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Crowdfunding: Mitunter ein Mekka für hintertriebene Schurken

Crowdfunding nennt sich eine Finanzierungsmethode, die immer populärer wird. Die Crowd, das sind, wenn sich das Ganze via WWW abspielt, alle Internetuser, die mit einem finanziellen Beitrag helfen, Projekte zu unterstützen. Die WKO hat recherchiert, dass bereits im Jahr 2012 mehr als 1,1 Millionen Kampagnen weltweit via Crowdfunding abgewickelt wurden.

Auch im Musicalbereich wird diese Finanzierungsmethode immer öfter eingesetzt. Zum Teil geht es darum, CD-Einspielungen zu unterstützen oder etwa das Set Design mitzufinanzieren. Was die Art der Abwicklung betrifft, gibt es je Crowdfunding-Plattform unterschiedliche Umsetzungsmethoden. Nehmen wir die Plattform startnext.com. Hier setzt derjenige, der ein Projekt von der Crowd finanzieren lassen möchte, einen Betrag fest, den er erreichen will. Schafft er sein Ziel, bekommt er ihn ausbezahlt (abzüglich Gebühren etc.). Wird der Betrag nicht erreicht, bekommen alle Unterstützer ihr Geld zurück. Eine faire Angelegenheit. Die natürlich von hintertriebenen Schurken auch ausgenützt werden kann.

Ein fiktives Beispiel. Ich möchte mir gerne eine CD-Einspielung von der Crowd finanzieren lassen. Dafür hätte ich gerne 15.000 Euro. Ich habe das Prinzip dieser Finanzierungsform verstanden und beginne die bei startnext »Dankeschöns« genannten Gegenleistungen für die Summen, die die Crowd zur Verfügung stellt, schon bei einem Euro. Ich staffle und staffle, kümmere mich intensiv um das Projekt, poste Updates etc. und schaffe am Ende die Finanzierungsphase mit Hunderten Kleinspenden. Wie man erfolgreich über Crowdfunding Projekte diese Art abwickelt, kann man zum Beispiel von Amanda Palmer lernen.

Anders machen es die hintertriebenen Schurken. Sie rechnen folgendermaßen: Ein paar Leute werden sich für das Projekt interessieren, Sie werden vielleicht »Dankeschöns« wie eine signierte CD wollen oder eine Erwähnung im Booklet. Was man dafür als Unterstützer zahlen muss, hält sich im Rahmen und ist völlig üblich. Aber der typische hintertriebene Schurke rechnet nicht damit, dass sein Crowdfunding-Projekt wirklich Erfolg haben wird, das entspricht nicht seinem Charakter. Er hat Angst, dass all das Geld, dass ihm die Leute, die sich für das Projekt begeistert haben, zur Verfügung stellen, durch die Lappen gehen könnte, wenn nicht die gesamte Summe aufgebracht wird. Daher baut er in seine »Dankeschöns« Sicherheitsstufen ein. Jede einzelne dieser Sicherheitsstufen kostet unverhältnismäßig viel, einige wenige »Dankeschöns« reichen, um 50 Prozent des Ziels zu finanzieren. Zum Beispiel verkauft er eine Werbeseite im Booklet, Producer-Credits oder vielleicht eine Privatshow. Es ist natürlich relativ leicht, am Ende des Projekts zu prüfen, ob »verkaufte« Werbeseiten auch tatsächlich im Booklet aufscheinen und ob »verkaufte« Producer-Credits auch tatsächlich vermerkt sind. Ist keine Werbeseite im Booklet zum Beispiel, darf munter spekuliert werden, wer und und warum dieser jemand Geld dafür ausgegeben hat. Hat man den Verdacht, dass jemand Missbrauch betreibt, kann man das melden. Aber vielleicht ist es noch interessanter, zu warten, bis die Machenschaften solcher Leute bei einem anderen, noch viel peinlicheren Fall auffliegen.

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