Martin Bruny am Donnerstag, den
2. Februar 2012 um 13:49 · gespeichert in West End, Musical
Andrew Lloyd Webber weiß, wie er die Einschaltquoten steigern kann. Für eine Neuproduktion seiner Rockoper »Jesus Christ Superstar« sucht er demnächt auf ITV einen Darsteller für die Rolle des Jesus. Mittlerweile ließ er verlautbaren, dass es auch eine Darstellerin sein darf, denn, so Webber, “it’s all about talent”.
Ein Sprecher von ITV erklärt dazu:
The role was written by Tim Rice and Andrew Lloyd Webber for a great rock tenor 42 years ago. It was first performed by Ian Gillan – one of the greatest rock tenors of our time. Our auditions are open to anyone and we’re all very excited to meet potential auditionees.
Die potentielle Jesus-Darstellerin würde freilich nicht Geschichte schreiben. Das besorgten schon die kanadische Electroclash-Sängerin Peaches 2010 mit ihrer Show »Peaches Christ Superstar« in Berlin, und auch Amy Ray, die Sängerin der Indigo Girls, in einer Produktion von 1994 (siehe –> hier).
Link
- list.co.uk: Andrew Lloyd Webber could find female Jesus
- web.orange.co.uk: Lloyd-Webber widens the search for Jesus
Martin Bruny am Samstag, den
28. Januar 2012 um 16:33 · gespeichert in Theater
In einem gemeinsamen Statement formulierten die frei produzierenden Wiener Musiktheatergruppen, seit August 2011 in der Plattform »Freies Musiktheater Wien« vereint, ihren Protest gegen das angekündigte Modell »Kammeroper Neu«. Die freie Szene wurde nicht in den Diskussionsprozess eingebunden.
Etwas pikant ein kleines Detail. Walter Kobera, ebenfalls Mitglied der Plattform, der seinen Deal mit den Vereinigten Bühnen Wien in der Tasche zu haben scheint als Vorstand eines neuen Vereins zur Gründung der »Kammeroper Neu«, hat als einziges Mitglied der Plattform nicht unterschrieben.
Klar ist somit, dass die Aussagen, die Kulturstadtrat Mailath-Pokorny in einem Interview mit dem KURIER traf, zumindest missverständlich waren oder wiedergegeben wurden (siehe auch –> hier). Ausschließlich ein Theater, nämlich die »Neue Oper Wien«, war in die Diskussionen rund um eine von außen gewünschte Neustrukturierung der Kammeroper involviert.
Das Statement:
Bei der in diesem Zusammenhang in den Medien kolportierten Meldung: »Walter Kobà©ra, Leiter der Neuen Oper Wien, als Repräsentant der freien Szene«, handelt es sich um einen Irrtum. Wir lehnen ein hierarchisches Modell mit einer versteckten Intendanz ab.
Das Freie Musiktheater Wien steht für Vielfalt und die Aufwertung freier Produktionen, sieht durchaus Bedarf an einem Koproduktionshaus, wünscht sich aber für die Zukunft des Musiktheaters in Wien transparente Entscheidungsfindungen mit substanzieller Beteiligung der freien Musiktheaterproduzenten Wiens.
Unterzeichnet von:
Musikwerkstatt Wien – Huw Rhys James / Anna-Maria Birnbauer
Mupath – Rupert Bergmann
Netzzeit – Michael und Nora Scheidl
Neues Wiener Musiktheater – Alexander Kukelka
Oper Unterwegs – Helga Utz
phace – Reinhard Fuchs
progetto semiserio – Georg Steker
sirene Operntheater - Kristine Tornquist / Jury Everhartz
Teatro Barocco – Bernd R. Bienert
Wiener Taschenoper – Gerhard Dienstbier
Zoon Musiktheater - Thomas Desi
Link
-Musiktheater Wien
- Der Standard: Freie Musiktheater lehnen Kammeropern-Modell ab
Martin Bruny am Samstag, den
28. Januar 2012 um 03:27 · gespeichert in Theater

Im Wiener Theater Drachengasse ist seit 24. Januar die österreichische Erstaufführung der musikalischen Farce »Mord im Musikantenbeisl« zu sehen. Die Show läuft so erfolgreich, dass man die Spielserie um zwei Tage verlängert hat. Zum lustigen Mörderraten darf man sich nun auch noch am kommenden Donnerstag und Freitag, am 2. und 3. Februar, einfinden.
