststandard sein. Nicht, dass es Schauspieler nötig hätten, unbedingt im Netz vertreten zu sein, nicht, dass man von ihnen verlangen würde, dass sie nun anfangen Kinderfotos zu posten - aber eine gewisse Öffentlichkeit dürfte keinen Schaden zufügen. Im Gegenteil. Möchte ich beispielsweise erfahren, bei welchen Hörbüchern XY als Sprecher mitgewirkt hat, so ist das mit einiger Googelei zwar eruierbar, einfacher wäre es, diese Informationen vom Künstler selbst auf seiner eigenen Homepage zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Wie machen sich nun die Schauspielstudenten als Musicaldarsteller? Mal gut, mal weniger gut, würde ich es formulieren. Es ist ein deutlicher Unterschied in den Performances der beiden Besetzungen zu bemerken. Da ich keinen blassen Schimmer habe, wann ich bei meinen zwei Besuchen die erste bzw. wann die zweite Besetzung gesehen habe, und auch Googeleien zu nichts geführt haben, kann ich nur sagen, dass auch die Stimmung im Theater bei der von mir als besser empfundenen Show applausfreudiger war. Die gesamte Cast wirkte einmal etwas amateurhafter, schwerfälliger, überbemüht und noch weniger gesanglich begabt - im Vergleich zur anderen Besetzung. Man kann “Mushnik” natürlich mit übertriebener körperlicher Behinderung darstellen, keine Frage, nur, man kann es auch übertreiben. Als “Pflanze” Audrey 2 bräuchte man doch ein gewisses stimmliches Vermögen, um “Mean Green Mother From Outerspace” wirkungsvoll über die Rampe zu bekommen. Solche Nummern, die geile Performer brauchen, können zum Knackpunkt einer ganzen Aufführung werden, zu Momenten, da eine (semi)professionelle Aufführung nahtlos in Peinlichkeiten abdriftet. Sicher, gerade bei dieser Inszenierung ist es nicht leicht, bei der Schlussnummer zu glänzen, wenn man nur über beschränkte gesangliche Fähigkeiten verfügt und plötzlich den Rocker geben soll. Man hat keinen süffigen Sound einer Band, der manches kaschieren würde, nur das Piano, das Keyboard und einen Chor, der selbst wieder aus Schauspielstudentinnen besteht, die manchmal die herrlichsten Probleme haben, gewisse Stimmhöhen zu erklimmen. Kein Wunder, dass gerade bei dieser Knackschlussnummer der größte Unterschied auch stimmungsmäßig zu bemerken war. Einmal klatschte das Publikum begeistert mit, einmal saß es ruhig da und … wartete auf den Schluss. Wobei es nicht nur an der Stimme allein gelegen hat. Eine der Besetzungen hatte es einfach drauf, mitreißend über die Rampe zu kommen, die andere nicht.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Ähnliche Performanceunterschiede lassen sich auch beim sadomasochistischen Zahnarzt Orin festmachen, wobei sich da der Unterschied primär auf die schauspielerische Leistung bezieht. Bei Seymour wäre noch anzumerken, dass die “bessere” Besetzung der beiden Darsteller bei seinen Sprechszenen eine dermaßen schöne Sprachmelodie hat, ein angenehmes samtenes Timbre, dass eben diese Sprechszenen fast schon allein wie Musik waren, eine ganz große Begabung.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Insgesamt bietet das Reinhardt-Seminar, in welcher Besetzung auch immer, eine unterhaltsame Show für Kinder, effektvoll inszeniert, im wunderschönen Ambiente des Schlosstheaters Schönbrunn. Allein die Location wäre es wert, für die verbleibenden Vorstellungen noch schnell mal eine Restkarte über das Büro des Theaters der Jugend zu besorgen. Es erwartet die Zuschauer eine sanfte Einführung in das Gebiet des Musicals. Ein spannender Plot, melodiöse Songs und fast schon eher Schauspiel mit Gesang als umgekehrt.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Little Shop of Horrors (Der kleine Horrorladen)
Vorlage nach dem gleichnamigen Film von Roger Corman
Musik nach Alan Menken, Buch und Gesangstexte von Howard Ashman. Deutsch von Michael Kunze

Leading-Team

Musikalische Leitung: Klaus Erharter
Bühnenbild und Kostüme: Marie-Luise Lichtenthal
Choreographie: Grant Mc Daniel
Regieassistenz: Jerome Junod, Christina Muschol
Bühnenbildassistenz: Nathalie Lutz, Lucie Strecker
Kostümassistenz: Britte Brüggemann
Maske: Kurt Stolzmann
Ton: Martin Klebahn
Inspizienz: Christine Mattner, Sarantos Zervoulakos

Cast
Seymour: Gerrit Jansen / Florian Köhler
Audrey: Emily Cox / Louisa von Spies
Mushnik: Nikolaus Barton / Wolf Gerlach
Orin: Daniel Göller / Alexander Meile
Pflanze: Thomas Meczele / Markus Westphal
Chiffon: Angela Smigoc / Petra Staduan
Crystal: Judith Mauthe / Yohanna Schwertfeger
Ronnette: Sophia Freynhofer / Marion Reiser

Performing Arts Studios Vienna: “The Next Generation”

