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Archiv - Literatur

“Dancing barefoot” - Wil Wheatons literarisches Debüt


Es ist nicht leicht, heutzutage als Autor einen Verlag zu finden. Wil Wheaton hat dieses Problem elegant umgangen und mit “Monoloth Press” gleich einen eigenen Verlag gegründet. Dieser Tage ist mit Dancing Barefoot das erste Buch in Wheatons Verlag erschienen. Der Autor: Wil Wheaton. Wie man sich so als frischgebackener Autor fühlt, kann man in Wil Wheatons Blog ausführlich nachlesen.

“This is it! I’m going. I’m going.” - Famous Last Words


Sanders, George (?-1972)
“Dear World. I am leaving you because I am bored. I feel I have lived long enough. I am leaving you with your worries in this sweet cesspool. Good luck.”
Bronte, Emily (1818-1848)
“I lingered around them, under that benign sky; watched the moths fluttering among the heath and harebells; listened to the soft wind breathing through the grass; and wondered how anyone could ever imagine unquiet slumbers for the sleepers in that quiet earth.”
Picasso, Pablo (1881-1973)
“Drink to me!”
[more Famous Last Words]

Gedichte

ein Gedicht ist etwas inmitten einer weißen Ebene,
von sich umzäunt und umschlossen
von den Schalen seiner Zeilen
es hat zwar vergessen, wo und wie es geworden ist,
aber es ist kein verflogener Vogel,
denn es spiegelt, indem es nur sich selber spiegelt,
auch die Gemütsverfassung, aus der es geworden ist,
wider
ein Gedicht ist ein Fenster,
in eine fremde Wirklichkeit geöffnet,
hinter der nur die eines Gedichtes sichtbar wird,
oder eine Mauer mit blinden Fenstern
der Augenblick Schmetterling,
bevor er in Staub zerfällt
ein verletztes Siegel
eine Zeichen- und Bilderschrift aus
einander widersprechenden Bildern und Zeichen
eine Muschelschale ohne Meeresrauschen
die Geisterstunde eines Gegenstandes
ein Apfel an einem Winterbaum,
aber nicht eine von Reif versehrte Rose
etwas, das an etwas erinnert,
woran es keine Erinnerung gibt
das letzte einer Reihe
sich ins Unendliche verkleinernder Bilder
ein Zeichen für etwas,
wofür es nur in Gedichten Zeichen gibt,
die Nachbildung von etwas nicht einmal Geträumtem
etwas, das in unterirdischen Quellen
mit sich redet, Verschubbahnhof spielt,
Mondphasen aneinanderkettet
und Wörter mit Landschaften belehnt
eine Sprachinsel,
eine Spiegelung in einem blinden Spiegel
etwas, das die Wortwörtlichkeit der Wörter
so verkoppelt, daß aus der Verkoppelung
Bildbedeutungen entstehen
eine gefälschte Banknote
ein Sternbild,
das mit seinem Namen nicht übereinstimmt
eine Haustür inmitten einer Wiese,
ein Stück Tapete in einem ausgebrannten Haus
ein Fußballspiel als Vorwand, daß die Spieler
Farben und Linien zusammenführen
die Differenz zwischen einer wirklichen
und einer gezeichneten Taube
eine reine Gegenwart
jedes Gedicht ist die Schale
um einen möglicherweise verglühten Kern
jedes Gedicht ist eine Übersetzung
des einen Gedichtes,
das es nur in Übersetzungen gibt
ein Gedicht ist, was sich als Gedicht erklärt
(Julian Schutting)

The File Room - Dokumentierte Zensur


The File Room ist ein Projekt von Künstlern, Kunststudenten und Lehrenden. In mühevoller Kleinarbeit wurden diverse Fälle von Zensur zusammengestellt und gut dokumentiert - so entstand ein Katalog der Zensur, der ständig ergänzt werden soll.
Ein besonders kurioses Beispiel von Zensur an der Dacula High School in Atlanta, Georgia, sei erwähnt:

