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Archiv - Literatur

Die besten 10 Bücher aller Zeiten

125 Schriftsteller wählten ihre 10 Lieblingsbücher, genaugenommen wählten sie:

- The Top Ten Books of All Time
- The Top Ten Books by Living Writers
- The Top Ten Books of the 20th Century
- The Top Ten Mysteries
- The Top Ten Comedies


Das Ganze
gibt es als Buch unter dem Titel “The Top Ten: Writers Pick Their Favorite Books” zu kaufen.

Die gemeinsame Top 10 dieser 125 Autoren hat “TIME” dieser Tage veröffentlicht, und die liest sich wie folgt:

1. Anna Karenina by Leo Tolstoy
2. Madame Bovary by Gustave Flaubert
3. War and Peace by Leo Tolstoy
4. Lolita by Vladimir Nabokov
5. The Adventures of Huckleberry Finn by Mark Twain
6. Hamlet by William Shakespeare
7. The Great Gatsby by F. Scott Fitzgerald
8. In Search of Lost Time by Marcel Proust
9. The Stories of Anton Chekhov by Anton Chekhov
10. Middlemarch by George Eliot

Horror Writers Association ehrt Thomas Harris mit dem Lifetime Achievement Award

Seit dem Jahre 1987 gibt es in der Welt des literarischen Horrors einen begehrten Award: den Bram Stoker Award. Es handelt sich dabei um einen Literaturpreis, der von der Horror Writer’s Association (HWA) jährlich für außergewöhnliche Beiträge zur Horrorliteraur verliehen wird.

Die begehrteste Auszeichnung im Rahmen der Bram Stoker-Awards ist der Lifetime Achievement Award. Die Liste der bisher für ihr Lebenswerk Ausgezeichneten ist prominent besetzt: Stephen King, Anne Rice, Joyce Carole Oates, Ray Bradbury und Peter Straub sind darauf zu finden.

2007 geht die Auszeichnung an Thomas Harris, der vor allem mit seinen Hannibal-Romanen für Furore sorgte. Stephen King bezeichnete das Lesevergnügen daran als “one very long and scary ride through the haunted palace of abnormal psychiatry”. [Story]

Bücherflops 2006

Bücherflops 2006

Die FAZ hat dieser Tage eine interessante Top-10-Liste veröffentlicht. Ausnahmsweise geht es einmal nicht um die besten, erfolgreichsten, spannendsten Bücher, sondern um die Verkaufsflops 2006 in Deutschland. Wer also Bücher sucht, die sicher noch auf Lager sind … wird hier fündig.

Interessant auch die “Worstseller 2005″ des Diogenes Verlags: Spitzenreiter ist der irische Klassiker Frank O’Connor, dessen “Meistererzählungen” im Verlauf eines ganzen Jahres nur drei Käufer fanden. Es folgen George Orwell (8 Exemplare), William Faulkner (15), Brian Moore (46) und schließlich, auf Platz zehn, Dashiel Hammetts “Das Haus in der Turk Street” mit 67 verkauften Exemplaren.

“Das Leben ist kurz! Selbst wenn Sie ein Bücherfresser sind, und nur fünf Tage brauchen, um ein Buch zweimal zu lesen, schaffen Sie im Jahr nur siebzig. Und für die fünfundvierzig Jahre, von fünfzehn bis sechzig, die man aufnahmefähig ist, ergibt das 3150 Bände: die wollen sorgfältig aufgewählt sein.” (Arno Schmidt)

“Ich habe einmal einen Kurs in Schnell-Lesen gemacht und “Krieg und Frieden” in zwanzig Minuten gelesen. Es geht um Rußland.” (Woody Allen)
In dieser Grauzone wird vermutlich gerade jetzt vor Weihnachten in den vielen Buchhandlungen Wiens geshoppt, und am Ende siegt wohl Donna Leon. Vielleicht reichen da ja tatsächlich zwanzig Minuten.

