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Archiv - Broadway

Musicalsternstunden: Stephen Sondheim, John Doyle, Melissa Errico, Judy Kuhn, Ryan Silverman & Rob Berman über »Passion«

Es gibt Musicals, über die es sich zu diskutieren mehr lohnt als über andere. Stephen Sondheims Werke etwa gehören da alle dazu. Derzeit läuft in New York das erste große Revival von »Passion«, und in die Radiosendung »The Greene Space« lud man Stephen Sondheim, John Doyle (Regie) und die Hauptdarsteller der Show Melissa Errico, Judy Kuhn und Ryan Silverman sowie den Musikalischen Direktor Rob Berman zum Gespräch und zu musikalischen Kostproben.
Was diese Show, die knapp 70 Minuten dauert, beweist: Es ist so wohltuend, Menschen über relevante Musicals reden zu hören. Menschen, die das Genre ernst nehmen und witzig und geistreich über ihre Show erzählen können. Das beweist Stephen Sondheim, wenn er etwa über die Previews der Uraufführung von »Passion« plaudert, Doyle zeigt es, etwa wenn er betont, wie wichtig es ist, dass Orchester, Darsteller und Publikum im selben Raum sind … Eine knappe Stunde, die sich lohnt!

I love to ask the audience to use its imagination. I think that’s a powerful thing in theatre-making. That is in danger of getting lost, if we are not careful. [John Doyle]

Link
- »Passion« in New York

Ben Fankhauser: »Belief« (by Alexander Sage Oyen)

Broadway: - 50 Prozent

Viel wurde in Foren und auch anderswo in den letzten Wochen über die Flops am Broadway und auch die ganz normalen letzten Vorstellungen von Produktionen am Great White Way geschrieben. Ein paar Fakten.

In den letzten 30 Jahren waren zur Zeit der Tony Awards durchschnittlich 27,23 Shows in den Theatern am Broadway zu sehen. Bis zum ersten Montag im September jeden Jahres, dem Labour Day, findet dann am Great White Way das jährliche Ausbluten statt. Der Durchschnittswert für die letzen 30 Jahre: 10,61. – Von den 27,23 Shows schließen also durchschnittlich 10,61 im Zeitraum von den Tony Awards bis zum Labour Day, das sind 38,96 Prozent.

2011/12
In dieser Broadway-Spielzeit sieht die Statistik etwas anders aus. Wir hatten zur Zeit der Tony Awards 34 Shows am Start, und 17 davon, das sind 50 Prozent, werden bis zum Labour Day schließen. Das gab es erstens erst zwei Mal in der Broadway-Geschichte, und das letzte Mal 1996.

Weitere Daten
Im Laufe der letzten 15 Jahre waren durchschnittlich 32,27 Shows zur Zeit der Tony Awards am Start, in den 15 Jahren davor: 22,5 Shows.
Im Laufe der letzten 15 Jahre mussten durchschnittlich 12,73 Shows von den Tony Awards bis zum Labour Day schließen (39,46 Prozent), in den Jahren davor 8,625 Shows (38,33 Prozent).

Die letzten 5 Jahre
Betrachtet man nur den Zeitraum der letzten 5 Jahre, so mussten 40,96 Prozent aller Shows von den Tonys bis zum Labour Day schließen. Produziert wurden in diesen letzten 5 Jahren um 2 Stücke mehr als im Vergleich zu den 10 Jahren davor und um 11 Stücke mehr als in den wiederum davor liegenden 15 Jahren.

Broadway-Produzent Ken Davenport, der diese Daten erhoben hat, kommt zu folgendem Schluss:

We just might be producing more shows than our market can bear. Sure, the vendors are happy. They’re working on a ton of more shows, and aren’t tied into profitability. But the investors aren’t.
With attendance flatter than the earth before Columbus took it for a spin, it’s counter-intuitive to profit-making to create more product. Imagine, for a second, if during the financial crisis that devastated the auto industry, Detroit just started making a few more cars.
While everyone thinks their show can beat the odds and be the best, it’s important to be objective about your show. There’s only so much business to go around. And if you try to compete in a flooded market, you may just get run aground.
And that’s scarier than any little blonde girl staring at a bunch of static.

Link
- Is it just me? Or does it feel like more shows are closing this summer?

