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Archiv - November, 2007

ORF: “Musical! Die Show” startet

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny
Nach einem eher verwirrenden Produktionsbeginn nimmt das ORF-Castingformat “Musical! Die Show” Fahrt auf. Am Freitag, dem 23. November 2007, geht um 21.15 Uhr der Auftakt des Herbstevents über die Bühne des ORF-Zentrums. Die Kandidaten sind mit den Vorbereitungen für die Performance ihrer ersten Songs in der Endphase. Folgende Lieder werden zu hören sein:

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

Nazide Aylin: “I Got Rhythm” (”Crazy For You”)
Vincent Bueno: “Hair” (”Hair”)
Alexander Donesch: “All I ask of you” (”The Phantom of the Opera”)
Simone Fetz: “Diamonds are a Girl’s Best Friend” (”Gentlemen Prefer Blondes”)*
Gudrun Ihninger: “Mein Herr” (”Cabaret”)*
Eva Klikovics: “I dreamed a dream” (”Les Misà©rables”)
Alica Macura: “Beauty and the Beast” (”Beauty and the Beast”)
Werner Mai: “Can you feel the love tonight” (”The Lion King”)
Markus Neugebauer: “Wie wird man seinen Schatten los” (”Mozart!”)
Bernhard Viktorin: “Don’t stop me now” (”We Will Rock You”)

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

Anhand der Auswahl der Songs lässt sich die musikalische Richtung der Castingshow leicht erkennen. Es sind die großen Evergreens und die Blockbuster, die man serviert, weniger die ambitionierten Alternativproduktionen oder die Werke der neuen Generation der Broadwaykomponisten. Doch selbst das kann passieren, und zwar bei den Joker-Songs. Jene beiden Kandidaten mit den wenigsten Publikumsvotes haben am Ende jeder Show noch einmal die Gelegenheit, die Fernsehzuschauer von ihrem Können zu überzeugen. Nur von einem Korrepetitor begleitet (Michael Römer oder Lior Kretzer) bringen sie einen Song ihrer Wahl, den außer ihnen und dem Korrepetitor niemand kennt. Danach stellen sie sich einem erneuten Publikumsvoting. Und genau diese Jokersongs sind es, die evetuell auch die eine oder andere Überraschung bringen könnten. Ist natürlich die Frage, ob es jemand wagt, beispielsweise “Moving too fast” aus Jason Robert Browns “The Last Five Years” zu singen, oder “Learning to let go” aus Bill Russells “Elegies for Angels, Punks & Raging Queens”, “I’d rather be sailing” aus William Finns “A New Brain” oder “14 Dwight Ave., Natick, Massachusetts” aus William Finns “Elegies”.

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

Was die Technik betrifft, ist der ORF gut unterwegs. Die Bühne ist schön und riesengroß, der Sound in der Halle ist grandios, Lichteffekte und alles andere, was die Kandidaten gut aussehen lässt, stehen bereit. Für Technikfreaks: 500 Quadratmeter Projektionsflächen, 250 Studioscheinwerfer, 100 Quadratmeter LED-Bühnenboden und ein Wasserfall - nicht zum Abkühlen, sondern als Special-Effects-Quelle, beispielsweise, um Regen zu simulieren. Für den einen oder anderen Knaller sorgen dann noch diverse Pyrotechnik-Gimmicks.

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

Als Juroren hat man sich zwei Profis geholt: Alexander Goebel und die Agenturchefin Doris Fuhrmann. Für den Sound sorgt Thomas Rabitsch mit einem 80-köpfigen Team. Das Orchester besteht aus acht Streichern, acht Bläsern, einem Schlagzeuger, einem Bassisten, einem Gitarristen, zwei Keyboardern und Percussionisten sowie Dirigent Herbert Pichler. Pro Woche gilt es, zwölf Songs einzustudieren, insgesamt werden 100 Titel arrangiert, 78 davon gehen tatsächlich auf Sendung.

