Martin Bruny am Mittwoch, den
15. Februar 2012 um 19:15 · gespeichert in Musical, Wien
Durchaus sympathisch hat sich der neue Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, der Berliner Christian Struppeck, heute auf der Bühne des Wiener Ronacher, genau da, wo er vor fast 22 Jahren seine Schauspiel-Abschlussprüfung abgelegt hat, vorgestellt. Von klein auf schrieb, komponierte, übersetzte und textete Struppeck (geboren 1968), mit zwölf Jahren hatte er sein erstes Musicalerlebnis, da sah er »My Fair Lady« im TV, mit 14 analysierte er in der Schule »Evita« dramaturgisch – und machte sich damit nicht gerade zum Klassenliebling.
Zu Wien hat er eine »ganz besondere Beziehung«, sein erstes Musical hat er hier gesehen – »Cats” –, studiert hat er am Tanz- und Gesangsstudio Theater an der Wien, damals noch unter Peter Weck, unterrichtet wurde er von Lotte Ledl, Paulus Manker, Ida Krottendorf, Kim Duddy, Dennis Callahan; Michael Pinkerton war als Direktor des Studios tätig.
Fünf Jahre (1988–1992) verbrachte Struppeck in Wien, spielte hier seine ersten Engagements, etwa an der Wiener Volksoper in »La Cage aux Folles« mit Karlheinz Hackl und Frank Hoffmann, in Amstetten wurde er als Choreograph bei Heinz Ehrenfreunds »My Fair Lady« tätig. Öfter kam er auch danach nach Wien und Österreich. Wenn er jetzt also nach Wien zurückkehrt, so Struppeck, ist es ein bisschen wie nach Hause zu kommen und fühlt sich »richtig und gut an«.
Nach 13 Jahren auf der Bühne gründete Struppeck eine Produktionsfirma, kam ab vom Thema Choreographie und wandte sich der Regie zu. 2002 engagierte ihn Stage Entertainment als künstlerischen Direktor unter anderem der Entwicklungs- und Kreativabteilung. Hier entstand die erste große deutschsprachige Eigenproduktion von Stage Entertainment: »Ich war noch niemals in New York«. 2008 musste Struppeck Stage Entertainment verlassen und gründete mit Andreas Gergen die Firma »Creative Agency Berlin«.
Was kann man aus Christian Struppecks Antrittsrede an relevanten Zukunftsplänen entnehmen:
– Kathrin Zechners Projekte, die derzeit noch in der Produktionspipeline sind, werden einem Evaluierungsprozess unterzogen, den Struppeck mit seinem Team durchführt. Shows, die in Zechners Zeit konzipiert wurden, könnten noch zur Aufführung kommen, müssen aber nicht zwangsläufig. Zechners Planungen sind für Struppeck nur »Vorschläge«.
– 2013 wird es »höchstwahrscheinlich« die erste Neuproduktion der Ära Struppeck geben. Was das sein könnte, dazu verweigerte der Intendant jegliche Angaben, auch auf Nachfrage. Welche Projekte er in Arbeit hat, dazu verweigerte er jegliche Angaben, auch auf Nachfrage.
– Struppeck wird sich in seiner Arbeit auf die Bespielung des Raimund Theaters und des Ronacher konzentrieren. Eine Bespielung anderer Häuser, wie zum Beispiel des MuseumsQuartiers, ist nicht vorgesehen.
– Struppeck schließt nicht aus, die eine oder andere Produktion selbst in Szene zu setzen, dafür das Buch zu schreiben oder eine andere rein künstlerische Tätigkeit bei der Entwicklung von Stoffen zu übernehmen.
– Thema Stückeentwicklung: Struppeck möchte mit internationalen, aber auch mit heimischen Kräften zusammenarbeiten. Das freilich war ohnedies schon immer in Wien der Fall.
– Bezugnehmend auf die Art und Weise, wie Stücke produziert werden, nahm der Intendant Stellung zu seinen intensiven Kontakten zu Disney Theatricals, zur Blue Man Group und zu Franko Dragone, einem Mitbegründer des Cirque du Soleil, der von Belgien aus große Shows in Las Vegas entwickelt. Nicht, dass man hier zu sehr interpretieren sollte, aber mit dem Thema Musical haben diese Produzenten zwar auch zu tun, aber …
– Seltsam mutet die besondere Betonung der Produktion von international verwertbaren Produktionen an, war das doch prinzipiell schon seit Peter Weck das Ziel der Vereinigten Bühnen Wien, rühmte sich doch vor allem Kathrin Zechner immer damit, hier wesentliche Aufbauarbeit geleistet zu haben.