Schuss - Treffer - Versenkt: “High Fidelity” gibt auf

Die Broadway-Kritiker haben mal wieder demonstriert, welche Macht sie haben. “High Fidelity”, ein Musical nach dem gleichnamigen Roman von Nick Hornby aus dem Jahre 1995 und der Verfilmung aus dem Jahre 2000, mit Produktionskosten in der Höhe von an die zehn Millionen Dollar, wird nur noch bis 17. Dezember zu sehen sein. Damit wird es die Show auf exakt 18 Previews und 14 reguläre Vorstellungen bringen. Die Musik sei schlicht und einfach zum Vergessen, das Showkonzept schlecht, urteilten die Kritiker.
Produzent Robyn Goodman über die Rezensionen: “The critics decided the material was not appropriate for a musical. Or maybe they just didn’t like it.”

Frühlings Erwachen am Broadway - mitten im Winter

Es ist ja nicht so, dass nur in Österreich und Deutschland Musicalsongs nicht im Radio gespielt werden. Den Kollegen in Amerika geht es nicht viel anders. Den letzten nennenswerten Radioeinsatz von Musicals gab es mit, mal überlegen, “Rent”, wenn man von Amerika ausgeht, und das ist ein paar Jährchen her.


Nun, dieser Tage mischt ein Musical den Broadway auf, das unlängst schon am Off-Broadway gezeigt hat, was es braucht, um für Furore zu sorgen. Der Stoff für dieses Musical kommt aus Europa. Frank Wedekinds “Frühlings Erwachen”, das den meisten Europäern wohl vor allem als Theaterstück (unter anderem am Wiener Akademietheater vor ein paar Jahren mit einem brillanten David Rott zu sehen) bekannt ist, wurde am Broadway zum Musical “Spring Awakening” - und bei diesem Erwachen geht die Post ab.
Duncan Sheik (Musik) und Steven Sater (Buch & Texte) haben eine racy Rockmusical auf die Bühne geknallt, das den Drive des Stücks aus dem Jahre 1891 in die Jetztzeit fährt. Nur wenige Musicals spielen in derselben Liga wie “Spring Awakening”, genauer gesagt “Rent” und “Hedwig & the Angry Inch”. Musicals, in denen die Charaktere durch Songs ihre Gefühle ausdrücken - in einer Art und Weise, die der Komplexität und der Verwirrtheit ihrer Gefühle entspricht. “Broadway Pop” könnte man als Label auch verwenden, als leichte Anlehnung an das Phänomen “Hair”, damals, als es ganz neue Trends setzte.
“Spring Awakening” hat einen wunderbaren Pop-Score, ist ein energetischer Mix aus aufregenden, lauten Songs und wunderbar leisen Momenten. Kein Wunder also, dass die Colleges in den USA, die schon immer darin gut waren, Trends zu erkennen, “Spring Awakening” auf heavy rotation in ihren Radioprogrammen gesetzt haben. Da hat natürlich der Ruf von Duncan Sheik, einem begnadeten Interpreten seiner eigenen Songs, das seine dazu beigetragen. Was noch hilft: Die Songs aus “Spring Awakening” sind “radiofreundlich”. Es sind Pop-/Rocktunes, um die zwei bis drei Minuten lang; jeder Song in sich vollkommen, erzählt eine Geschichte. Kein Wunder auch, dass bei den Aufnahmen zur Cast-CD nicht der übliche Weg gegangen wurde, was Cast-CDs betrifft. Es wurde also nicht für einen Tag ein Studio gebucht, um die Darsteller dann in einer Session die Songs interpretieren zu lassen. Die Aufnahmen fanden in diversen Sessions statt, die einzelnen Tracks wurden dann abgemischt, wie man das bei einem Popalbum machen würde.
Die Broadway-Kritiker sind sich einig. Gestern ging am Broadway die Premiere über die Bühne, die ersten Kritiken dokumentieren: “Spring Awakening” ist der Hit der Saison:

New York Times:
“Think of the Broadway musical, its past, present or future, and any number of phrases may spring to mind, depending on your affection for this embattled but persistent form of popular entertainment.
The great American art form. Karaoke nightmare. Bring the kids, leave the I.Q. at home. Another op’nin, another revival. Probably nobody thinks: pure sex.
That might just change. A straight shot of eroticism steamed open last night at the Eugene O’Neill Theater under the innocuous name of “Spring Awakening,” and Broadway, with its often puerile sophistication and its sterile romanticism, may never be the same.”

