Martin Bruny am Dienstag, den
24. Januar 2012 um 21:05 · gespeichert in Musical, Wien
Ich bins mal wieder, der Spaßverderber. Heute erreichte all jene Redaktionen des deutschsprachigen Raumes, die in Erwägung ziehen, über Musicals zu berichten, die Meldung, dass die Vereinigten Bühnen Wien die 111. Vorstellung von »Sister Act« gefeiert haben. Ich habe keinen Überblick, in welchen Medien die Meldung auch publiziert wurde, mich beschäftigt eher die Frage, ob diese Aussendung nicht einfach nur ein Trottel-Test war. Wer ist so bescheuert und druckt ab oder stellt online eine Meldung, dass eine Show 111 Mal aufgeführt wurde? Die andere Frage: Was könnte gefeiert werden?
Eine Möglichkeit würde darin bestehen, dass seit dem Abgang Kathi Zechners die Numerologen das Ruder übernommen haben, was wohl kein großer Unterschied wäre. Was lässt sich also über die Zahl 111 sagen. In einem Esoterikforum kann man darüber lesen:
Sie ist der volle Zahlenwert des ersten hebräischen Zeichens, der Aleph (woher sich übrigens auch das Alphabet ableitet, denn die Griechen übernahmen dies von den Hebräern).
Die 1 auf allen drei Ebenen, der Einerebene, der Zehnerebene und der Hunderterebene.
Es ist die Zahl 1, die Gott symbolisiert. Und der unoffenbarte Gott betritt durch einen dreifachen Ring aus Nichts die Schöpfung und erblüht einer Drei-Einheit. Das ist die 111 …
Hat’s bis hierher jemand geschafft? Nein, keine Sorge, auch das war kein Trottel-Test. Eine letzte Erklärung wäre noch möglich, lesen wir doch in der Presseaussendung:
Gestern Abend gab es im Ronacher allen Grund zu feiern: SISTER ACT erlebte seine 111. Vorstellung!
Im Beisein von Generaldirektor Mag. Thomas Drozda, der künstlerischen Betriebsdirektorin Mag. Brigitta Thelen und dem gesamten Ensemble wurde im Anschluss an die Show auf der Bühne auf diesen erfreulichen Anlass angestoßen.
Wieder hab ich keinen Überblick, seit wann die künstlerische Betriebsdirektorin an der Seite von Herrn Drozda den Medien so deutlich präsentiert wird. Ich schätze fast, sie ist die präsumtive interimistische Nachfolgerin Kathi Zechners als jene weibliche Führungskraft, die die Rolle der Leading Lady des Hauses, aber ebenfalls ohne Kompetenzen, derzeit innehat.
Das alles sind keine beabsichtigten Sottisen, man fragt sich halt. Aber wie auch immer, freuen wir uns auf die 666. Vorstellung. Und bitte, o Herr, lass es an diesem Tag keine Schlangen oder andere biblische Symbole regnen. Amen!
Martin Bruny am Montag, den
23. Januar 2012 um 21:58 · gespeichert in Musical, Wien
Rolf Kutschera, geboren 1916 in Wien, prägte das Musicalgenre in Wien nachhaltig. Der Pianist, Textautor, Komponist für Kabarett und von Chansons, Schauspieler und Regisseur übernahm 1965 das herabgewirtschaftete Theater an der Wien, etablierte das Musical als Genre in Wien, revolutionierte hier auf seine Weise den Spielbetrieb und leitete es bis 1982.
2010 erschien »Glück gehabt – Meine Erinnerungen«, die Autobiographie des Musicalmachers. In den 32 Kapiteln des Musicalteils seines Buches spannt Kutschera den Bogen vom 21. Dezember 1965, der Premiere von »Wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen«, bis zum 8. Dezember 1981, der Premiere von »Jesus Christ Superstar«. Kutschera über das Ende »seiner« Musicalzeit:
‘Jesus Christ Superstar‘ war das erste Musical in meiner Direktionszeit, wo alle Schauspieler mit Mikroports und Verstärkern sangen. […] Mit ‚Jesus Christ Superstar‘ und den weiteren Werken von Andrew Lloyd Webber begann die Zeit des elektronischen Musicals, wodurch sich ein vollkommen neuer Darstellungs- und Gesangsstil entwickelte. Meine Zeit des Musicals mit direktem Spiel und Gesang der Schauspieler, ohne elektronische Tonverstärkung, war vorbei.