– Zu Struppecks Konzept fallen nur plakative Schlagworte: innovatives Musiktheater, kreatives Musiktheater, den Ruf der VBW auch im Ausland weiter festigen, ausbauen, auch international.
– Thema Produktionszeit: zwei bis vier Jahre dauert die Entwicklung einer Show, fünf Jahre hat es bei »Ich war noch niemals in New York« gedauert, bei »Wicked« sieben Jahre.
– Spielplan: Es wird auch weiterhin Lizenzproduktionen (deutschsprachige bzw. europäische Erstaufführungen) geben, im Wechsel mit Eigenproduktionen.
Lässt man die Pressekonferenz einmal auf sich wirken, dann fällt auf, dass über die Konzepte, mit denen Christian Struppeck das Auswahlverfahren gewonnen hat, nichts gesagt wurde. Kein Wort. Bedenkt man, dass der Intendant davon spricht, dass er Kathrin Zechner schon letztes Jahr ausführlich kennen lernen durfte, bekommen die Gerüchte, dass die Nachfolge schon im November 2011 fixiert gewesen sein könnte, eine neue Bedeutung. Man könnte auch die Frage stellen, nach welchen Kriterien die engagierte Recruitingfirma die Einreichungen der Kandidaten überprüft und bewertet hat, der »Neue Merker« fragt zum Beispiel, warum es bei der Intendantenwahl nicht möglich war, eine heimische Lösung zu finden. Wie denn auch, wenn nicht einmal alle heimischen Kandidaten zu einem Gespräch über ihre Konzepte eingeladen wurden?
Man wird also abwarten müssen, wohin das Boot segelt. Die allzu euphorischen Einschätzungen in den einschlägigen Foren, allen voran jene des selbsternannten Musicalspezialisten Dominik Lapp auf einer von vielen unsäglichen Musicalplattformen, die sich als »kompetent« titulieren, kann ich nicht teilen. Ja, Christian Struppeck ist ein Mann vom Fach, vom Theater, das ist wunderbar, aber dieses Nichts an inhaltlicher Konzeption, an Fakten über sein Konzept ist enttäuschend.
Audiostreams der Pressekonferenz
Vizebürgermeisterin Magistra Renate Brauner
Martin Bruny am Dienstag, den
14. Februar 2012 um 20:00 · gespeichert in Musical, Wien
Man könnte fast meinen, der neue Papst wurde monatelang unter schwierigsten Umständen gewählt und jedes SEKÜNDCHEN könnte der NEUE auf den Balkon treten und uns allen gnädig zuwinken, der Erlöser – ein Musicalintendant, der uns vom lästigen Trend der Schlagerrevue mit einem Befreiungsschlag trennt und hinführt – in das Schlaraffenland des anspruchsvolleren (nur nicht übertreiben) Musicals. Man könnte meinen, die heimische Presse sei eine geradezu unmenschlich lange Zeit auf die Folter gespannt worden – und als dann, im Jahr des Herrn 2012, am 14. Februar um 13:58 ENDLICH – weißer Rauch aufsteigt in Form einer Mail – Die Vizebürgermeisterin Magistra Renate Brauner, der Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny und VBW-Generaldirektor Mag. Thomas Drozda laden per Mail zur Präsentation der neuen Musicalintendanz –, da können es die Redakteure einfach nicht mehr aushalten.
»Ich weiß es, ich weiß es …« – beseelt vom ungeheuren Mitteilungsdrang platzt der STANDARD um 17:16 Uhr als ERSTER mit dem Namen heraus, der wohl in den nächsten Jahren die Routen des Hochseedampfers steuern wird, den er selbst miterfunden hat: christian S T R U P P E C K, so lesen wir nicht mal zwischen den Zeilen, nein das geht ganz deutlich hervor, ist es, wird es sein, der Koautor des Unaussprechlichen, das mit aller Gewalt das letzte Fünkchen Leben aus dem ehedem spannenden Genre Musical saugt, jenes Unaussprechliche, das ehemalige Musicaldarsteller dazu bringt, ihr Abdriften in die Untiefen des Schlagers gar damit zu begründen, dass Musical und Schlager sich ohnedies so nah gekommen wären. WEICHE.
