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Archiv - 2009

Der Sommer ist vorbei: Die VBW im Fadenkreuz der “Vereinigten Opposition”

ÖVP, FPÖ und Grüne, das ist eine harmonische Sache, wenn es um ein Thema geht: die Vereinigten Bühnen Wien. Kaum ist die Sommerpause vorbei, prasseln die Attacken wieder herein, was SPÖ-Gemeinderat Ernst Woller heute zu folgendem Statement veranlasste:

“Die Raunzerei und Wadlbeisserei der Vereinigten Opposition ist durch nichts berechtigt, außer durch den bevorstehenden Wahlkampf”, weist Woller Kritik der Opposition zurück. FPÖ-Klubobmann Schock habe diese Koalition bereits bestätigt, die nur zum Ziel habe, nach der nächsten Wahl Michael Häupl als Bürgermeister zu verhindern. Der SPÖ-Gemeinderat weist darauf hin, dass es in Wien zahlreiche Einrichtungen nicht geben würde, hätten ÖVP, FPÖ und Grüne das Sagen in Wien. Nur die SPÖ hat diese Projekte unterstützt: im Kulturbereich würde es alles im Bereich der Vereinigten Bühnen Wien nicht geben, also kein Theater an der Wien, kein Ronacher, 800 Arbeitsplätze gebe es nicht, ebenso wenig wie 80 Orchestermusiker. “All das wäre katastrophal für die Wiener Wirtschaft und den Tourismus”, sagt Woller. Wenn die Opposition in Wien das Sagen hätte, würde es auch keine Wiener Festwochen und keine Kunst im öffentlichen Raum geben. [ots.at]

In der heutigen Ausgabe des Wochenmagazins NEWS schreibt Chef-VBW-Kritiker und Chef-Staatsopern-Liebhaber Heinz Sichrovsky einen ganzseitigen Beitrag über ein “monumentales Defizit”, das den Vereinigten Bühnen Wien am Jahresende drohe. Leider muss man eingestehen, dass die Aussagen von Musicalintendantin Kathi Zechner, so sie im Bericht korrekt wiedergegeben wurden, nicht gerade dazu geeignet sind, die Lage in gutem Licht erscheinen zu lassen.

Aussagen wie: “Ich bin für die Kunst zuständig und habe für Qualität zu sorgen. Wir haben im Vorjahr ein sensationelles, hochwertiges Programm mit sechs vielfältigen Produktionen vorgelegt” - das alles ist so nicht haltbar. Als Intendant kann man nicht so tun, als wäre man nur für die Kunst zuständig und der Rest wäre egal.

Zechner weiter: “Ich muss mich auf die Wirtschaftskrise einstellen und in beiden Häusern sehr populär produzieren. So weit wir es uns leisten können, wird aber auch das Eckige und Kantige nicht vernachlässigt.” Kein Problem. Spielen wir doch weiter im Ronacher “Tanz der Vampire” und packen wir eine zweite abgespeckte Produktion eines Evergreens ins Raimund Theater: zum Beispiel “Elisabeth”. Oder ist jemand der Meinung, “Elisabeth” würde nicht sowieso wieder kommen? Warum also nicht gleich.

Und was das Eckige und Kantige betrifft: Warum kein Sondheim, warum kein Jason Robert Brown, warum kein William Finn, warum zum Beispiel keine Koproduktion mit dem Vienna Theatre Project. Da plant man schon seit längerer Zeit eine Aufführung von “Elegies for Angels, Punks and Raging Queens” (Bill Russell). Warum spielt man nicht das Eckige und Kantige innerhalb des Genres, in dem man Marktleader ist, warum konzentriert man sich nicht ausschließlich auf Musicals. Fragen über Fragen. Aussagen wie “Ich bin für die Kunst zuständig, unser Programm ist sensationell” sind mit Flops wie “The Producers” (Auslastung in Berlin unter 50 Prozent) nicht haltbar.