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

Als prominenten Aufputz wird in jeder Sendung ein Gaststar auftreten. In der ersten Folge gibt sich Thomas Borchert die Ehre, am 30. November kommt Marika Lichter, in der dritten Show Maya Hakvoort. Alfons Haider ist bei jeder Sendung dabei - als Moderator.

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

Musical! Die Show, Folge 1:
Freitag, 23. November 2007, ORF 1 um 21.15 Uhr
Musical! Die Entscheidung, Folge 1
Freitag, 23. November 2007, ORF 1 um 22.55 Uhr

Musical! Die Show, Foto: Martin Bruny

“schnurlos” - Marjan Shaki & Lukas Perman live im Cenario

schnurlos, Foto: Martin Bruny
“Schnurlos” nannten Marjan Shaki und Lukas Perman ihr zweites Soloprogramm, das sie am 17. und 18. November 2007 im Wiener Szenelokal Cenario zur Aufführung brachten. Schnurlos im Sinne von konzeptlos, also ohne roten Faden. Roterfadenlos geht nicht wirklich, also: schnurlos. Natürlich war der Abend alles andere als konzeptlos, aber schnurlos ist auch als Untertreibung ein sympathischer Titel, in den man auch manch anderes hineininterpretieren konnte, zumindest bis zur Erklärung des Titels.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Das Cenario ist an und für sich schon ein sehr gemütliches Lokal, mit Platz für schätzungsweise 40 bis 60 Leute, je nach Kuschelwilligkeit. Stimmungsmäßig waren die Abende dann auch von den Performern ganz auf Gemütlichkeit getuned. Es gab Räucherkerzen und eine Sweetie-Time, in der Marjan Shaki Schokolade verteilte. Das alles kann so ungeheuer peinlich rüberkommen, wenn man nicht weiß, wie man diese Stimmung vermitteln soll, dafür gibt es unter all den Soloprogrammen, die in Wien im Laufe der letzten Jahre über die Bühne gegangen sind, wahrhaft schreckliche Musterbeipiele.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Bei “schnurlos” ging das alles problemlos und ganz natürlich. Natürlichkeit hat man oder nicht, sie allerdings einem Publikum vermitteln zu können, ist auch Teil einer persönlichen Entwicklung. So kann ich mich noch an eine ganz in sich versunkene Marjan Shaki bei einem Benefiz-Konzert im Wiener Museumsquartier am 29. Dezember 2003 erinnern. Sie sang Songs von Tori Amos und Barbra Streisand und hatte die Augen meist geschlossen. Den Wechsel zum Singing Actor, der auch zeigt, dass die Augen neben der Stimme ein enorm wichtiges Instrument des Performens sind, den hat sie mittlerweile auch für das Publikum sichtbar vollzogen.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Die Gemütlichkeit des Abends war eine Art Konzept, und zwar ein sympathisches, und eines, das voll aufging. Umgesetzt wurde das Konzept beispielsweise mit zum Großteil improvisierten Zwischenmoderationen. Wer Konzerte, Shows und Musicals gerne öfter sieht und bei beiden Abenden dabei war, hatte so die Chance, zwei doch in vielen Nuancen sehr unterschiedliche Performances der beiden Darsteller zu erleben.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Die “Band” der beiden bestand aus Lior Kretzer am Keyboard und Ulrich Permanschlager an der Gitarre und am Bass. Zum Saxophon hat Lukas Perman bei einigen Songs selbst gegriffen. Lior Kretzer, von Lukas Perman und Marjan Shaki als “bester Pianist Wiens” gelobt, ist all jenen, die beispielsweise die Aufführungen der Konservatorium Wien Privatuniversität besuchen, mit Sicherheit ein Begriff. Er ist derzeit stellvertretender Abteilungsvorstand für Musikalisches Unterhaltungstheater, Korrepetitor und Musikalischer Leiter der Eigenproduktionen des Hauses - und er ist vor allem Klavierspieler mit Drive und Seele. Er liefert die nötige Power an den Tasten und das gewisse verspielte Etwas bei Balladen. Neben Ulrich Permanschlager am Bass und der Gitarre wäre auch noch Lukas Permans Schwester am zweiten Abend als Bandmitglied zur Verfügung gestanden, allerdings spielt sie Harfe, und da hätte man zum Cenario vermutlich noch ein Lokal dazumieten müssen.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Es waren unterhaltsame Shows mit gut gewählten Songs aus Musicals wie “Annie Get Your Gun”, “Phantom”, “Mozart!”, “The Lion King”, “City of Angels” oder “The Scarlet Pimpernel” - und klassische Pop-Balladen wie “Promise me” von Beverly Craven oder “Just the way you are” von Billy Joel. Ein Song aus Frank Wildhorns “Civil War” (”Sarah”) wurde am zweiten Abend durch das etwas flottere “Have you met Miss Jones” von Richard Rodgers & Lorenz Hart aus dem Musical “I’d rather be right” ersetzt. Balladen blieben aber dennoch dominant, und das ist auch gut so.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Nicht zuletzt war “schnurlos” ein Benefiz-Konzert. Rund 1700 Euro Reinerlös brachten die beiden Abende der Aktion “Menschen für Menschen” - ein schöner Erfolg auch in dieser Hinsicht.