New York Sun:

Every now and then, critics get a chance for a do-over. Case in point: “Spring Awakening,” the rock-music reimagining of Franz Wedekind’s 1891 broadside against the sexual hypocrisies of provincial Germany. When it opened off-Broadway this summer, I could barely wait to get home and type the following:
“”Spring Awakening” is the most thrilling rock musical of the last decade.”
Six months later, as so often happens, passions have simmered. Opinions have deepened and clarified. So allow this cooler head to modify the above sentence. “Spring Awakening” is, in my measured opinion, the most thrilling rock musical ever.”

Associated Press:
“A sad, haunting lyric drifts through “Spring Awakening,” a remarkable rock musical that has transferred from off-Broadway to Broadway’s Eugene O’Neill Theatre with all its potent, gutsy theatricality intact.
“O, I’m gonna be wounded. O, I’m gonna be your wound,” sing the anguished young men and women in this tragic tale of spirit and sensuality denied. The world of provincial late 19th century Germany is the setting for Frank Wedekind’s classic drama.
Sater pretty much follows the Wedekind play, but when the story stops for a tune, the actors pull out microphones or set up a mike stand, and the O’Neill stage explodes in a kind of rock concert, circa 1890.
Despite the division, the show, directed with driving force by Michael Mayer, has astonishing unity, a clarity of purpose. The songs comment on the action, which Mayer pushes with blazing speed. Although production values have been enhanced, the setting, designed by Christine Jones, is still minimal. A small band sits on the nearly empty stage as do the actors when they are not performing. The performers mingle among several rows of theatergoers also seated on the sides of the playing area.
Sheik, a singer-songwriter best known for the 1996 hit “Barely Breathing,”
writes rhythmic, driving melodies that neatly capture the frenetic uncertainty of the characters. Yet there is a quiet, introspective quality to some of his more mournful songs. Sater’s intelligent lyrics display a sense of poetry without feeling precious.”

Variety:
“For anyone weary of pedestrian screen-to-stage adaptations or cut-and-paste jukebox assemblies, the arrival on Broadway of a truly original new musical like “Spring Awakening” is exhilarating. Seven years after it was first workshopped, Duncan Sheik and Steven Sater’s artful reinterpretation of the
1891 German Expressionist drama has deepened considerably. The show’s long evolution and further fine-tuning since its hit run at Off Broadway’s Atlantic Theater early this summer have amplified its resonance, adding texture and poignancy. It captures the dangerous anxiety of youth standing on the precipice of adulthood with transfixing honesty. (…) This strange, beguiling show is by no means flawless, but with subtle, nurturing changes, the creative team and cast have fashioned an already seductive work into something even more lovely and lyrical.”

USA Today:
“Steven Sater and Duncan Sheik’s adaptation of German playwright Frank Wedekind’s 1891 drama tracing the sexual and moral oppression of teenagers - and its disastrous impact on budding thinkers and lovers - arrives on Broadway after an acclaimed run at the Atlantic Theater Company. More than one critic compared it to Rent, a reference that would seem logical given Spring’s focus on rebellious youth and Sheik’s background as a pop singer/songwriter.
But Spring is at once a less polished and more resonant work. Where Rent creator Jonathan Larson both embraced the bombast of rock-era theater and aspired to a more conventional sophistication, Sheik approaches the stage with the fresh eyes and open mind of an artist accustomed to an entirely different tradition. (…)
Spring Awakening offers a trip unlike any other you’re likely to experience this season.”