Der KURIER macht um 19:45 Uhr kein Hehl mehr aus dem, was Tatsache geworden zu sein scheint, beruft sich auf den Standard und formuliert nur das, was morgen angekündigt werden könnte und doch alle schon scheinbar wissen: »Musical: Christian Struppeck vor Bestellung«.
So soll es denn sein, Gott steh uns bei.
Update
Eine Analyse der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des neuen Musicalintendanten gibt es –> hier.
Kleiner Tipp an die deutschen Kollegen
Glosse: »ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag«
Martin Bruny am Montag, den
6. Februar 2012 um 03:18 · gespeichert in Musical, Wien, Theater
Der »Welt der Operette« widmet sich eine Ausstellung im Wiener Theatermuseum seit 2. Februar und noch bis 24. September 2012 – kuratiert von Marie-Theres Arnbom sowie Kevin Clarke, und gestaltet von Sam Madwar. Starkult und Kommerz werden ebenso thematisiert wie Sozialkritik, Politik und rassische Verfolgung.
Heute strömen die Besucher ins Kino, früher stürmten sie Operettentheater und warteten auf Novitäten und Skandale ihrer Stars. Showbusiness war angesagt, Glamour und Glitter bestimmten die Inszenierungen, die niemals verstaubt und altmodisch, sondern in der prägenden Zeit der 1920er sozialkritisch, humorvoll und frivol waren. Ihre Akteure wurden zu Superstars und gesuchten Werbeträgern für Produkte von Zigaretten bis Luxusautos. Wiener Operette machte auch am Broadway Furore und war ein einzigartiger Exportartikel österreichischer Kultur.
Ein Rahmenprogramm begleitet diese Ausstellung. Unter dem Motto “Wir laden gern uns Gäste ein” gibt es Gespräche unter anderem mit Dagmar Hellberg, Robert Meyer, Peter Fröhlich und vielen anderen mehr. Weitere Programmpunkte:
Im weißen Rössl – erstmals für Kinder! Kinderversion der beliebten Benatzky-Operette mit Alexander Kuchinka (Regisseur, Pianist und »Leopold«), Cornelia Horak, Christoph Wagner-Trenkwitz, Peter Kühnelt-Leddihn und Sam Madwar (Ausstattung). Eine Produktion des Kindermusikfestivals St. Gilgen. 31. März 2012, 17 Uhr, Eintritt: 18 €, Kinder und Schüler 8 €
Und Operette rettete der ungarische Schlager! Heinz Holecek singt und erzählt
Am Klavier: Markus Vorzellner
25. April 2012, 19.30 Uhr, Eintritt: 18 €, Schüler und Studenten 10 €
Von der Operette zum Wienerlied – »Schlager« für Fortgeschrittene? Maria Stippich, Helmut Stippich, Peter Havlicek und Otto Brusatti bieten Achterbahnfahrten für Schwindelfreie.
3. Juni 2012, 11 Uhr, Eintritt: 18 €, Schüler und Studenten 10 €
Und wer schließlich ein aktuelle Operette sehen will, hat dazu ab 19. Mai 2o12 im Wiener Konservatorium Gelegenheit, wo an diesem Tag die Uraufführung der Musicaloperette »Tee um drei« von Florian Stanek (Buch/Liedtexte) und Sebastian Brandmeir (Musik) stattfindet. (Dabei handelt es sich um keinen Programmpunkt des Theatermuseums.) Nähere Infos –> hier.
Martin Bruny am Samstag, den
4. Februar 2012 um 12:00 · gespeichert in Musical, Wien, Event-Tipps
10. April 2012
19:30
bis
21:30
Sechs Mal ging die Konzertserie “Musical Unplugged” in den letzten Jahren in wechselnder Besetzung bereits über die Bühne. Zwei weitere Termine der 6er-version, Musical Unplugged 6.1 und 6.2, finden am 10. April 2012 (Beginn: 19:30 Uhr) im 9er-Haus Theater Hennersdorf und am 29. Mai 2012 (Beginn: 19:30 Uhr) in der Neuen Burg Perchtoldsdorf statt.
»Musical Unplugged 6.1« Besetzung: Luc Devens, Peter Neustifter, Florian C. Reithner, Florian Schützenhofer, Jakob Semotan und Michael Vinzenz.