Name: Of Mice and Men, student production
Date: 1985-1995
Location: North America
Subject: Racial/Ethnic , Language
Medium: Theatre
Artist: Student production at Dacula High School
Confronting Bodies: High School Principal Donald Nutt
Date of Action: May 1, 2001
Specific Location: Dacula High School, Atlanta, Georgia
Description of Artwork: A John Steinbeck classic that chronicles the relationship between two men during the Depression. It is a story of their pursuit of home-roots that they can believe in, land that they can care for, and the painful search for self. One man is inarticulate, dumb, and sometimes violent in his need; the other clever, hopeful, and tied to a responsibility he thinks he doesn’t want.
Description of Incident: Principal Donald Nutt had called off the show only hours before the scheduled curtain, because of profanity and racial slurs that students and drama teacher Phillip Cate refused to delete from the script.
Results of Incident: The Belladonna Repertory Company donated its theater for the students to produce the play, uncensored. The play ran for two weekends.
[Source: NCAC, atlanta.creativeloafing.com, 5.9.01]

Weiters sehr zu empfehlen ist die Site The Online Books Page presents BANNED BOOKS ONLINE - einfach mal reinlesen, so nebstbei findet man da Links zu 17.000 Büchern, die online abrufbar sind.

He was my North, my South, my East and West

IX
Stop all the clocks, cut off the telephone.
Prevent the dog from barking with a juicy bone.
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.

Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He Is Dead.
Put cràªpe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.

He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last forever: I was wrong.

The stars are not wanted now: put out every one;
Pack up the moon and dismantle the sun;
Pour away the ocean and sweep up the wood;
For nothing now can ever come to any good.

Verfasst hat dieses Gedicht Wystan Hugh Auden im Jahre 1936. Als “Song IX” publizierte er es in seinem Werk “Twelve Songs”. 1976 wurde das Gedicht unter dem Titel “Funeral Blues” in “Tell me the truth about love”, einer Anthologie von Liebesgedichten, veröffentlicht.

W. H. Auden wurde 1907 in York, England, geboren und starb am 29. September 1973 an den Folgen eines Herzanfalls bei einer Lesung in Wien. Er studierte in Oxford, wurde da Führer der “Pylon Poets”, einer linksgerichteten Intellektuellengruppe, nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und erlebte in China den chinesisch-japanischen Krieg. 1935 heiratete er pro forma Erika Mann, um ihr die Flucht aus Deutschland zu ermöglichen.

Auden verband eine mehr als 35-jährige Lebenspartnerschaft mit dem Dichter Chester Kallman. 1939 emigrierte er in die USA und wurde 1946 amerikanischer Staatsbürger. Er war als Dichter, Dozent und Kritiker tätig und schrieb gemeinsam mit Christopher Isherwood Theaterstücke. Von 1956-1961 war er Professor für Dichtkunst in Oxford.

W. H. Auden gilt als einer der wichtigsten englischsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Neben anderen literarischen Auszeichnungen bekam er 1948 den Pulitzerpreis.

2002 veröffentlichte der Pendo Verlag, Zürich, den Band Anhalten alle Uhren (Gedichte. Englisch/Deutsch). Darin versammelt findet man eine Auswahl von Gedichten Audens in englischer und deutscher Sprache mit Übersetzungen von namhaften Dichtern wie Erich Fried, Ernst Jandl, Hilde Spiel und Hans Egon Holthusen.

Das “Revival” dieses Dichters ist auf einen Film zurückzuführen: 4 Hochzeiten und 1 Todesfall. In dem Blockbuster rezitiert Matthew das Gedicht beim Begräbnis seines verstorbenen Freundes Gareth.

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Bad Sex in Fiction Awards


Awards - fast so gut wie Listen, für uns Listenfetischisten. Einer der abstrusesten Awards: der Bad Sex in Fiction Award. Der Gewinner 2001 hieß Christopher Hart und fabrizerte in seinem Werk “Rescue Me” die folgende güldene Textstelle, die ihn zum würdigen Sieger machte:

Her hand is moving away from my knee and heading north. Heading unnervingly and with a steely will towards the pole … Ever northward moves her hand, while she smiles languorously at my right ear. And when she reaches the north pole, I think in wonder and terror — she will surely want to pitch her tent.