Studentenshows an Musicalschulen werden unterschätzt. Generell. Das soll nicht heißen, dass diese Aufführungen nicht gut besucht sind, oft ist das Gegenteil der Fall und sie sind hoffnungslos ausverkauft. Gemessen an der Bedeutung, die diese Produktionen jedoch haben, werden sie dennoch unterschätzt. In Zeiten des Internet, wo Platz auf Websites ja nun wirklich nicht eine Frage der Kosten ist, wenn es um den einen oder anderen Artikel mehr geht, finden sich erstaunlich wenig Berichte im Netz über beispielsweise Abschluss-Shows von Musicalschulen. All die Online-Medien, die sich auch oder vor allem mit Musicals beschäftigen, würden sich doch anbieten, sollte man meinen. Ist es wirklich so reizvoll, nur über Big-Budget-Produktionen zu schreiben?
Warum sollte man auch über Studentenshows berichten? Nun, man hat die Chance, Talente zu erleben, bevor sie Karriere machen. Nicht, dass jedem Talent überhaupt eine Karriere vergönnt, nicht, dass der eine oder andere nicht ohnehin schon während seines Studiums längst von großen Bühnen engagiert worden ist, aber eine Performance im Rahmen des Studiums hat immer einen ganz eigenen Charme. Man sieht bei einem Abschlussjahrgang oft völlig unterschiedliche Levels und fragt sich ab und an, ob die Studenten, die ihre Abschluss-Show bringen, tatsächlich in ein und demselben Jahrgang sein können, aber so ist das eben. Vielleicht hatte mal jeder das Ziel, Musicalstar zu werden und entdeckt dann, dass er vielleicht doch besser nicht auf der Bühne, sondern im Theatermanagement (im weiteren Sinn) besser aufgehoben ist. Schaden wird ihm/ihr eine Ausbildung sicherlich auch dann nicht.
Wie auch immer, vom 30. April bis 2. Mai 2007 ging im Wiener Theater des Augenblicks die diesjährige Abschluss-Show der Performing Arts Studios Vienna über die Bühne. Im Gegensatz zu “1070 Wien”, der Produktion des Vorjahres, bei der es sich um ein eigens für diesen Zweck von Michael Schnack komponiertes Musical handelte, zeigten die neun Absolventen dieses Jahres eine Nummernrevue. Auf dem Programm (siehe unten) standen bekannte und ein paar weniger bekannte Songs aus “Fame”, “Elisabeth”, “The Scarlet Pimpernel” u. v. a.

Das Leading-Team der Produktion:

Gestaltung und Musikalische Leitung: Michael Schnack
Choreographien: Sabine Arthold & Ramesh Nair
Maske & Haare: headquarters
Kostümdesigns: Gabriele Tinodi
Bauten: Sandor Coti
Produktionsleitung: Eva Tatzber
Licht: Tommy Tatzber
Ton: Vienna Sound Vienna Light

Die Absolventen:
Caroline Ciglenec, Manuela Gager, Kerstin Löcker, Lydia Nassal, Alexander Moitzi, Lydia Nassall, Barbara Schmid, Nina Tatzber, Barbara Wanasek und Robert Weixler

Unterstützt wurden die Absolventen von Darstellern des 2. Jahrgangs:
Nicola Gravante, Daniela Lehner, Raphaela Pekovsek, Stefanie Riedelbauch, Gernot Romic, Isabel Trinkaus, Anna Weghuber und Melanie Maier

Alexander Moitzi & Nina Tatzber; Copyright: Bernhard Fritsch

Es hat immer schon Abschlussjahrgänge an den Performing Arts und anderen Musicalschulen gegeben, die durch das eine oder andere ganz besonders große Talent geprägt waren. Überragend im aktuellen Abschlussjahrgang der Performing Arts: Alexander Moitzi. Schon bei »Musical Christmas«, der Weihnachtsshow der Vereinigten Bühnen Wien im Dezember 2006, war er aufgrund seiner Präzision, Ausstrahlung und Grazie herausragend. Sein tänzerisches Talent konnte er auch im Abschlussprogramm “The Next Generation” voll ausspielen, beispielsweise in sehr schön choreographierten (Sabine Arthold) Szenen aus »The Lion King«. Zusammen mit seinen gesanglichen und schauspielerischen Fähigkeiten, die er beispielsweise bei »Suddenly Seymour« (»Little Shop of Horrors«) oder “Time Warp” (”The Rocky Horror Show”) zeigen konnte, bietet er ein künstlerisches Gesamtpackage, um das sich jede Bühne reißen müsste.

Manuela Gager; Copyright: Bernhard Fritsch

Wenn Moitzi als tänzerisch überragend hervorsticht, so trifft dasselbe auf dem Gebiet des Gesangs auf Manuela Gager zu. Ihr “Jemand wie du” aus “Jekyll & Hyde” war makellos schön und ausdrucksstark, auch «Your Daddy’s Son« aus »Ragtime« – wunderbar gesungen.
Das Programm der Performing Arts war eine bunte Mischung aus Musicalknallern aller Richtungen. Das meiste hat funktioniert, bei der einen oder anderen Nummer ging die Rechnung nicht ganz auf. Frank Wildhorn wird ja immer nachgesagt, er würde oft nur einfache Popmelodien schreiben. Mag sein, dass vieles davon Pop ist, einfach zu bringen muss es dennoch nicht sein. »Into the fire« aus »The Scarlet Pimpernel« braucht einfach mehr als vier Studenten und ein Playback. Robert Weixler als Percy war in dieser Szene nicht zu beneiden, auch seine drei Kollegen konnten ihm nicht helfen, der Szene jene Wucht zu verleihen, die sie braucht. »The Scarlet Pimpernel« scheint ein Knackpunkt dieser Produktion gewesen zu sein, denn auch Barbara Schmid war etwas, sagen wir einsam bei »Now when the rain falls« (»The Scarlet Pimpernel«), dafür viel besser bei »Maybe this time« (»Cabaret«).
Insgesamt war »The Next Generation« eine äußerst unterhaltende Show. Die Performing Arts haben, im Gegensatz zum Vorjahr, wieder verstärkt das tänzerische Element betont, was sich wohl auch aus dem Umstand ergibt, dass man mit Moitzi einen Mann in der Truppe hat, dem man das eine oder andere Tanzsolo einfach choreographieren musste, weil es sonst ewig schade gewesen wäre.

