Wer hat sich mit dem Spruch »Musical? Das ist doch nur was für Analphabeten« unbeliebt gemacht? Es wäre zumindest ganz nett, wenn man keine Deppenapostrophen verwenden würde …
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In solchen Diskussionszusammenhängen wird leider oft etwas Wichtiges übersehen: Der Duden war zwar früher maßgebend für die Rechtschreibung, hat aber 1996 infolge der Rechtschreibreform sein diesbezügliches Monopol verloren; dies war ein wesentlicher Bestandteil der zwischenstaatlichen Reformvereinbarungen. Auschlaggebend ist seitdem allein die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung. Und gemäß dieser gilt es nun mal seit 1996 als richtig, wenn man bei Personennamen vor der Genitivendung -s oder dem Adjektivsuffix -sch einen Apostroph setzt und damit die Grundform verdeutlicht (z. B. Einstein’s oder Einstein’sche Relativitätstheorie); und zwar völlig unanhängig davon, ob da sonst eventuell eine Verwechslungsgefahr bestünde, die man damit mindern könnte. Der Duden regelt selbst nichts mehr, sondern darf nur (gleichberechtigt neben anderen, z. B. Wahrig) die amtlichen Regelungen wiedergeben – wortwörtlich oder mit eigenen Worten und Beispielen. Vom Dudenverlag sind außer »Willi’s Würstchenbude« u.a. folgende Beispiele belegt: Andrea’s Blumenecke, Andrea’s Imbissstube, Rudi’s Grilltreff, Manfred’s Schnellgerichte, König’s Videothek, Grimm’sche Märchen, Ohm’scher Widerstand; bei Wahrig kann man u.a. Christina’s Blumenshop, Lisa’s Blumenladen, Oliver’s Gedichte, Goethe’s Dramen, Schubert’sche Lieder lesen. Selbstverständlich darf der Duden auch (wie jede andere Institution oder jede Privatperson) in den Fällen, wo die Reform zwei Möglichkeiten bietet, Empfehlungen aussprechen, davon macht er auch regen Gebrauch; aber selbst etwas regeln und bestimmen darf er eben schon lange nicht mehr. Wer also die Zulassung des Genitivapostrophs bei Personennamen für schlimm, dumm oder überflüssig hält, der sollte die Rechtschreibreformer schelten.
Und wenn ich jetzt Andreas bin, dann müsste ich jetzt schreiben Andreas’ Erkenntnisse wurden nochmals durch Herrn Brunys Kommentar korrigiert.
So hätte ich das früher geschrieben.
Und wenn ich es richtig verstanden habe gilt das auch heute noch solange ich keine Geschlechtsumwandlung vornehme und mich Andrea nenne, weil dann wäre es Andrea’s Erkenntnisse wurden durch Herrn Brunys Kommentar korrigiert.
Es heisst aber nie: Andreas Erkenntnisse wurden durch Herrn Bruny’s Kommentar korrigiert. Das ist ein StandarT den es nicht gibt.
Wir könnten ja mal eine Spendenaktion für die Marketingabteilung zur Anschaffung eines Dudens veranstalten. Oder die VBW legen einen Sitz im Saal als Kategorie PR-Sitz fest und was auf dem Sessel eingenommen wird, kommt dem Marketing zugute.
Niemand, der ernst genommen werden möchte, würde »Mozart’s« schreiben. Wer aber als Treppenwitz der Musicalgeschichte wahrgenommen werden möchte, schreibt »Webber’s Meisterwerk«.
Im Duden sieht die Regelung folgendermaßen aus:
2. Nicht als Auslassungszeichen, sondern zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens wird der Apostroph gelegentlich in folgenden Fällen gebraucht: a) vor der Adjektivendung -sch, b) vor dem Genitiv-s § 97E.
© Duden - Die deutsche Rechtschreibung, 26. Aufl. Berlin 2013 [CD-ROM]
2. a) die Grimm’schen Märchen (neben: die grimmschen Märchen)
der Ohm’sche Widerstand (neben: der ohmsche Widerstand)
b) Andrea’s Blumenecke (zur Unterscheidung vom männlichen Vornamen Andreas)
Willi’s Würstchenbude
© Duden - Die deutsche Rechtschreibung, 26. Aufl. Berlin 2013 [CD-ROM]
Normalerweise wird vor einem Genitiv-s kein Apostroph gesetzt. Das gilt auch für Genitiv-s und Plural-s bei Initialwörtern und Abkürzungen.