Marcel Prawy schrieb über Kutschera:
Du aber hast den Augen Wiens die Welt erschlossen. Man sah amerikanische Spitzenwerke und erfuhr, dass es britische, französische, italienische Musicals gibt. Du hast österreichische wie »Helden« erschaffen, deine Besetzungen waren eine unwiederholbare Starparade – deine Produktionen für Wien, deine Änderungen haben »Gigi”, in den USA ein Durchfall, zum Triumph geführt, neu erschaffene Inszenierungen.
Ich durfte einmal unter dir arbeiten – bei der Robert Stolz Revue hier und am Berliner Theater des Westens, da habe ich deine hervorstechendste private Eigenschaft kennen gelernt: deine »Zärtlichkeit«. Mit Zärtlichkeit hast du deinen Hund Petzi über den Naschmarkt geführt – und es lag geradezu »Zärtlichkeit« in deiner grausamen Brutalität, wenn du Dinge, die dir nicht gefielen, mit einem Fußtritt von der Bühne fegtest, der fast den unersetzlichen Direktor Häussler erzittern ließ.
Unter Kutschera erlebte man am Theater an der Wien Premieren von unter anderem folgenden Musicals:
Jesus Christ Superstar (8.12.1981)
Evita (16.1.1981)
Chicago (21.2.1979)
Mayflower (2.12.1977)
Das Glas Wasser oder Barock und Roll (20.2.1977)
Evviva Amico (19.11.1976)
Billy (19.2.1976)
Das Lächeln einer Sommernacht (14.2.1975)
Gigi (24.10.1974)
Pippin (10.2.1974)
Das Appartement (8.11.1973)
Kiss me, Kate (9.2.1973)
Helden, Helden (27.10.1972)
Pinkville (16.3.1972)
Sorbas (28.1.1971)
Cabaret (14.11.1970)
My Fair Lady (18.11.1969)
Anatevka (15.2.1969)
Hello Dolly! (10.9.1968)
Can-Can (2.3.1968)
Der Mann von La Mancha (4.1.1968)
Polterabend (1.3.1967)
Der König und ich (20.12.1966)
Heimweh nach St. Pauli (29.9.1966)
Irma La Douce (9.3.1966)
Wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen (21.12.1965)
Michael Heltau über Rolf Kutschera:
Kutscheras Spielplan, seine Besetzungen, wurzelten im Wiener Theater. (…) Marika Rökk, Zarah Leander, Susanne von Almassy, Vilma Degischer, Blanche Aubry, Irmgard Seefried (…) Johannes Heesters, Josef Meinrad, Fritz Muliar, Harald Juhnke.
Wenn Rolf Kutschera für die Produktionen seiner Ära, die, soweit ich mich erinnere, immer Erstaufführungen, Uraufführungen für das Theater an der Wien waren, diese hochkarätigen Namen gewinnen konnte, dann war seine Absicht ganz klar, sich den glanzvollen Zeiten des Theaters an der Wien vergangener Jahrzehnte verpflichtet zu fühlen und ebenso den besten Vorstellungen, den Maßstäben des Burgtheaters, der Volksoper, des Theaters in der Josefstadt, des Volkstheaters. So war das Theater an der Wien nicht nur dieses berühmte Haus, das glücklicherweise in Wien steht, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein Wiener Theater.
Martin Bruny am Montag, den
23. Januar 2012 um 15:30 · gespeichert in Musical, Wien
In einem Artikel in der neuesten Ausgabe des Magazins »profil« (siehe –> hier) bringt Redakteurin Karin Cerny einige interessante Informationen zum Thema »Vereinigte Bühnen Wien« ans Tageslicht, so schildert sie etwa, wie, ihren Recherchen zufolge, die Wahl Kathrin Zechners zur Intendantin 2004 über die Verbindung SPÖ – Renate Brauner – Michael Häupl erfolgt sein soll. Und ebenfalls, wie sich ihr Abgang, der, so Cerny, »nicht freiwillig« erfolgte, abgespielt hat.