Broadway: Aus für »Sister Act«

Lange hat es gedauert, aber letztendlich mussten die Produzenten doch einsehen, dass sie ihr »Sister Act«-Abenteuer mehr kostet, als sie durch ihre Taktik, es recht lange am Leben zu erhalten, um es dadurch noch ein paar europäischen Produzenten als BROADWAY-Musical andrehen zu können, lukrieren können.
Und so heißt es Abschied nehmen. 28 Previews und 561 Vorstellungen (bei einer durchschnittlichen Auslastung von 65 Prozent) wird man im Broadway Theatre gespielt haben seit der Premiere am 20. April 2011, wenn am 26. August 2012 der Vorhang zum letzten Mal fällt.

Sister Act will be closing its 16-month run WITHOUT recouping its full capitalization — which is baaaad news for Whoopi and the rest of the producers who sunk $10 million into the show! [Perez Hilton]

Link
- Playbill: Broadway’s Sister Act Will Kick the Habit Aug. 26
- The New York Times:‘Sister Act’ Set to Close on Broadway
- ok!: Whoopi Goldbergs Sister Act wird abgesetzt

Sitting ovations – der wahre Jubel, wenn Rosenblätter fallen

Ben Brantley, Journalist bei der New York Times, hat vor einigen Tagen unter dem Titel »Against Ovation Inflation« (siehe –> hier) ein Plädoyer für die »sitting ovation« geschrieben, mit dem wunderbaren Intro:

Something rare and wonderful happened at the opening night of the Encores! concert production of »Gentlemen Prefer Blondes« at City Center last week. At the end of the show, when the performers took their bows, the audience remained seated.

Warum hat er das bloß getan? Er kann es begründen:

Because we really have reached the point where a standing ovation doesn’t mean a thing. Pretty much every show you attend on Broadway these days ends with people jumping to their feet and beating their flippers together like captive sea lions whose zookeeper has arrived with a bucket of fish. This is true even for doomed stinkers that find the casts taking their curtain calls with the pale, hopeless mien of patients who have just received a terminal diagnosis.
The s.o. (if I may so refer to a phenomenon that no longer warrants the respect of its full name) has become a reflexive social gesture, like shaking hands with the host at the end of a party.
Or, to put in cruder and more extreme terms, it’s like having sex with someone on the first date, whether you like the person or not, because you think it’s expected of you.

Nicht, dass in Wien jede Vorstellung mit einer Standing Ovation abgefeiert würde, wir haben ja die Kampfkreischer und Kampfpfeifer, die mit Gewalt jedem zeigen müssen, wie begeistert sie sein können. Aber es ist manchmal eine wahre Wohltat, eine Show zu erleben, die von keinem einzigen Zwischenapplaus gestört wird, einfach, weil das Publikum erkennt, dass es unpassend wäre, und bei der es am Ende begeisterten und lang anhaltenden Beifall gibt, aber eben kein reflexhaftes Aufspringen der ganzen Bude. So geschehen heute bei der Premiere der neuen Fassung von »Wenn Rosenblätter fallen« im Wiener Off Theater. Übrigens wird das mal eine Vorstellungsserie sein, die jeder gern gesehen hätte, aber jetzt, da sie tatsächlich zu sehen ist, gibt es nach wie vor Tickets.

Update
- The New York Times: Readers Offer Theories on Sitting vs. Standing

Broadway: Aus für »Priscilla«, »Newsies« ab sofort open end

Das war’s für »Priscilla Queen of the Desert«. Eigentlich viel länger, als zu erwarten war, hielt die Show am Broadway durch. Am 24. Juni 2012 ist aber nun Schluss. 23 Previews und 526 reguläre Vorstellungen werden dann seit der ersten Preview am 28. Februar 2011 über die Bühne gegangen sein. Die 15 Millionen Dollar Produktionskosten konnten nicht hereingespielt werden. Ein Flop!

Aber es gibt auch erfreulichere Neuigkeiten. Mit acht Tony-Award-Nominierungen in der Tasche und bombastischen Vorverkaufszahlen müssen die Produzenten der Show »Newsies« nun nicht mehr tiefstapeln. Ab sofort läuft das Musical am Broadway »open end«. Fünf Millionen Dollar hat diese Produktion gekostet, 7,9 Millionen Dollar hat sie bereits eingespielt. Ein Hit!

