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Die Mary-Poppins-Killer: Dinosaurier! in Wien

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Ehrlich gestanden hätte ich mir ja nie im Leben gedacht, mir jemals freiwillig ein Musical über Dinosaurier anzusehen. Ich bin vermutlich einer der wenigen, die schon bei Elton Johns König-der-Löwen-Odyssee spätestens nach gefühlten 599 Minuten selig entschlummert sind und reflexartig bis heute runterratschen: Hast du die ersten fünf Minuten vom König gesehen, hast du alles gesehen. Mehr kommt dann eh nich mehr.

Heute also »Dinosaurier!«, ein Musical von Robert Reale (Musik) und Willie Reale (Buch und Texte). Machen wir’s kurz, soll auch nur ein schneller Eindruck sein: Was ich heute im Renaissancetheater gesehen habe, war ein perfekter zweiter Akt. Wer auch immer sich mit Musicals beschäftigt, sollte versuchen, ein Ticket für diese Show zu bekommen. Jeder Platz, der leer bleibt (und das sind ohnedies nicht viele), wäre eine Schande. Das muss man einfach gesehen haben.

Man kann über den ersten Akt diskutieren, freilich sollte man nicht vergessen, dass hier viel von jener Dynamik aufgebaut wird, die im zweiten Akt wie ein einstündiges Feuerwerk über das Publikum hereinbricht: glänzende Soloszenen von Carin Filipcic, von Patricia Nessy, Lukas Satori, Armin Kahl, vom gesamten Ensemble. Ein Highlight nach dem anderen. Jazzy Balladen, poppige Songs, all das oft so subtil und wahnsinnig witzig als Parodie angelegt und manchmal als richtige Hammer-Showstopper. Eine glaubhafte Figurenzeichnung, so wohl dosiert in Komik und Outrieren, und auch hier wieder vom gesamten Ensemble umgesetzt. Wie umwerfend etwa Patricia Nessy die Sängerin Carlotta Devries anlegt, die nichts sehnlicher als an ihrem Comeback arbeitet und sich in … Aber hier ist jetzt keine Zeit, den Plot zu erzählen. Oder Carin Filipcic, die in einer furios-grandiosen Szene den Saal zum Kochen bringt, in der sie uns lehrt, wie Dinosaurier die Spaghetti erfunden haben. Und bleiben wir doch gleich bei den Spaghetti. Da fällt mir Mary Poppins ein … und die »sentimentalen Erinnerungen«, die viele angeblich damit verbinden. Bullshit. Ich frage mich ja nach wir vor: Wer bitte hat in Österreich »Mary Poppins« gelesen, wer hat den Film im Kino gesehen, und wie alt sind diese Leute heute? Ich schätz mal 70+, der Rest hat den Film vielleicht mal im TV gesehen, aber kann man davon »sentimentale Erinnerungen« ableiten? Von Thema/Bekanntheitsgrad/Relevanz her ist diese Show ein ebenso großer Fehlgriff wie »Legally Blonde«. Kinder werden wohl dieses Ronacher-Ammenmärchen sehen, wenn ihre Großeltern sie reinschleppen. Die hilflosen Hascherln. Fragt sich, was sie dann davon haben. Wie ich auf »Mary Poppins« komme? Im Gegensatz zu der realitätsfremden Kindermädchenstory haben die Dinos eine Message: Vegan ist hier ein Thema, und für Lehrer ist das ganz sicher ein interessanter Ansatzpunkt, über dieses Thema mit den Kindern zu reden.
Armin Kahl. Wie groß ist die Gefahr, als T-Rex Reginald van Cleef, Anführer der Rà©sistance gegen die Fleischfresser und tougher Super-Dino, zum lächerlichen Tiefpunkt der Show zu werden, wenn man so, wie man es von einigen Musicaldarstellern kennt, hemmungslos outriert, und wie gut spielt er diese Rolle. Lukas Satori, als Swifty Malone, ehemals »Vorgruppe« von Sängerin Carlotta Devries: was für eine Bandbreite an Talent von Stand-up bis Step, elegant mit Understatement serviert. Simon Eichenberger (Choreo) macht hier wieder vieles wett, was er beim »Besuch der alten Dame«, dem für mich schlechtesten Musical, das die VBW jemals aufgeführt haben, »verbrochen« hat. Hier passen die Choreografien, hier arbeitet er sogar mit genialen Zitaten, das macht Sinn und zeugt wohl auch davon, dass bei dieser Show mit Werner Sobotka ein Regisseur leitend war, der tatsächlich weiß, was Musical ist, was Humor ist, und was Timing ist, und: wie man das alles zu einem perfekten Ganzen kombiniert. Dazu gehört etwa auch das Licht. Das Lichtdesign stammt von Michael Grundner, und die Vielzahl an Stimmungen, die er schafft, ist nicht allein eine Ausgeburt des Rekordwahnsinns, damit der Intendant dann bei einer PK von 3,9 Millionen Lichteinstellungen, die in 276 Wochen programmiert werden mussten, faseln kann, sondern, und vor allem bei den Dinos, das Licht erzählt die Geschichte mit, und bei den Dinos mehr als bei vielen anderen Musicals. Aber das sollte jeder selbst miterleben. Nähere Infos –> hier.