schnurlos, Foto: Martin Bruny

Setlist:
01) Unehrlichkeiten - Lukas Perman (”City of Angels”, Cy Coleman/David Zippel)
02) My Funny Valentine - Marjan Shaki (”Babes in Arms”, Richard Rodgers/Lorenz Hart)
03) Can You Feel The Love Tonight - Lukas Perman (”The Lion King”, Elton John/Tim Rice)
04) Promise Me - Marjan Shaki (Beverly Craven)
05) Dich kennen heißt dich lieben - Marjan Shaki & Lukas Perman (”Mozart!”, Sylvester Levay/Michael Kunze)
06) Have You Met Miss Jones - Lukas Perman (”I’d Rather Be Right”, Richard Rodgers/Lorenz Hart)
07) When I Look At You - Marjan Shaki (”The Scarlet Pimpernel”, Frank Wildhorn/Nan Knighton)
08) Medley: Hasta que vuelvas - Lukas Perman (Felipe Gil/Mario Arturo)/Historia de un amor - Marjan Shaki (Carlos Eleta Almaran)
09) Who Could Ever Have Dreamed Up You (in japanischer Sprache gesungen) - Lukas Perman (”Phantom”, Maury Yeston)
10) Rosen und Prinzen - Marjan Shaki (Marjan Shaki)
11) Anything You Can Do, I Can Do Better - Marjan Shaki & Lukas Perman (”Annie Get Your Gun”, Irving Berlin)
12) Fly Me To The Moon - Lukas Perman (Bart Howard)
13) Autumn Leaves - Marjan Shaki (Joseph Kosma/Johnny Mercer)
14) Just The Way You Are - Lukas Perman (Billy Joel)
15) I’m With You - Marjan Shaki (Avril Lavigne/Lauren Christy/Graham Edwards/Scott Spock)
16) Endless Love - Marjan Shaki & Lukas Perman (Lionel Richie)

schnurlos, Foto: Martin Bruny

ZDF: “Musical-Showstar 2008″ mit Uwe Kröger als Juror

Im April 2008 sendet das ZDF eine Musical-Castingshow unter dem Titel “Musical-Showstar 2008″. Bis 14. Dezember 2007 können sich Interessierte (ab 18) bewerben, die Castings finden im Januar 2008 in mehreren deutschen Städten sowie in Wien statt.

Eine dreiköpfige Jury, der unter anderem auch Uwe Kröger angehören wird, hat die Aufgabe, die zehn Finalisten auszuwählen, deren Verbleib im Bewerb dann vom Voting der Fernsehzuschauer abhängt.

