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Rebecca – Pressekonferenz zur Uraufführung 2006 im Wiener Raimund Theater

Am 6. Dezember 2005 fand im Wiener Raimundtheater die Vorstellung des Leading Teams von »Rebecca«, der ersten Musical-Uraufführung unter der Intendanz von Kathrin Zechner, statt. Michael Kunze (Buch), Sylvester Levay (Musik), Francesca Zambello (Regie), Peter J. Davison (Bühnenbild), Birgit Hutter (Kostüme), Andrew Voller (Licht) und Caspar Richter (Musikalische Leitung) (nicht anwesend: Denny Sayers (Choreographie)) gaben in kurzen Statements und Einzelinterviews einen Einblick in die Gedankenwelt der »Macher« dieser Produktion.

Für Intendantin Kathrin Zechner ist »Rebecca« einer der interessantesten literarischen Stoffe, die es gibt, ein weltweit millionenfach verkaufter Roman, ein Hitchcock-Film, eine der faszinierendsten Liebesgeschichten, mit einer Hauptperson, die von einer unbedarften jungen Frau zu einer starken, gereiften Persönlichkeit wächst, ein Stoff, der auch eine packende Kriminalhandlung enthält, ein DramaMusical, das in seiner Vielfältigkeit und Herausforderung sehr spannend ist.

Michael Kunze kennt den Roman seit seinem 15. Lebensjahr. Als Thema für großes Musiktheater ist, so der Story-Architekt, »Rebecca« besonders geeignet, weil in diesem Stoff viel Psychologie enthalten ist, etwas, was sich am besten durch Musik ausdrücken lässt. Es ist eine Art von Geschichte, wie sie auch in Opern oft verwendet wird, diese große Kombination von Liebe, Verbrechen und Gefahr. Dazu kommt, so Kunze, dass uns die Geschichte etwas zu sagen hat, es ist eine moderne Geschichte, die Geschichte einer Emanzipation, einer Selbstfindung – insofern knüpft »Rebecca« auch an Werke wie »Elisabeth«, »Tanz der Vampire« und »Mozart!« an. »Rebecca«, meint der Autor, ist ein Stoff, der faszinieren kann, es ist für das Team Levay/Kunze ein Schritt in eine neue Richtung, schon allein vom Ambiente; ein Stück, das in den späten 20er, frühen 30er Jahren in der Atmosphäre eines nebelverhangenen, meerumrauschten englischen Herrenhauses in Cornwall spielt und viel intimer ist, in dem es darum geht, was in Menschen vorgeht, die darum kämpfen, als Menschen, so wie sie sind, akzeptiert zu werden, oder, was auch eine Form der Akzeptanz ist, sich dazu bekennen, was sie sind, was sie waren, zu ihren Fehlern und in einem Fall sogar zu einem Verbrechen. War das Thema von »Elisabeth« der Weg zur Selbstständigkeit, ging es in »Mozart!« um Freiheit, so ist die zentrale Message von »Rebecca« der Selbstwert eines Menschen. Kunze: »Jeder von uns lebt mit einem gewissen äußeren Bild, das andere von ihm haben, das er aber auch selbst macht. Es gibt ein Element in unserem Leben, das uns zwingt, die Maske vom Gesicht zu ziehen, und das ist die Liebe. Die Liebe zwingt uns aufrichtig zu sein, und das passiert in diesem Stück. Die Figuren, die am Anfang Rollen spielen, werden dann ganz sie selbst, wenn es nur mehr darauf ankommt: ‚Wer bin ich’ und ‚Kann ich so, wie ich bin, geliebt werden?’ Das ist das Thema des Stückes, und das ist ein sehr modernes und wichtiges Thema.«

Sylvester Levay, dem Komponisten des Musicals, waren nicht viele Details zur Musik von »Rebecca« zu entlocken. Fast könnte man meinen, er füge sich in den von Michael Kunze skizzierten Bedeutungsraster, was Text und Musik eines DramaMusicals betrifft: »Zuallererst der Stoff, dann die Konstruktion des DramaMusicals und dann die Musik. Die Musik hat zu dienen, die Musik hat eine dienende Funktion im DramaMusical.« Grundsätzlich, so Levay, sei er seinem Stil treu geblieben, indem er versuche, klassische Elemente mit modernen musikalischen Elementen zu verbinden. Noch sei er am Feintuning, aber bei der nächsten Pressekonferenz dürfe man sich auch auf erste Musikbeispiele aus dem Werk freuen.

Francesca Zambello las das Buch das erste Mal als junge Frau und war sofort von Daphne du Mauriers einzigartiger Erzählkunst gefangen. Zambello: »Als ich das Buch nun wieder las, mit der Idee, es auf die Bühne zu bringen, war ich vom theatralischen Potential des Romans fasziniert. Es handelt sich bei ‚Rebecca’ nicht nur um einen psychologischen Thriller, sondern auch um die Geschichte einer jungen Frau, der es durch die Kraft der Liebe gelingt, sich vom Phantom der Vergangenheit zu befreien und sich zu behaupten. Der Roman vereint die dunklen Seiten einer romantischen Seele mit dem Moment der Spannung und einem Touch von makabrem Humor. ‚Rebecca’ ist eine Reise in die Welt von Träumen, des Unbewussten, Surrealen, der Magie. Rebecca selbst ist niemals auf der Bühne, sie ist nur ein Phantom, und doch ist sie die Protagonistin. Wir sehen sie niemals, die große Leistung besteht darin, sie durch ein Musikthema lebendig zu machen. Rebecca hat einen Sound, einen Ton, Rebecca ist nur Musik.«

Caspar Richter, der Musikalische Leiter der Produktion, gibt sich auf die Frage nach dem Hitpotential von »Rebecca« sehr optimistisch: »Ja absolut. Ich kann noch nicht genau sagen, wie sich das entwickelt, aber ich kenne jetzt schon drei Hits, oder sogar vier. ‚Rebecca’ ist mehr oder weniger ein 3-Personen-Stück mit drei ganz großen Rollen. Dann gibt es die zweite Reihe an Charakteren, die auch sehr wichtig sind und zur Entwicklung der drei Hauptpersonen beitragen. Der innere Zirkel hat wunderbare Balladen, sehr emotionell und sehr gut zum Hören, mit sehr großem Wiedererkennungswert, was ja sehr wichtig ist bei dieser Popularmusik. Die anderen Rollen bieten mehr symbolhaftes Kolorit. Der Chor spielt eine große Rolle, er ist der gesellschaftliche Hintergrund und der Kommentator, wie in der griechischen Tragödie und wie es in manchen guten Opern auch der Fall ist. Ich mag die Musik sehr, es ist eine, wenn ich sage Weiterentwicklung, ist das immer falsch, was heißt schon Weiterentwicklung? Es ist anders! Gerade bei den Balladen der drei Hauptpersonen sind für mich sehr viel Kurt Weill’sche Elemente drinnen, aber sehr unbewusst, so empfinde ich das, diese melancholische und manchmal auch etwas bösartige oder verzweifelte Atmosphäre, die dann aber doch am Schluss aufbricht in einen sehr schönen, hoffnungsvollen Euphorismus.«

Im Januar 2006 beginnen die Auditions in Wien, Hamburg und Köln. Über 700 Künstler haben sich angemeldet, von ihnen erhalten 400 die Möglichkeit zu einem Vorsingen. Die »Call Backs« werden im Februar stattfinden. Gesucht werden 7 Solisten und 21 Ensemble-Mitglieder. Die Uraufführung von REBECCA wird am 28. September 2006 im Wiener Raimund Theater stattfinden.

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