Links
- New York Times: Broadway Musical ‘Priscilla Queen of the Desert’ to Close
- New York Times: Don’t Stop the Press! ‘Newsies’ Run Is Now Open-Ended

Broadway: Das Geheimnis der Longest Running Shows

Was verbindet neun der zehn »Longest Running Broadway Shows«?

01. The Phantom of the Opera
02. Cats
03. Les Miserables
04. Chicago
05. A Chorus Line
06. The Lion King
07. Oh Calcutta
08. Beauty and the Beast
09. Rent
10. Mamma Mia!

Diese Frage beantwortet Ken Davenport in seinem Blog »The Producer’s Pespective«. Die Antwort lautet: Keine einzige der Shows (bis auf eine, ein Revival) ist mit einem Star an den Start gegangen.

Ken Davenport:

Make the show the Star. That’s the key to a long runner. In a new show, stars are nothing but expensive insurance policies for those who lack the confidence in their own material. Stars make us lazy. And they ask for crazy things like special luxury wallpaper (true story).

Zum Artikel von Ken Davenport geht es –> hier.

Da kann auch kein Star mehr was retten: Aus für »How to Succeed in Business«

Man kann den Produzenten des Revivals von »How to Succeed in Business Without Really Trying« nicht vorwerfen, dass sie nicht viel versucht hätten, um die Show am Leben zu erhalten. Daniel Radcliffe, Darren Criss und Nick Jonas wurden nacheinander für die Hauptrolle engagiert, um ihr Fanpotential ins Theater zu locken. Im letzten Moment hat man den Fans von Nick Jonas noch eine EP mit 5 Songs aus der Show, gesungen von ihrem Liebling, serviert (auf der Cast-CD ist Daniel Radcliffe zu hören). Irgendwann reicht eben auch das nicht mehr, in der letzten Woche hat man 368.000 Dollar von möglichen 1.394.000 Dollar umgesetzt. Und so ist am 20. Mai 2012 die letzte Vorstellung angesagt. Man kommt dann immerhin auf 30 Previews und 473 Aufführungen.

Link
- Washington Post: Broadway’s ‘How to Succeed in Business,’ led by Nick Jonas, to close after poor ticket sales
- Playbill: How to Succeed’s Broadway Run Will End May 20

Broadway: Aus für »Leap of Faith”

So schnell kann es gehen. Nur eine Nominierung für die kommenden Tony Awards und schon ziehen die Produzenten die Reißleine. »Leap of Faith« wird nach 24 Previews und 20 Vorstellungen bereits am kommenden Sonntag sein Broadway-Abenteuer beenden.
Eine Nominierung in der Kategorie »Best Musical« brachte keinen Meinungsumschwung. Mit einer Auslastung von 72,9 Prozent wollten sich die Produzenten nicht zufriedengeben, schließlich hält nicht jeder Geldgeber eine Show mit aller Gewalt am Leben, da muss man wohl schon holländische Wurzeln haben.

Link
- New York Times: ‘Leap of Faith’ to Close on Sunday

Drama Desk Awards: »Orchestrations«-Kategorie im Blitzverfahren wieder eingeführt, die Nominierten sind …

Nach einem wahren Aufbegehren der, wie das Fachmagazin Playbill schreibt, »New York theatre community« gegen die Abschaffung der Kategorie »Outstanding Orchestrations« (siehe auch –> hier) bei den Drama Desk Awards 2012 haben es sich die Verwantwortlichen kurzfristig nochmal überlegt, die Kategorie wieder eingeführt und auch gleich die Nominierungen bekannt gegeben, die da lauten:

Bill Elliott, Nice Work If You Can Get It
Larry Hochman, Death Takes a Holiday
Martin Lowe, Once
John McDaniel, Bonnie & Clyde
Michael Starobin, Queen of the Mist
Danny Troob, Newsies

Links
- Playbill: Drama Desk Awards Reinstate Orchestrations Category; Nominees Announce
- FuckYeahStephenSondheim: Drama Desk Awards Reinstate Orchestrations Category; Nominees Announced
- TheaterMania: Drama Desk Reinstates Orchestrations Category
- broadway.com:Drama Desk Awards Reinstate Orchestrations Category After Outcry; Nominations Announced
- change.org: Reinstate the Drama Desk Award for Best Orchestrations

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