PS: Und wer ein Programmheft kauft, bekommt nen echten Dino dazu. Na, wenn das nicht wirklich sentimentale Erinnerungen weckt :)

Good News für das Landestheater Linz: Ausverkauft!

Gute Nachrichten für das Landestheater Linz. Sämtliche Vorstellungen von »Les Misà©rables« sind ausverkauft, und das sind immerhin 22 (bis Mai 2015), also nicht gar so wenig.
War zu erwarten, könnte man sagen. Wenn es zu erwarten war, dann ein Grund mehr, Linz zu gratulieren, auf dieses Stück gesetzt zu haben. Offensichtlich hat man Verhandlungsgeschick bewiesen, oder vielleicht wusste man einfach, was man wollte. Auch das soll’s geben. (Landestheater Linz)

PS: Restkarten wird es vermutlich immer wieder geben (gerade aktuell: einige Tickets für den 8. Oktober).

Schaun Sie sich das an: [Title of Show] im Theater Drachengasse

Warum ich meine, dass man das Musical [Title of Show] gesehen haben sollte.

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Es gibt wahnsinnig viele Gründe, sich Musicals anzusehen oder auch nicht anzusehen. Oft sind all diese Beweggründe natürlich reine Geschmackssache und sprechen weder für noch gegen eine Produktion an sich. Fliegende Autos zum Beispiel oder fliegende Kindermädchen. Ich fand das schon als Kind sterbenslangweilig. Ich weiß auch nicht, welcher Rechtepool da übergeschwappt sein muss, dass wir derzeit in Wien und weiterer Umgebung (salopp definiert) mit all diesen Kinder- oder meinetwegen auch Familienmusicals geradezu überschwemmt werden. Ich lass mir noch einreden, dass das erste Musicaltheater der Stadt, die Wiener Volksoper, derartige Shows am Spielplan hat: »The Wizard of Oz« mit großem Orchester, das könnte ja wenigstens nett klingen. Ich schätze mal, man wird in Presseerklärungen des Hauses auch nirgendwo einen Satz finden wie: Leider dürfen wir aus rechtlichen Gründen nur die Version für arme Würschtln spielen, Sie wissen schon, uns sind die Hände gebunden, wir haben zwar 2809 Musiker, aber wenn unser geschätzter Rechtepartner will, dass wir nur 16 (fiktive Zahl) Musiker einsetzen, was sollen wir tun?
Wie auch immer, interessiert mich also nicht, kann man sich natürlich mal ansehen, um am Laufenden zu bleiben, outputmäßig.
Wobei ich mich frage: Gab’s früher so an ein oder zwei Häusern der Stadt nicht Musicals mit einem gewissen Kultfaktor? Shows, die man sich öfter angesehen hat? Und war nicht zuletzt das einer der Erfolgsfaktoren für den Wiener Musicalboom? Und sollen fliegende Kindermädchen ernsthaft da auch nur irgendwie anschließen? Hat man den Traum, mal wieder einen wirklichen Treffer landen zu können, eh schon mit der Außerbetriebsetzung der letzten Vampirfluganlage begraben?

