»Kurt Weill: Berlin – Paris – New York«, das war der Titel eines Abends mit Songs von Kurt Weill, der am 18. Dezember 2006 im Wiener Schubert-Theater über die Bühne ging.
Das Schubert-Theater werden vermutlich nicht einmal viele Wiener kennen. Es liegt an der Währinger Straße, Nummer 46, in einem Hinterhof im Alsergrund, ein Wiener Off-Theater, das erst im Frühjahr 2006 aus dem ehemaligen Schubert-Kino gestaltet wurde, nicht weit entfernt vom Geburtshaus Franz Schuberts in der Nußdorferstraße, einer Pilgerstätte für Fans des Komponisten.
72 Sitzplätze sind im Schubert-Theater vorhanden, die Bühne ist winzig, die Sitze sehr bequem, man kann sich wohlfühlen im Schubert-Theater.
Es war ein charmanter Abend. Drei ältere Herrschaften, an der Klarinette Adolf Guckler, am Bass Johannes Katzenbeißer und Peter Hellinger am Schlagzeug, gaben gemeinsam mit dem jungen Bela Fischer (Klavier, Musikalische Leitung) eine routiniert zusammen musizierende Jazzband. Manchmal ein bisschen uneins in der Interpretation ihrer Einsätze, aber stets so, dass die Variante, die gerade gespielt wurde, auch eine mögliche gewesen wäre – im Rahmen dieses Abends durchaus eine charmante Note.
Im Stil einer Nummernrevue gaben Frederike Faust (Gesang) und Gregor Hellinger (Moderation) insgesamt 17 Songs von Kurt Weill. Die geschickte Auswahl der Lieder skizzierte das Schaffen Kurt Weils chronologisch, den Zeitraum von 1928 bis 1949 abdeckend, beginnend mit der »Dreigroschenoper« (»Mackie Messer«, »Seeräuber Jenny«), »Maria Galante« (»Je ne t’aime pas«, »Le Grand Lusticru«), »Knickerbocker Holiday« (»September Song«), »Railroads on Parade« (»Mile after Mile«), »Lady in the Dark« (»The Saga of Jenny«, »My Ship«), »One Touch of Venus« (»My Week«, »How much I love you«), »Street Scene« (»We’ll go away together«, »Lonely House«), »Love Life« (»Mr. Right«, »Is it Him or is it Me?«), »Lost in the Stars« (»Lost in the Stars«) sowie zum Abschluss noch einmal die »Dreigroschenoper« (»Barbara Song«) und »Happy End« (»Surabaya Johnny«).
Songs von Kurt Weill kann man auf verschiedenste Weise interpretieren. Einen »Mackie Messer« hab ich schon dreckig, vulgär, schreiend, weinend, fluchend, zynisch und noch auf viele andere Arten gehört. Frederike Fausts Interpretation hat mich persönlich ein wenig Schärfe vermissen lassen, zu sehr war der Fokus auf »schönen« Gesang ausgerichtet, aber das ist letztlich enttäuschte Erwartungshaltung. Je mehr sich das Programm in Richtung Musical« bewegte und Songs aus Werken gesungen wurden, die man heutzutage kaum zu hören und sehen bekommt wie »Street Scene« (1947) oder »Love Life« (1948), umso glaubhafter und überzeugender wirkte die Performance der Mezzospranistin auf mich. Gregor Hellinger als barkeepender Moderator beziehungsweise moderierender Barkeeper an manchen Stellen akustisch auch in den ersten Reihen nicht mehr wirklich zu verstehen, war im Konzept der Show sehr schlüssig in den Ablauf eingebaut, kam sehr sympathisch über die Rampe und so wurde aus der Nummernrevue eine Art Biographical, im Rahmen dessen man auch skizzenhaft Einzelheiten über das Schaffen Kurt Weills erfuhr.
Die Bühne war clever gestaltet, die Lichtregie dezent. Eine kleine Leinwand, auf die Stimmungsbilder und Filmchen projiziert wurden, eine angedeutete Theke, ein Barhocker und eine Couch, das war die Szenerie, in der Frederike Faust und Gregor Hellinger auf engstem Raum agierten: wenig zur Verfügung stehender Raum – optimal ausgenützt. Für die Regie verantwortlich war Simon Meusburger, der mit »Kurt Weill: Berlin – Paris – New York« eine ansprechende Show mit ganz eigenem Flair inszeniert hat. In den besten Momenten wusste Frederike Faust die Zuschauer zu fesseln und eine Nachtclub-artige Stimmung in den Saal zu zaubern. Begeisterter Applaus, gut gelaunt machten sich die Besucher auf den Weg durchs weihnachtliche Wien nach Hause.
Schubert-Theater: »Kurt Weill: Berlin – Paris – New York«
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