Links
- FP-Ebinger: Absolute Unprofessionalität in Sachen “Tribute-Konzert” eine Schande für Wien
- SP-Woller: “Opposition negiert weltweit erfolgreiche Kulturangebote der Stadt Wien”

Missy May: “To the one I love” (2009)

Es ist ja nicht so, dass man am Mars leben müsste, um bis jetzt an Missy May mehr oder weniger vorbeigekommen zu sein. Auch wenn sich ihr Lebenslauf interessant liest:

In der Kinder-Musical-Company spielt sie schon mit 6 Jahren Rollen in Shows wie “Les Misà©rables”, “Fame”, “Joseph”, “Cats”, “The Wizard of Oz” und “Starlight Express”. Mit 8 Jahren wird sie vom ORF entdeckt und für die Kindersendung »Kids 4 Kids« engagiert. Von ihrem 9. bis zum 14. Lebensjahr steht sie auch noch für »Tom Turbo«, »Artefix« und »Am Dam Des« vor der Kamera.
Mit 15 erhält sie eine Rolle im TV-Sechsteiler: »Liebe, Lügen, Leidenschaft« und spielt an der Seite von Maximilian Schell und Franko Nero. Aufgrund der schulischen Leistungen legen ihre Eltern danach die Schauspielerei auf Eis.
Um sich Ihre Gesangsausbildung finanzieren zu können, jobbt sie neben der Schule u. a. als Promotion-Osterhase, Flyer-Girl, Do & Co Servierkraft, in der Redaktion von Magazin 25 oder als Babysitter …
Es folgt ein Plattenvertrag bei HitSquad Records: Unter der Leitung des Producer-/Composerteams Ludwig Coss & Martin Böhm entsteht im Sommer 2004 die Debüt-Single »Star That You Are«, die sich in den Austrian Top 40 (höchste Platzierung: Platz 7) behaupten kann. Parallel tourt Missy in den Sommerferien live in Österreich, Norditalien & Süddeutschland.
Nach einer kurzen kreativen Schaffenspause - Matura - startet Missy May 2006 neu durch. Die Single «Loud Music« schafft es bis auf Platz 10 der Austrian Top 40. Bei der Eröffnungszeremonie der Wiener Festwochen 2007 steht sie vor 50.000 Besuchern live mit Orchester auf der Bühne und begeistert mit der gefühlvollen Ballade »Everything Breaks« und »Born Tonight«. Anschließend Live-Tour durch Österreich mit Auftritten beim Wiener Donauinselfest, der Euromania-Roadshow oder dem Krone-Stadtfest. Weihnachten 2007 Charity-Auftritt mit »My Grown Up Christmas List« live im ORF bei “Licht Ins Dunkel” [”Vienna Online”].

Missy May (23) hat also auf Ö3 ordentlichen Airplay, sie hat einen Namen, den man natürlich kennt, aber, mal ganz ehrlich, es war bis jetzt kein “must”, zumindest für mich, sich eine CD von ihr zu kaufen.

Am 14. Juli 2009 wurde Missy May Mutter. Ihre Schwangerschaft hat die Sängerin unter anderem dazu genutzt, die CD “To the one I love” für das Plattenstudio/Plattenlabel MG-Sound/HitSquad Records einzusingen. Eine Wiegenlieder-CD, eine Kinderlieder-CD, genauer eigentlich eine CD für “alle Babys, Mamas und Papas und Liebenden der Welt” ist daraus geworden.

Dass man wunderbare Kinderlieder-CDs machen kann, hat vor Jahren schon beispielsweise Sandra Pires (“Songs for Lea”, 2002, ebenfalls bei MG-Sound/HitSquad Records erschienen) bewiesen. Missy May bietet auf ihrer Scheibe downgestrippte Versionen von Evergreens und Chartbreakern, downgestrippt auf pure Emotion. Ganz ohne fette Beats, fast ohne Drums, ganz wunderbar arrangiert und produziert von Martin Böhm und Ludwig Coss (MG-Sound) - rein auf Gefühl, quasi a capella, eine Erholung für die Seele. So ist “To the one I love” dann auch ganz einfach eine jener Kuschel-CDs geworden, von denen es nie genug geben kann.