Veranstaltungsort
Burg Perchtoldsdorf, Neuer Burgsaal, Hyrtlgasse 4, 2380 Perchtoldsdorf
Das Programm der “Musical Unplugged”-Shows bietet unter anderem Hits von hierzulande als Klassiker geltenden Musicals wie zum Beispiel “Elisabeth”, “Mozart!” oder “Tanz der Vampire” bis hin zu Werken von Frank Wildhorn, Stephen Schwartz oder Jeanine Tesori. Mit dabei auch (Austro-)Pop-Klassiker und Abstecher in Klassik und Schlager, serviert mitunter mit einer gehörigen Portion Ironie.
Die Tickets zu »Musical Unplugged 6.1 und 6.2« sind im Verkauf.
Martin Bruny am Mittwoch, den
1. Februar 2012 um 01:43 · gespeichert in Musical, Wien, Event-Tipps
11. April 2012
20:00
bis
22:30
Am 11. April 2012 (Beginn: 20:00 Uhr) feiert im Wiener Metropol Carl Laufs‘ und Wilhelm Jacobys Bühnenklassiker »Pension Schöller« in einer Musicalfassung von Peter Hofbauer/Stefan Vögel (Buch) und Peter Uwira (Musik) Premiere.
Inhalt
Ein begüterter Privatier macht die finanzielle Unterstützung seines Neffens davon abhängig, dass ihm dieser eine Irrenanstalt von Innen zeigt. In seiner Not führt der Neffe seinen Onkel in die Pension Schöller ein. Und siehe da: Onkelchen amüsiert sich prächtig, weil er, getreu seiner vorgefassten Meinung, die dort versammelten Pensionsgäste tatsächlich für Irre hält.
Carl Laufs’ und Wilhelm Jacobys höchst turbulente Komödie ist ein Klassiker der Unterhaltungskunst. Rasant, schräg und mit einem Augenzwinkern. In der Musicalfassung wurde der historische Hintergrund aus der Kaiserzeit in die Zweite Republik verlegt, genauer gesagt: ins österreichische Staatsvertrags-Jahr 1955. Im Zentrum des Geschehens: »Onkel« Klapproth, der nicht bemerkt, dass er »im falschen Film« ist, gespielt von Hubert Wolf, bekannt als »Papa Putz« aus der Fernsehwerbung für XXX-Lutz.
Leading Team
Buch: Peter Hofbauer & Stefan Vögel
Komposition: Peter Uwira
Bühnenbild und Kostüm: TOTO
Musikalische Leitung: Max Hagler
Regie: Thomas Enzinger
Cast
Maxi Blaha, Missy May, Dunja Sowinetz, Martin Bermoser, Stephan Paryla-Raki, Alfred Pfeifer, Alfons Noventa & Hubert Wolf
Martin Bruny am Samstag, den
28. Januar 2012 um 02:01 · gespeichert in Musical, Wien
In einem Interview mit der Zeitung »Der Standard« beantwortete VBW-Chef Thomas Drozda einige Fragen, die provokant gemeint waren und dann ein bisschen mit zu wenig Biss nachverfolgt wurden. Freilich reichen die Antworten auch so, um aus dem Kaffeesud zu deuten.
Thema Kathrin Zechner
STANDARD: Kathrin Zechner, die zurück zum ORF ging, wurde bei ihrem Abschied mit Lob überhäuft. Ist sie nicht mit ihrem Konzept eines urbanen Musiktheaters gescheitert?
Drozda: Es war leider nicht finanzierbar. Mehrere Produktionen pro Jahr zu spielen verursacht erheblich höhere Kosten. Gleichzeitig gibt es aufgrund der Schließzeiten zwischen den Produktionen einen Einnahmenentgang. Wenn ich täglich 40.000 Euro einnehmen muss und am Wochenende 50.000 Euro pro Tag, dann verliere ich in zwei Wochen eine halbe Million. Daher mussten wir wieder auf Longrun-Produktionen in beiden Häusern umsteigen.
Fazit: Ja, sie hat versagt. Aber nicht nur sie.
Thema Wien als Abspielstation von Lizenzproduktionen der Stage Entertainment
STANDARD: In beiden laufen seit Monaten Lizenzproduktionen von Stage. Ist Wien nur mehr Abspielstation bereits erprobter Musicals?
