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Slamming the critics

Dieser Tage hatte Jacqueline Braun, eine Musicaldarstellerin, die ich persönlich sehr schätze, in Bristol Premiere mit einer Tourproduktion des Musicals »Mamma Mia!« (die Show gastiert auch in Manchester und Edinburgh). Auf Facebook postete sie eine Kritik, die der Produktion die allerbesten Noten ausstellt (–> hier nachzulesen).
Als Reaktion auf dieses Posting kam von einem Facebook-User eine Meldung ungefähr folgenden Inhalts: »Musicalkritiken können also auch nett und gut sein und am Punkt. Etwas, was Wiener Kritiker auch mal überlegen könnten.«
Okay. Nehmen wir mal an, jemand wollte diese Tourproduktion mit einer Produktion der VBW vergleichen … Stopp. Und da endet auch schon jeder sinnvolle Versuch, das zu tun. Denn an Produktionen der VBW muss man andere Maßstäbe anlegen als an eine englische Tourproduktion.
Eines der wertvollsten Assets der VBW ist das Orchester. Gut, schauen wir uns mal an, was die »Bristol Post« zum Orchester … Nein, gibt es nicht. In Ordnung, also zur Band schreibt: nada. Nichts. Da steht: »The music is simply fabulous.« Und das hat nichts mit der Qualität der Band zu tun, zumindest meiner Interpretation nach, sondern einzig und allein mit ABBA.
Das ist also eine gute, ausgewogene Kritik? Wissen Sie, könnte man da antworten. So schreibt man natürlich gerne über Stadttheater-Produktionen, die handwerklich prima gemacht sind, mit Darstellern, die überzeugen. Da spricht dann auch nichts dagegen, dass eben eine Band, von mir aus auch in kleiner Bandversion, die Musik liefert und jede Menge Musik vom Band kommt. Aber wenn die VBW mit ihren Millionensubventionen »Mamma Mia!« machen, dann erwarte ich mir einen Flash. Und nicht Erklärungen, dass man eine bestimmte Version spielen musste, mit der kleinsten oder zweitkleinsten Besetzung. Dann erwarte ich mir nicht einen dermaßen hohen Playbackanteil. Ich erwarte mir vor allem nicht ausgerechnet von den VBW Produktionen, die längst zum Stadttheater-Repertoire gehören.
In einem der vielen Musicalforen habe ich unlängst gelesen: »Ja, wie haben sie denn begonnen, die VBW, gab’s denn da Eigenproduktionen?« Nein, am Anfang lag die Leistung der Intendanz Peter Weck auf anderen Gebieten, aber er hat eine Entwicklung in Richtung Eigenproduktionen eingeleitet. Da war das Ziel klar, in der Umsetzung gab es Erfolge und Misserfolge, aber immer Mut. Und Mut vermisse ich derzeit. Mit Ausnahmen.