Die Auswahl der Songs ist großteils gelungen. “Baby love” (im Original von den Supremes 1964 eingesungen), Stevie Wonders “Isn’t she lovely”, Ashford & Simpsons “Ain’t no mountain high enough”, zwei Songs von Burt Bacharach (”I say a little prayer” und “(They long to be) Close to you”), perfekt. Bei “Das Beste” würde man sich fast wünschen, dass das Original an die ehrliche Interpretation von Missy May heranreichen würde, ganz ohne die aufgesetzte, gekünstelte Showbusiness-Gefühlsduselei. Wenns bei dem einen oder anderen Song nicht ganz so klappt, dann mag man als Grund vielleicht anführen, dass sich all das, was man mit der einen oder anderen Originalversion verbindet, als zu übermächtig erweist, um in dieser reinen Gefühlsversion voll wirken zu können, wie beispielsweis bei “I dont wanna miss a thing” (Aerosmith). Aber das ist letztlich von Mensch zu Mensch verschieden. Was allerdings bei jedem Track spannend ist: das Arrangement, die ganz individuelle Note, die Martin Böhm und Ludwig Coss jedem Song verliehen haben, eine Art Zärtlichkeit, die die CD zu einem harmonischen Ganzen werden lässt.

Fazit: “To the one I love” ist eine jener raren CDs, die man immer dann auflegen kann, wenn man Ruhe, Erholung, Harmonie sucht. Damit könnte man auch auf Tour gehen und jene seltenen Wohlfühlkonzerte geben, die man hierzulande kaum geboten bekommt. Den Babys dieser Welt und natürlich auch Marie, der Tochter von Missy May, wird die Scheibe sicher auch nicht schaden, ganz im Gegenteil.

Tracklist
01. Baby Love
02. Ain´t No Mountain High Enough
03. Everything I Do
04. Say A Little Prayer
05. (They Long To Be) Close To You
06. Isn´t She Lovely
07. Whatever You Want
08. Das Beste
09. I don’t wanna miss a thing
10. The Voice Within
11. I Swear
(HitSquad Records/MG-Sound, 2009)

Märchen und Musik aus 1001 Nacht: Prinz Perman & Prinzessin Shaki im Wiener Musikverein oder das Grauen im Ronacher

Für Kinder ab fünf Jahren hat der Wiener Musikverein die Veranstaltungsreihe “Allegretto” im Programm des Brahms-Saal. Die Spielzeit 2009/2010 bietet Märchen aus 1001 Nacht, Salsa-Musik, die Wiener Sängerknaben live in einer Kinderoper und Vivaldis “Vier Jahreszeiten”. Kinder können bei all diesen Veranstaltungen nicht nur einfach zuhören, sondern auch mitmachen und mitsingen. Das ist nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.

Unerwünscht ist ein solches Verhalten beispielsweise im Wiener Ronacher. Was allerdings einschlägig bekannte Hardcore-Fans derzeit nicht daran hindert, Zuschauer regelrecht aus dem Theater zu treiben. Wie das geht? Nun, es gibt nicht nur “Elisabeth”-Fans, die meinen, man müsste bei jedem Lied mitträllern und mitdirigieren. Es gibt auch “Tanz der Vampire”-Freaks, die das gerne machen, und es gibt die Allrounder, die bei allem, was in den Theatern der VBW über die Bühne geht, von Weinkrämpfen geschüttelt und der Lust des Moments gebeutelt alles um sich vergessen und zum quasi-Star avancieren, indem sie sich als aktive Zuschauer zu etablieren versuchen. Zu abstrakt? Ein Beispiel: “Tanz der Vampire”, Szene »Nie gesehen«: Wir alle wissen, dass Krolock im Laufe dieser Szene vom hinteren Teil des Zuschauerraums durchs Publikum auf die Bühne geht und dann auf der Bühne bei »Gott ist tot« zu singen beginnt. Besagter Fan steht schon mitten in “Nie gesehen” auf, dreht sich gegen das Publikum und starrt ins Finstere (mit einem Block in der Hand, um etwaige Abweichungen exaktest zu notieren). Während des ganzen Songs drehen sich dann natürlich auch andere Zuschauer um und sehen nach, was denn dort sein könnte (nur passiert da eben genau nichts), schauen dann wieder verwirrt nach vorne und verpassen die Hälfte von dem, was auf der Bühne abgeht. Und da passiert Professor Abronsius und dem verdorbenen Engel Sarah einiges – das allerdings versäumen die Zuschauer alles, weil sie sehen wollen, was unser, nennen wir ihn/sie liebevoll “Hardcorler” so intensiv beobachtet. Nur, es gibt eben nichts zu sehen. Dann endlich, der große Augenblick: Thomas Borchert erscheint - und unser Hardcorler ist nicht mehr zu halten, kreischt nach dem Song wie verrückt und zappelt wild herum. Ein Fall für die Psychiatrie? Man könnte dieser Meinung sein. Wer glaubt, das sei eine erfundene Geschichte, quasi die 1002. Nacht, der irrt. Das ist die Mentalität von Hardcore-VBW-Fans.