Gewinnen kann diesmal nicht nur einer, gewinnen werden zwei der zehn Finalisten, was immer auch sie gewinnen werden. Das ZDF formuliert das so: “eine Hauptrolle in einem der weltweit bekanntesten Musicals”.

Raimund Theater Wien: Serkan Kaya als “Galileo” in “We Will Rock You” bestätigt

Die Vereinigten Bühnen Wien haben laut “Live-PR” die Vertragsunterzeichnung mit Serkan Kaya für die Rolle des “Galileo” im Queen-Musical “We Will Rock You” bestätigt.

“We Will Rock You” ist von 24.1. bis 10.7. 2008 im Wiener Raimund Theater zu sehen.

ORF: Herbstzeit - Lukas Perman privat

22. November 2007
17:40bis18:30

ORF: Herbstzeit - 22. November 2007, um 17.40 Uhr in ORF 2

Musicalstar Lukas Perman zeigt in “Herbstzeit” sein Lieblingsgrätzel in Wien.

Kammeroper Wien bringt “The Last Five Years” von Jason Robert Brown

The Last Five Years Foto: Martin Bruny
Am Donnerstag, dem 22. November 2007, geht die Musicalpremiere der diesjährigen Wiener Herbstsaison schlechthin über die Bühne der Wiener Kammeroper: “The Last Five Years” von Jason Robert Brown (geboren 1970). Man kommt, wenn man sich mit der Zukunft der Kunstform Musical beschäftigt, am Komponisten (und Texter und Autor) dieser Show nicht vorbei.
The Last Five Years Foto: Martin Bruny
Jason Robert Brown liefert mit “The Last Five Years” einen sensiblen, feinen Score mit Elementen aus Pop, Jazz, Latin, Klezmer, Klassik, Rock und Folk. Jeder einzelne Song ist ungeheuer fein gepinselt, kann für sich allein stehen und hat eine Vielzahl an Melodie-Nuggets in sich geborgen, die, wenn man auch nur halbwegs dafür offen ist, eine unverwechselbare Wohlfühlstimmung schaffen.
The Last Five Years Foto: Martin Bruny
“The Last Five Years” ging Off-Broadway am 3. März 2002 im Minetta Lane Theatre ins Rennen und war da bis zum 5. Mai 2002 zu sehen. Jason Robert Brown wurde für seine Show mit einem Drama Desk Award ausgezeichnet (”Outstanding Music and Lyrics”). Nominiert war das Musical auch in den Kategorien “Outstanding Musical”, “Outstanding Actor [Norbert Leo Butz]”, “Outstanding Actress [Lauren Kennedy]”, “Outstanding Orchestrations” und “Outstanding Set Design”. Weitere Nominierungen: Lucille Lortel Award Nominierung als “Outstanding Musical” und “Outstanding Actor” sowie Outer Critics Circle Award Nominierung als “Outstanding Off-Broadway Musical”.
The Last Five Years Foto: Martin Bruny
In der Wiener Kammeroper ist, und das ist eine Ideallösung, die englischsprachige Originalversion zu sehen. Es spielen Rob Fowler (Jamie) und Caroline Frank (Catherine). Die Musikalische Leitung hat Michael Schnack übernommen, Alonso Barros zeichnet für Inszenierung und Choreographie verantwortlich.

Wien: “The Producers” mit Andreas Bieber

Im Juni 2008 wird das Wiener Ronacher mit dem Mel Brooks-Musical “The Producers” eröffnet. Andreas Bieber ließ am 19. November 2007 auf seiner offiziellen Website wissen, dass er in der Rolle des Leo Bloom mit dabei sein wird. Am 20. November wurde diese Meldung von seiner Website wieder entfernt. [andy-bieber.de]