Barbara Wanasek; Copyright: Bernhard Fritsch

Neben Moitzi und Gager werden sicher auch andere Darsteller aus diesem Abschlussjahrgang ihren Weg machen, beispielsweise Barbara Wanasek, die ein kleines bisschen an Bette Midler erinnert hat in ihrer Shownummer »Blow, Gabriel Blow« (»Anything Goes«), oder auch Gernot Romic (Duettpartner von Caroline Ciglenec bei »Friendship« (»Anything Goes«)), aber das ist noch Zukunftsmusik, denn er hat als Student des 2. Jahrgangs seine Abschluss-Show noch vor sich.
Wer den weiteren Weg der Absolventen der Performing Arts verfolgen will, auf der Homepage der Musicalschule werden die Engagements regelmäßig upgedatet. Die nächste große Produktion ist »High School Musical« – zu sehen im Herbst in der Wiener Stadthalle.

»The Next Generation« – die Songs

Hard Work (»Fame”)

Staging: Schnack
Gesamtes Ensemble

Fame (»Fame”)
Choreographie: Arthold
Carmen: Tatzber / Ensemble: Lager, Gravante, Lehner, Pekovsek, Riedelbauch, Romic, Schmid, Trinkaus, Wanasek, Weghuber / Booth: Löcker, Maier, Moitzi, Nassall, Weixler

Dance: ten; Looks:three (»A Chorus Line”)
Staging: Nair
Val: Ciglenec

Into the fire (»The Scarlet Pimpernel”)
Choreographie: Nair
Percy: Weixler / Kämpfer: Gravante, Moitzi, Romic

Now when the rain falls (»The Scarlet Pimpernel”)
Staging: Schnack
Barbara Schmid

Wenn ich dein Spiegel wär’ (»Elisabeth”)

Staging: Schnack
Rudolf: Moitzi / Elisabeth: Löcker / Zofe: Nassall

Mayerling (»Elisabeth”)
Choreographie: Nair
Rudolf: Moitzi / Totentänzer: Ciglenec, Maier, Pekovsek, Schmid, Tatzber / DerTod: Gravante

Ich gehör’ nur mir (»Elisabeth”)

Elisabeth: Löcker

White boys (»Hair”)
Choreographie: Nair
Ciglenec, Maier, Nassall, Pekovsek, Schmid, Tatzber, Wanasek

Aquarius/Let the sunshine in (»Hair”)
Choreographie: Arthold
Gager / Ensemble: Gravante, Lehner, Löcker, Moitzi, Riedelbauch, Romic, Trinkaus, Weghuber, Weixler / Booth-Chor: Ciglenec, Maier, Pekovsek, Schmid, Tatzber, Wanasek

Zuhaus (»Die Schöne und das Biest”)
Staging: Schnack
Belle: Nassall

Circle of life (»The Lion King”)

Choreographie: Arthold / Staging: Schnack
Rafiki: Wanasek, gesamtes Ensemble, Tanz: Schmid, Moitzi

Shadowland (»The Lion King”)
Choreographie: Arthold
Ciglenec, Maier, Pekovsek, Schmid, Moitzi, Tatzber

Totale Finsternis (»Tanz der Vampire”)
Staging: Schnack
Sarah: Löcker, Krolock: Weixler / Booth: Gager, Gravante, Lehner, Nassall, Riedelbauch, Romic, Trinkaus, Wanasek, Weghuber

Tanz der Vampire (»Tanz der Vampire”)
Choreographie: Arthold
Gesangsensemble: Gager, Trinkaus, Weghuber, Gravante, Moitzi / Tanzensemble: Lehner, Maier, Nassall, Pekovsek, Riedelbauch, Schmid, Tatzber, Wanasek / Booth-Chor: Ciglenec, Löcker, Romic, Weixler

Stepping out with my baby
Choreographie: Nair
Nassall, Moitzi / Ensemble: Ciglenec , Lehner , Maier , Pekovsek , Riedelbauch , Schmid , Tatzber

Jemand wie du (»Jekyll & Hyde”)
Lucy: Gager

Friendship (»Anything goes”)
Staging: Nair
Reno: Ciglenec, Moonface: Romic

Blow, Gabriel, blow (»Anything goes”)
Choreographie: Nair
Reno: Wanasek, Ensemble: Gravante, Lehner, Trinkaus, Gager, Nassall, Romic, Riedelbauch, Weghuber / Booth-Chor: Löcker, Moitzi, Pekovsek, Schmid, Tatzber, Weixler