Die Produktion ist ein schrilles Spektakel, in dem der Humor ab und an mit den United Forces von Bronchial- & Brachialgewalt zelebriert wird, aber wohlüberlegt und geplant. Gute Laune ist vorprogrammiert, wenn das vergammelte, falsche und verlogene Schlager-TV-Geschäft so richtig, aber wirklich so richtig aufs Korn genommen wird.

Das Ganze ist sehr interaktiv angelegt, wer nicht mitpascht, mitstampft und keine Stimme hat, um HOSSA zu brüllen, hat wenig Chancen, heil aus dem Theater rauszukommen, vor allem, wenn man in der dritten Reihe sitzt.
Kleine Unpässlichkeiten innerhalb der Cast wurden so gelöst, dass das Ganze ein noch größerer Spaß wird. So hat Jacqueline Braun, Darstellerin der Moderatorin Linda De Mehl und des amerikanischen blinden 19-jährigen Schlagerstars Heidi Heida, ausgerechnet während der Spielzeit ihre Stimme verloren. Die Lösung: Sie wird live synchronisiert, und das Publikum darf wählen, wer diese Aufgabe denn erfüllen soll: In der Vorstellung vom 27. Januar waren das Richard Panzenböck, der Regisseur, oder Joanna Godwin Seidl, die bei dieser Produktion unter anderem als Assistent der Regie fungiert. Das Publikum wählte mehrheitlich Richard Panzenböck, und auch das war, wie alles an diesem Abend, ein großer Spaß.
Gegen Ende der Show stellte Karsten Kammeier in seiner Rolle als Schizo-Tourette-Blaskapellen-Inspektor einem Mädchen die Frage: »Wie bringt man einen Musikanten zum Singen?” Als Antwort kam, spontan: “Hauen!” – das sind Momente, wie man sie wohl nur in solchen Shows erlebt.
Sollte man sich nicht entgehen lassen.
Leading Team
Buch: Ronny Rindler
Musik: Rory Six
Regie: Richard Panzenböck
Assistenz: Joanna Godwin Seidl
Playbacks + Aufnahme: Gernot Ottowitz
Playbacks: Joschen Hirschinger
Licht: Gordanna Crnko
Cast
Linda De Mehl, Heidi Heida: Jacqueline Braun
Florian Edelstahl, Uwe Schwarm: Nikolaus Firmkranz
Ottfried Schnüffler: Karsten Kammeier
Rosa Pinsel, Helene Zwitscher, Dr. Schnelltod: Katrin Mersch
Detlef Leim: Rory Six
Dr. Dr. Richter: Joanna Godwin Seidl

Links
- Der Kultur-Channel: Theater Drachengasse - Do legst di nieda: «MORD im Musikantenbeisl†von Rory Six & Ronny Rindler
- Theater Drachengasse
- Die Facebook-Site der Produktion
[Die Fotos in diesem Beitrag stammen von Andrea Martin, die die Vorstellung am 28. Januar 2012 besucht hat.]
Martin Bruny am Samstag, den
28. Januar 2012 um 02:01 · gespeichert in Musical, Wien
In einem Interview mit der Zeitung »Der Standard« beantwortete VBW-Chef Thomas Drozda einige Fragen, die provokant gemeint waren und dann ein bisschen mit zu wenig Biss nachverfolgt wurden. Freilich reichen die Antworten auch so, um aus dem Kaffeesud zu deuten.
Thema Kathrin Zechner
STANDARD: Kathrin Zechner, die zurück zum ORF ging, wurde bei ihrem Abschied mit Lob überhäuft. Ist sie nicht mit ihrem Konzept eines urbanen Musiktheaters gescheitert?
Drozda: Es war leider nicht finanzierbar. Mehrere Produktionen pro Jahr zu spielen verursacht erheblich höhere Kosten. Gleichzeitig gibt es aufgrund der Schließzeiten zwischen den Produktionen einen Einnahmenentgang. Wenn ich täglich 40.000 Euro einnehmen muss und am Wochenende 50.000 Euro pro Tag, dann verliere ich in zwei Wochen eine halbe Million. Daher mussten wir wieder auf Longrun-Produktionen in beiden Häusern umsteigen.
Fazit: Ja, sie hat versagt. Aber nicht nur sie.