Gloria Theater Wien: Little Shop of Horrors

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Es gibt sie noch, die Musical-Überraschungen. Das Wiener Gloria Theater ist (noch) nicht dafür bekannt, eine Heimstätte für Musicalevergreens zu sein, eher schon für Boulevard und Komödien - mit den alten Publikumslieblingen wie beispielsweise Götz Kauffmann, Peter Lodynski oder Brigitte Neumeister als Zugpferde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Am 16. November 2007 feierte jedenfalls im Gloria Theater Howard Ashmans & Alan Menkens Show “Little Shop of Horrors” Premiere, eine liebenswerte Version in einem gelungenen wunderbar verspielten altmodischen Bühnenbild (Robert Sinn, Gerold Kubitschek) mit knallig grünblau designten fleischfressenden Audreys II in verschiedensten Entwicklungsstufen bis hin zur riesengroßen fleischfressenden Furie, in einer Inszenierung von Gerhard Ernst, der, und das muss man bei den Versionen, die bisher in Wien zu sehen waren, fast betonen, auch den Schauspielszenen in diesem Musical die angemessene Beachtung zukommen lässt. Gerade bei “Little Shop of Horrors” erkennt man oft die Tendenz, die Schauspielszenen entweder aufs Notwendigste zu kürzen oder in furiosem Tempo runterzunudeln. Das ist bei der Version des Gloria Theaters nicht der Fall. Da ist es vielleicht ganz gut, an diesem Theater eine Art Crossover-Produktion von Boulevard und Musical zu haben, in der Wert auf gut getimte Pointen gelegt wird, vor allem vom Prinzipal des Hauses, Gerald Pichowetz.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Mit Pichowetz in der Rolle des Blumenladenbesitzers Mr. Mushnik steht der Direktor des Gloria Theaters selbst in einer Hauptpartie auf der Bühne und gibt die Rolle mit fein einstudierter Mimik und Gestik, mit wunderbarem jiddischen Akzent, was dem Ganzen zusätzliches Flair verleiht - auch das eine Facette, die man nicht in jeder Produktion hört. Und auch eine flotte Tanzszene legt er gemeinsam mit Gernot Kranner (in der Rolle des Seymour) auf die Bühne, choreographiert von Cedric Lee Bradley, der damit einmal mehr beweist, dass man mit dem nötigen Know-how auch vermeintlichen Nichttänzern einen unpeinlichen und durchaus schwungvollen Tanzauftritt auf den Leib schneidern kann.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Gernot Kranner als “schüchterner Lehrling” Seymour ist ein schwieriger Fall. Im Prinzip könnte man es sich einfach machen und sagen, dass die Rolle mit ihm nicht altersadäquat besetzt ist, doch man nimmt Kranner den Seymour zum Teil durchaus ab, vor allem, was sein Schauspiel betrifft. Dass er einen Pepi trägt, damit man ihm die von der Rolle geforderte jugendliche Kraft oder auch Tollpatschigkeit bis in die (falschen) Haarspitzen ansieht, ist nicht das Problem. Es liegt schon eher daran, dass Seymours Songs nicht wirklich zu Kranners Stimme passen, denn den Körper kann man mit allerlei Mittelchen auf jung trimmen, aber die Stimme? Auch schien Kranner zumindest bei der Premiere nicht ganz wohl in seiner Haut zu sein, nicht ganz in der Rolle, aber das mag ein tatsächlich viel zu subjektiver Eindruck sein. Freilich kann es auch daran liegen, dass bei dieser Vorstellung in der ersten Reihe Mitte drei ältere Damen saßen, die sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste ihre eigene, ganz private Show abzogen und ein Benehmen an den Tag legten, wie ich es in all den Jahren, die ich ins Theater gehe, noch nie erlebt habe. Die drei Damen könnten buchstäblich aus dem “Kaisermühlenblues” stammen. Im tiefsten Wiener Slang waren sie sich nicht zu dumm, fast jede Szene zu kommentieren oder sogar Vorschläge auf die Bühne zu brabbeln, wie ihrer Meinung nach die Handlung weitergehen könnte. Vielleicht mag es ja zu seiner Rolle gehören, aber als Mat Schuh als sadistischer Zahnarzt Dr. Orin Scrivello endlich das Zeitliche segnete und röchelnd zu Boden ging, zeigte er mit der rechten Hand, quasi als schene Leich, in Richtung der drei lärmenden Hausmeisterinnen den Stinkefinger. Wäre fast zu schön, wenn das eine spontane Geste gewesen wäre, aber letztlich blieb sie ohnedies ohne Wirkung, denn die drei waren schon dabei, eifrig Ratschläge zu geben, was Gernot Kranner denn als nächstes tun sollte. Gaben sie Kranner vor ein paar Sekunden noch lauthals den Rat “DASCHIESS EAM”, fragten sie ihn nun: “NA WOS MOCHST JETZA?”

