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Sinfonie, Singspiel & Ballade: Schauspielhaus-Chef Andreas Beck verabschiedet sich mit 3 Mal Musik

In seiner Abschiedssaison setzt Andreas Beck, der Intendant des Schauspielhauses Wien, auf Musik. Gleich drei musikalische Produktionen stehen am Programm. Drei Uraufführungen. Insgesamt stehen 2014/15 neun Produktionen auf dem Premierenkalender des Hauses. (Nähere Infos, siehe –> hier)

»Sinfonie des sonnigen Tages«
Uraufführung
Stück von Anja Hilling
Musik von Mouse on Mars
Regie: Felicitas Brucker
Premiere: 2. Oktober

Sinfonie des sonnigen Tages folgt dem traditionellen Aufbau einer Sinfonie in vier Sätzen. Die Handlung findet am Meer statt, einer Naturgewalt mit unendlich scheinender Tiefe, der markanten und gnadenlosen Trennung zweier Kontinente, die man gemeinhin mit Erster und Dritter Welt konnotiert. Auf der einen, der europäischen Seite, herrscht radikaler Stillstand: Ein urlaubendes Paar kämpft um den Fortbestand seiner Beziehung. Auf der anderen, der afrikanischen Seite, rasante Bewegung: Eine Frau kämpft um den Fortbestand ihrer nackten Existenz.
Anja Hillings Stück ist weder Ehe- noch Flüchtlingsdrama, vielmehr ein Rausch der Körper, Töne, Materialien, eine Widerrede im Angesicht des Universums. Diesem Exzess des Schmerzes verschaffen die deutschen Elektro-Avantgardisten Mouse on Mars eine polyrhythmisch pulsierende Klanggrundlage, in der – wie in der klassischen Form des musikalischen Melodrams – der Text nicht gesungen, sondern kompositorisch immer wieder kommentiert, überlagert, konterkariert wird.

»Das Gemeindekind«
Uraufführung
Singspiel von Anne Habermehl (Libretto)
Nach dem Roman von Marie von Ebner-Eschenbach
Komposition: Gerald Resch
Regie: Rudolf Frey
Uraufführung am 5. März 2015

Die Adelige Marie von Ebner-Eschenbach, einst als bedeutendste Schriftstellerin Österreichs apostrophiert, veröffentlicht 1887 mit dem Roman »Das Gemeindekind« ihr zentrales Werk. Zu einem Zeitpunkt, da die Bemühungen der Sozialdemokratie dem industriellen Proletariat gelten, stellt sie bereits die Schattenseiten der ländlichen Unterprivilegierten ins Zentrum ihres Interesses.
Anne Habermehls Stück ist eine Neudichtung in Form eines Librettos. Ähnlich wie in Lars von Triers Film »Dogville« wird ein Modellfall durchgespielt: Titelheld Pavel wird, familiär vorgeprägt, zum Ausgestoßenen, droht in die Kriminalität abzustürzen. Habermehl geht der Frage nach, was mit einem Gemeindekind passiert, wenn das einstige Gemeindemodell nicht (mehr) existiert. Wie lässt sich ein solches Sujet beschreiben, wenn der Glaube an pädagogische Erzählformen obsolet geworden ist?
Gerald Resch, einer der wesentlichen Protagonisten der österreichischen zeitgenössischen Musik, vertont das Libretto – eigens für das Schauspielhaus-Ensemble – als Singspiel. Es ist seine erste musiktheatralische Arbeit.

»Johnny Breitwieser – Eine Verbrecher-Ballade aus Wien«
Uraufführung
Von Thomas Arzt
Komposition: Jherek Bischoff
Regie: Alexander Charim
Premiere: 28. November 2014

Thomas Arzt übersetzt die rasante Verbrechervita des 1891 in der Wiener Vorstadt geborenen Johann Breitwieser in eine knappe, bisweilen in Kunstdialekt gehaltene Abfolge von Bildern: eine für die Bühne konzipierte Ballade.
US-Komponist Jherek Bischoff steuert melancholisch-orchestrale Musik mit Streichquartett und Percussion als Live-Elemente bei.

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