Suddenly Seymour (»Little Shop of Horrors”)
Choreographie: Nair, Staging: Schnack
Tatzber, Moitzi / Girls: Lehner, Trinkaus, Weghuber

Maybe this time (»Cabaret”)
Schmid

Your Daddy’s Son (»Ragtime”)

Staging: Eisenberg
Sarah: Gager

Over at the Frankenstein Place (»The Rocky Horror Show”)
Staging: Schnack
Brad: Romic, Janet: Schmid, Riff-Raff: Moitzi, Magenta: Tatzber, Columbia: Nassall

Time Warp (»The Rocky Horror Show”)

Choreographie: Arthold
Riff-Raff: Moitzi, Magenta: Tatzber, Erzähler: Weixler, Columbia: Nassall / Gesamtes Ensemble

Seasons of love (”Rent”)
Ensemble

VBW bestätigen »We Will Rock You« im Raimund Theater mit Premierendatum 24. Januar 2008

Nun ist es auch zu 100 Prozent fix. Per Presseaussendung bestätigen die Vereinigten Bühnen Wien die Nachfolgeproduktion von “Rebecca” im Raimund Theater: “We Will Rock You”. Der Pressetext im Originalwortlaut:

Kathrin Zechner, Intendantin der VEREINIGTEN BÜHNEN WIEN, und Michael Brenner in Kooperation mit Queen Theatrical Productions, Phil McIntyre Entertainments und Tribeca Theatrical Productions bringen die Erfolgsproduktion vom Londoner Westend nach Wien.
Premiere ist am 24. Jänner 2008 im Raimund Theater.

»WE WILL ROCK YOU« - ENDLICH IN WIEN
In Kooperation präsentieren VBW und WWRY GMBH mit dem Originalteam der aufsehenerregenden Londoner Urfassung – QUEEN-Musiker Brian May und Roger Taylor, Regisseur und Erfolgsautor Ben Elton, Set-Designer Mark Fischer sowie bekennender Queen-Fan Robert De Niro - die Show. In Wien wird nach dem Muster der Londoner Produktion eine Version in deutscher Sprache (Songtexte größtenteils in Englisch) bis 13. Juli 2008 gezeigt.

»WE WILL ROCK YOU« – DIE ERFOLGSGESCHICHTE
Unzählige Number-One-Hits und unvergessliche Live-Shows - QUEEN zählt zweifelsohne zu den wenigen legendären Formationen, die Musikgeschichte geschrieben haben. Mit ihrem eigenen Musical »WE WILL ROCK YOU« krönt die Band diese unglaubliche Erfolgsgeschichte erneut auf beeindruckende Weise. »WE WILL ROCK YOU” ist eine Queen Theatrical Productions/Phil McIntyre-Produktion zusammen mit Robert De Niro’s Tribeca Theatrical Productions. Musik und Songtexte sind von Queen selbst, für Buch und Regie zeichnet Ben Elton verantwortlich, die musikalische Supervision liegt in den Händen von Brian May und Roger Taylor höchstpersönlich.
Seit der Uraufführung am 14. Mai 2002 im Londoner Dominion Theatre, einer der größten Bühnen am Westend, wurden für die Londoner Urfassung über 3 Millionen Tickets verkauft. Damit ist WE WILL ROCK YOU derzeit das am längsten gespielte Musical am Dominion Theatre.

VBW UND BB-PROMOTION – ZWEI STARKE PARTNER
Intendantin Kathrin Zechner will ihrem Publikum mit dieser Show wieder einen anderen Aspekt der Vielfalt des Musical-Genres zeigen und freut sich besonders, dass sich die internationalen Produzenten für ihr Raimund Theater entschieden haben: »Mit der VBW Welturaufführung REBECCA bieten wir unserem Publikum ein typisches DramaMusical mit symphonischer Musik und großartigen Balladen. Zu Beginn 2008 setzen wir hierzu – im Sinne meines künstlerischen Konzeptes der Vielfalt - mit »WE WILL ROCK YOU« einen bewussten Kontrapunkt. Als ich die Show im Dominion Theatre in London sah, wusste ich sofort: Diese einzigartige Show möchte ich für mein Publikum nach Wien bringen. Es freut mich daher umso mehr, dies nun in Kooperation mit den WWRY Produzenten, Michael Brenner und Dagmar Windisch verwirklichen zu können! Ich möchte mich deshalb auch ganz speziell bei ihnen beiden persönlich für die großartige Kooperationsbereitschaft bedanken!«

Kabarett Simpl: Krawutzi Kaputzi - Strengstes Jugendverbot - Das Sozialdrama

Otto Jaus und Roman Straka; Foto: Martin Bruny

Zippeti Zappeti Zeppeti-Zupp,
einmal Schwipp und einmal Schwupp,
Piffzipaffzi Trallalla,
und der Kasperl, der ist da!
Seid ihr auch alle da?

[Arminio Rothstein: Kasperls Spruch — Download]

Im Kabarett Simpl derzeit zu sehen: “Krawutzi Kaputzi”, mit den Untertiteln: “Das Sozialdrama” und “Strengstes Jugendverbot”. Geht man vom Theater aus, in dem sich das Ganze abspielt, so könnte man eine der am Hause üblichen Kabarettproduktionen erwarten. Das Simpl (1912 als “Bierkabaret Simplicissimus” gegründet und damit das älteste noch immer bespielte deutschsprachige Kabarett) ist für zwerchfellstrapazierende kabarettistische Revuen berühmt. Wer diese Erwartungshaltung hat, wird nicht enttäuscht. “Krawutzi Kaputzi” ist, unter anderem, auch ein Stück herrliches Kabarett, nur eben einen Dreh anders.