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Mat Schuh als Dr. Orin Scrivello ist eine helle Freude. Der Vollblutentertainer entert die Bühne auf eine Weise und mit einem Gesichtsausdruck, den man wohl nur dann schafft, wenn man einen Blutdruckwert von 280 zu 140 hat und in ein Paar sensiblen Körperteilen Elektroden stecken, die sämtliche Gesichtsmuskeln gleichzeitig in alle vier Himmelsrichtungen reißen. Was immer Schuh vor seinem Auftritt getan hat, er sollte es sich patentieren lassen. Nicht mal ein Jim Carrey bekommt eine solche Mimik ohne Special Effects hin. Schuh war eindeutig eines der Glanzlichter dieses Premierenabends.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Die Rounder Girls (Tini Kainrath, Kim Cooper und Lynne Kieran) geben als Crystal, Chiffon und Ronnette quasi ein Dacapo jener Rollen, die sie seinerzeit schon im Wiener Metropol spielten. Dieses Mal stimmlich noch überzeugender, sympathisch und mit witzigen wienerischen Einwürfen.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Der Star des Premierenabends war Caroline Vasicek. Wenn man von ihr das typische lispelnde hysterische Blondinchen erwartet hätte, wäre man vermutlich enttäuscht. Weder lispelt sie übertrieben noch gestaltet sie ihre Rolle als Zerrbild eines billigen Blondinenwitzes. Was sie jedoch abliefert, sind wunderbare Interpretationen ihrer Songs. Da hört man im Theater keinen Mucks, bis zur letzten Reihe lauscht man dem sanften weichen Ausklingen von Liedern wie “Im Grünen irgendwo”. Sie verleiht ihrer Rolle weniger den Charakter einer Comicfigur, wie das bei vielen Inszenierungen des “Kleinen Horrorladen” der Fall ist, sondern gestaltet sie glaubhaft und berührend, auf jeden Fall auf ihre ganz eigene Weise.

Little Shop of Horrors; Foto: Martin Bruny

Der kleine und am Ende ganz große Pflanzenschreck Audrey II wird von Eddie Cole gesungen, einem Original-Mitglied der legendären US-TV-Show “Soul Train”. Als Sänger hat Cole mit Größen wie Diana Ross, Aretha Franklin, Tom Jones, The Pointer Sisters, Chaka Khan und Prince zusammengearbeitet. Cole ist ein begnadeter Soulsänger, und was den Gesang betrifft, liefert er eine perfekte Leistung beim “Kleinen Horrorladen” im Gloria Theater ab. Ein kleines Handicap hat er leider: Man versteht ihn relativ schlecht, wenn er Texte in deutscher Sprache singt. Noch dazu scheint ausgerechnet bei ihm die Tonregie (Walter Berger), die bei allen übrigen Darstellern ausgezeichnete Arbeit geleistet hat, keinen Weg gefunden zu haben, seine Gesangspassagen klarer auf die Bühne zu bekommen.

Die Band, bestehend aus Mario Pecoraro (Keyboard), Bernhard Eder (Keyboard), Juan Garcia (Bass), Christoph Helm (Gitarre), Michael Höglinger (Gitare) und Silvio Berger (Drums) liefert einen soliden Klangteppich, manchmal leiern die Synthis ein bisschen zu sehr, aber an und für sich macht man das Beste aus den Gegebenheiten.