Aber zurück zu den lieben Kleinen, die noch Manieren haben. Für sie gibt es am 21. und 22. November 2009 im Wiener Musikverein Märchen und Musik aus 1001 Nacht. Rimskij-Korsakows »Scheherazade« ist der Ausgangspunkt der Reise in die Märchenwelt des Orients. Zahlreiche Komponisten wurden durch die Erzählungen aus 1001 Nacht zu musikalischen Meisterwerken inspiriert. Andy Hallwaxx hat mit seiner Aufbereitung von Stoffen der Weltliteratur schon mehrfach das Allegretto-Publikum begeistert und ist an diesen beiden Abenden als Erzähler zu erleben. Lukas Perman und Marjan Shaki spielen den Prinz und die Prinzessin. Begleitet werden sie von einem Instrumentalensemble.

Noch ein kleiner Hinweis vom Veranstalter:

Da ich möchte, dass Ihr Kinder alle gut sehen, gut hören und gut mitspielen könnt, werden bei meinen Konzerten die fixen Sitzreihen im vorderen Bereich des Brahms-Saales entfernt. Ihr Kinder könnt dort vorne auf dem Boden sitzen, ganz nahe “an das Geschehen” heranrücken und gegebenenfalls auch mitspielen.
Eure “größer gewachsenen” Mamis und Papis, die Omas und Opas, alle Tanten und Onkel bitten wir, diese Plätze auf dem Boden wirklich Euch Kindern zu überlassen und in den Sitzreihen ab dem Mittelgang Platz zu nehmen.

Tickets und nähere Informationen –> hier

Rockville - die Cast-CD (2009)

Pop, Rock, Soul, Gospel, eine Prise Jazz, eine angenehme und leicht zu konsumierende Kost mit einfallsreichen Arrangements und angenehmen bis begeisternden Stimmen, komponiert von Martin Gellner und Werner Stranka, das könnte man zusammenfassend zu “Rockville”, der Cast-CD, sagen.

Dass es sich dabei um ein Musical handelt, das im Sommer 2009 in Amstetten seine Uraufführung erlebt hat und derzeit im Deutschen Theater in München zu sehen ist, ergibt sich aus dem Hörerlebnis des Tonträgers nicht zwanghaft. Könnte auch eine Rockshow sein. Natürlich wissen die Käufer aber ja, dass sie eine Cast-CD erstanden haben, und da gilt: Was ein solches Merchandisingprodukt unbedingt leisten sollte, ist Lust auf einen Besuch der Show zu machen. Und das gelingt den Produzenten von “Rockville” definitiv. Wenn es schon ganz allein vor den Lautsprecherboxen eine Freude ist, vor Kraft nur so strotzende Songs wie “Small miracles” zu hören, so muss das live auch recht fetzig rüberkommen.

Auf der Bühne bzw. auf Tonträger sind ein paar fantastische Stimmen zu hören, beispielsweise jene von Amanda Whitford oder auch die von Dennis Le Gree, Alex Melcher und Caroline Frank. Der Sound kommt recht knackig aus den Lautsprechern, merkwürdig abgemischt ist der Applaus. Wir haben es bei “Rockville” mit einer Liveaufnahme zu tun, die bei den Shows am 21. und 22. Juli 2009 entstanden ist. Es ist irgendwie traurig, dass Musicalaufnahmen immer derart steril klingen müssen, was die Liveatmosphäre betrifft. Mal mischt man am Anfang ganz leise ein wenig Applaus rein, mal am Ende, ganz in den Hintergrund, völlig platt vom Sounderlebnis her. Wo sind die Zeiten, als Liveaufnahmen noch wirklich Spannung hatten. Heutzutage kommt es mir vor, als wolle man sich dafür, dass man sich Geld für teure Studiozeit erspart hat, quasi entschuldigen, indem man die Liveatmosphäre dann wenigstens nur ganz minimal dosiert auf den Tonträgern erkennen lässt. Applaus am Ende eines Showstoppers wie “Book of love” kommt nicht so vertranquilisert rüber, das muss krachen, das muss man hören, sonst ist die Wirkung schon nach einer Sekunde vorbei und man könnte sich die paar Sekunden Jubel gleich sparen.