Drozda: Sie vergessen: Lizenzen sind keine Einbahnstraße. In Stuttgart läuft Rebecca, in Berlin Tanz der Vampire. Also: Wir haben zwei Produktionen von Stage Entertainment - und Stage hat zwei Produktionen von uns.
STANDARD: Es macht aber einen Unterschied, ob je eine Produktion in Berlin und Stuttgart läuft - oder ob zwei in Wien laufen.
Drozda: Das ist richtig, aber es wäre falsch, einen interessanten Stoff nicht zu bringen, nur weil er von einem bestimmten Lizenzgeber kommt. Dass wir in dem internationalen Lizenzvergabekonzert mitspielen: Das ist doch erfreulich! Und: Die Wiener Version von Sister Act ist von der Qualität viel besser als die Version in Hamburg.
STANDARD: “Sister Act” wurde und wird in mehreren Städten Europas gezeigt, auch in Mailand. Wenn ich Ihnen die Fotos von allen Produktionen vorlege: Sie könnten sie nicht voneinander unterscheiden.
Drozda: Das Kriterium ist ja nicht das Bühnenbild. Auch die Inszenierungen werden sich nicht fundamental unterscheiden. Aber es geht um das Musikalische. Und da ist unsere Produktion auf dem höchsten Niveau. Ich weiß nicht, ob wir auch mit der Mailänder Version auf 97 Prozent Auslastung kommen würden nach bereits 120 Vorstellungen. Und ich weiß nicht, ob wir uns mit der Mailänder Version über die erstklassigen Kartenvorbestellungen für das erste Quartal freuen könnten, das ja ein besonderes schwieriges ist, weil wir gegen Cats antreten.
STANDARD: Die Veranstalter von “Cats” bauen ein großes Zelt auf - und verdienen Geld.
Drozda: Aber diese Tourneeproduktion hat für den Tourismus in Wien keine Relevanz. Und es gibt praktisch keine Umwegrentabilität. Wir hingegen bringen in historischen Spielstätten, die natürlich ein geringeres Platzangebot haben, Produktionen in höchster Qualität heraus. Man kommt wegen uns nach Wien.
STANDARD: Dann sollten Sie die Subvention doch bitte aus dem Tourismustopf bekommen.
Drozda: Ich bin sofort dafür! Ich habe mehrfach vorgeschlagen: Finanziert die Oper im Theater an der Wien und das Orchester aus dem Kulturbudget - und das Musical über die Wirtschaftsförderung. Auch deshalb, weil 1,2 Millionen Menschen im Ausland Elisabeth gesehen haben. Und Elisabeth verbindet man mit Wien.
Fazit: Nicht nachvollziehbare Antworten. Beispielsweise:
- Welche Touristen möchten die VBW mit abgespielten deutschen Produktionen nach Wien locken? Umwegrentabilität? Klar, früher, als man sich traute, Eigenes auf die Beine zu stellen. Die Umwegrentabilität ist mit Sicherheit durch die künstlerische Bankrotterkärung der letzten Jahre dramatisch gesunken und mit der Ära Zechner hat sie ein Minimum erreicht.
- »Sister Act« ist von der Qualität her besser? Drozda erwähnt sogar den Begriff »das Musikalische«. Können wir alle einmal gemeinsam üben? Es ist gar nicht so schwer: Das ORCHESTER unter der Leitung von Koen Schoots, und gleich zwei Mal wiederholen am besten. Ja, das ist ein Argument, Musical - Musik. Aber es reicht nicht, um Schwachsinn zu rechtfertigen. Es ist ein absoluter Alptraum, Musiker die Sinnlosigkeit auf »hohem Niveau« exekutieren zu hören, nur weil in den Chefetagen der VBW kein Mensch weiß, wie man Musicals von Qualität so vermarktet, dass man eben auch den ökonomischen Zwängen gerecht wird.
- »Cats« hat sehr wohl Relevanz, denn es lockt Musicalfans aus ganz Österreich an, und am besten wäre es, wenn es zwei Jahre in Wien gespielt werden würde. Dann könnten wir mal schauen, ob den VBW nicht doch etwas Sinnvolleres einfallen müsste, als das Repertoire der 90er Jahre in einem immer wiederkehrenden Rhythmus abzufeiern.
Und so weiter und so fort. Jeder möge seine eigenen Schlüsse ziehen.