Thema Wien als Abspielstation von Lizenzproduktionen der Stage Entertainment
STANDARD: In beiden laufen seit Monaten Lizenzproduktionen von Stage. Ist Wien nur mehr Abspielstation bereits erprobter Musicals?
Drozda: Sie vergessen: Lizenzen sind keine Einbahnstraße. In Stuttgart läuft Rebecca, in Berlin Tanz der Vampire. Also: Wir haben zwei Produktionen von Stage Entertainment - und Stage hat zwei Produktionen von uns.
STANDARD: Es macht aber einen Unterschied, ob je eine Produktion in Berlin und Stuttgart läuft - oder ob zwei in Wien laufen.
Drozda: Das ist richtig, aber es wäre falsch, einen interessanten Stoff nicht zu bringen, nur weil er von einem bestimmten Lizenzgeber kommt. Dass wir in dem internationalen Lizenzvergabekonzert mitspielen: Das ist doch erfreulich! Und: Die Wiener Version von Sister Act ist von der Qualität viel besser als die Version in Hamburg.
STANDARD: “Sister Act” wurde und wird in mehreren Städten Europas gezeigt, auch in Mailand. Wenn ich Ihnen die Fotos von allen Produktionen vorlege: Sie könnten sie nicht voneinander unterscheiden.
Drozda: Das Kriterium ist ja nicht das Bühnenbild. Auch die Inszenierungen werden sich nicht fundamental unterscheiden. Aber es geht um das Musikalische. Und da ist unsere Produktion auf dem höchsten Niveau. Ich weiß nicht, ob wir auch mit der Mailänder Version auf 97 Prozent Auslastung kommen würden nach bereits 120 Vorstellungen. Und ich weiß nicht, ob wir uns mit der Mailänder Version über die erstklassigen Kartenvorbestellungen für das erste Quartal freuen könnten, das ja ein besonderes schwieriges ist, weil wir gegen Cats antreten.
STANDARD: Die Veranstalter von “Cats” bauen ein großes Zelt auf - und verdienen Geld.
Drozda: Aber diese Tourneeproduktion hat für den Tourismus in Wien keine Relevanz. Und es gibt praktisch keine Umwegrentabilität. Wir hingegen bringen in historischen Spielstätten, die natürlich ein geringeres Platzangebot haben, Produktionen in höchster Qualität heraus. Man kommt wegen uns nach Wien.
STANDARD: Dann sollten Sie die Subvention doch bitte aus dem Tourismustopf bekommen.
Drozda: Ich bin sofort dafür! Ich habe mehrfach vorgeschlagen: Finanziert die Oper im Theater an der Wien und das Orchester aus dem Kulturbudget - und das Musical über die Wirtschaftsförderung. Auch deshalb, weil 1,2 Millionen Menschen im Ausland Elisabeth gesehen haben. Und Elisabeth verbindet man mit Wien.
Fazit: Nicht nachvollziehbare Antworten. Beispielsweise:
- Welche Touristen möchten die VBW mit abgespielten deutschen Produktionen nach Wien locken? Umwegrentabilität? Klar, früher, als man sich traute, Eigenes auf die Beine zu stellen. Die Umwegrentabilität ist mit Sicherheit durch die künstlerische Bankrotterkärung der letzten Jahre dramatisch gesunken und mit der Ära Zechner hat sie ein Minimum erreicht.
- »Sister Act« ist von der Qualität her besser? Drozda erwähnt sogar den Begriff »das Musikalische«. Können wir alle einmal gemeinsam üben? Es ist gar nicht so schwer: Das ORCHESTER unter der Leitung von Koen Schoots, und gleich zwei Mal wiederholen am besten. Ja, das ist ein Argument, Musical - Musik. Aber es reicht nicht, um Schwachsinn zu rechtfertigen. Es ist ein absoluter Alptraum, Musiker die Sinnlosigkeit auf »hohem Niveau« exekutieren zu hören, nur weil in den Chefetagen der VBW kein Mensch weiß, wie man Musicals von Qualität so vermarktet, dass man eben auch den ökonomischen Zwängen gerecht wird.
- »Cats« hat sehr wohl Relevanz, denn es lockt Musicalfans aus ganz Österreich an, und am besten wäre es, wenn es zwei Jahre in Wien gespielt werden würde. Dann könnten wir mal schauen, ob den VBW nicht doch etwas Sinnvolleres einfallen müsste, als das Repertoire der 90er Jahre in einem immer wiederkehrenden Rhythmus abzufeiern.