“Krawutzi Kaputzi” ist aber auch eine Hommage an all jene Künstler, die die Puppenspielfiguren, die Stars der Show, geschaffen
haben. Dem Programmheft kann man Angaben dazu nicht entnehmen. Da heißt es zu, sagen wir mal “Zwerg Bumsti”, einer der Nebenfiguren der Show: “52, Kaufmann, Biertrinker, Verzahrer”. Wollte man exakt sein, müsste man sagen: Falsch. Bumsti ist schon 60, denn Teja Aicher, ein Wiener Künstler, hat den kleinen pausbäckigen “Zwerg Bumsti” als Comicfigur im Jahre 1947 erfunden.
Kasperl, die Gans Mimi, der Zauberer Tintifax, Helmi - all diese Figuren wiederum haben Arminio und Christine Rothstein zum Leben
erweckt. Arminio Rothstein (1927-1994), besser bekannt als Clown Habakuk, war ein österreichischer akademischer Maler, Puppenmacher und Puppenspieler, Drehbuchautor und Buchautor, Musiker, Zauberer und AHS-Professor. Von 1968-1994 arbeitete er beim Kinderfernsehen des ORF und entwickelte Sendungen, in denen Puppen mit ihm selbst als Clown Habakuk und anderen Menschen interagierten.
Die “Familie Petz” wiederum, die einen anderen Teil der “Cast” von “Krawutzi Kaputzi” beistellt, als da sind Pezi, Großvater, Pezis Freund Fips (eine Maus), die Katze Minki und die Ziege Meckerle, ist Star der ORF-Sendereihe “Betthupferl”. 198 Folgen davon produzierte das Wiener Urania Puppentheater für den ORF. Der Titel der Simpl-Show, “Krawutzi-Kaputzi” (Download), ist Pezis Standard-Ruf, wenn er wieder mal Unfug angestellt hat und aufgeflogen ist. So würde sich auch noch die eine oder andere Puppenspielserie anführen lassen, aus der die Macher der Simpl-Show ihr Personal rekrutierten - Sendungen, die zum Teil seit 1957 vom ORF ausgestrahlt werden.

Roman Straka; Foto: Martin Bruny

Natürlich hat das Simpl nicht den kleinen Pezi auf die Bühne gestellt und mit ihm ein Puppentheater für Kinder inszeniert. Pezi ist
in “Krawutzi Kaputzi” vielmehr 29 Jahre alt, hat sein Boku-Studium noch immer nicht abgeschlossen, und steht kurz vor seinem -
1000. One-Night-Stand (das macht 1,46 One-Night-Stands die Woche, bei einem Start im 16. Lebensjahr, wie ihm Fipsi, sein Freund, akribisch ausrechnet). Sein Großvati hat zwei Schlaganfälle hinter sich, und da er erst mit 60 begonnen hat für seine Pensionsversicherung einzuzahlen, steht er noch immer in seinem Geschäft. Fips, die graue Maus, ist beruflich erfolgreich im Bankgewerbe tätig und schwul, aber niemand in seiner Umgebung weiß von dem einen noch von dem anderen. Erste Kontakte in die Szene knüpft er auf der Single-Plattform gayromeo.at als “TraumMaus31W” und lernt dort ausgerechnet “Helmi”, 45, arbeitslos, depressiv, spielsüchtig und hoch verschuldet, kennen, der ebenfalls unter einem “vielsagenden” Pseudonym auf Männerjagd ist. Bevor Pezi den 1000er einlochen kann, taucht Minki auf, die fescheste Katz von Meidling, Pezis Jugendliebe. In Herrn Özgüls Internetcafà© treffen Pezi und Minki aufeinander - und verlieben sich. Stammgäste bei Özgül sind auch die Gans Mimi, eine erfolgreiche Chansonette im Klimakterium, die Eheprobleme mit dem Drachen Dagobert hat. Der schaut sich nämlich im Internet ständig Pornos an und bringt außer “Bussi Bussi” kaum ein vernünftiges Wort raus. Statt auf “duden.de” an seinem Wortschatz zu arbeiten, surft er auf “tuttln.at” und ist da ganz in seinem Element. Als auch noch die beiden Penner Kasperl und Tintifax auftauchen und Großvatis Trafik überfallen wollen, ist das Chaos perfekt.

Susanne Altschul; Foto: Martin Bruny

In bester “Avenue Q”- oder auch “Villa Sonnenschein”-Manier werden die Puppen von Darstellern geführt. Die Puppenspieler leihen den Puppen ihre Stimme, sie tanzen, sie agieren, so als wären sie eins. Mitunter wird dieses Konzept gebrochen, wenn beispielsweise eine Puppe von ihrem Puppenspieler Hilfe bei Tätigkeiten verlangt, die die Puppe als solche nicht verrichten kann (Blumen aus dem Blumenpapier auswickeln zum Beispiel). Man könnte meinen, dass dieses Konzept etwas verwirrend ist, weil man sich weder auf die Puppen noch auf die Darsteller voll konzentrieren kann. Das Problem löst sich aber nach einigen Minuten von selbst, weil man dann sicher für sich eine Entscheidung getroffen hat. Und wer will, kann sich ja eine zweite Runde im Simpl geben.