Bloomberg News:
“Shows can be innovative without being good or vice versa. But when “Spring Awakening,” a new musical, is both, it is grounds for cheering. It has been compared to “Rent,” but in my view, it is more original and, quite simply, better. This “Spring Awakening” may well be the first truly 21st-century musical on Broadway.”

New Jersey Star-Ledger:
“A gorgeous score. A passionate story. A charismatic production.
Everybody weary of jukebox shows, so-what revivals and tuners tepidly derived from movies definitely should grab a ticket for this compelling musical that premiered yesterday at the Eugene O’Neill Theatre after a hit off-Broadway stint.
Bold, brooding “Spring Awakening” may shock ultra-traditionalists, but it’s the most explosive new musical since “Rent.”"

Die Cast-CD zu “Spring Awakening” erscheint am 12. Dezember. Die Tracks:
1. Mamma Who Bore Me
2. Mamma Who Bore Me (Reprise)
3. All That’s Known
4. The B*tch of Living
5. My Junk
6. Touch Me
7. The Word of Your Body
8. The Dark I Know Well
9. And Then There Were None
10. The Mirror-Blue Night
11. I Believe
12. Don’t Do Sadness
13. Blue Wind
14. The Guilty Ones
15. Left Behind
16. Totally F*ucked
17. The Word of Your Body (Reprise)
18. Whispering
19. Those You’ve Known
20. The Song of Purple Summer

Gesucht: Literarische Veranstaltungen in Wien

Ein Verzeichnis der wichtigsten literarischen Veranstaltungen in Wien bietet die Website buchkultur.net. Die Events kann man nach Stichworten suchen, oder man listet sich einfach Monat für Monat auf, was so stattfindet, und wählt dann aus.

Bret Easton Ellis in Wien - das Leben eine Charade

Theater Rabenhof, Wien 2006 (Foto: © Martin Bruny)
Bret Easton Ellis war in der Stadt. Im Theater Rabenhof gab der umstrittene Kultautor (”American Psycho”) am Donnerstag, den 16. März 2006, einen Leseabend, um seinen neuesten Roman “Lunar Park” in angenehmem Ambiente zu promoten.
Theater Rabenhof, Wien 2006 (Foto: © Martin Bruny)
Wieso hat Ellis diesen Abend eigentlich nicht alleine bestritten - aus seinem Roman zu lesen, ein paar Fragen zu beantworten, das hätte völlig gereicht. So aber steuerten die Veranstalter den Schauspieler Heinz Weixelbraun (”Kommissar Rex”) bei, der Passagen aus der deutschen Übersetzung von “Lunar Park” etwas sehr outrierend zum Besten gab. Sein Tonfall, der wohl eher bei einem, keine Ahnung, altmodischen Detektivroman angebracht gewesen wäre, war unangenehm, die Aussprache der wenigen verbliebenen Anglizismen war meistens daneben. Immer wieder sah sich Weixelbraun genötigt, Worte rauszubrüllen - passend war das nicht, vor allem, wenn man davor/danach Bret Easton Ellis beim Vortragen erleben durfte. Das war unaufgesetzte Coolness, ein Lachen über sich selbst, unterhaltend, ohne bemüht zu klingen.
Ach ja, einen Moderator gab es auch, Claus Philipp. Zu verkrampft, zu uninteressante Fragen, das meiste davon konnte man schon am Tag davor in diversen Interviews lesen, doch selbst auf langweilige Fragen reagierte Ellis sympathisch, witzig, clever wechselnd vom angenehmen Gesprächspartner zum unangreifbaren Kultautor, der seinem Interviewgegenüber dann doch manchmal sehr direkt zu spüren gab, wie langweilig er die eine oder andere Frage fand.
Bret Easton Ellis, Wien 2006 (Foto: © Martin Bruny)
So verbindlich Ellis sich gab, so angreifbar er sich machte, man sollte nie vergessen, dass man es hier nicht mit irgendeinem Proll zu tun hat, der Heimatromane schreibt und jeden Schmarrn beantwortet. Naja, jeden Schmarrn beantworten - vielleicht doch. Bei der anschließenden Signierstunde konfrontierte ich den Autor mit der Frage, ob er in Erwägung ziehen würde, das Buch zu einem Musical zu schreiben. Ellis darauf: “Ja, würde ich in Erwägung ziehen.” Und wovon würde das Musical dann handeln? Die kurze Antwort ist als MP3 downloadbar - zu mehr kam es nicht, weil Brets Verlegerin herbeistürmte und das vermeintliche Interview beendete, weil, nein, nein, Herr Ellis gibt heute keine Interviews mehr. Ellis darauf zum vermeintlichen Interviewer: “Don’t worry.” Ein bisschen entspannter sollte man schon sein, wenn man Bücher von Bret Easton Ellis verlegt.
Bret Easton Ellis, Wien 2006 (Foto: © Martin Bruny)
Am Beginn des Leseabends stand die Frage: “Wer ist Bret Easton Ellis?” Der Moderator meinte, einige Journalistenkollegen hätten ihm genau diese Frage vor der Show gestellt. Nun, während der Veranstaltung hat man viel über das Konstrukt Bret Easton Ellis erfahren, Biographisches, Banales (bezugnehmend auf das Namedropping-Faible des Autors wurde er nach den Herstellern jener Kleidungsstücke gefragt, die er grade am Leib trug, und mit Wonne gab er darauf Antwort) - viel hat man auch über die Art und Weise erfahren, wie Ellis sich selbst im Literaturbetrieb sieht, was er liest, was er gerne schreiben würde, war er fast geschrieben hätte - immer aber blieb da die Frage, ob man tatsächlich etwas über Bret Easton Ellis, den realen Autor erfahren hat, oder über ein Konstrukt, das von Ellis geschaffen wurde, die Hauptrolle in seinem neuen Buch spielt und wie sein Double durch die Welt läuft. Aber vielleicht ist auch diese Charade-artige realunwirkliche Existenz eines der Erfolgsrezepte des Autors.
Bret Easton Ellis, Wien 2006 (Foto: © Martin Bruny)