Und so weiter und so fort. Jeder möge seine eigenen Schlüsse ziehen.
Link
Der Standard: “Das Jubeln hab’ ich mir abgewöhnt”
Martin Bruny am Freitag, den
27. Januar 2012 um 12:02 · gespeichert in Musical, Wien
Aus einem Interview von »inwien« mit Peter Weck:
inwien: Mit »Cats« ist Wien als Musicalstadt gestartet. Was hat sich seither in der Musicalszene getan?
Peter Weck: Das ist eine schwierige Frage. Ich bin nicht jemand, der Fehler sucht. Aber ich finde es nicht in Ordnung, wenn manche Häuser zu Zweitbühnen werden und Produktionen übernehmen. Das ist einfallslos. Man könnte natürlich sagen, dass ich das auch gemacht habe, weil »Cats« aus England gekommen ist. Aber das stimmt nicht, das war eine eigene Produktion und kein Gastspiel eines anderen Theaters. Wir waren bahnbrechend.
Link
- inwien
Martin Bruny am Mittwoch, den
25. Januar 2012 um 02:53 · gespeichert in Theater
Wie vorauszusehen war, wird die Kammeroper Wien von den VBW/Theater an der Wien quasi »übernommen”, wenngleich dieser Ausdruck in der amtlichen Sprachregelung tunlichst vermieden wird. Mit der »Nichtübernahme« lässt man sich aber Zeit, denn zuvor gilt es wohl, den derzeitigen Leitern keinerlei Hoffnung auf eine andere Regelung zu machen – sozusagen nachhaltig. Es wird, wie Kulturstadtrat Mailath-Pokorny in einem Interview mit dem KURIER formuliert, eine »Kammeroper Neu« geben, aber erst im September 2012.
Warum es die »Kammeroper Neu« geben wird? Nun, weil Bund und Stadt Wien in einer konzertierten Aktion der »Kammeroper Alt« die Subventionen in der Höhe von jeweils 700.000 Euro gestrichen haben beziehungsweise vernehmen ließen, sie nicht weiter zu gewähren, und damit den derzeitigen Leitern sagen wir die Aufgabe der Leitung »leicht gemacht haben«. Eine Online-Petition, die von 2567 Unterstützern der »Kammeroper Alt« gezeichnet wurde, darf man sich als virtuell im Gulli verrottend vorstellen. Gründe für die »Nichtübernahme« der Kammeroper werden keine angegeben.
Freilich, so Mailath-Pokorny, ist das Genre »Kammeroper« ja für eine Opernstadt wie Wien sehr wichtig, daher wird ein Verein gegründet, in dessen Vorstand unter anderem zwei Personen vertreten sein werden: Roland Geyer, der Chef des Theaters an der Wien, und Walter Kobera, Leiter der Neuen Oper Wien, als Repräsentant der freien Szene.
Damit ist klar, dass die Kammeroper großteils zur Spielstätte des Theaters an der Wien wird, und die VBW bekommen für das Projekt Kammeroper 700.000 Euro von der Stadt Wien jährlich. Mailath:
»Das ist aber keine Übernahme durch das Theater an der Wien, weil ja auch die freie Szene verankert ist.«
Die Fakten: Roland Geyer wird künstlerischer Letztverantwortlicher der Kammeroper, und strukturell wird die Kammeroper ja wohl doch zum Teil des Theaters an der Wien, selbst der Aboverkauf wird über das Theater an der Wien abgewickelt. Dennoch: Man hat ja noch das Schamtuch »Freie Szene« als Rechtfertigungstotschlagargument. Well done!
Links
- Kurier: Knalleffekt: Geyer wird doch nicht Bregenz-Intendant
- Wiener Zeitung: Roland Geyer wird doch nicht Intendant der Bregenzer Festspiele
- APA: Geyer über die Gründe seines Rückzugs aus Bregenz
Martin Bruny am Dienstag, den
24. Januar 2012 um 21:46 · gespeichert in Musical, Broadway, Wien
Broadwayworld.com:
The producers of REBECCA, the new musical based on the classic novel by Daphne Du Maurier novel (later turned into an Oscar-winning film by Alfred Hitchcock) announced this morning that the production has been postponed until next season. REBECCA was slated to open Sunday, April 22 at the Broadhurst Theatre, with previews beginning March 27.