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Thema? Ja. Was mich interessiert, also. Zum Beispiel ein Plot, der erzählt, wie ein paar junge Typen ein Musical schreiben. Als Hunter Bell und Jeff Bowen 2004 den Beschluss gefasst hatten, ein Musical beim New York Musical Theatre Festival einzureichen, hatten sie ein Problem. Sie wussten nicht, worüber sie ein Musical schreiben sollten. Die fliegenden Sekretärinnen und Kindermädchen waren wohl grad aus, fliegende Autos vermutlich etwas zu teuer, und die Idee, einen »Vampir« an einem Seil durch ein Theater zu ziehen, fanden sie wohl ziemlich deppert. So machten sie schlicht und einfach aus nichts eine Show. Im Formular, in dem im Feld »Title of Show« der Name der geplanten Show einzutragen war, trugen sie ein: »[Title of Show]«. Und wie wir alle wissen: Anzufangen ist schon mal die halbe Miete. Wie sie also aus nichts eine Show machten, die es schlussendlich bis zum Broadway brachte und dort gnadenlos floppte, das ist die Geschichte, die hier erzählt wird.
Das mit dem Flop am Broadway hat seine eigenen Gründe. »[Title of Show]« ist ein typisches Off-Broadway Musical, eventuell sogar Off-Off-Broadway, und als es am 2o. Juli 2006 im Vineyard Theatre Premiere feierte, kamen die Leute, weil sie neugierig waren. Im intimen Rahmen funktionierten die zahllosen Insider-Anspielungen auf den Musicalbetrieb bestens, die melodiösen Pop-Nummern hatten Power und boten diverse musikalische Anspielungen (etwa auf Stephen Sondheims »Into the Woods«). Das Ganze auf Broadway aufzublasen: schlechte Idee. Zehn Wochen spielte man mit tollem Erfolg Off-Broadway und genau für diese Dimension ist diese Show maßgeschneidert, also auch für das Theater in der Drachengasse.

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Drachengasse. Mein Lieblingstheater, was sehenswerte Musicals betrifft. Intimer Rahmen, die Darsteller spielen keinen Meter von den Zuschauern entfernt, und sie können spielen. Da das hier keine Kritik sein soll (die folgt in musicals im Dezember), lass ich das mal so pauschal formuliert stehen. Aber hier sind schon mal drei weitere Gründe, warum man »[Title of Show]« gesehen haben sollte:

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Das Theater in der Drachengasse entdecken, falls man es noch nicht kennt, ist einer.

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Ein weiterer: »[Title of Show]« wurde vom Vienna Theatre Project in Szene gesetzt, einer kleinen Gruppe von Leuten rund um Joanna Godwin-Seidl (Regie) und Birgit Zach (Musikalische Leitung), die englischsprachige Stücke in Wien produzieren, unter anderem auch Musicals, großteils ohne/mit wenig finanzielle(r) Hilfe. Die Musicals werden professionell und nicht mit dieser geschleckten Disney-Arschfreundlichkeit aufbereitet, sondern mit, na sagen wir: Herz. So was kann man dann auch mal mit einem Besuch unterstützen. Und jetzt hier der Megadeal: Kaufen Sie sich statt einer Kategorie-I-Karte einer VBW-Produktion doch mal eine etwas billigere, und schon ist der Besuch der Drachengasse querfinanziert. Und wer weiß, wo Sie dann besser unterhalten wurden.

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Noch ein Grund: Oliver Watton entdecken. Es gibt Darsteller, die eine besondere Gabe haben. Er gehört dazu.