© Duden - Die deutsche Rechtschreibung, 26. Aufl. Berlin 2013 [CD-ROM]
Brechts Dramen
Hamburgs Reedereien
des Lkws, die GmbHs, B.s Dramen,
des Bds.
Was Wikipedia bezüglich Mozart dazudichtet, ist unerheblich.
Oops, da hab ich jetzt echt was dazugelernt.
Denn Mozart’s Sonaten und Webber’s Meisterwerk sind nicht so weit weg voneinander und letzteres wäre demnach nicht falsch.
Trotzdem Leute: Standard schreibt man mit D (sogar mit zwei davon!) :-)
Dass man den Apostroph zur Verdeutlichung der Grundform eines Namens benutzen darf, kommt mir aber auch nur wie ein Zugeständnis vor für Leute, die eben nicht wissen, wie der Apostroph richtig eingesetzt wird. Der Apostroph kennzeichnet schließlich schon den Genitiv eines Wortes/Names auf S. Insofern braucht es nicht mehr Unterscheidung als:
Andreas’ Friseursalon
Andreas Friseursalon
Das ist eine lustige theoretische Diskussion. Und es ist tatsächlich erlaubt, wenn Verwechslungsgefahr gegeben sein sollte. Was bei Webber nicht gegeben ist. Hier handelt es sich eindeutig um einen Deppenapostrophen, und gerade, wenn man sich im Gebiet der Kultur und nicht der Würschtl- und Frisierbuden bewegt, sollte man als Unternehmen die gängigen Regeln einhalten. Aber da Herr Struppeck ja so auf Urauffühurngen steht, ist das eben die Uraufführung der halbkonzertanten Deppenapostroph-Version.
Irgendwie hat mich das keine Ruhe gelassen. Interessehalber recherchierte ich ein wenig.
Was ich rausfinden konnte bez. alte und neue Schreibweise
//Nach der neuen deutschen Rechtschreibung darf der Apostroph beim Genitiv gelegentlich verwendet werden, um die Grundform eines Personennamens zu verdeutlichen. Beispiele:
Andrea’s Friseursalon
Willi’s Würstchenbude[8]
Mozart’s Sonaten.
Nach den alten deutschen Rechtschreibregeln war diese Schreibweise im Deutschen generell falsch. Beispiele:
Petra’s Nagelstudio (falsch) – richtig dagegen: Petras Nagelstudio
Opa’s Lederhose (falsch) – richtig dagegen: Opas Lederhose
http://de.wikipedia.org/wiki/Apostroph //
Genau das ist ja das Problem: Wir lesen so oft englische Schreibweisen, dass manche ganz einfach nicht mehr wissen, wie das deutsch richtig geschrieben wird.
Und ich trau mich zu wetten, dass da einfach einer aus
ANDREW LLOYD WEBBER’S MASTERPIECE
alles gleichgelassen hat und dann das MEISTERWERK ersetzt hat.
Peinlich nur, dass das keinem auffällt bevor es gedruckt wird.
Aber das ist ja heute fast schon STANDART *würg*.
Aha, mag richtig sein. Ich hätte es ehrlichgesagt auch mit Aprostroph geschrieben ):
Korrekt heißt es:
ANDREW LLOYD WEBBERS MEISTERWERK
Aber ehrlich gesagt würde es mich nicht wundern, wenn auf dem nächsten Plakat stünde:
DEM ANDREW LLOYD WEBBER SEIN MEISTERWERK
Wo genau liegt eigentlich der Fehler. Bitte um Aufklärung.
Doch auch die richtige Beistrichsetzung will geübt sein - u.a.! ;-)
Leider ist falsche Rechtschreibung allerorten seit Jahren auf dem Vormarsch. Das Apostroph ist noch das kleinste Übel. Regelmäßig schlecht wird mir, wenn ich Standard mit t lese, also Standart.
Es ist jedesmal peinlich, wenn solche Sachen es auf offizielle Publikationen schaffen.
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