2002 konnte Wendy Perriam mit ihrem Roman “Tread Softly” den Preis für sich gewinnen. Auch sie hats wirklich drauf:

Weirdly, he was clad in pin-stripes at the same time as being naked. Pin-stripes were erotic, the uniform of fathers, two-dimensional fathers. Even Mr. Hughes’s penis had a seductive pin-striped foreskin. [story]

Desillusionierung à  la Jonathan Carroll


Hach, das Leben kann so trivial sein:

Frage an Jonathan Carroll: Hi Jon, I have never read any of your books, but I recently (today) discovered you. As you may have guessed, I was intrigued by the name of one of your characters. How did you come up with it? Do you know any other Michael Billas? I was a bartender for about four years in Portugal, Italy and New York. Can you see why I’m utterly enthralled by my discovery of your work? This blows my mind! Maybe I’m reading into this too much, but I do believe in certain symbols that manifest themselves in everyday life. And this looks like one of them to me. Please email me…curiosity is killing this cat. Thanks, Michael Billa PS: I make a killer Martini (figuratively speaking).

Antwort: Ah Michael, I hate to disappoint you, especially when it comes to magic, but the name Michael Billa comes from something very mundane. There is a large chain of supermarkets in Austria named “Billa.” The Michael I just tagged onto it because early in my career, a nasty critic said (among my many other literary failures) I gratuitously use strange names much too often. So Michael it was. But you know, the fact that you discovered my work and a character of mine with your name is a magic of sorts no matter what, you know? [story]

Nick McDonell - Das neue literarische Wunderkind


Es war einmal … Benjamin Lebert (was wurde eigentlich aus ihm?), der als Teenager mit seinem Roman Crazy den Buchmarkt und die Filmbranche in Furore versetzte. Seitdem hat man von Teenager-Bestseller-Autoren nicht mehr viel gehört … bis, ja bis Nick McDonell auftauchte und im Jahre 2002 im Alter von 17 Jahren mit seinem Roman “Twelve” (”Zwölf”) in den USA einen Bestseller landete. Sein Werk verfasste er in den Sommerferien, aber lassen wir ihn selbst schildern:

Part of it was that I only had the summer holidays. It’s hard to write when you’re going to school full-time. Part of it was out of necessity and I wanted to finish it before I had to go back to school and part of it was that it came quickly. The plot came all at once. I still have the paper I had the plot written on before I started the book and it hasn’t changed. The thing was I really wrote this book because I really wanted to do it so that will always be the case. I’m not going to do something just for the sake of doing it if I’m not passionate about it.

McDonells Debüt kommentierte die New York Times einfach so:

So schnell wie Speed und so erbarmungslos wie Acid.

Der Playboy meint:

A dramatic debut. . . . An enthralling read about apathetic youth who have everything and nothing. [Patty Lamberti, Playboy]

Und worum gehts in “Zwölf”? Das lassen wir uns mal erzählen:

Paris ist viel besser als New York”, schreibt der heute 18-jährige Nick McDonell im Nachwort zu “Zwölf”. McDonell muss als Jugendlicher enorm an New York gelitten haben. Entsprechend düster ist das Porträt der Stadt, das er in seinem Romandebüt entwirft. Um den Drogendealer White Mike bildet sich eine Gruppe von reichen weissen Highschool-Schülerinnen und -Schülern, die von Party zu Party ziehen und sich unter anderem mit der Droge Zwölf volldröhnen. Höhepunkt ist die Silvesterparty bei Chris, wo es zu einem eigentlichen Feuerwerk kommt. McDonells Buch ist flott geschrieben und mit den zwei Erzählsträngen - da White Mikes Leben, dort die letzten vier Tage vor Silvester - spannend strukturiert. Doch das Werk ist als Verschnitt von Irvine Welshs Bestseller «Trainspotting» und Larry Clarks New-York-Film «Kids» nicht allzu originell. Die Originale überzeugen mehr: «Trainspotting» hat mehr Tiefgang, «Kids» ist realistischer. (net)”