Über 30 ungekürzte Autoren-Interviews in MP3 zum Herunterladen

Eileen Stiller und Wolfgang Tischer waren mit dem Mikrofon auf der Frankfurter Buchmesse unterwegs und sprachen mit bekannten und unbekannten Autoren, Verlagen und Lesern. Unter anderem mit: Roger Willemsen, Elke Heidenreich, den 7 Todsünden, Robert Gernhardt, Jess Jochimsen, Klaus Bednarz, Hans-Ulrich Treichel, Kirsten Fuchs, Harald Welzer und Manuel Andrack. Das Ergebnis kann man sich im Literatur-Cafe kostenlos herunterladen: über 30 Interviews - gratis.

Liebeslyrik zum Abgewöhnen

Im Radio und den Charts treibt seit ein paar Wochen ein Song sein Unwesen, dessen Interpret ernsthaft der Meinung ist, ein “Liebeslied” geschrieben zu haben. Die Rede ist von “Die Eine 2005″ von der Gruppe “Die Firma”. Man glaubt es kaum, dass jemand, der nicht aus der Bronx stammt, tatsächlich einen Refrain wie den folgenden im deutschen Sprachraum veröffentlicht:

“Die eine, die eine oder keine
für keine andre Frau ging ich lieber in den Bau
und keiner andren Frau trau ich mehr über den Weg,
es gibt keine andre Frau mit der ich mich lieber schlafen leg.”

Ein Gefängnisaufenthalt als Liebesbeweis, das kommt sicher gut bei der Angebeteten, zum Drüberstreuen holprige Reime wie:

“hört ihr die Liebe aus den Versen nicht? Es ist kein Märchen,
es war Liebe auf den ersten Blick, du bist mein Mädchen.
bis zu Deiner Entscheidung, waren es schwere Wochen,
aber jedes neue Treffen hab ich mehr genossen”

Haarsträubende Metaphern, Sexismen en masse, wechseln mit tollpatschigen Passagen:

Ich hab die Frau fürs Leben und auch ein Leben danach
und wir fliegen um die Planeten, um die Venus, um Mars
wir waren auf Kuba und in L. A., Miami Beach
und auf der ganzen Welt, gibt es nicht eine wie sie, denn du bist meine Cleopatra.