Als Puppenspieler am Werk: Vollprofis auf dem Gebiet des Musicals: Susanne Altschul (”Elisabeth”, “Freudiana”, “Les Misà©rables”),
Claudia Rohnefeld (”The Wild Party”, “Strangers in the Night” und “Camelot”), Sigrid Spörk (”Sommernachtsträume”, “Die Geggis”),
Roman Frankl (”Kiss me, Kate”, “Hello Dolly”), Otto Jaus (”Jekyll & Hyde”, “Les Misà©rables” und “Das Lächeln einer Sommernacht”),
Ronald Seeboth (u. a. Lehrer am Performing Arts Center) und Roman Straka (”Elisabeth”, “Jesus Christ Superstar”, “Assassins”).

Claudia Rohnefeld; Foto: Martin Bruny

Gesungen und gesprochen wird fast durchgehend im Wiener (Meidlinger) Dialekt. Dialekt ist immer eine schwierige Sache. Man muss sich drauf einlassen, ganz oder gar nicht. Mal ein paar Worte im Dialekt einzustreuen wirkt manchmal sehr sehr gekünstelt. Dialekt ist auch eine sehr intime Sache. Wer im Dialekt spricht, offenbart oft mehr von sich als er eigentlich will. Dialekt ist eine sehr gefühlsintensive Sprachebene, verglichen mit der glatten Hochsprache. Dialekt muss man ohne Zurückhaltung rauslassen. Da gehört schon mal ein gepflegtes “Oarsch” dazu. Wobei die Grenze zwischen einem vulgären “Oarsch” und einem, über den man noch lachen kann, auch keine ganz so einfach zu bewältigende Sache ist. Denn glaubhaft sollte es dann doch sein.

Am meisten werden diejenigen die Show genießen, die in Krapfen reinbeißen, ohne vorher nachzudenken, ob ihnen gleich die Marmelade aufs Hemderl spritzt, diejenigen, die mit Wonne grünen Slime mit den Fingern geknetet haben, Leute, die nicht eben zusammenzucken, wenns um Oarschlöcher geht und die nicht den Saal verlassen, wenn Puppen ficken. Oder aber Leute, die das schon immer gerne mal gemacht hätten (also nicht das mit den Puppen), aber sich nicht trauen. Es hat keinen Sinn, groß drumherum zu reden, in “Krawutzi Kaputzi” werden die Dinge beim Namen genannt und auch explizit gezeigt, denn letztendlich sind es ja Puppen, dies miteinander treiben.

Johannes Glück, Sigrid Spörk, Erwin Bader; Foto: Martin Bruny

“Krawutzi Kaputzi” ist ein charmantes, präzise getimtes Spiel mit Worten auf einer bestimmten Zielebene. Hier wird nicht burgtheaterreife Unterhaltung angestrebt, eher schon ist es eine musikalische Wuchtel-Parade, Blödeln auf hohem Witzniveau. Die Songs leben vom Wortwitz, der in den meisten Fällen einen, wenn möglich, hysterischen Lacher im Publikum als absolutes Ziel hat. Es hätte nicht viel Sinn, Textbeispiele zu bringen, denn wirksam sind Wuchteln meistens nur live.

Johannes Glück hat den Puppen und ihren Darstellern eine Reihe von lieben Melodien auf den Leib geschrieben, in denen es um Drogen, Minderheiten, Ausländerfeindlichkeit, Suizid, Depressionen, den ORF und andere aktuelle Themen geht, neben den ewig aktuellen Themen: Liebe, Eifersucht und Tod. Dass auf der Bühne des Simpls, die die Ausmaße eines kleinen Wohnzimmers hat, kein Orchester und auch keine Band den Sound liefern kann, schlicht weil kein Platz ist, die Musik also vom Band kommt, ist in dem Fall egal. Viele der Songs haben einen Touch Melancholie, etwas Berührendes, andere einen gehörigen Kick an frechem Witz. Es sind durchwegs Ohrwürmer, die innerhalb der Show perfekt funktionieren. Eine Cast-CD der Produktion ist für den Herbst 2007 geplant.

