Dieser Tag im Sommer 2011 wird in die Geschichte eingehen, zumindest in die Geschichte der Merkwürdigkeiten.
Niko Alm, der Nudelsieb-Angeber wird von den Behörden bloßgestellt (–> hier)
Die “Rebecca”-Produzenten verzichten für die Broadway-Produktion der Show auf ein Treppchen - auf ein Treppchen, das circa vier Millionen Dollar gekostet hätte - da muss man sich mal vorstellen, was für feine kleine Musicalproduktionen man allein um die Kosten eines Treppchens machen könnte! (siehe –> hier)
In Wien beschließen PolitikerInnen, ein Sprachkunstwerk zu schänden (–> hier)
Und dann, als Sahnehäubchen: Die Riege der “Sister Act”-Darsteller für die Wiener Produktion der Show ist komplett. Und, was für ein Wunder, nach - da sind wir sicher - unzähligen Auditions, vielen vielen schweren Prüfungen und unsagbaren Anstrengungen, Ausleseverfahren ohne Ende, konnte ein echter Schönborn verkündet werden. Der Bruder des Wiener Kardinals Christoph Schönborn, Michael Schönborn, wird die Bühne des Wiener Ronachers als “sympathischer Monsignore” bespielen. Stunt-Casting der aberwitzigen Sorte, aber vielleicht hat mans bald auch nötig, pendelt sich doch die Broadway-Produktion der Show mittlerweile auf schwache 65 Prozent ein.
Fixiert sind nun auch die Ensemblemitglieder von “Sister Act”. Es spielen: Sidonie Smith, Dionne Wudu, Suzanne Carey, Maike Katrin Schmidt, Anja Haeseli, Cornelia Braun, Christa Helige, Gabriela Ryffel, Marle Martens, Anouk Roolker, Claudia Wauschke, Colleen Besett, Franziska Schuster, Maxi Neuwirth, Anastasia Bain, Daniela Harbauer, Ramin Dustdar, Fernand Delosch, Peter Kratochvil, Jerà´me Knols, Riccardo Greco, Dagmar Hellberg, Thomas Bayer und Mischa Mang.
“Rebecca”, das Musical von Sylvester Levay und Michael Kunze, wird im Frühjahr 2012 am Broadway Premiere feiern. Wunderbar! Sogar der New York Times war die Story ne Schlagzeile wert, und zwar die Geschichte der 4-Millionen-Dollar-Treppe - wurde doch, wie die New York Times schreibt, die Produktion von “Rebecca” am Broadway vor allem durch den Verzicht auf die sagenumwobene Treppe in diesem Mystery-Musical erst möglich:
A $16 million musical production of «Rebecca,†based on the classic 1938 novel by Daphne du Maurier, has been scaled down to a budget of about $12 million — largely thanks to the loss of a collapsing staircase special effect — and is now on track for Broadway, the producers announced on Tuesday. Preview performances at a Shubert theater still to be named are scheduled to begin March 27, 2012, with an opening night set for April 22.
Was ranken sich nicht für Geschichten um diese Treppe. Angeblich war eine Produktion in London nicht möglich, weil sämtliche Unterbühnen am West End nicht tief genug sind. Würde man sie tiefer bohren, wer weiß, vielleicht überflutete man dann glatt das kleine Inselchen.
Aber Gott sei Dank, Ben Sprecher hat für die Broadway-Produktion nun eine perfekte Lösung:
It would have been a phenomenal special effect, but it kept proving to be a gigantic and costly obstacle. But we’ll still have a large revolving staircase, and we’ll still have a fire unlike any Broadway has ever seen.
Drei Jahre hätten er und seine Kollegen mit den Feuerwehrkommandos New Yorks gesprochen, um ein paar der Bühnendarsteller und natürlich MANDERLEY in der Schlusszene effektvoll abfackeln zu können, aber:
We don’t want to say too much so we don’t spoil the magic, but rest assured we are going to burn Manderley eight times a week.
Was jetzt noch fehlt? Ganz klar: Während der Previews müssen sich ein paar Statisten oder sonstwer ein paar Haxen brechen, ein paar Mal muss der Feueralarm losgehen - wie beim lieben Spider Man! Promotion ist alles, und die Stiege, die Stiege, sie ist so wichtig! Denn, und das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, der Musik werden sich die Broadwaykritiker noch genug widmen.