Details gibt es auch über die Bewerber für den Posten, für den Kathrin Zechner zuletzt ein Jahresgehalt von »250.000 Euro (exklusive Prämien)« bezogen hat. profil:
»Insider sagen dem heimischen Entertainer Alfons Haider aufgrund fehlender internationaler Kontakte wenig Chancen auf den Job nach. Auch Schauspielerin Marika Lichter, ebenfalls mit Renate Brauner befreundet, oder Musicalstar Uwe Kröger, die sich beworben haben, werden nicht als Favoriten gehandelt. Unter den internationalen Bewerbungen sei, wie man hört, vor allem eine Alternative problematisch: jemand, der mit dem deutschen Unterhaltungsindustrie-Giganten Stage Entertainment eng verbunden wäre. Der Hamburger Konzern dominiert schon jetzt den deutschsprachigen Markt – ein verstärkter Einfluss auf Wien wäre für die Unabhängigkeit der VBW gefährlich.«
Aber es wäre nicht Wien, würde es sich bei dieser Wahl nicht ohnedies, zumindest theoretisch, um eine reine Juxwahl handeln, eine Wahl, die man halt ausschreiben muss, weil uns nix erspart bleibt, aber machen tun wir doch eh, was mir wolln, oder?
profil: Kulturstadtrat Mailath-Pokorny meinte jüngst in dem Wochenmagazin NEWS, dass der neue Musical-Chef nicht aus der Liste der Bewerber kommen müsste. Drozda: Tatsächlich ist es formal richtig, dass wir uns auch für jemanden entscheiden könnten, der sich formal nicht beworben hat. Es wäre nur ein seltsamer Vorgang und würde alle desavouieren, die das Prozedere ernst genommen und seitenlange interessante Konzepte erarbeitet haben, wenn man jemand anderen suchen würde.
Viele Worte, dabei wäre doch die Antwort so einfach: »Nein, das wird definitiv nicht der Fall sein.« Oder?
Obwohl, der neue Intendant wird de facto ohnedies nicht viel mehr entscheiden können. Man hat ja Zeit. Drozda:
Ich gehe davon aus, dass im Februar eine Entscheidung fällt. Wir stehen zwar nicht unter Druck, weil wir intern so gut aufgestellt sind, dass wir einstweilen auch ohne Intendanz auskommen könnten. Nichtsdestotrotz gibt es eine Reihe von Entscheidungen, bei denen ich die neue Leitung einbinden möchte. Es soll ja nicht so sein, dass jemand kommt und vor vollendeten Tatsachen steht. Und die Programmierung der nächsten zwei, drei Jahre womöglich gar nicht mehr beeinflussen könnte.
Martin Bruny am Montag, den
23. Januar 2012 um 14:33 · gespeichert in Musical, Wien
Die Volksoper Wien hat derzeit einen Lauf, was Musicals betrifft, Musicals, die sich dem, was man überhaupt allgemein unter dem Begriff »Musical« subsumieren könnte, nicht von unten, vom Seichten nähern, sondern Musicals, die, wie etwa »Candide«, filigrane Schnittmengen von zum Beispiel Oper und Operette bilden. Wenn man Musicals spielt an der Volksoper, wird, zumindest derzeit, nicht darum gefeilscht, ob man sich eine Harfe etwa gerade noch leisten kann oder nicht doch lieber den Pausenraum mit bunten Lampions neu dekoriert, den Billeteuren lustige Kostüme schneidern lässt und die Hauptdarsteller in Societysendungen einkauft, man spielt, zumindest hat man als Zuschauer den Eindruck, in einer dem Stück bestmöglichen Variante. Musical – Musik, liegt eigentlich ja auf der Hand (sollte man meinen).
Nach der großartigen Produktion von Sondheims »Die spinnen, die Römer!” feierte gestern Bernsteins »Candide«-Premiere. Es war eine viel bejubelte Vorstellung, es war ein bedeutender Abend in vielerlei Hinsicht. Will man Musicals in Wien sehen, muss man derzeit in die Volksoper.
Wer verstehen will, warum es eine solche Unerträglichkeit ist, was die Vereinigten Bühnen Wien als ehemaliger Musicaldominator derzeit (auf eine bessere Zukunft darf man hoffen) an »Musicals« auf die Bühne knallen, muss in die Volksoper kommen. DAS ist Musik, auch so kann »Musical« klingen.