Mittlerweile studiert McDonell in Harvard, “Zwölf” wurde in 11 Sprachen übersetzt, demnächst steht eine Verfilmung an, und das nächste Buch ist bereits in Arbeit - wobei das College für Nick Vorrang hat. Unter das Kapitel “leider zu spät” fällt folgende Veranstaltung: “29. März: Nick McDonell (18, USA) liest zusammen mit Tom Schilling (21, D) aus seinem Bestseller “Twelve”. Türöffnung 20h. Eintritt CHF 25.–. Studierende CHF 20.– Vorverkauf über Ticketcorner. Abendkasse geöffnet ab 20h. Zürich, Säulenhalle, Limmatstrasse 266, (Tram 4 bis Dammweg), 21h” [schade schade]

Von “… you” bis “Fuck you” - J. D. Salingers “Der Fänger im Roggen” in neuer Übersetzung erschienen


“Der Fänger im Roggen” dürfte eigentlich jedem ein Begriff sein. Manchen liegt er unangenehm im Magen - auch als Resultat missglückten Englischunterrichts - manchen ist er so etwas wie ein ewiger Begleiter geworden.
Bis dato war der Kultroman in deutscher Sprache
1) in einer Übersetzung von Irene Muehlon aus dem Jahr 1954 (publiziert im Zürcher Diana Verlag) erhältlich;
2) ab 1962 in einer durch die Übersetzungsbrille von Heinrich Böll überarbeiteten Version, (bei Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht).
Beide Versionen beruhen auf der ersten britischen Ausgabe des Werks, die 1951 durch den Verleger Hamish Hamilton veröffentlicht wurde. 1958 wurde diese Version als Penguin-Ausgabe publiziert und war von da an praktisch 40 Jahre die Referenzausgabe weltweit.
Das Problem: Diese Ausgabe ist ein Torso des wahren Originals. Englischer Prüderie fielen große Teile des Originalslangs, der originellen Vulgärsprache zum Opfer. Erst 1995 erschien eine unzensierte englische Originalversion, und auf der beruht
3) eine Neuübersetzung durch Eike Schönfeld. In der FAZ kann man ein paar nette Gegenüberstellungen von Neuübersetzung und Böll-Version nachlesen. Kaufen!

Dumme weiße Menschen


Michael Moore ist schon ein mutiger Mann. Drehte in den Staaten einen Dokumentar-Film über us-amerikanischen Waffenfanatismus. Doch er wurde belohnt, und zwar mit einem Oscar. Und da wurde Michael Moore noch mutiger. Denn anstatt anlässlich der Oscar-Verleihung eine Rede zu halten, wie wir sie schon 1.000x gehört haben – »Ich danke dem Team und meiner Mami« –, schleuderte er harte Worte gen Washington D.C.; also richtig harte Worte und nicht etwa leise Zwischentöne: »Wir sind gegen diesen Krieg! Schande über Sie, Herr Bush, Schande über Sie!”
Schande, das war aber direkt! Doch schon nach ca. 45 Sekunden war Schluss mit lustig, man überspielte Moores Worte mit Musik. Der gab sich geschlagen und zog von der Bühne.
Aber mit einem Lächeln auf den Lippen und wohl wissend, dass man nun in aller Welt über ihn sprechen würde. Und der eine oder andere Journalist, der über ihn berichtet, wird wohl nun auch dezent auf Moores Buch verweisen: Stupid White Men. Erfolgreich war’s schon vorher, aber man kann eigentlich ja auch gar nicht erfolgreich genug sein.
Übrigens wird “Stupid White Men” gleich acht Mal im Rahmen der LitCologne, dem großen Literaturfest, das aus Köln so eine Art “Cannes der Literatur” macht, in einer szenischen Lesung zum Besten gegeben. Und zwar an acht verschiedenen Tagen in acht verschiedenen Veranstaltungsstätten. Los geht’s am Sonntag, 30. März 2003 im Comedia Theater. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Man sieht sich?

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