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Raimund Theater: »Musical Christmas in Vienna 2006«

Fünf Mal wurde das Wiener Raimund Theater im Dezember 2006 in weihnachtliche Stimmung getaucht. »Musical Christmas in Vienna« basiert auf einer Idee und einem Konzept von Caspar Richter, Michael Pinkerton sowie Wolfgang Hülbig. 2003 zauberte dieses Team eine fulminante und opulente Weihnachtsshow auf die Bühne des Theater an der Wien. 27 Darsteller im Chor und als Tänzer, dazu 20 Solisten (Maya Hakvoort, Lukas Perman, Marjan Shaki, Serkan Kaya, etc.) und das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien – 90 Minuten perfekter Weihnachtsstimmung, keine Pause (Tickethöchstpreis: 25 Euro).
Kleiner Zeitsprung: 2006, Raimund Theater. Auf der Bühne: fünf Solisten und zwölf Darsteller als Chor & Tänzer (Katarina Bradic, Lorna Dawson, Katharina Anna Klavacs, Iris Morakis, Rita Sereinig, Caroline Sommer, Giuliano Mercoli, Alexander Moitzi, Sean Spyres, àkos Tihanyi, Ingolf Unterrainer und Ronnie Wagner). Dauer: 120 Minuten mit Pause (Tickethöchstpreis: 65 Euro) Nicht, dass Zahlen alleine für sich sprechen, aber »Musical Christmas« im Theater an der Wien war eine bezaubernde, oft verspielt zärtliche und broadwayreife Weihnachtsorgie mit fulminanten Tanzszenen, da hat alles gestimmt. Die abgespeckte Version im Raimund Theater 2006 hatte ihre Highlights, aber auch ihre Probleme.
Lebte die Show in früheren Jahren auch von der Vielfalt der Stars, die auftraten, konzentrierte sich in diesem Jahr alles auf wenige Personen. So interpretierte Carin Filipcic mit »Christmas stays the same« (Wildhorn/Murphy), »Sleigh Ride« (Anderson/Parish), »Christmas Waltz« (Styne/Cahn), »Ka Weihnachten« (Schnack/Muik), »It must have been the Mistletoe« (Konecky/Wilde; Duett mit Caroline Vasicek) und »We need a little Christmas« (Herman) nicht weniger als sechs große Shownummern von insgesamt 26. Filipcic ist eine hervorragende Sängerin, aber bei dieser Weihnachtsshow flüchtete sie zu oft in Lautstärke auf Kosten der Phrasierung, die gewohnte Stimmsicherheit driftete manchmal ins Jenseitige, generell zeigte sie eher die gewohnt routinierte Ulknudel als das bezaubernde Weihnachtsengerl.
Weihnachten ist Gefühlssache. Caroline Vasicek, Dennis Kozeluh, Alexander Goebel und Jesper Tyden – das waren die wahren Weihnachtsengerl von Musical Christmas 2006. Goebel war ein gut gelaunter, charmanter Moderator und charismatischer Interpret. Werner Sobotka, 2006 für die Regie verantwortlich, übernahm etliches aus den Vorjahren, brachte aber auch neue Szenen, und die waren zum Teil wunderbar, beispielsweise die Umsetzung von Chris Reas Hit »Driving home for Christmas« mit Alexander Goebel und Dennis Kozeluh als in einer Bar gestrandete Autofahrer, die darauf warten, dass die Straße vom Schnee befreit wird, um endlich nach Hause zu ihren Lieben fahren zu können. Tolle Idee, grandiose Umsetzung und Interpretation – ein Highlight. Jesper Tyden lieferte mit dem schwedischen Lied »Gabriella’s Song« aus dem Oscar-nominierten Film »Wie im Himmel« die emotionellste Performance, eine packende Ballade, schlicht, aber wirkungsvoll mit dem ganzen Ensemble und dem wie gewohnt grandiosen Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Caspar Richter in Szene gesetzt; auch mit »Believe« (»Polar Express«) und »Winter Wonderland« (Duett mit Dennis Kozeluh) konnte der Schwede punkten. Caroline Vasicek, liebreizend und mit wunderbarer Gestaltungskraft, bezauberte mit »Christmas Lullaby« (Callaway), »Santa Claus is coming to town« (gemeinsam mit Carmen Wiederstein, Andrà© Bauer und Sean Gerard) und »When Christmas comes to town« (aus dem Film »Polar Express«; gemeinsam mit Jasmina Sakr). Andrà© Bauer lieferte eine solide Performance, schlitterte allerdings ein paar Mal durch die Choreographie (für die Ramesh Nair verantwortlich zeichnete), Jasmina Sakr verscheuchte mit ihrer gepresst blechern klingenden Stimme den »Little Drummer Boy« in die ewigen Jagdgründe. Flop des Abends wurde der potentielle Showstopper zum Ende des ersten Akts: »Hallelujah« von G. F. Händel, in der Kultversion von Quincy Jones – ein auf Gospel getunter Klassiker, bei dem freies Improvisieren erwünscht, Stimmakrobatik gefordert ist und das Publikum vor Begeisterung aufspringen muss. All das gab es nicht, ging nicht. Brav wurde das Liedl gesungen, das Publikum klatschte so gut wie nicht mit. Und dann kommt in den letzten 15 Sekunden Alexander Goebel als personifiziertes Energiebündel voll ansteckender Begeisterung auf die Bühne, und hast du’s nicht gesehen, schafft er es zumindest in seinen 15 Sekunden, einen größeren Teil des Publikums zum Mitklatschen zu animieren. Das ist manchmal der Unterschied zwischen Musicaldarsteller und Entertainer, leider oder Gott sei Dank. Und das war immer das Geheimnis von Musical Christmas: Star-Power.
Auf der Strecke blieben 2006 die meisten der gewohnt schwungvollen Tanzszenen. àkos Tihanyi schaffte mit seinem Tanzpartner Giuliano Mercoli in diesem Jahr nicht die Magie und Präzision auf die Bühne zu zaubern wie in den Vorjahren unter anderem mit Murray Grant. Der Rest der Tänzer blieb bis auf das Riesentalent Alexander Moitzi eher blass. Ein Wunsch von mir ans Christkind Caspar Richter: Bitte kein Bombast-Blaskapellen-Finale mehr von »Oh, Tannenbaum«, das war grausam. Was aus diesem Abend einen magischen Abend hätte machen können, lässt sich leicht in ein paar Namen manifestieren: Susan Rigvava-Dumas, Wietske van Tongeren, Uwe Kröger, Lukas Perman, Marjan Shaki. Star-Power für 2007, lautet die Devise!

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