Man sollte sich das nicht entgehen lassen. Drei Vorstellungen sind noch angesetzt: am 24., 26 und 29. Januar 2012. Zum Ticketverkauf gehts –> hier.
Mehr über »Candide« dann in »musicals« in der April/Mai-Ausgabe 2012.
Candide
A Comic Operetta in two acts (1956)
Konzertfassung von 1993
Musik: Leonard Bernstein
Gesangstexte: Richard Wilbur
Zusätzliche Gesangstexte: Stephen Sondheim, John La Touche, Dorothy Parker, Lillian Hellman und Leonard Bernstein
Deutsche Erzähltexte: Loriot
Konzertante Aufführung in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Besetzung
Erzähler: Robert Meyer
Candide: Stephen Chaundy
Cunegonde: Jennifer O´Loughlin
Old Lady: Kim Criswell
Pangloss/Martin: Morten Frank Larsen
Governor: Otoniel Gonzaga
Vanderdendur/RagotzkyJeffrey Treganza
Paquette: Beate Ritter
Maximilian/Captain: Steven Scheschareg
Junkman/Tsar Ivan: Karl Huml
Alchemist/Sultan Achmet: Andrew Johnson
Cosmetic Merchant/1. Inquisitor: Frederick Greene
Doctor/Stanislaus/2. Inquisitor: Thomas Plüddemann
3. Inquisitor/Bearkeeper: Heinz Fitzka
Dirigent: Joseph R. Olefirowicz
Choreinstudierung: Michael Tomaschek
Chor und Orchester der Volksoper Wien
Martin Bruny am Mittwoch, den
18. Januar 2012 um 11:07 · gespeichert in Musical, Wien
Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen. 33 Interessenten haben ihre Konzepte für eine dringend notwendige Sanierung der VBW, was die programmatische Ausrichtung betrifft, eingereicht. Was ist die Reaktion des Generaldirektors Thomas Drozda? Er meint:
“Wir haben im Grunde genommen keinen Zeitdruck.”
Wieso eigentlich?
- Weil sich ohnedies nichts ändern wird?
- Weil ohnedies wie bisher die Inhalte nicht vom Musicalintendanten bestimmt werden, mit dem Thomas Drozda, siehe Abschlusspressekonferenz zur Ära Zechner, bei den wöchentlichen Meetings zu 90 Prozent NICHT über Musicals gesprochen hat.
- Weil nur ein Büroleiterposten vergeben wird?
Fragen über Fragen …
———–
Die Online-Plattform “thatsMusical.de” (Dominik Lapp) zitiert ebenfalls den Standard, meint aber, dass “laut Informationen des Standard” 28 Männer und 5 Frauen ihre Bewerbungen eingereicht hätten. Der Standard hat jedoch hat lediglich eine APA-Meldung übernommen, textgleich. Ein manchmal nicht unwesentliches Detail bei so mancher Meldung.
Martin Bruny am Sonntag, den
15. Januar 2012 um 02:21 · gespeichert in Musical, Wien
Heute, am 15. Januar 2012, endet die Ausschreibungsfrist für den Posten eines »Intendanten/in für den Bereich Musical« bei den Vereinigten Bühnen Wien.
Wer sich noch bewerben möchte (Achtung, nicht mit dem Büroleiter-Posten verwechseln, andere Baustelle!), kann den genauen Ausschreibungstext –> hier lesen. Und dann gilt es, schnell zu reagieren, die Uhr tickt!
Martin Bruny am Montag, den
26. Dezember 2011 um 18:48 · gespeichert in Musical, Wien
Marcel Prawy:
Der Gedanke der Musicals an der Volksoper, die ich durchgeführt habe, immer unter dem Schutz von Marboe, war kurz gesagt der folgende:
1) Nur musikalische Meisterwerke haben Existenzberechtigung an der Volksoper, an einem Theater, das auch Verdi und Johann Strauss spielt. Die Partitur ist das wichtigste.
2) Es muss von richtigen Stimmen richtig gesungen werden.