Martin Bruny am Freitag, den
27. Januar 2012 um 12:02 · gespeichert in Musical, Wien
Aus einem Interview von »inwien« mit Peter Weck:
inwien: Mit »Cats« ist Wien als Musicalstadt gestartet. Was hat sich seither in der Musicalszene getan? Peter Weck: Das ist eine schwierige Frage. Ich bin nicht jemand, der Fehler sucht. Aber ich finde es nicht in Ordnung, wenn manche Häuser zu Zweitbühnen werden und Produktionen übernehmen. Das ist einfallslos. Man könnte natürlich sagen, dass ich das auch gemacht habe, weil »Cats« aus England gekommen ist. Aber das stimmt nicht, das war eine eigene Produktion und kein Gastspiel eines anderen Theaters. Wir waren bahnbrechend.
Martin Bruny am Donnerstag, den
26. Januar 2012 um 13:39 · gespeichert in Musical, Wien, Event-Tipps
12. Mai 2012
20:00
bis
22:30
Am 12. Mai 2012 kommt der originale Sister Act nach Wien: »Non(n)sens« (»Nunsense«), ein Musical von Dan Goggin (Buch/Musik/Texte), das am 12. Dezember 1985 im Cherry Lane Theatre seine Off-Broadway-Premiere feierte und 3672 Vorstellungen in diesem Theater und später im Douglas Fairbanks Theater erlebte. Christine Anderson, Vicki Belmonte, Marilyn Farine, Semina De Laurentis und Suzi Winson begeisterten ihr Publikum, rund zehn Jahre war »Nunsense« Off-Broadway ein Hit. Die Show war und ist nach wie vor weltweit erfolgreich und erlebt dutzende Produktionen jedes Jahr, mehr als 8000 bis dato weltweit. Das Musical bricht in vielen Häusern Zuschauerrekorde, mehr als 25.000 Darstellerinnen sind in all den Shows in die Rollen der Nonnen geschlüpft, über 500 Millionen Dollar konnten all die Produktionen weltweit einspielen. Und das, obwohl man »Nunsense« auch so charakterisieren kann:
Not bad for a one-joke show with a forgetable score (Thomas S. Hischak)
Der Inhalt von »Non(n)sens« ist schnell erzählt:
Die harmlose, aber leider auch völlig unfähige Köchin eines Klosters hat nichtsahnend 52 ihrer Ordensschwestern mit einer vergifteten Bouillabaisse vorzeitig gen Himmel gesandt. Die Aufregung ist groß, vor allem weil das Geld für die vielen Beerdigungen nicht reicht. Mit einer selbst einstudierten Benefizvorstellung versuchen nun die Mutter Oberin und die überlebenden Ordensschwestern Geld zu sammeln. Jede Schwester hat sich dafür die eine oder andere Nummer ausgedacht.
Es muss etwas dran sein, an Nonnen auf der Bühne (und im Film), generell. Das Erfolgsrezept von »Non(n)sens« und dem im Ronacher laufenden »Sister Act« scheint ident, bis hin zur musikalischen Ebene. Auch in Goggins Show sind die Songs kleine Pastiche-Stücke, etwa aus dem Gospelgenre (»Hollier Than Thou«), aus dem Country- & Western-Bereich (»I Could’ve Gone to Nashville«), Vaudeville (»Just a Coupla Sisters«) und so weiter – bis hin zur Step-Nummer »Tackle the Temptation with a Time Step« oder etwa der Popnummer »Growing Up Catholic«.
Tanzende, singende Nonnen – die Show war ein dermaßen großer Hit, dass mit »Nunsense 2: The Sequel« 1994, ebenfalls von Dan Goggin, ein Nachfolger Off-Broadway produziert wurde, der aber nur 149 Vorstellungen erlebte. Für die Cast-CD benannte man die Show um in »Nunsense II: The Second Coming«. Das sollte es noch lange nicht gewesen sein. Es kam eine ganze Reihe weiterer Sequels auf die Bühne: eine Country & Western-Version (»Sister Amnesia’s Country Western Nunsense Jambore«), eine TV-Christmas-Musical-Version (»Nuncrackers: The Nunsense Christmas Musical«), weiters »Meshuggah-Nuns!”, »Nunsensations: The Nunsense Vegas Revue« und »Nunset Boulevard« (2009).