Der “Kleine Horrorladen” im Floridsdorfer Gloria Theater ist ein Hit, den man nicht versäumen sollte.

Gloria Theater: “Little Shop of Horrors” - “Der Kleine Horrorladen”
Buch und Liedtexte: Howard Ashman
Deutsch von Michael Kunze
Musik: Alan Menken
Nach dem Film von Roger Corman
Drehbuch von Charles Griffith
Bühnenrechte: Gallissas Theaterverlag

Premiere: 16. November 2007 (Vorstellungen bis zum 27. Dezember)
Regie: Gerhard Ernst
Musikalische Leitung: Mario Pecoraro
Choreographie: Cedric Lee Bradley
Bühnenbild: Robert Sinn, Gerold Kubitschek
Kostümbild: Barbara Langbein
Maske: Harry Pfeifer, Wolfgang Haller
Inspizienz: Franz Mifkovic
Regie-Assistenz: Kirsten Rochhart
Licht: Thomas Feratova
Ton: Walter Berger

Seymour: Gernot Kranner (Leopold Paul Dallinger)
Audrey: Caroline Vasicek (Sandra Högl)
Mr. Mushnik: Gerald Pichowetz (Peter Faerber)
Dr. Orin Scrivello: Mat Schuh (Chris Kaye)
Crystal: Tini Kainrath
Chiffon: Kim Cooper
Ronnette: Lynne Kieran
Audrey II: Eddie Cole
Mrs. Luce: Kathrin Unterrainer
Sandler/Reporter: Rochus Millauer

Keyboard: Bernhard Eder, Mario Percoraro
Bass: Juan Garcia
Gitarre: Christoph Helm, Michael Höglinger
Drums: Silvio Berger

Karten & Information:
Online: tickets.jet.at
Hotline: +43 1 278 54 04
Fax: +43 1 278 54 04 4
Adresse: Gloria Theater, Prager Straße 9, 1210 Wien

Vereinigte Bühnen Wien: “Elisabeth” - Die “Sammler Edition”/Tracklist

Dieser Tage ist das 3-DVD-Set “Elisabeth - Die “Sammler-Edition”" erschienen. Auf DVD 1 und 2 befindet sich die bereits veröffentlichte Version des Musicals von Sylvester Levay und Michael Kunze, aufgenommen im Theater an der Wien. DVD Nummer 3 enthält das “Special”, das exakt 23 Minuten dauert und aus folgenden Tracks besteht:

01) Backstage 1
02) Interview Michael Kunze
03) Interview Serkan Kaya
04) Interview Sylvester Levay
05) Backstage 2
06) Interview Mà¡tà© Kamarà¡s
07) Interview Harry Kupfer
08) Interview Maya Hakvoort
09) Letzter Vorhang
10) Interview Kathrin Zechner
11) Schlusswort Michael Kunze
12) Fotoalbum

Volksoper Wien: “My Fair Lady” mit Lukas Perman

Am 3. April 2008 feiert in der Wiener Volksoper das Frederick Loewe & Alan Jay Lerner-Musical “My Fair Lady” Premiere. Es handelt sich dabei um eine Neueinstudierung (Robert Herzl) einer Fassung, die erstmals am 5. November 1979 in der Wiener Volksoper zu sehen war und mit bisher 362 Aufführungen das meistgespielte Musical des Hauses ist.

Josefstadtdirektor Herbert Föttinger wird den Henry Higgins geben, an seiner Seite agieren Volksoperndirektor Robert Meyer (als Müllkutscher Alfred P. Doolittle), Burgschauspieler Peter Matic (als Oberst Pickering) und Louise Martini (als Mrs. Higgins). In der Rolle des Freddy wird Lukas Perman zu sehen sein. Als Eliza wird Katharina Straßer ihr Volksopern-Debüt geben.

Weitere Vorstellungen: 5., 9., 11., 17., 20., 28., 30. April 2008; 1., 3., 11., 12. Mai 2008.

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