Said lead producer Ben Sprecher, «It is with great disappointment that we have made the decision to postpone the Broadway debut of this phenomenal musical until next season. REBECCA is a grand and spectacular musical requiring substantial capitalization, and it’s no secret that in this very negative economic climate, raising money for Broadway has become even more difficult and laborious than it has historically always been. We are very close to meeting our financial goal, but we just ran short of time to complete capitalization with rehearsals slated to begin in two weeks. We feel that REBECCA is too special of a musical to short change in any way. It is our responsibility to the creators of this show, to our cast, our partners, our investors and our vendors that the complete financing is in place before rehearsals begin. REBECCA on Broadway must have the proper chance to continue the successful track record it currently enjoys worldwide. My co-producers and I remain very committed to bringing this wonderful show to New York next season.â€
Links
- BroadwayWorld.com: Broadway’s REBECCA Cancelled for Spring! Aiming for 2012-2013
- The New York Times: Without Money in Place, ‘Rebecca’ Postpones Broadway Opening Until Next Season
- APA: REBECCA: Broadway-Premiere auf Herbst verschoben
- Musical Vienna: REBECCA - Broadway-Premiere auf Herbst verschoben
- Chicago Tribune: Broadway stumble for ‘Rebecca’: Musical cancels spring opening amid fund-raising problem
Martin Bruny am Dienstag, den
24. Januar 2012 um 21:05 · gespeichert in Musical, Wien
Ich bins mal wieder, der Spaßverderber. Heute erreichte all jene Redaktionen des deutschsprachigen Raumes, die in Erwägung ziehen, über Musicals zu berichten, die Meldung, dass die Vereinigten Bühnen Wien die 111. Vorstellung von »Sister Act« gefeiert haben. Ich habe keinen Überblick, in welchen Medien die Meldung auch publiziert wurde, mich beschäftigt eher die Frage, ob diese Aussendung nicht einfach nur ein Trottel-Test war. Wer ist so bescheuert und druckt ab oder stellt online eine Meldung, dass eine Show 111 Mal aufgeführt wurde? Die andere Frage: Was könnte gefeiert werden?
Eine Möglichkeit würde darin bestehen, dass seit dem Abgang Kathi Zechners die Numerologen das Ruder übernommen haben, was wohl kein großer Unterschied wäre. Was lässt sich also über die Zahl 111 sagen. In einem Esoterikforum kann man darüber lesen:
Sie ist der volle Zahlenwert des ersten hebräischen Zeichens, der Aleph (woher sich übrigens auch das Alphabet ableitet, denn die Griechen übernahmen dies von den Hebräern).
Die 1 auf allen drei Ebenen, der Einerebene, der Zehnerebene und der Hunderterebene.
Es ist die Zahl 1, die Gott symbolisiert. Und der unoffenbarte Gott betritt durch einen dreifachen Ring aus Nichts die Schöpfung und erblüht einer Drei-Einheit. Das ist die 111 …
Hat’s bis hierher jemand geschafft? Nein, keine Sorge, auch das war kein Trottel-Test. Eine letzte Erklärung wäre noch möglich, lesen wir doch in der Presseaussendung:
Gestern Abend gab es im Ronacher allen Grund zu feiern: SISTER ACT erlebte seine 111. Vorstellung!
Im Beisein von Generaldirektor Mag. Thomas Drozda, der künstlerischen Betriebsdirektorin Mag. Brigitta Thelen und dem gesamten Ensemble wurde im Anschluss an die Show auf der Bühne auf diesen erfreulichen Anlass angestoßen.
Wieder hab ich keinen Überblick, seit wann die künstlerische Betriebsdirektorin an der Seite von Herrn Drozda den Medien so deutlich präsentiert wird. Ich schätze fast, sie ist die präsumtive interimistische Nachfolgerin Kathi Zechners als jene weibliche Führungskraft, die die Rolle der Leading Lady des Hauses, aber ebenfalls ohne Kompetenzen, derzeit innehat.
Das alles sind keine beabsichtigten Sottisen, man fragt sich halt. Aber wie auch immer, freuen wir uns auf die 666. Vorstellung. Und bitte, o Herr, lass es an diesem Tag keine Schlangen oder andere biblische Symbole regnen. Amen!