[Title of Show]: 4. Oktober und 6. bis 11. Oktober im Theater Drachengasse
Nähere Details: –> hier

Thomas Schumacher (Disney) erklärt, was subventioniertes Theater leisten sollte

Am 2. Oktober brachte die »Tiroler Tageszeitung« anlässlich der Premiere von »Mary Poppins« im Wiener Ronacher ein Interview mit Thomas Schumacher, dem Präsidenten der Disney Theatrical Group, neben Cameron Mackintosh Rechteinhaber an der Show.
Eine interessante Passage aus diesem Interview:

Die Aufgabe des öffentlichen Theaters ist es, neue und anspruchsvolle Arbeiten herauszubringen, die Unterstützung brauchen, damit sie verwirklicht werden können. Der Broadway braucht den Erfolg beim Publikum. Wenn Sie 15 Mio. Dollar benötigen, um eine neue Broadway-Show herauszubringen, dann verwenden Sie Geld von Investoren, nicht öffentliches Geld. Es gibt zwar auch drei öffentlich unterstützte Broadway-Theater, aber dort große, kommerzielle Shows zu zeigen, wäre problematisch. Aber ich möchte in keiner Weise Ihr System hier kommentieren. Ich bin Amerikaner, und wir haben genug eigene Probleme.

Der Kern dieses Statements: Die Aufgabe des öffentlichen, subventionierten Theaters ist es, neue und anspruchsvolle Arbeiten herauszubringen.

Anders könnte man es so formulieren: »Mary Poppins« in Wien auf die Bühne zu bringen, ist so ungefähr das Letzte, was man als Kernaufgabe eines subventionierten Theaters bezeichnen würde.

Blenden wir kurz zurück. 24. September 1983: Im Theater an der Wien beginnt unter Peter Weck eine neue Ära des Musicals. Man steigt auf »Long-run-Produktionen« um. Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung von »Cats«. Positiver Aspekt dabei: Es ist die Geburt eine Musicalbooms in Wien. Negativer Aspekt: Es ist das erste von vielen Nachspielmusicals, das aktuellste: eben »Mary Poppins«. Die Wiener Produktion hat so zu sein, wie sich das die Rechteinhaber vorstellen.
19. Dezember 1990: Erstaufführung von »Freudiana«. Der Beginn der relevanten Eigenproduktionen der VBW. Es folgen zum Beispiel »Elisabeth« und heute, vor 17 Jahren, am 4. Oktober 1997 »Tanz der Vampire«. Das sollte eigentlich der Königsweg sein. Eigenproduktionen, die den VBW ermöglichen, selbst zu Produzenten von Shows zu werden, die man weltweit vermarkten kann.

Doch wann haben wir in einem der VBW-Häuser die letzte Eigenproduktion in diesem Sinn gesehen. Vergessen wir »anspruchsvoll«, aber geht wenigstens »neu«? Sehen wir mal wieder eine Uraufführung? Wenn ja, wann?

Berlin, 2015: »Next to Normal« im Renaissancetheater

»Next to Normal«, Tom Kitts und Brian Yorkeys Musicaldrama, macht seinen Weg in Deutschland. Am 14. Juni 2015 feiert es am Renaissancetheater Berlin Premiere. Die Regie hat Torsten Fischer übernommen. Fix gecastet ist im Moment die fabulöse Katharine Mehrling. Ausstattung: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos; Musikalische Leitung: Harry Ermer. Gespielt wird die deutsche Fassung von Titus Hoffmann. (Nähere Infos –> hier)

Theater in der Josefstadt 2015: »La Cage aux Folles«

Für die Spielzeit 2015/16 plant das Wiener Theater in der Josefstadt eine Produktion von Jerry Hermans & Harvey Fiersteins Musical »La Cage aux Folles«. Die Premiere steigt am 10. September 2015, Spielstätte sind die Kammerspiele der Josefstadt.
Das Leading Team ist fixiert. Regie: Werner Sobotka / Musikalische Leitung: Christian Frank / Choreografie: Simon Eichenberger.