Höhepunkt als Werk war Bernstein. Wir haben zum ersten Mal auf dem europäischen Kontinent Leonard Bernstein produziert. Es gab keine Theatervorstellung eines Werkes von Leonard Bernstein vor unserer Tätigkeit an der Volksoper, die wir zum interessantesten, modernsten und schönst singenden Theater in Europa in dieser Sparte machen wollten.
Die ORF-Doku »100 Jahre Marcel Prawy”, gestaltet von Heidelinde Rudy und Christoph Wagner-Trenkwitz, ist derzeit online verfügbar –> hier.
Martin Bruny am Mittwoch, den
21. Dezember 2011 um 19:47 · gespeichert in Musical, Wien, Tonträger, Kult
Das Wiener Singer/Songwriter-Duo »Zwa Voitrottln” (Johannes Glück & Dieter Hörmann) liefert knapp vor Weihnachten noch einen satirischen iTunes-Download ab, quasi als preisgünstiges Last-Minute-XMas-Gift für unser aller von der KRISE gebeuteltes Brieftascherl – und im Speziellen für all jene ins Musicalgenre Vernarrten, die in diesem Jahr Geld gespart haben, weil sie nicht auf das verlockende Angebot der Vereinigten Bühnen Wien eingegangen sind, statt einer Weihnachtsshow das Prequel zu »Ich war nichts, nicht mal in New York«, die lustige 50er- & 60er-Jahre-Show mit den Hits, die in den 70ern schon oarsch waren, zu buchen.
Die »VBW-Single« ist ab sofort erhältlich und kommt mit folgender Erklärung:
Um Gottes Willen! Zwa Voitrottln befinden sich plötzlich in einem Musical der Vereinigten Bühnen Wien. Das Stück ist typischer Weise teuer und schlecht aber hoch subventioniert. Albtraum oder Realität? Beides! Die VBW produzieren seit Jahren eigenartige kommerzielle Musicals, werden dafür jährlich mit vielen Millionen Steuereuros subventioniert - und machen trotzdem noch Verlust. Oida?! Wo geht die ganze Kohle hin?? Das fragen sich nicht nur Zwa Voitrottln, sondern u.a. der Rechnungshof, das Kontrollamt der Stadt Wien, die Opposition im Wiener Gemeinderat, aufmerksame Journalisten und immer mehr Theaterinteressierte, die ein wenig hinter die Kulissen blicken.
Zu diesem erschütternden Song haben Zwa Voitrottln eine wichtige persönliche Mitteilung an ihr geschätztes Publikum:
“Wir möchten uns ausdrücklich und schon im Vorhinein entschuldigen, dass wir dieses unappetitliche Thema aufgreifen mussten. Falls Sie - wie zu erwarten - während des Lieds schwere Übelkeit überkommt, vergessen Sie bitte eines nicht: Diese Nummer dauert nur vier Minuten. ‘Rebecca’ dauert zwei Stunden. Außerdem bekommen Sie bei den VBW für 90 Euro einen Schas. Bei uns bekommen Sie für 90 Cent Zwa Voitrottln. Dankeschön.”
Martin Bruny am Montag, den
12. Dezember 2011 um 16:19 · gespeichert in Musical, Wien
»Kill & Win« ist der Titel eines Musicals, dessen Entwicklung die Vereinigten Bühnen Wien im Jahr 2002 ankündigten. Die Idee dazu wurde von Christof Straub entwickelt, der sich seit Juli 2000 gemeinsam mit seiner Ehefrau Roumina diesem Projekt widmete, das einen Lebenstraum für ihn darstellt. Roumina ist Co-Autorin und Produktionsassistentin.
Die Geschichte soll sich um ein internationales Computerspiel drehen, bei dem es für die Teilnehmer um Leben und Tod geht und dem immer mehr Menschen verfallen.
Der Held heißt John Stalker. Er lebt im Jahre 2084 in einem Land namens Uceania. Dort breitet sich das Internetspiel »Kill & Win« aus, in dem es um Reichtum, Ruhm, Leben und Tod geht und das auch John Stalker ins Verderben zu reißen droht. Wie es sich für eine gute Geschichte gehört, darf natürlich auch eine Liebesbeziehung nicht fehlen.