1998 brachte Dan Goggin einen Drag-Ableger seiner Show mit dem Titel »A-Men!« Off-Broadway ins 47th Theatre, weitere Spin-offs: »Nunsense. The Mega-Musical« und »Sister Robert Anne’s Cabaret Class«.
Die Wiener Kammerspiele setzen bei ihrer Version des Musicals durchwegs auf bekannte Namen, angefangen bei Regisseur Werner Sobotka, Choreograf Ramesh Nair, dem musikalischen Leiter Christian Frank – bis hin zu den Stars der Produktion: Marianne Mendt, Sandra Cervik, Sona McDonald, Ruth Brauer-Kvam und Hanna Kastner.
Non(n)sens
Buch/Musik/Texte: Dan Goggin
Regie: Werner Sobotka
Musikalische Leitung: Christian Frank
Choreografie: Ramesh Nair
Bühnenbild: Lothar Hüttling
Kostüme: Elisabeth Gressel
Cast
Mutter Oberin: Marianne Mendt
Schwester Maria Hubert: Sandra Cervik
Schwester Robert Anna: Sona MacDonald
Schwester Maria Amnesia: Ruth Brauer-Kvam
Schwester Maria Leo: Hanna Kastner
Martin Bruny am Mittwoch, den
25. Januar 2012 um 21:59 · gespeichert in Musical, Wien, Event-Tipps
1. September 2012
19:30
bis
22:00
Am 1. September 2012 feiert »Gustav Klimt – das Musical« seine Wien-Premiere. Der 150. Geburtstag Klimts ist ein willkommener Anlass – die Spielstätte, das Wiener Künstlerhaus, war im Leben Klimts bedeutend. Vom 6. Juli bis 2. September 2012 widmet sich eine eigene Ausstellung im Wiener Künstlerhaus, quasi im Vorfeld des musicalischen Events, diesem Thema (»Gustav Klimt und das Künstlerhaus«)
Das Musical »Gustav Klimt« erzählt die Geschichte des berühmtesten österreichischen Malers von seinen Jugendtagen, den erfolgreichen Jahren mit der »Künstler Compagnie« und den Schicksalsschlägen des Todes seines geliebten Bruders und seines zweiten Sohnes, bis zu den erotischen Amouren mit seinen Modellen und der platonischen Lebens-Liebes-Beziehung mit Emilie Flöge. Das Spannungsfeld aus den Bildern von Gustav Klimt, den wunderschönen Jugendstil-Kostümen und der Musical-Rock-Musik lässt die Zuschauer eine Melange der Künste erleben.
Leading Team
Musik: Gerald Gratzer
Buch/Texte: Sissi Gruber/Birgit Nawrata/Niki Neuspiel
Produzent: Niki Neuspiel/Ernst Neuspiel
Regie: Dean Welterlen
Kostüme: Uschi Heinzl
Bühnenbild: Eduard Neversal
Motiondesign/Videoprojektion: Norbert Wuchte
Lichtdesign: Michael Grundner
Ton: Elias Kern
Musikalische Einstudierung: Herwig Gratzer
Choreografie: Cedric Lee Bradley
Regieassistenz/Abendspielleitung: Alex Riff
Martin Bruny am Dienstag, den
24. Januar 2012 um 21:46 · gespeichert in Musical, Broadway, Wien
Broadwayworld.com:
The producers of REBECCA, the new musical based on the classic novel by Daphne Du Maurier novel (later turned into an Oscar-winning film by Alfred Hitchcock) announced this morning that the production has been postponed until next season. REBECCA was slated to open Sunday, April 22 at the Broadhurst Theatre, with previews beginning March 27.
Said lead producer Ben Sprecher, «It is with great disappointment that we have made the decision to postpone the Broadway debut of this phenomenal musical until next season. REBECCA is a grand and spectacular musical requiring substantial capitalization, and it’s no secret that in this very negative economic climate, raising money for Broadway has become even more difficult and laborious than it has historically always been. We are very close to meeting our financial goal, but we just ran short of time to complete capitalization with rehearsals slated to begin in two weeks. We feel that REBECCA is too special of a musical to short change in any way. It is our responsibility to the creators of this show, to our cast, our partners, our investors and our vendors that the complete financing is in place before rehearsals begin. REBECCA on Broadway must have the proper chance to continue the successful track record it currently enjoys worldwide. My co-producers and I remain very committed to bringing this wonderful show to New York next season.â€