Möge die Firma nur nicht auf die Idee kommen, uns nochmal mit Ähnlichem zu erfreuen, etwa zur Goldenen Hochzeit.

The TheaterMania Guide to Musical Theater Recordings

The Theatermania Guide to Musical Theater Recordings
Was zur Bibel für Musicalfans hätte werden können, es entpuppt sich letztlich als Zankapfel: der TheaterMania Guide to Musical Theater Recordings, herausgegegeben von Michael Portantiere, Editor-in-Chief der bekannten Website TheaterMania.com, versehen mit einem Vorwort von Jerry Herman.
Das broschierte Buch bietet auf rund 400 Seiten Kritiken zu mehr als 1000 Cast-CDs der wichtigsten Shows des Broadway und Londoner West End, beginnend am Anfang des 20. Jahrhunderts - eine umfangreiche Aufgabe. Jede Aufnahme wird nach einem Punkteschema von “not recommended” (kein Punkt) bis “Superlative; outstanding” (5 Punkte) bewertet.
Das erste große Minus: es gibt keine exakten Angaben zur Cast, Details zu Komponist, Texter etc. sind lediglich in den Kritiken selbst enthalten, nicht in einem Übersichtsteil zu jeder CD. Letztlich ist dieses Buch tatsächlich eine leserunfreundliche Ansammlung von Kritiken geworden - eine höchst subjektive, und die Empörung unter beispielsweise englischen Musicalfans war groß, als sie für sich aus den Kritiken herausfilterten, dass englische Cast-CDs praktisch immer schlechter “bewertet” werden als die amerikanischen Pendants.
Ganz übel meint man es mit Boublil & Schönberg. Von “Miss Saigon” etwa werden 2 Cast-CDs rezensiert: die Original London Cast von 1989 und die Studio Cast von 1995. Das Urteil des Kritikers: “not recommended”. Zitat: “Like its equally Eurotrashy predecessors “The Phantom of the Opera” and “Les Misà©rables”, “Miss Saigon” followed a crooked path to enourmous popular and financial (but not artistic) success.”
“Les Misà©rables” konnte die Kritiker ein klein bisschen mehr überzeugen. Die Original London Cast (1985) erhielt 2 Punkte, Broadway Cast (1987) ebenfalls 2 Punkte, Complete Symphonic Recording (1988) nur einen Punkt, die London Concert Cast (1995) 2 Punkte.
Favorit der Kritiker, was Boublil/schönberg betrifft, ist eindeutig “Martin Guerre”: 4 Punkte für die London Cast (1996) und 3 Punkte für die Touring Cast.
Andrew Lloyd Webbers “Das Phantom der Oper” kommt auf den 2 bewerteten Aufnahmen nicht über je einen Punkt hinaus. Zur London Cast CD wird vermerkt: “The recording gets one grudging star for its few nice moments, but don’t take that as a recommendation to buy it.”
Man mag sich über die Subjektivität der Rezensenten empören, Fakt ist, dass wir hier Kritiken zu mehr als 1000 Cast-CDs vorliegen haben, und wenn man dieses Büchlein schon zu nichts anderem verwenden mag, so doch vielleicht als höchst inspirierende Ansammlung von Kauftipps. Garniert wird das Ganze durch Listen der 10 persönlichen Lieblingsmusicals von Größen wie Barbara Cook, Kristin Chenoweth, Fred Ebb, Jason Robert Brown und Michael John LaChiusa.
[The Theatermania Guide to Musical Theater Recordings; Paperback: 416 pages; Publisher: Backstage (December 10, 2004); ISBN: 0823084353]

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