Was fehlt bei dieser Produktion, sind die Lyrics im Booklet der CD. Das ist eine allgemein verbreitete Krankheit bei Cast-CD-Produzenten: Sparen beim Booklet, entweder wegen der höheren Stückkosten oder der Rechte an den Lyrics. Es gibt viele positive Beispiele aus den Staaten, wo umfangreiche Booklets nicht nur alle Lyrics, sondern auch ausführliche Biographien und viele Szenenfotos enthalten. Sondheim-Musicals werden gerne mit umfangreichen Booklets ausgestattet. Aber man muss nicht nach den Sternen greifen, auch bei jedem anderen Musical ist es ganz angenehm, Texte auch mitlesen zu können. Es reicht einfach nicht, eine Doppel-CD zu produzieren und sie mit einem achtseitigen Booklet auszuliefern, in dem sich nichts findet, was man nicht auch online in zwei Sekunden am Bildschirm hat. Ein bisschen mehr Liebe bei der Gestaltung des Booklets, das würde ich mir generell wünschen.

Was Rockville nicht hat, ist eine eigene musikalische Sprache. Kennt man die Show nicht und orientiert sich allein an der Cast-CD, so ist die Vielfalt der Songs schier überraschend. Von einer Art Big-Band-Sound, einem Sound im Revuestil der 1940er-Jahre bis zu Gospel, von Rock bis Pop und Broadwaysound, alles ist da, manches, wie das Intro zum zweiten Akt (”The Revolt”), fast verstörend in seiner Genrevielfalt innerhalb der eigenen Komposition und der offensichtlichen baulichen Kopie bereits vorhandener Intros anderer Shows. Die Songs sind ab und zu ein wenig, fast könnte man sagen, epigonenhaft. Ein Song klingt wie die nie erschienene B-Side einer Single von Jon Bon Jovi, dann wieder hört man so etwas wie ein AC/DC-Soundalike. Andererseits wird das Publikum wohl sicher nicht überfordert mit allzu neuem Sound, auch kein Fehler.

Anspieltipps: “Picture”, gesungen von Dennis Le Gree, Amanda Whitford und Stephan Zenker, “A mother’s eyes”, interpretiert von Caroline Frank, eine sanfte Ballade, oder “Speak out, Stand Up”, eine clever konzipierte Ensemblenummer, die die starken Stimmen gut zur Geltung und die Zuschauer mit Sicherheit auf die Beine bringt. “Wasted”, eine Bon-Jovi-ähnliche Nummer, gesungen von Alex Melcher - und “Book of love”, die von der Melodie her beste Nummer, in dieser Version vom ganzen Ensemble gesungen, im Original der Trademark-Song vom viel zu unterschätzten Starmania-Sieger Michael Tschuggnall. Allein dieses Lied würde den Besuch der Show schon rechtfertigen. Clever auch hier das Arrangement, das durch einen Touch Gospel jeglichen Kitschfaktor neutralisiert. Wer Musical hasst, wird keine Probleme mit dieser Cast-CD haben, und wer Musicals mag, schon gar nicht.

“Rockville” ist noch bis 4. Oktober in München im Deutschen Theater zu sehen, und hoffentlich auch mal in Wien - warum nicht?

“Hallo Steward!” - »Boeing Boeing” andersrum im Palais Nowak

24. Oktober 2009
19:30bis22:00

Marc Camolettis »Boeing Boeing”, eines der weltweit erfolgreichsten Boulevardstücke mit über 25.000 Aufführungen in 55 Ländern und bislang 18 Sprachen, eine Show, die sieben Jahre ohne Unterbrechung am Broadway gelaufen ist und mit Tony Curtis erfolgreich verfilmt wurde, geht im Wiener Palais Nowak am 24. Oktober 2009 in einer Neubearbeitung an den Start.

Der Plot des Originals:

Ein amerikanischer Auslandskorrespondent in Paris ist gleichzeitig mit drei Stewardessen verlobt. Das setzt ungeheuren logistischen Aufwand voraus. Durch den Einsatz einer neuen Boeing, die wesentlich schneller fliegt als die bisherigen Linienmaschinen, gerät mit dem Flugplan natürlich auch das Liebesleben völlig außer Kontrolle.