Infos zur Audition gibt es –> hier.

Wien, 2015: Premiere für »William – The Musical about Willem Shakespeare«

Für Mai/April 2015 plant das Vienna Theatre Project die Wien-Premiere von »William – The Musical about Willem Shakespeare«. Es spielt der schwedische Schauspieler Jonas Nerbe, begleitet von einem Damen-Streichquartett.

Der Pressetext:

PROPOSED: WILLIAM the Musical
Location and dates to be announced - Expected April/May

“William” – an award-winner at the New York Fringe Festival in 2013. William Shakespeare is 28, word has just started to spread about this playwright in London, and he is quickly evolving from a mediocre writer to a literary genius. Taking its starting point in the year 1592, the performance tries to find the answer to a 400-year-old mystery - who was William Shakespeare? A fantastic musical performance that reveals much about Shakespeare and his time, delving into the famous 154 sonnets, written with his unbridled lust for life, humour, passion for love, budding insanity, impotence and jealousy. Experience the talented Swedish actor and singer Jonas Nerbe in the company of a female string quartet consisting of two violins, one viola and a cello. Together, they brilliantly tell the tale of the world’s most famous playwright, William Shakespeare. (viennatheatreproject.com)

Peter Michael Lingens über die »Hygiene von Verträgen« im Theaterbereich

Es war unmöglich, dass Matthias Hartmann seine Ehefrau Alexandra Liedtke an der Burg beschäftigte. Aber es ist ein Glücksfall, dass sie jetzt an der Josefstadt eine großartige »Liebelei« inszenierte. (profil 38/2014)

Wie schade, dass sich der Kolumnist nicht auch mit der Hygiene an anderen Häusern mit großer Vergangenheit beschäftigt. Andererseits, warum sich damit noch abgeben?

Crowdfunding: How-to(-NOT)

Crowdfunding-Projekte sind eine wunderbare Möglichkeit, Geld für ein Ziel durch die Beteiligung möglichst vieler Interessierter aufzutreiben. Pioniere wie Amanda Palmer haben bewiesen, dass man Crowdfunding-Ziele, die man mit Leidenschaft anstrebt und sinnvoll plant, auch verwirklichen kann.
Es gibt einige Rahmenbedingungen, die man dabei allerdings beachten sollte.

1) Alles oder nichts
Bei vielen Crowdfunding-Plattformen geht es um alles oder nichts. Strebt man etwa den Betrag von 5000 Euro an und erreicht in der vorgegebenen Zeit nicht die gewünschte Summe, so wird das Geld nicht ausbezahlt und alle Unterstützer bekommen ihre Beiträge rücküberwiesen. Die »Gefahr«: Plötzliche Großspender am Ende der vorgegebenen Zeitperiode. Theoretisch kann man natürlich sagen: Hey, also besser 1000 Euro als nichts, ich leg mal selbst den Rest drauf. Bei Startnext.de etwa fallen nicht einmal Provisionen an.
Sollte ein solcher Verdacht aufkommen, ist das umgehend den Besitzern der Plattform zu melden.

2) Sinnvolle Ziele
Crowdfunding ist kein Tool, um möglichst viele Deppen zu finden, die für nichts Geld abgeben. Das Ziel sollte im Vordergrund stehen. Die einzelnen »Dankeschöns«, wie das etwa auf Startnext.de formuliert wird, sollten genau beschrieben werden und in ihrem Wert nicht lächerlich rüberkommen. Etwas anzubieten, etwa eine Seite in einem gedruckten Buch, und dann in der Beschreibung dazuzuschreiben, dass man sich vorbehält, alles, was nicht zu diesem Buch passt, abzulehnen, ist sinnlos und fragwürdig. Dasselbe trifft auf Premierentickets für eine Show zu, deren Preis geradezu absurd hoch angesetzt ist. Man sollte nicht vergessen, dass man keine »Sponsoren« sucht, sondern Unterstützer. Ein bisschen Know-how gehört daher dazu, wenn man Crowdfunding erfolgreich betreiben will, ohne eine wunderbare Möglichkeit der Finanzierung zu diskreditieren.