Martin Bruny am Dienstag, den
12. Juli 2011 um 20:53 · gespeichert in Musical, Wien, Tonträger
Vom 21. bis 24. April 2011 brachten die Vereinigten Bühnen Wien rundumerneuert Andrew Lloyd Webbers Rockoper »Jesus Christ Superstar« zur Aufführung. Nach einigen Jahren Pause, zuletzt war die Show 2007 in einem VBW-Theater zu sehen, spielte man eine halbkonzertante Version im Ronacher.
Eine Gesamtaufnahme dieser Produktion veröffentlicht das Wiener Label HitSquad Records am 19. August 2011 auf einer Doppel-CD. Warum eigentlich? Schließlich gibt es jede Menge von “Jesus”-Aufnahmen, und auch eine Wiener Version, die nur ein paar Jahre alt ist.
Ein Grund ist die großartige Interpretation des “Jesus” von Drew Sarich, ja, aber haben muss man die CD, weil Koen Schoots, der Musikdirektor der VBW und Dirigent sowie musikalische Leiter der Produktion, eine spektakuläre Version auf die Bühne gebracht hat, die bisher noch nie zu hören war, oder, wie in der Juni/Juli/-Ausgabe des Magazin “musicals” nachzulesen ist:
Großartig die neuen Arrangements von Koen Schoots. Der Musikdirektor der VBW fand die vorliegenden Fassungen für Orchester wenig befriedigend. Es gibt eine plakativ und grobschlächtig orchestrierte Fassung für 44 Musiker, mit vielen Instrumenten, die man einfach nicht hört, wenn man das Stück spielt. Und es gibt die Fassung für 11 Musiker, wobei dann die Streicher fehlen, die alleine schon für »John Nineteen Forty-One« ihre Berechtigung haben. Daher hat Schoots eine Fassung für 25 Musiker erstellt. Die Grooves kommen modernisiert, die Keyboard-Sounds moderner, die der Gitarren schmutziger. Harry Peller an der Gitarre kostete diese neuen Möglichkeiten sichtlich aus. Weiters schrieb Schoots »Funk«- Bläser-Einwürfe für »What’s the Buzz« und »Simon Zealotes«. Vieles wurde härter, unerbittlicher gespielt, als man es vielleicht gewohnt ist. Da passte auch Mischa Mangs (Judas) Rockröhre perfekt dazu: ungestümer, weniger Musical, mehr rougher Rock. Das kam der Show sehr zugute. Mang zeigte geniale Phrasierungen, doch der Superstar auf der Bühne war Drew Sarich. Er toppte seine bisherigen Leistungen als »Jesus«. Viel besser, eindringlicher kann man »Gethsemane« nicht mehr singen. In der Version von 2011 ist er eine Naturgewalt, gepeitscht vom Orchester, eine Erscheinung, die mit immenser Bühnenpräsenz und wohlüberlegter Gestik und Mimik, in jeder Sekunde souverän, was den Gesang betrifft, auch Judas zur Nebenfigur macht. Stetes Arbeiten an der Präzision gilt nicht nur für Sarich, sondern auch für das Orchester unter Koen Schoots. Für »Gethsemane« schrieb er in den Übergang der beiden Liedteile ein festgelegtes Gitarren-Delay hinein. Der letzte Akkord (As-Dur) der E-Gitarre im ersten Liedteil wird in dieser neuen Fassung als Echo-Effekt wiederholt. Das Tempo des Delays ist das Tempo des nächsten Teiles. Das Delay (oder auch Echo) ebbt langsam weg, mit der Absicht, dass nach etwa 6 bis7 Echos der nächste Einsatz vom Orchester kommt. Hören kann man das freilich nur, wenn das Publikum zwischen den Teilen ruhig ist. Wurden die beiden Teile von »Gethsemane« bei der Premiere noch durch störenden Applaus unterbrochen, war das in den Folgevorstellungen nicht der Fall, und so konnte man dann tatsächlich ein »Gethsemane« erleben, das auf der einen Seite noch dramatischer war als bisher und doch auch eine neue strahlende, melancholische Gelassenheit hatte, durch neue Synthesizer-Phrasierungen am Beginn des zweiten Liedteils [»Then I was inspired. Now, I’m sad and tired. After all, I’ve tried for three years, seems like ninety. Why then am I scared to finish what I started, What you started - I didn’t start it«]. Das Resultat: eine stärkere Dynamik zwischen der peitschenden Dramatik und dem leisen, fast abgeklärt-heiteren Ton dieser neuen Synthesizer-Passagen.