Martin Bruny am Montag, den
23. Januar 2012 um 21:58 · gespeichert in Musical, Wien
Rolf Kutschera, geboren 1916 in Wien, prägte das Musicalgenre in Wien nachhaltig. Der Pianist, Textautor, Komponist für Kabarett und von Chansons, Schauspieler und Regisseur übernahm 1965 das herabgewirtschaftete Theater an der Wien, etablierte das Musical als Genre in Wien, revolutionierte hier auf seine Weise den Spielbetrieb und leitete es bis 1982.
2010 erschien »Glück gehabt – Meine Erinnerungen«, die Autobiographie des Musicalmachers. In den 32 Kapiteln des Musicalteils seines Buches spannt Kutschera den Bogen vom 21. Dezember 1965, der Premiere von »Wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen«, bis zum 8. Dezember 1981, der Premiere von »Jesus Christ Superstar«. Kutschera über das Ende »seiner« Musicalzeit:
‘Jesus Christ Superstar‘ war das erste Musical in meiner Direktionszeit, wo alle Schauspieler mit Mikroports und Verstärkern sangen. […] Mit ‚Jesus Christ Superstar‘ und den weiteren Werken von Andrew Lloyd Webber begann die Zeit des elektronischen Musicals, wodurch sich ein vollkommen neuer Darstellungs- und Gesangsstil entwickelte. Meine Zeit des Musicals mit direktem Spiel und Gesang der Schauspieler, ohne elektronische Tonverstärkung, war vorbei.
Marcel Prawy schrieb über Kutschera:
Du aber hast den Augen Wiens die Welt erschlossen. Man sah amerikanische Spitzenwerke und erfuhr, dass es britische, französische, italienische Musicals gibt. Du hast österreichische wie »Helden« erschaffen, deine Besetzungen waren eine unwiederholbare Starparade – deine Produktionen für Wien, deine Änderungen haben »Gigi”, in den USA ein Durchfall, zum Triumph geführt, neu erschaffene Inszenierungen.
Ich durfte einmal unter dir arbeiten – bei der Robert Stolz Revue hier und am Berliner Theater des Westens, da habe ich deine hervorstechendste private Eigenschaft kennen gelernt: deine »Zärtlichkeit«. Mit Zärtlichkeit hast du deinen Hund Petzi über den Naschmarkt geführt – und es lag geradezu »Zärtlichkeit« in deiner grausamen Brutalität, wenn du Dinge, die dir nicht gefielen, mit einem Fußtritt von der Bühne fegtest, der fast den unersetzlichen Direktor Häussler erzittern ließ.
Unter Kutschera erlebte man am Theater an der Wien Premieren von unter anderem folgenden Musicals:
Jesus Christ Superstar (8.12.1981)
Evita (16.1.1981)
Chicago (21.2.1979)
Mayflower (2.12.1977)
Das Glas Wasser oder Barock und Roll (20.2.1977)
Evviva Amico (19.11.1976)
Billy (19.2.1976)
Das Lächeln einer Sommernacht (14.2.1975)
Gigi (24.10.1974)
Pippin (10.2.1974)
Das Appartement (8.11.1973)
Kiss me, Kate (9.2.1973)
Helden, Helden (27.10.1972)
Pinkville (16.3.1972)
Sorbas (28.1.1971)
Cabaret (14.11.1970)
My Fair Lady (18.11.1969)
Anatevka (15.2.1969)
Hello Dolly! (10.9.1968)
Can-Can (2.3.1968)
Der Mann von La Mancha (4.1.1968)
Polterabend (1.3.1967)
Der König und ich (20.12.1966)
Heimweh nach St. Pauli (29.9.1966)
Irma La Douce (9.3.1966)
Wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen (21.12.1965)
Michael Heltau über Rolf Kutschera:
Kutscheras Spielplan, seine Besetzungen, wurzelten im Wiener Theater. (…) Marika Rökk, Zarah Leander, Susanne von Almassy, Vilma Degischer, Blanche Aubry, Irmgard Seefried (…) Johannes Heesters, Josef Meinrad, Fritz Muliar, Harald Juhnke.
Wenn Rolf Kutschera für die Produktionen seiner Ära, die, soweit ich mich erinnere, immer Erstaufführungen, Uraufführungen für das Theater an der Wien waren, diese hochkarätigen Namen gewinnen konnte, dann war seine Absicht ganz klar, sich den glanzvollen Zeiten des Theaters an der Wien vergangener Jahrzehnte verpflichtet zu fühlen und ebenso den besten Vorstellungen, den Maßstäben des Burgtheaters, der Volksoper, des Theaters in der Josefstadt, des Volkstheaters. So war das Theater an der Wien nicht nur dieses berühmte Haus, das glücklicherweise in Wien steht, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein Wiener Theater.