Ja, “Krawutzi Kaputzi” wäre ohne die “Wickie, Slime & Piper”-Welle einen Kick innovativer gewesen, auch ohne Puppenspiel-Musicals wie “Avenue Q” oder “Villa Sonnenschein”, aber es ist legitim, vorhandene Trends zu erkennen, zu verarbeiten und in eine eigene Form zu gießen, und so präsentiert sich “Krawutzi Kaputzi” als stimmiges und mitreißendes “Avenue Meidling” mit einem eigenständigen USP, nämlich als Dialektmusical. Bei so vielen wirklich hervorragenden Zutaten wie Musik, Text, Inszenierung (Werner Sobotka), Bühnenbild, Licht, Puppen sind dennoch die Puppenspieler der wahre Volltreffer und ideal besetzt. Das Ensemble ist eine Mischung aus erfahrenen Darstellern wie Susanne Altschul, Roman Frankl oder Ronald Seeboth bis hin zu Musicalstudenten wie Otto Jaus, der bei “Krawutzi Kaputzi” seine erste tragende Rolle in einer relevanten Musicalproduktion mit Bravour, spielerischer Freude und dem für diesen Part notwendigen Charme spielt. Roman Straka, in vielen Rollen bei den Vereinigten Bühnen Wien eher mit mittleren und kleineren Parts oder als Zweitbesetzung bedacht, kann in “Krawutzi Kaputzi” viel viel mehr zeigen als in jeder anderen Rolle bisher. Ob als “Zwerg Bumsti”, “Fips” oder “Kasperl”, er überzeugt in jeder Rolle. Claudia Rohnefeld scheint spezialisiert auf Männerrollen. Erst kürzlich gab sie in der Badener Produktion von “Les Misà©rables” den Gavroche, in “Krawutzi Kaputzi” ist sie als depressiver, spielsüchtiger Herr Helmi zu sehen und in einer zweiten Rolle als männergeile Ziegentussi. Beide Rollen gestaltet sie mit Wonne und Spielfreude. Ronald Seeboth gibt einen lässigen, potrauchenden Großvati und in einer zweiten Rolle den dusseligen Dagobert souverän. Sigrid Spörk als Katze Minki ist, schlicht und einfach, entzückend, genauso wie Susanne Altschul als Möchtegern-Diva Mimi, die Gans. Roman Frankl als typischer Meidlinger Türke Özgül spielt souverän die Klischee-Orgel und hat die Lacher immer auf seiner Seite.

Kreativteam
Buch, Liedtexte und Musik: Johannes Glück
Regie: Werner Sobotka
Musikalische Leitung: Erwin Bader
Regieassistenz: Andrea Kern
Regiehospitanz: Julia Screm
Korrepetition: Harald Hauser
Puppenbau: Bodo Schulte/Erika Reimer
Puppentraining: Bodo Schulte
Kostüm: Gaby Raytora
Kostümassistenz: Erika Brausewetter
Maske: Aurora Hummer
Bühnenbild und Puppenentwurf: Markus Windberger/Petra Fibich

Bühnenbildassistenz: Bettina Fibich
Lichtdesign: Pepe Starman
Tondesign: Raphael Spannocchi
Requisite: Julia Schmidleitner
Lichttechnik: Alexander Felch
Tontechnik: Philipp Habenicht
Bühnentechnik: Robert Glass/Robert Saringer
Produktion: Albert Schmidleitner

Cast
Susanne Altschul: Mimi, Frau Maus
Claudia Rohnefeld: Helmi, Ziege
Sigrid Spörk: Minki
Roman Frankl: Özgül
Otto Jaus: Pezi, Tintifax
Ronald Seboth: Großvati, Dagobert
Roman Straka: Fips, Zwerg Bumsti, Kasperl

Vorstellungen und Tickets
Kassa täglich 14-20 Uhr, geöffnet (1010 Wien, Wollzeile 36), Tel. 01/ 512 47 42
Telefonische Bestellung Montag-Freitag 9-12 Uhr, Tel. 01/ 512 39 03
täglich 14-20 Uhr, Tel. 01/ 512 47 42
Schriftliche Bestellungen: Kabarett Simpl, Wollzeile 36, 1010 Wien
“Krawutzi Kaputzi” steht vom 14. Mai bis 30. Juni sowie vom 27. August bis 23. September 2007 am Spielplan des Kaberett Simpl

Theater Scala Wien-Uraufführung: “Doktor Seltsam - Das Bombenmusical”

Nach dem gleichnamigen Film von Meisteregisseur Stanley Kubrick (“Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben”) bringt das “Theater Scala Wien” am 2. Juni 2007 die Uraufführung des “BombenMusicals” “Doktor Seltsam”.

Das heutige Wiener Theater “Scala” entstand 1995 im ehemaligen “Atlantiskino” (Wien 5, Wiedner Hauptstr. 108). Bruno Max und sein “Theater zum Fürchten” (TZF) wandelten das Kino mit Geschichte, das auch schon mal als Boxclub und Disco genutzt wurde, völlig ohne Subvention in einen multifunktionalen Theaterraum für 100-160 Zuschauer um. Jährlich bietet das TZF mehr als 100 Vorstellungen, fast ausschließlich Eigenproduktionen. Die Flexibilität des Theaterraums ermöglicht ungewöhnliche und experimentelle Spielformen ebenso wie “konventionelle” Raumlösungen.

Die Ankündigung der Uraufführung liest sich folgendermaßen:

Aus dem Film, der wie kein anderer den Wahnwitz des Wettrüstens und die Betonschädel des Militarismus auf die Schippe genommen hat, wird jetzt ein wilder Remix aus Retro-Musical und böser Satire. General Ripper ist verrückt wie ein Hutmacher, was ihn auch bisher nicht gehindert hat, eine Staffel Atombomber zu kommandieren. Doch diesmal hat er es übertrieben. Er hat den Dritten Weltkrieg ausgelöst und seine Flieger eigenmächtig gegen Russland geschickt. Der überforderte US-Präsident hat alle Hände voll zu tun, die Maschinen aufzuhalten und seine Kollegen in Russland davon zu überzeugen, dass alles nur ein Irrtum ist. Und während ein paar wenige, beherzte Leute versuchen, die sieben Zwetschken in ihrem Hirn zusammenzuhalten, wird die ausbrechende Panik zur Stunde des Spezialisten: Doktor Seltsam, die obskure Graue Eminenz, der Wernher von Braun des Atomaren Holocausts, legt den Führern der Freien Welt seine Pläne für die Zukunft der Menschheit auf den Tisch.
Ein Weltuntergang mit Musik. Zum hysterisch werden lustig, wenn man bedenkt, wie knapp das »Gleichgewicht des Schreckens« die Menschheit an den Rand der Selbstvernichtung gebracht hat.