CD: Jesus Christ Superstar - Gesamtaufnahme Live
VÖ: 19.08.2011
Label: HitSquad Records
Besetzung
Jesus: Drew Sarich
Maria Magdalena: Caroline Vasicek
Judas: Mischa Mang
Herodes: James Sbano
Simon/Annas: Rob Fowler
Pilatus: Alexander di Capri
Petrus: Norbert Kohler
Kaiphas: Dennis Kozeluh
Soulgirl: Cornelia Braun, Melanie Ortner, Marle Martens
Ensemble: Angelina Markiefka, Jennifer Pöll, Barbara Schmid, Dà³ra Strà³bel, Robert D. Marx, Gernot Romic, Sebastian Smulders und Florian Theiler
Musikalische Leitung: Koen Schoots
Orchester: Orchester der Vereinigten Bühnen Wien
EAN: 9120006683258 Catalogue: 668325 Packaging: Doppel-CD
Martin Bruny am Montag, den
4. Juli 2011 um 02:00 · gespeichert in Musical, Wien
Fünf Mal ging die Konzertserie “Musical Unplugged” in den letzten Jahren in wechselnder Besetzung bereits über die Bühne. “Musical Unplugged 6″ findet am 27. September 2011 (Beginn: 19:30 Uhr) in der Neuen Burg Perchtoldsdorf statt.
Diesmal auf der Bühne: Stefan Bischoff, Luc Devens, Andreas Guganeder, Christof Messner, Peter Neustifter, Martin Pasching, Florian C. Reithner, Florian Schützenhofer und Jakob Semotan.
Das Programm der “Musical Unplugged”-Shows bietet unter anderem Hits von hierzulande als Klassiker geltenden Musicals wie zum Beispiel “Elisabeth”, “Mozart!” oder “Tanz der Vampire” bis hin zu Werken von Frank Wildhorn, Stephen Schwartz oder Jeanine Tesori. Mit dabei auch (Austro-)Pop-Klassiker und Abstecher in Klassik und Schlager, serviert mitunter mit einer gehörigen Portion Ironie.
Die Tickets zu “Musical Unplugged 6″ sind seit 1. Juli 2011 im Verkauf.
Martin Bruny am Freitag, den
1. Juli 2011 um 00:17 · gespeichert in Musical, Wien
… und man ihn ständig gefragt hätte, ob er denn nicht vorhabe, wieder zum ORF zu wechseln, hätte er wohl eine “notarielle Beglaubigung” angeboten, in der er festgehalten hätte, nie in seinem ganzen Leben mehr zum ORF zu wechseln. Wenn er das denn auch tatsächlich nicht vorgehabt hätte.
Der verstorbene Bürgermeister wählte in einem vergleichbaren Fall diese Vorgangsweise: Zilk ließ sich 1988 »notariell beglaubigen«, dass er kein weiteres politisches Amt anstrebe. Zilk wollte Spekulationen über eine Kandidatur als Bundespräsident oder SPÖ-Chef vorbeugen. Hätte Zilk aber Lust bekommen zu kandidieren, hätte ihm das niemand verwehren können.
Anders ist das im Fall Kathrin Zechner. Hier berichtet der KURIER:
Apropos: Das Wort ORF nimmt Zechner nicht in den Mund. Auch nicht auf mehrmaliges Fragen nach ihren Zukunftsplänen: “Ich will ,Little Big Voice’ auf die Bühne bringen - mit tollen Leuten, die man noch nicht kennt. Außerdem laufen ab September ,Woyzeck & Tiger Lillies’ und ,Sister Act’. Ich habe ein spannendes und anstrengendes, aber erfülltes VBW-Leben.”