Die sexy Stewardessen wird man in der Neubearbeitung lange suchen müssen. Im “Palais Nowak” läuft nämlich alles andersrum, und so erleben wir in dieser Fassung die amourösen Abenteuer eines Wiener Innenarchitekten. Lufthansa, KLM und Air India gewinnen zunehmenden Einfluss auf seinen Hormonhaushalt. Mit ihnen landen regelmäßig und schön abwechselnd in seinem Privatleben: Dirk, Joop und Vikhram, von Beruf: Flugbegleiter.

Auf der Bühne zu sehen: Veronika Polly, Stefano Bernardin, Daniel Keberle, Ramesh Nair, Rob Pelzer und Stefan Reil. Regie führt Werner Sobotka, das Bühnenbild gestaltet Marcus Ganser und die Kostüme steuert Gaby Rajtora bei.

Tickets sind ab sofort –> hier erhältlich

Broadway: Lloyd Webber kündigt Premiere von “Love Never Dies” an

9000 Vorstellungen des Musicals “Das Phantom der Oper” gingen am Broadway seit der Premiere (26. Januar 1988) über der Bühne des Majestic Theatre. 9000 Vorstellungen, eine Spielzeit von 22 Jahren - eine Dimension, die bis dato keine andere Broadway-Produktion erreicht hat.

Am 17. September 2009 konnte Andrew Lloyd Webber diesen Meilenstein in seiner Karriere feiern, und es ist nicht weiter verwunderlich, dass er am 16. September höchstpersönlich am Ende der Nachmittagsvorstellung auf der Bühne erschien und eine kleine Rede hielt, verbunden mit der Ankündigung, dass “Love Never Dies”, der zweite Teil des “Phantoms”, im November 2010 seine Broadway-Premiere erleben wird.

Pia Douwes in Wien: “Ein Abend im Dezember”

Am 28. Dezember 2009 gastiert Pia Douwes mit ihrer Soloshow “Ein Abend im Dezember” im Wiener Theater Akzent.

Im ersten Teil ihres Programms bringt sie Maury Yestons “Dezemberlieder”, der zweite Teil ist Hits aus Musicals wie »Cabaret«, »Cats«, »Chicago«, »Elisabeth«, »Grease«, »3 Musketiere«, »Les Misà©rables« und »Sunset Boulevard« gewidmet.

Der Jahreszeit entsprechend wirds auch etwas Weihnachtliches geben. Begleitet wird Pia Douwes von der Pianistin Marina Komissartchik.

»Pia Douwes - Ein Abend im Dezember«
Theater Akzent, 28. Dezember 2009, 20:00 Uhr

Vorverkaufstart: Montag, 21. September
Tickets: 35-49 Euro, erhältlich an der Kassa des Theater Akzent, Argentinierstraße 37, 1040 Wien (Mo-Fr 14.00-18.00 Uhr) oder telefonisch unter 0043 1 501 65 33 06 oder online –> hier

(Off-) Broadway: “Avenue Q” lebt

“Avenue Q” ist tot, es lebe “Avenue Q”, könnte man angesichts der Tatsache formulieren, dass die Broadway-Version des Puppenmusicals am 13. September im Golden Theatre ihre Derniere hatte, aber das Musical in adaptierter Fassung schon bald am Off-Broadway zu neuem Leben erwacht.

Dazu die New York Times:

The show’s producers, who include Robyn Goodman and Jeffrey Seller, said that this was the first time a Broadway show had transferred to an Off Broadway theater, though this could not be immediately confirmed with the Broadway League.

Freilich ist die Show von Robert Lopez, Jeff Marx und Jeff Whitty natürlich nicht die erste, die vom Broadway zum Off-Broadway wechselt (auch wenn die Produzenten von “Avenue Q” das gerne aus Marketinggründen behaupten mögen). So wechselte die Sprechtheaterproduktion “Night Mother” (mit Kathy Bates in der Hauptrolle) 1984 vom Broadway zum Off-Broadway, ebenso wie “Billy Bishop Goes to War” im Jahre 1980. Und auch eine Musicalproduktion ging diesen Weg: “Simply Heavenly”. Die Show von Langston Hughes (Buch und Texte) wechselte 1957 vom Playhouse (Broadway) zum Renata Theater in Greenwich Village (Off-Broadway).