Kreativteam
Inszenierung: Bruno Max
Musikalische Leitung: Fritz Rainer und Elena Gertcheva
Raum: Renato Sobotta
Kostüm: Alexandra Fitzinger

Cast
Sebastian Eckhardt
Bernie Feit
Nazide-Aylin Gönenli
Irene Harlinka
Rüdiger Hentzel
Georg Kusztrich
Irene Lang
Errnst C. Mathon
Misha Pilss
Christian Pogats
Johannes Seilern
Leopold Selinger
Gabi Stomprowski
Michael Werner

Vorstellungstermine & Tickets

Premiere: 2. Juni 2007; weitere Termine: 5.-9., 12.-16. und 19.-23. Juni 2007, jeweils um 19:45
Telefon. Kartenbestellung unter: +43-1-544 20 70

“We Will Rock You” 2008 im Wiener Raimund Theater

Wie Maciej Salamon auf seiner myspace-Site bekannt gibt, hat auch er für die Wiener Version von “We Will Rock You” unterschrieben und freut sich “riesig, wieder im Raimund Theater spielen zu können”.
Bis Juli 2008 (Premierentermin: Januar oder Februar 2008) wird er als “Pop”, “Polo” oder wie auch immer die Rolle in Wien benannt wird, zu sehen sein. In Deutschland heißt die Rolle “Bap”, hierzulande vielleicht “Fendrich” oder “Ambros”, wer weiß das schon.

26. April 2007 - “Töchtertag” am Wiener Raimund Theater

Ein attraktives Programm bietet das Wiener Raimund Theater allen “Töchtern” dieses Landes am 26. April 2007.

- Begrüßung und Vorstellung des Unternehmens durch Herrn Dir. Mag. Löwy im Zuschauerraum
- Eine Führung durch das Raimund Theater
- Vorführung des »Making of Rebecca«
- Jause (wird durch die Vereinigten Bühnen Wien organisiert)
- Präsentation der Abteilungen und ihrer Tätigkeiten (Requisite, Bühne, Beleuchtung) inkl. Vorführung der Versenkung der Manderleytreppe inkl. Feuereffekte und Trockeneisnebel.
- 1. Gruppe Workshop Maske
- 2. Gruppe Workshop Kostüme/Ankleider
- 1. Gruppe Mittagspause
- 1. Gruppe Präsentation der Abteilung Ton
- 2. Gruppe Mittagspause
- 1. Gruppe Workshop Kostüme/Ankleider
- 2. Gruppe Workshop Maske
- 2. Gruppe Präsentation der Abteilung Ton
- Abschlußrunde / Feedback
- Ende der Veranstaltung

Tolle Sache. Ein bisschen politisch Unkorrektes würde mir noch dazu einfallen. Ein “Burschentag” wär auch nicht schlecht. Da könnte man den Kids zeigen, wie man Manderley abfackelt, wie man sich in “Romeo & Julia” effektvoll ersticht, von Türmen hüpft und dergleichen mehr. Oder, wie sag ich’s bloß, einfach mal wieder ein “Tag der offenen Tür” für alle.

“Im Labyrinth der Zeit” - Premiere für das neue Sophistikids-Musical

Sophistikids 2007
Die Sophistikids sind ein gemeinnütziger Verein zur Förderung junger Talente in den Bereichen Tanz, Gesang und Schauspiel, eine Gruppe 11-21jähriger Kinder und Jugendlicher, die es sich zur Leidenschaft gemacht hat, bereits im frühen Alter auf der Bühne zu stehen.
Gemeinsam mit professionellen Musicaldarstellern, die den jungen Künstlern alle Tricks und Kniffe beibringen, studieren die Kids jedes Jahr eine abendfüllende Show ein, die am Ende der Saison zur Aufführung kommt. Einmal jährlich nehmen die Sophistikids mit den erlernten Choreographien an den Meisterschaften im Musical-/Showdance teil und sind für Events, Galas sowie für private Feiern als Showeinlage zu buchen.
Vom 23.-26. Mai 2007 findet die neue Show der Sophistikids-Company “Im Labyrinth der Zeit” im Haus der Begegnung Rudolfsheim, 1150 Wien, Schwendergasse 41, statt.

Sophistikids 2007

IM LABYRINTH DER ZEIT - das Abenteuermusical
23. Mai 19:30
24. Mai 19:30
25. Mai 10:00 und 19:30
26. Mai 15:00 und 19:30
Haus der Begegnung, 15., Schwendergasse 41

Das Sophistikids-Team
Ramesh Nair (Künstlerische Leitung)
Monika Gabriel (Organisation, Administration)
Sabrina gabriel (Organisiation, Sponsoring, Marketing)
Nicola Feik (Regieassistenz)
Anna Behne (Gesang und musikalische Einstudierung)
Murray Grant (Choreographie)
Lorna Dawson (Choreographie)
Jacqueline Braun (Schauspielcoaching)
Sandra Miklautz (Ballett)

Tickets
Karten ab 10,00 € bis 24,00 €
www.bildungsagentur.at
Tel: 01/49 333 41

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