Bis 9. August 2011 dürfte sich die Sache wohl vorläufig geklärt haben. Dann sind die ORF-Wahlen entschieden.
Martin Bruny am Donnerstag, den
30. Juni 2011 um 22:18 · gespeichert in Musical, Wien
2012 wird es eine “Elisabeth”-Produktion in Wien geben. Das bestätigt Michael Kunze auf seiner Website (–> hier). Wird Oliver Arno die Rolle als Tod spielen? Möglich. (siehe –> hier) Aber möglich ist viel.
PS
Die Bestätigung hat Michael Kunze scheinbar in einer Revision seines Postings einige Zeit später relativiert.
Martin Bruny am Dienstag, den
28. Juni 2011 um 00:51 · gespeichert in Netz, Musical, Wien, Ausbildung
Seit ein paar Wochen ist www.konsical.at, die ehemalige von Studenten bzw. ehemaligen Studenten der Konservatorium Wien Privatuniversität/Abt. 9 (Musikal. Unterhaltungstheater) betreute Website offline.
Die neue Adresse lautet: www.konsical.com. Alle Inhalte sind noch nicht online, aber es gibt bereits einen guten Überblick über das Lehrpersonal, die Studenten, Absolventen, auch Galerien sind bereits angelegt, Videos sind verlinkt, Informationen zum Studium vorhanden. Ein modernes und übersichtliches Design. Gut!
Martin Bruny am Samstag, den
25. Juni 2011 um 15:12 · gespeichert in Musical, Wien
In der Reihe SR3-Künstlerinterviews erzählt Peter Weck von seinem Leben, in lustigen Anekdoten erinnert er sich an berühmte und bekannte Kollegen … und er erzählt von seiner Zeit als Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, von den nervenden Intrigen, er erklärt, wieso der Sisi-Stoff gerade in Japan so erfolgreich ist, und er bezieht zum Matrosenirrsinn der heutigen Zeit Stellung, freilich ohne die Unerfreulichkeit konkret zu bezeichnen, doch die Sache ist klar, wie aus der folgenden Passage herauszulesen ist:
Frage: Wo schüttelt es Sie heute durch, wo können Sie lachen oder heulen beim Musical?
Peter Weck: Naja, die Sache muss gut sein, und ich könnte auch vor Glück oder vor Können. Wissen Sie, das ist ja das Schöne, die Qualität ist ja letztendlich das Entscheidende. Es ist ein magisches Wort “Musical”, man glaubt überall, wo Musik dabei ist, das ist ein Musical. Wenn man sich das anschaut heute, teilweise sind das, man kanns als Revue der siebziger Jahre nehmen. Da ist ein Bühnenbild, noja, und dann werden Lieder, die man kennt, Schlager, die man kennt … da wird drumherum ein Libretto geschrieben, das mehr als einfältig ist … aber die Leute sind zufrieden, die sitzen da, singen mit, klatschen - klatschen oft lauter, als die oben singen. Aber das ist die heutige Zeit und heißt Musical. Und das interessiert mich überhaupt nicht. Ich bin in einer ganz anderen Richtung auf Musical eingestellt. Aber jetzt bin ich nur mehr Zuschauer und mit dem Musical nicht mehr verbunden.
Martin Bruny am Samstag, den
25. Juni 2011 um 11:45 · gespeichert in Musical, Wien
Vor wenigen Jahren, als man in der Kammeroper noch Musicals gab, feierte Jason Robert Browns Show “The Last Five Years” Wien-Premiere. Es war die letzte Musicalproduktion der Wiener Kammeroper.
2011 findet sich Browns Musical wieder auf dem Spielplan eines Wiener Theaters. Das Vienna Theatre Project wird “The Last Five Years” im Theater Drachengasse aufführen. Das Theater liegt schräg gegenüber der Kammeroper, keine 10 Meter entfernt. Zu sehen ist die Show vom 4. bis 15. Oktober 2011.
Browns Musical wird in der englischsprachigen Originalversion gespielt. Die Audition für die beiden Rollen findet am 26. Juni statt.
Leading Team
Musical Director: Bernd Leichtfried
Staging Director: Joanna Godwin-Seidl
Producer: Sarah K Hayes
Asst. Prod.: Ludovico Lucchesi-Palli