Den Schritt vom Broadway zum Off-Broadway haben natürlich auch weitere Produktionen angestrebt (plant man dabei doch auch praktischerweise automatisch eine Minimierung der Fixkosten), da allerdings wurden die Produzenten meist von der starken Gewerkschaft der Musiker in ihre Schranken verwiesen, bedeutet doch der Wechsel an ein kleineres Theater Off-Broadway meist auch die Entlassung eines (Groß-)Teils der Musiker. Bestes Beispiel dafür: “The Best Little Whorehouse in Texas”. In diesem Fall verwies die Gewerkschaft auf eine Bestimmung, dass es keiner Show, die in New York Premiere feiert, erlaubt ist, das Orchester oder die Band zu verkleinern, solange man in Manhattan spielt.

Was “Avenue Q” betrifft, so mögen sich die Zeiten eventuell geändert haben, kann man doch in der New York Times nachlesen:

Mr. Lopez said that the Off Broadway production would likely use a smaller group of musicians, as when it was performed at the Vineyard Theater in 2003, and that some reorchestration of the music might be needed. Otherwise, it will use the same sets (and same puppets), and the show’s creative team, including its director Jason Moore and book author Jeff Whitty, will remain with the show. Casting for the Off Broadway production was not announced.

Der “ewige” Borchert oder warum Musicalberichterstattung in Österreich fürn Knobl ist

So schön hätte es sein können, da bekommen die VBW in Österreichs meistgelesener Tageszeitung das Titelblatt und damit die Chance, die ohnedies schon jetzt blendend verkaufte Show “Tanz der Vampire” noch einmal richtig zu pushen, und dann … lesen ein paar Millionen KRONE-Kunden: “Thomas Borchert spielt wie 1997 den Grafen Krolock (…)” Haben wir Steve Barton vergessen? Grundsätzlich muss man sagen: Wurscht, den meisten KRONE-Lesern wird es nicht aufgefallen sein, das Bild zeigt ja den richtigen Darsteller der aktuellen Produktion. Aber was sagt es über die Musicalberichterstattung in diesem Land aus? Und wurscht ist es natürlich ganz und gar nicht.

Nun kann man sagen, okay, was soll man von der KRONE erwarten, da gibt es doch seriöse Kulturmagazine, wie, na zum Beispiel “K2 - kultur in centrope”. Da widmet man sich in der aktuellen Ausgabe dem Spielort Baden und schreibt wortwörtlich:

Nun ist es nicht so, dass hier die liebe Redakteurin eine Show oder zwei Shows vergessen hätte, sie hat zum Beispiel vergessen: “Evita”, “Jesus Christ Superstar”, “Hair”, “Les Misà©rables”, “The Scarlet Pimpernel”, “The George Gershwin Story”, “Irma la Douce”, “Pinocchio”, “High Society”, “Cabaret”, “Hello, Dolly!”, “Funny Girl”, “Der Mann von La Mancha” …

Eigentlich eine traurige Sache, aber bezeichnend.

“Billy Elliot” in Chicago - mit einem Schweizer als Hauptdarsteller

Wer gedacht hat, man würde im alten Europa nie im Leben Hauptdarsteller für ein Stück wie “Billy Elliot” finden, wurde nun eines Besseren belehrt. Für die Produktion des Musicals von Elton John in Chicago angelte man sich den Schweizer Giuseppe Bausilio aus Boll bei Bern. Der 12-Jährige konnte sich bei einem Casting gegen 1500 Mitbewerber durchsetzen und ist ab März 2010 einer der drei Billys im Ford Center for the Performing Arts in Chicago.

Giuseppe Bausilio:

Hi there - my name is Giuseppe Bausilio. I’m 12 years old and am from Bern, Switzerland. Both my parents are ballet dancers and my brother too! I started doing ballet for fun, but it has become my passion. I’ve also trained in other styles of dance including jazz, flamenco, hip hop, tap and others. I’ve competed in a lot of different dance competitions in Switzerland, France and the United States including the Youth America Grand Prix in New York. I’ve performed in Coppelia at the State Theatre of Bern and also in the operas Mazzepa and Falstaff. In my free time I love to study languages (I speak five), read, listen to music, play football, ride my bike and cook. I can’t believe I get to be Billy - it’s a dream come true! [via broadwayworld.com]

Zu einem kleinen Bericht im Schweizer Fernsehen gehts –> hier.

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