Links
- orf.at: Rolf Kutschera verstorben
- Der Standard: Theatermacher Rolf Kutschera gestorben
- Live-PR: Trauer um Rolf Kutschera bei VEREINIGTE BÜHNEN WIEN
- APA: Trauer um Rolf Kutschera bei VEREINIGTE BÜHNEN WIEN
- Kurier: Begründer der Wiener Musical-Ära ist tot
- relevant.at: Theatermacher Rolf Kutschera gestorben
- news.at: Theatermacher tot
- diepresse.com: Theater an der Wien: Rolf Kutschera gestorben
- Salzburger Nachrichten: Theatermacher Rolf Kutschera gestorben
- Die Presse: Nachruf: Rolf Kutschera, Musical-Pionier
Martin Bruny am Montag, den
23. Januar 2012 um 15:30 · gespeichert in Musical, Wien
In einem Artikel in der neuesten Ausgabe des Magazins »profil« (siehe –> hier) bringt Redakteurin Karin Cerny einige interessante Informationen zum Thema »Vereinigte Bühnen Wien« ans Tageslicht, so schildert sie etwa, wie, ihren Recherchen zufolge, die Wahl Kathrin Zechners zur Intendantin 2004 über die Verbindung SPÖ – Renate Brauner – Michael Häupl erfolgt sein soll. Und ebenfalls, wie sich ihr Abgang, der, so Cerny, »nicht freiwillig« erfolgte, abgespielt hat.
Details gibt es auch über die Bewerber für den Posten, für den Kathrin Zechner zuletzt ein Jahresgehalt von »250.000 Euro (exklusive Prämien)« bezogen hat. profil:
»Insider sagen dem heimischen Entertainer Alfons Haider aufgrund fehlender internationaler Kontakte wenig Chancen auf den Job nach. Auch Schauspielerin Marika Lichter, ebenfalls mit Renate Brauner befreundet, oder Musicalstar Uwe Kröger, die sich beworben haben, werden nicht als Favoriten gehandelt. Unter den internationalen Bewerbungen sei, wie man hört, vor allem eine Alternative problematisch: jemand, der mit dem deutschen Unterhaltungsindustrie-Giganten Stage Entertainment eng verbunden wäre. Der Hamburger Konzern dominiert schon jetzt den deutschsprachigen Markt – ein verstärkter Einfluss auf Wien wäre für die Unabhängigkeit der VBW gefährlich.«
Aber es wäre nicht Wien, würde es sich bei dieser Wahl nicht ohnedies, zumindest theoretisch, um eine reine Juxwahl handeln, eine Wahl, die man halt ausschreiben muss, weil uns nix erspart bleibt, aber machen tun wir doch eh, was mir wolln, oder?
profil: Kulturstadtrat Mailath-Pokorny meinte jüngst in dem Wochenmagazin NEWS, dass der neue Musical-Chef nicht aus der Liste der Bewerber kommen müsste.
Drozda: Tatsächlich ist es formal richtig, dass wir uns auch für jemanden entscheiden könnten, der sich formal nicht beworben hat. Es wäre nur ein seltsamer Vorgang und würde alle desavouieren, die das Prozedere ernst genommen und seitenlange interessante Konzepte erarbeitet haben, wenn man jemand anderen suchen würde.
Viele Worte, dabei wäre doch die Antwort so einfach: »Nein, das wird definitiv nicht der Fall sein.« Oder?
Obwohl, der neue Intendant wird de facto ohnedies nicht viel mehr entscheiden können. Man hat ja Zeit. Drozda:
Ich gehe davon aus, dass im Februar eine Entscheidung fällt. Wir stehen zwar nicht unter Druck, weil wir intern so gut aufgestellt sind, dass wir einstweilen auch ohne Intendanz auskommen könnten. Nichtsdestotrotz gibt es eine Reihe von Entscheidungen, bei denen ich die neue Leitung einbinden möchte. Es soll ja nicht so sein, dass jemand kommt und vor vollendeten Tatsachen steht. Und die Programmierung der nächsten zwei, drei Jahre womöglich gar nicht mehr beeinflussen könnte.
Link
- profil: Tanz der Mormonen
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