3) Reputation
Die Menschen, die hinter den Crowdfunding-Projekten stehen, sollten erkennbar sein und über eine gewisse Reputation verfügen. Ist das Gegenteil der Fall, trägt das nicht unbedingt zum Erfolg des Projekts bei.

4) Regelmäßige Updates, und noch einmal: Was hat es mit den »Dankeschöns« auf sich
Musterbeispiel: Amanda Palmer. Wer immer Crowdfunding machen möchte, sie ist ein Beispiel in jeder Hinsicht (siehe -> hier).

5) Vertragstreue
Wurde ein Projekt ausreichend finanziell unterstützt, etwa die Produktion einer CD, dann sollte der angegebene Zeitplan eingehalten werden. Das muss nicht auf die Sekunde, den Tag oder die Woche genau sein, aber monatelange Verzögerungen sind rufschädigend.

Neuübersetzung: Christopher Isherwood – »Leb wohl, Berlin«

isherwood.jpgAm 8. Oktober 2014 erscheint im Verlag Hoffman und Campe Christopher Isherwoods »Leb wohl, Berlin« (»Goodbye to Berlin«) in der Neuübersetzung von Kathrin Passig und Gerhard Henschel.
John van Druten verwendete Isherwoods autobiografische Romane »Mr. Norris steigt um« (1935) und »Leb wohl, Berlin« (1939) als Basis für sein Bühnenstück »I Am a Camera« (1951), das wiederum als Basis für das Buch des Musicals »Cabaret« diente (1966, Musik: John Kander/Fred Ebb; Buch: Joe Masteroff).

Handlung
Ein melancholischer Abgesang auf eine verlorene Welt: Kosmopolitisch, libertin, glamourös und dekadent – mit fotografischer Präzision erfasst Christopher Isherwood die letzten Tage der Weimarer Republik in Berlin und zeichnet unvergessliche Porträts der Menschen, die seinen Weg kreuzen und unterschiedlicher nicht sein könnten: zwei junge Männer, die in fataler Weise voneinander abhängen, eine vermögende jüdische Familie, die das nahende Unglück nicht wahrhaben will, und zahlreiche Mitglieder der Halbwelt, unter ihnen die hinreißend leichtsinnige Sally Bowles, die in der Literatur ihresgleichen sucht. Im Hintergrund der Szenerie marschieren bereits die Nazis auf. Isherwoods Figuren aber verschließen die Augen vor der drohenden Katastrophe und feiern sich um den Verstand.

CHRISTOPHER ISHERWOOD
wurde 1904 in der Grafschaft Cheshire als Sohn eines englischen Offiziers geboren. Nach erfolglosen Studien der Geschichte und Medizin in Cambridge und London ging er 1929 nach Berlin. Von 1942 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 lebte er im kalifornischen Santa Monica. Mit Werken wie »Leb wohl, Berlin«, »A Single Man«, »Mr. Norris steigt um« und »Praterveilchen« zählt Christopher Isherwood zu den berühmtesten Schriftstellern seiner Generation.

DIE ÜBERSETZER
Kathrin Passig, geboren 1970, ist Autorin und Übersetzerin. 2006 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Sie lebt in Berlin.

Gerhard Henschel, geboren 1962, lebt als freier Schriftsteller bei Berlin. Zuletzt erschien von ihm bei Hoffmann und Campe »Bildungsroman« (2014). 2013 wurde er für sein schriftstellerisches Werk mit dem Nicolas-Born-Preis ausgezeichnet.

Christopher Isherwood, Leb wohl, Berlin
Originaltitel: Goodbye to Berlin, Originalverlag: Hogarth Press, 1939
Aus dem Englischen von Gerhard Henschel und Kathrin Passig
250 Seiten, gebunden, € 20,– [D] / € 20,60 [A]
Warengruppe 1110 ISBN 978-3-455-40500-2 Oktober 2014

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