Zunächst sollte das Musical in englischer Sprache aufgeführt werden, jedoch entschied man sich 2002 dazu, es in deutscher Sprache zu schreiben. Im selben Jahr lagen erste Demos und ein Buch vor. Man ging damals davon aus, dass die Arbeiten an diesem Musical bis zur Saison 2005/06 abgeschlossen sein könnten und es am Raimund Theater seine Uraufführung haben könnte.
Nachdem sich Christof seit 2004 verstärkt um das Comeback Papermoons bemühte, war dieser Termin nicht mehr zu halten. So war es auch keine Überraschung, als Christof im April 2004 mitteilte, das Musical liege derzeit »auf Eis«. Zudem scheinen die Vereinigten Bühnen Wiens derzeit auch kein Interesse an dem Wagnis zu haben, eine eigene Musicalproduktion auf die Füße zu stellen.
Bei einigen Liedern des Albums »Come Closer« – so z. B. bei »Over You und Mon Ange« – gewinnt man den Eindruck, dass hier Erfahrungen hineinspielen, die Christof im Rahmen des Musicalprojekts sammelte. So wird bei diesen Liedern sehr viel Wert auf die instrumentale Begleitung gelegt und ein schöner Klangteppich aufgebaut, dessen Fülle zu beeindrucken weiß.
Martin Bruny am Freitag, den
9. Dezember 2011 um 03:23 · gespeichert in Musical, Wien
Am 29. Dezember wäre Marcel Prawy 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass werden in Wien Ausstellungen, Matineen, Konzerte und Hörfunksendungen zu seinem Gedenken gestaltet. Die Wienbibliothek zeigt beispielsweise seit 1. Dezember im Rathaus einen kleinen Teil seines Nachlasses (nähere Infos –> hier).
Der Sänger Jan Kiepura rettete Marcel Prawy das Leben, indem er ihn als Sekretär aus dem Nazideutschland mit nach Amerika nahm, wo er Leonard Bernstein kennenlernte, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1946 kam Prawy als amerikanischer Kulturoffizier nach Wien zurück, ging später als Dramaturg an die Wiener Volksoper und brachte das Musical nach Wien.
Prawys Output, was sein Wirken im Musicalgenre betrifft, würde Thomas Drozda vielleicht nicht beeindrucken. Anlässlich des »Bilanz«-Pressekonferenz meinte der Geschäftsführer der VBW, angesichts der rund »20 Produktionen«, die es in der Ära Zechner gab, in Bezug auf die Ära Peter Weck beispielsweise:
Prawys Output als Chefdramaturg der Volksoper Wien von 1955 bis 1972 mag vielleicht keine 20 Musicalproduktionen (neben seiner Arbeit im Bereich der Oper und Operette) umfasst haben, doch waren es nicht die versammelten Werke der Tiger Lillies, die er propagierte, und auch kein Pastiche-Furioso Marke Christian Kolonovits in 200 ähnlichen Aufgüssen, es waren auch keine Schlagerergüsse made in Hamburg, sondern Klassiker wie »Kiss me, Kate« (1956), »Wonderful Town« (1956), »Annie, Get Your Gun« (1957), »Porgy and Bess« (1965), »West Side Story« (1968), »Show Boat« (1971) oder »Karussell« (1972), die er in Wien auf die Bühne brachte, er legte Grundlagen, und um noch einmal auf oben erwähntes Zitat zurückzukommen, auch Peter Weck legte in seiner Zeit Grundlagen. Man könnte in diesem Zusammenhang auch mal Kreisky zitieren, doch wozu der Aufwand.
Die Volksoper Wien widmet Marcel Prawy am 29. Dezember 2011 die Veranstaltung “Salut für Marcel Prawy”. Johanna Arrouas, Stefan Cerny, Sigrid Hauser, Boris Pfeifer, Alexander Pinderak, Marco Di Sapia und Adrineh Simonian werden Ausschnitte unter anderem aus »Kiss me, Kate«, »West Side Story« und »Porgy and Bess« singen. Als Gast wird Julia Migenes erwartet, durch den Abend führt Christoph Wagner-Trenkwitz, der auch das Event gestaltet.
Salut für Marcel Prawy
29. Dezember 2011, 3. Januar 2012
Beginn: 19.00 Uhr
Spieldauer: 2 Stunden 30 Minuten, Pausen: 1
Nähere Infos –> hier.